- Französische Unternehmen signalisieren Produktionskürzungen - Tofir, 31.10.2001, 22:50
Französische Unternehmen signalisieren Produktionskürzungen
Französische Unternehmen signalisieren Produktionskürzungen
Paris, 30. Oktober (Bloomberg) - Die französischen Unternehmen sind so pessimistisch wie seit über acht Jahren nicht mehr und signalisieren Produktionskürzungen, zeigt eine Umfrage unter 2.000 Gesellschaften."Die Krise hat gerade erst begonnen", erklärte Charles Edelstenne, Vorsitzender des Softwareherstellers Dassault Systemes SA.
Europas drittgrößte Volkswirtschaft wächst so langsam wie seit vier Jahren nicht mehr. Das Verbrauchervertrauen ist nach den Terrorattacken in den USA auf den tiefsten Stand seit dreieinhalb Jahren gesackt. Auf die Konsumausgaben entfallen 54 Prozent der französischen Wirtschaftsleistung. Der CAC 40 Index ist seit Jahresanfang um 26 Prozent gefallen. Eine Rezession ist in Frankreich nicht mehr auszuschließen.
Laut INSEE, dem französischen Amt für Statistik, erwarten die Unternehmen einen Produktionsrückgang um acht Prozent, nach minus sechs Prozent im September. Das wäre die niedrigste Produktionsauslastung seit Januar 1996. Das Verbrauchervertrauen sackte auf das Niveau vom März 1993.
Die Konjunkturabkühlung in den USA, auf die 14 Prozent aller europäischen Exporte entfallen, hat das Geschäftsklima europaweit stark beeinträchtigt. Das gilt insbesondere für Deutschland, wo der Index im letzten Monat auf den tiefsten Stand seit 28 Jahren abgerutscht ist und das Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal zum Stillstand kam.
Air Liquide SA, der weltgrößte Hersteller von Industriegasen, verzeichnete im dritten Quartal einen überraschenden Umsatzeinbruch von 3,6 Prozent. Die Nachfrage nach Produkten wie Flüssigchemikalien für die Elektronikbranche habe spürbar nachgelassen, so das Unternehmen aus Paris. Enttäuschende Nachrichten kommen auch aus der französischen Automobilbranche. Vergangene Woche korrigierte Renault SA die Gewinnprognose für 2001 zum dritten Mal nach unten und begründete dies mit Produktionskürzungen."Es ist nicht mehr auszuschließen, dass Frankreich in eine Rezession abrutscht", warnte Emmanuel Ferry, Volkswirt beim Pariser Brokerhaus Exane.
Mager gefüllte Auftragsbücher veranlassen Unternehmen wie Valeo Sa, Moulinex SA und Rhodia SA, den Gürtel enger zu schnallen. Seit Anfang September wurde der Abbau von rund 11.700 Stellen angekündigt. Damit kletterte die Arbeitslosenquote auf den höchsten Stand seit acht Monaten. Europaweit fallen 107.000 Arbeitsplätze weg.
Vor diesem Hintergrund fordern immer mehr Volkswirte, dass die Europäische Zentralbank die Zinsschraube lockert."Es ist viel einfacher, eine Rezession zu verhindern, statt sie zu kurieren", betonte Laurent Imbert, Fondsmanager bei Ofivalmo Gestion in Paris."Was muss denn noch passieren, damit sie die Zinsen wieder senken." Seit Jahresanfang hat die EZB die Leitzinsen erst dreimal gesenkt, zuletzt am 17. September um einen halben Punkt auf 3,75 Prozent. Hingegen wurden die Währungshüter der U.S. Federal Reserve in diesem Jahr schon neunmal aktiv, ihre Kollegen von der Bank of England haben die Zinsen sechsmal gesenkt.
EZB-Vertreter weisen darauf hin, dass sich zunächst die Inflationsaussichten verbessern müssten, bevor gehandelt werden könne. Ihr Ziel ist es, die Preissteigerungsrate mittelfristig unter der Marke von zwei Prozent zu halten, was ihnen in den letzten sechzehn Monaten indes misslungen ist. Während die Inflationsrate in den zwölf Staaten der Euro-Zone im September auf 2,5 Prozent gefallen ist, nach 3,4 Prozent im Mai dieses Jahres, verheißen die Prognosen für Oktober nichts Gutes. In Deutschland steigen die Preise auch weiterhin, das Gleiche gilt für Italien.
Bis Jahresende dürfte die EZB noch einmal an der Zinsschraube drehen, erwarten Investoren und verweisen auf den Terminkontrakthandel. Die Rendite für den dreimonatigen Euribor- Zinsterminkontrakt mit Fälligkeit im Dezember liegt unverändert bei 3,34 Prozent, das sind 41 Basispunkte unter dem EZB-Zins."Welche Inflationsgefahr?", fragt Olivier Mallet, Finanzvorstand von Pechiney SA, dem weltweit viertgrößten Aluminiumhersteller. Seiner Ansicht nach sind Aluminiumprodukte günstiger geworden."Die Hiobsbotschaften wurden bereits eingepreist."
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...oben schön auf den Punkt gebracht: Die Krise hat gerade erst begonnen!
tofir
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