- Offtopic: historischen Sequenzen der ismailitischen Geheimorganisation - Theo Stuss, 24.10.2001, 09:13
- Auszug: Initiation der Assassinen und Fragen dazu - Theo Stuss, 24.10.2001, 09:49
- Re: Offtopic: historischen Sequenzen und die fehlenden Passagiere - nereus, 24.10.2001, 12:10
- Re: Offtopic: historischen Sequenzen und die fehlenden Passagiere - Theo Stuss, 24.10.2001, 14:08
Auszug: Initiation der Assassinen und Fragen dazu
"Meine Fragen dazu: Ist es ein Zufall, daß die Katharer und Albigienser eine ähnliche Struktur hervorbrachten wie die islamischen Assassinen, mit denen die Kreuzfahrer in Kontakt standen? Ist die offensichtlich gnostische Mystik des schiitischen Islam vorislamisch? Kann man das eine kalte Rache der Zoroaster-Religion am Islam nennen? Hat sich auch Friedrich I. der Assassinen bedient? In der Zeit des Mani gab es in Persien eine kommunistische Sekte, die nicht mit den Manichäern identisch war, derer sich der Schah bediente, um die Macht der Großgrundbesitzer zu brechen. Danach wurde diese Sekte vernichtet. Wie hieß diese Sekte?"
Der Initiationsritus der Assassinen verlief in 9 Phasen: (ebd.)
1. Phase:
Der Neophyt wurde zunächst von seinem Lehrer in ein Stadium des Zweifels über alle konventionellen, religiösen und politischen Ideen eingeführt. Mit falschen Analogien und diversen Argumenten versuchte man dem Initianten vor Augen zu führen, dass alles was er bisher gelernt hat, auf reinen Vorurteilen beruht, und alles Wissen einer neuen Herausforderung bedarf. Ziel dieser Übung war es, nicht den Lehrer als Quelle des Wissens anzusehen, sondern anhand von Fakten wahre, richtige Interpretationen vorzunehmen. Gleichzeitig deutete der Lehrer kontinuierlich an, dass formales Wissen bloß eine Verschleierung darstellt, und sich dahinter die versteckte innere machtvolle Wahrheit verbirgt. Diese"Verwirrungstechnik" wurde solange angewandt, bis der Neophyt ein Stadium erreichte, in dem er seinem Lehrer ein Gelübde absoluter Treue ablegte und blindes Vertrauen versprach.
2. Phase:
Der Neophyt erfuhr, dass Allahs Zustimmung nicht gewonnen werden kann, wenn man lediglich den Verordnungen des Islam folgt, sondern man muss vielmehr der inneren Doktrin folgen, die vom Imam, der die Vormundschaft über einen hat, vorgegeben wird.
3. Phase:
Der Initiant lernte nun die Abfolge der rechtmäßigen Imame, sowie die signifikante Bedeutung der Zahl 7, für die Ismailia wie auch für die gesamte spirituelle und die materielle Welt.
4. Phase:
Dem Neophyten wurden die Doktrinen der sieben Propheten (Adam, Noah, Abraham, Moses, Jesus, Mohammed, Ismail) gelehrt, und damit die Erkenntnis, dass Mohammed nicht der letzte der Propheten gewesen sei, und dass der Koran nicht Allahs letzte Offenbarung für die Menschheit ist.
5. Phase
:Der Initiant wurde nun tiefer in die Zahlenwissenschaft eingeführt, er lernte verächtlich über den herrschenden Zustand der Religion zu sprechen (über die sunnitische Doktrin), und ihm wurde die Bedeutung der Zahl 12 nähergebracht, sowie die 12 Beweise, die 12 Wahrheiten, die die Propaganda eines jeden Imams leiten. Diese manifestieren sich in den menschlichen Rückenwirbeln, während die Zahl 7 die Halswirbeln, und damit in Verbindung die 7 Propheten bzw. die 7 Imame darstellt.
6. Phase:
Dem Schüler wurden nun die allegorischen Bedeutungen der Riten und der Vorschriften des Islam gelehrt; Obligationen wie das Gebet, die Almosen, die Pilgerfahrt, das Fasten, etc. Weiters musste er schwören, dass äußerliche Beobachtungen von keinerlei Bedeutung seien, bevor sie nicht von weisen Philosophen einer gründlichen Überprüfung unterzogen wurden.
7. Phase:
Diesen und den folgenden beiden Ausbildungsphasen wurden nur die führenden da´is unterzogen, die ein volles Verständnis der Welt und der Ziele ihrer Doktrinen benötigten. Dabei wurden sie in die dualistische Doktrin des"Vorexistenten" und des"Folgenden" (Arkon Daraul nennt die beiden Begriffe"the Pre-existent and the Subsequent", Secret Societies, zitiert nach: Shand, 1998) eingeweiht. Die Lehre war dazu bestimmt, den Glauben des Schülers an die göttliche Einheit zu schwächen und zu untergraben.
8. Phase:
Der Konvertit erfuhr, dass über dem"Vorexistenten" und dem"Folgenden" eine namenlose Existenz stehe, ein Wesen ohne Attribute, ein Wesen, das niemand voraussehen kann, das niemand verehren kann. Diese namenlose Existenz scheint"Zerwan Akanana", die"grenzenlose Zeit" des zoroastrischen Systems darzustellen. Weiters wurde dem Neubekehrten gelehrt, dass man einen Propheten nicht an seinen Wundern erkennt, sondern an seiner Fähigkeit ein politisches, soziales, religiöses und philosophisches System in Einem zu schaffen. Daneben lernte er das Ende der Welt, die Auferstehung, zukünftige Belohnungen ("Paradies") und Bestrafungen ("Hölle") sowie andere eschatologische Doktrinen allegorisch zu verstehen.
9. Phase:
In der letzten Phase der Initiation wurden die letzten Reste einer dogmatischen Religion verworfen, und der Initiierte wurde zum freien und reinen Philosophen, dem es frei stand, Dogmen zu adoptieren, oder sie nach seinem Eigendünken zu vermischen.( Edward Granville Brown, in: St. Bart´s Hospital Journey, 1897; zitiert nach: Shand 1998)
Außerdem wurden okkultische Praktiken gelehrt, und die Wissenschaft der Alchemie und der Astrologie wurden Teil der philosophischen Studien. Auf der Burg Alamut besaßen die Assassinen eine reiche Bibliothek programmatischer, ideologischer und wissenschaftlicher Schriften, die jedoch größtenteils verloren ging, als die Tartaren 1523 das Gebiet verwüsteten.( Shand 1998)
Auffallend ist die frappierende Ähnlichkeit mit Praktiken der Freimaurerei, insbesondere des Grand Orient.
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