- Argentinien, Brasilien....und nun Uruguay..... - Tofir, 24.10.2001, 08:52
Argentinien, Brasilien....und nun Uruguay.....
Uruguays Wirtschaft im Strudel der Krisen in den Nachbarländern
Montevideo, Uruguay, 22. Oktober (Bloomberg) - Eingeklemmt zwischen Argentinien und Brasilien gerät Uruguay mit seinen 3,3 Millionen Einwohnern immer stärker in den Sog der Wirtschaftsprobleme der beiden größten südamerikanischen Länder. Durch ständige Abwertungen werden für die Brasilianer die Importe teurer. In Argentinien schwächt eine Rezession die Nachfrage nach Produkten aus Uruguay. Einen weiteren Schlag erhielt das Land, dessen Wirtschaftsleistung sich auf jährlich 20 Mrd. Dollar beläuft, durch die Maul- und Klauenseuche. Dadurch kam der Export von Rindfleisch zum Erliegen, so Wirtschaftsminister Alberto Bension. 2002 dürfte für Uruguay das vierte Rezessionsjahr werden.
Beim führenden Gebäckwarenhersteller des Landes, der Durulte SA, brachen die Exporte seit 1999 um 70 Prozent auf 2,5 Mio. Dollar ein."Wir können nichts machen und müssen nach der Pfeife unserer Nachbarn tanzen", klagt Daniel Ruzo, bei Durulte für das Exportgeschäft verantwortlich. Dieses macht rund acht Prozent vom Jahresumsatz in Höhe von 30 Mio. Dollar aus.
Durultes Schwierigkeiten stehen stellvertretend für das ganze Land. Mit der drohenden Zahlungsunfähigkeit Argentiniens, die die Kapitalflucht aus der Region anheizt, schwinden auch die Aussichten auf eine wirtschaftliche Erholung in Uruguay. Obwohl die Rindfleischexporte in diesem Quartal wieder aufgenommen werden, dürfte nach Ansicht von Wirtschaftsexperten so bald keine Wende eintreten."Argentinien ist ein Problem und Brasiliens Situation verschärft sich", beschreibt Jorge Caumont, Wirtschaftsprofessor an der Universität Montevideo."Daher wird Uruguays Rezession auch nächstes Jahr anhalten."
Caumont erwartet, dass Uruguays Wirtschaft im laufenden Jahr um 2,5 Prozent und im nächsten Jahr um 0,4 Prozent schrumpfen wird. Im Jahr 1999 betrug das Minus 2,9 Prozent und 2000 lag ein Minus von 1,3 Prozent vor. Von 1996 bis 1998 betrug das Wachstum dagegen im Jahresdurchschnitt fünf Prozent. Die Expansion in Brasilien und Argentinien sorgte für die nötigen Impulse. Diese Länder erzeugten 2000 nach Schätzungen der Weltbank zusammen ein Bruttoinlandsprodukt von 880 Mrd. Dollar.
Ein weiterer Rückgang der Wirtschaftstätigkeit stellt nach Aussagen von Wirtschaftsminister Bension das Kreditrating Uruguays im Investment-Grade-Bereich in Frage."Die Region hat sehr großen Einfluss auf die Wirtschaft Uruguays. Wenn sich hier die wirtschaftliche Situation weiter verschärft, bleibt das nicht ohne Folgen auf die Wachstumsaussichten", erklärte er."Die internationalen Rating-Agenturen werden dies als negativen Faktor verbuchen."
Moody's Investors Service hat Uruguay mit"Baa3" eingestuft, Standard & Poor's hat ein"BBB-" vergeben. Bei beiden Rating- Agenturen ist dies die niedrigste Einstufung im Investment-Grade- Bereich. Als einzige lateinamerikanische Länder tragen nur Chile und Mexiko ein solches Rating. Dass sich die Situation verschärft, zeigen auch die Staatsanleihen Uruguays. Die 8 3/4-prozentige Anleihe mit Fälligkeit 2010 wird mit einer Risikoprämie von 312 Basispunkten gegenüber US-Treasuries mit vergleichbarer Laufzeit gehandelt - 83 Basispunkte mehr als im Mai.
Mit einem geringeren Haushaltsdefizit könnte Uruguay nach Worten Bensions sein Rating aufrecht erhalten. Uruguay strebt im nächsten Jahr ein Haushaltsdefizit von unter 2,5 Prozent des Bruttoinlandsproduktes an. Dieses Jahr beläuft es sich auf 3,3 Prozent."Angesichts des Trends der öffentlichen Schulden sind auch die 3,3 Prozent beunruhigend. In den letzten zwei Jahren gab es eine fühlbare Steigerung", so Bension. Im letzten Wachstumsjahr 1998 betrug Uruguays Haushaltsdefizit 0,8 Prozent des Bruttoinlandsproduktes.
Die Regierung in Montevideo plant geringere Ausgaben durch Lohnkürzungen und Streichungen an anderen Stellen des Haushalts. Ebenso hat sie der Steuerhinterziehung den Kampf angesagt. Eine Wiederaufnahme der Rindfleischexporte nach Europa, Chile und Israel wird ebenfalls die Steuereinnahmen erhöhen, so Bension.
Der Ausbruch der Maul- und Klauenseuche und die damit einhergehenden Ausfälle bei der Fleisch- und Milchproduktion haben die Exporte des Landes um rund 100 Mio. Dollar reduziert. Nach Zahlen der Zentralbank von Uruguay hat das Exportverbot zu einem Rückgang der Ausfuhren um 23,4 Prozent auf 149,5 Mio. Dollar in den zwölf Monaten bis Juli 2001 beigetragen."Wenn sich die Lage in den Nachbarländern normalisiert, könnten die wiederaufgenommenen Rindfleischexporte die Basis für ein Wirtschaftswachstum um zwei Prozent bilden", meint Bension.
Analysten sind nicht so optimistisch."Es wäre schon sehr positiv, wenn es in der Region nicht noch schlimmer wird", erklärt Fernando Lorenzo, Volkswirt bei der Beratungsfirma Cinve.
Gruss
tofir
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