- Buffett kauft Fruit of the Loom aus der Konkursmasse - rodex, 03.11.2001, 00:46
Buffett kauft Fruit of the Loom aus der Konkursmasse
Buffett kauft Fruit of the Loom aus der Konkursmasse
Preis bei 835 Millionen Dollar / Stärke der Marke und des Managements ausschlaggebend
dri. NEW YORK, 2. November. Der seit Dezember 1999 unter Konkursverwaltung befindliche Bekleidungshersteller Fruit of the Loom Inc., Cayman Islands, hat einen Käufer gefunden. Die Berkshire Hathaway Inc, Omaha (Nebraska), der von dem Investor Warren Buffett kontrollierte Mischkonzern, ist mit den Gläubigern übereingekommen, die Aktiva des Unternehmens nahezu komplett zu übernehmen. Mit einer Barofferte von 835 Millionen Dollar setzte sich Buffett in einem Bieterwettbewerb durch, an dem auch das Investmenthaus Blackstone in Zusammenarbeit mit der Russell Corp. und die Beteiligungsgesellschaft Texas Pacific Group mit der kanadischen Gildan Activewear Inc. teilgenommen hatten. Allerdings ist die Übernahme noch nicht in trockenen Tüchern. Das Konkursgericht muß der Transaktion noch zustimmen. Und dabei muß es gegebenenfalls auch noch andere Gebote prüfen.
Aufgrund der Zustimmung der verschiedenen Gläubigergruppen hat Berkshire freilich sehr gute Karten. Seinen vorrangigen Gläubigern schuldet Fruit of the Loom rund 1,2 Milliarden Dollar. Weitere Kredite in Höhe von 400 Millionen Dollar sind nicht besichert. Aus dieser Gruppe könnte noch Widerstand gegen den Verkauf an Berkshire kommen. Sollte die Transaktion hingegen plangemäß über die Bühne gehen, dürfte das Unternehmen im ersten Quartal nächsten Jahres in dem Berkshire-Konglomerat aufgehen.
Warren Buffett, Chairman und Großaktionär von Berkshire, begründete den Kauf zum einen mit der Stärke der Marke Fruit of the Loom und zum anderen mit dem Managementtalent von Chief Operating Officer John Holland. Obwohl das Unternehmen, dessen Firmenname bis auf das Jahr 1856 zurückgeht, seinen Höhepunkt in den siebziger und achtziger Jahren hatte, verfügt es nach wie vor über einen sehr hohen Bekanntheitsgrad. Die Probleme, die im Dezember 1999 zum Konkursantrag führten, waren weitgehend hausgemachter Natur. Fruit leitete erst Mitte der neunziger Jahre und damit deutlich später als die Konkurrenz die Verlagerung der Fertigung nach Übersee ein. Der Schwenk war so radikal, daß gravierende Probleme in der Qualitäts- und Bestandskontrolle auftraten.
Der damalige Konzernchef William Farley, der Fruit in den achtziger Jahren über ein Leveraged Buyout (fremdfinanziertes Übernahmeangebot) erworben und 1987 an die Böse gebracht hatte, unterlag zudem Fehleinschätzungen des Absatzmarktes. Zum Zeitpunkt des Konkurses kontrollierte Fruit of the Loom noch rund ein Drittel des amerikanischen Marktes für Herren- und Knabenunterwäsche. Unter Konkursverwaltung wurden die Kapazitäten nochmals deutlich beschnitten. In dem Quartal per Ende Juni schrumpfte der Umsatz mit Unterwäsche und sportlicher Oberbekleidung um fast 30 Prozent auf 479 Millionen Dollar. Davon entfielen noch 10 Prozent auf Europa.
Warren Buffett unterstreicht mit dem Kauf einmal mehr seine Vorliebe für Markennamen mit Tradition. Berkshire Hathaway, das einen Marktwert von mehr als 120 Milliarden Dollar hat, ist in seiner heutigen Struktur zwar vorwiegend ein Versicherungskonzern. Zu den größten Finanzanlagen gehören aber klangvolle Namen wie Coca-Cola, American Express und Gillette. Daneben verfügt die Gesellschaft inzwischen über ein buntes Portfolio von operativen Unternehmen, die zumindest in Amerika einen hohen Bekanntheitsgrad haben. Dazu zählen unter anderem der Farbenhersteller Benjamin Moore Paints, das Teppichunternehmen Shaw Industries und die Milchbarkette Dairy Queen. Fruit wird das erste Textilunternehmen der Gruppe sein.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 03.11.2001, Nr. 256 / Seite 16
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