- Debitismus und Wirklichkeit - R.Deutsch, 04.11.2001, 17:10
- Re: Debitismus und Wirklichkeit - hu, 04.11.2001, 17:18
- Re: Gute Frage (scheinbar) - R.Deutsch, 04.11.2001, 19:02
- Re: Gute Frage (scheinbar) - hu, 05.11.2001, 09:48
- Re: Gute Frage (scheinbar) - R.Deutsch, 04.11.2001, 19:02
- Re: Debitismus und Wirklichkeit - Shakur, 04.11.2001, 18:21
- Re: Nur Druck führt zum Wirtschaften... und bitte:"Falschpfand"! - dottore, 04.11.2001, 20:09
- Re: Debitismus und Wirklichkeit - hu, 04.11.2001, 17:18
Debitismus und Wirklichkeit
Ein paar Anmerkungen. Dottore immer fett (wie sich's gehört) meine Antwort mager:
Es herrscht leider die permanente Angst vor Überschuldung bei jedem, der sich am Wirtschaftsgeschehen beteiligt.
Ich glaube, dass hat mit Wirtschaft nichts zu tun, sondern ist letztlich Angst vor dem Tod, die jeder hat
Selbt wenn jemand"freudig" zu Werke geht, ist er keine Ausnahme. Denn die immer wieder dafür herangeführte
"Kapitalbildung" ist entweder:
- Finanzkapital (dann steht dem Gläubier immer ein Schulnder gegenüer oder mehrere).
Finanzkapital gibt es nicht, nur mehr oder weniger Schuldbeziehungen. Global betrachtet, ist da Nichts, es ist immer Null wie dottore selbst immer wieder betont. Allenfalls könnte man Gold und Silber in Geldform als"Finanzkapital" bezeichnen, aber das macht keinen Sinn, weil Gold und Silber letztlich auch Sachkapital sind.
- Oder es ist Sachkapital. Dieses wiederum kann nur bewertet, d.h. ausgepreist werden, indem es:
a) tauschbar ist (der Tausch erklärt keinerlei zusätzliches Wirtschaften, da die zum Tausch bereiten Güter schon vorhanden sein müssen, da sie sonst nicht getauscht werden könnten es sei denn einer aus dem Tausch Verpflichteter kommt seinen Verpflichtungen mit zeitlicher Verzögerung nach, was ihn zum Schuldner macht, Tauschrecht, ich bitte das zu beachten, ist Schuldrecht).
Nein, Tausch ist Sachenrecht, ich übertrage Eigentum. Natürlich ist auch ein schuldrechtlicher Anteil dabei (Einigung), aber die Übertragung von Sachen (und nichts anderes ist Tausch - die wechselseitige Übergabe von Sachen) wird eben zurecht logisch getrennt von schuldrechtlichen Vorgängen. Es macht keinen Sinn, künstlich alles auf Schuld zu pfriemeln. Neben abstrakten Schuldbeziehungen gibt es auch die reale Welt. Mit Tausch lässt sich auch durchaus zusätzliches Wirtschaften erklären. Ich produziere mehr, damit ich mehr tauschen kann.
b) Geld gegenüber gestellt wird (Banknoten usw.), die ihrerseits nur in die Welt kommen können, nachdem es Verschuldungsvorgänge gegeben hat (siehe die vielen Postings zu: Wie funktioniert eine Notenbank). Ohne Schulden kein Geld und ohne Geld keine Auspreisung (= Bewertung) irgendeines Kapitals. Das wurde lang und breit schon erklärt, sorry.
Es gibt Geld ohne Schuld, nämlich Warengeld. Ich will es mal genauso apodiktisch formulieren wie Du - auch Schuldgeld ist letztlich immer eine Warenschuld (oder besser Leistungsschuld). Schuldgeld ist immer eine versprochene Leistung, letztlich wird immer nur mit Leistung bezahlt, nicht mit Geld. Wenn Schuldgeld weitergereicht wird, wird ein Leistungsversprechen weitergereicht. Und natürlich kann ich auch ohne Geld"auspreisen" und bewerten, nämlich in anderen Waren.
Eine Wirtschaft kann nur ohne Verschuldungsvorgänge niemals wachsen.
Doch, kann sie schon. Robinson kann Kapital bilden (nur die Hälfte der Körner essen, die er findet) dann hat er im nächsten Jahr zehnmal soviel Körner. Durch Verschuldungsvorgänge allein entsteht nichts und wächst nichts. Hinter dem Wort"Verschuldungsvorgänge" stehen hier im Grunde zwei ganz unterschiedliche Konzeptionen. Entweder der Sklaventreiber (ohne Schuld oder Urschuld würden die Menschen freiwillig nichts tun) oder aus positiver Sicht die Arbeitsteilung. Durch Arbeitsteilung (ein realer Güterwirtschaftlich technischer Vorgang) entsteht Mehrprodukt für alle Beteiligten und diese Arbeitsteilung wird über freiwillige Schuldbeziehungen geregelt.
Im Debitismus ist nichts"determiniert" - außer, dass sich einen einmal begonnene Verschuldung fortsetzen muss, da die zur Erstellung der Zinszahlungen erforderlichen Mittel in einem Kreditgeldsystem nur mit Hilfe zusätzlicher Nettoneuverschuldung darstellen lassen.
Die Schuld inkl. Zinsen kann durch Leistung getilgt werden. Aus den geliehenen zwei Hasen werden 4 Hasen und ich zahle die geliehenen zwei Hasen plus einen Zinshasen zurück. Mein Gewinn ist ein Hase. Das Marx`sche Problem ist ein Schmarren, der mit seinem Kreislaufirrtum zusammenhängt.
Dieses kann, sofern kein (!) nicht wirtschaftender Schuldner wie der STAAT auftritt, so lange fortgesetzt werden, bis sich keinerlei Verschuldungs- (Investitions-)möglichkeiten mehr anbieten. Dies ist aber letztlich ein Problem der Endlichkeit des zur Verfügung stehenden Raumes.
Wenn kein nicht wirtschaftender Schuldner wie der Staat auftritt (wenn also kein Falschgeld ins System kommt) gibt es das Problem einer ständig steigenden Verschuldung nicht.
Gruß
R.Deutsch
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