- Japan - wirklich nicht mehr zum Lachen - dottore, 07.11.2001, 15:14
- Re: Japan - wirklich nicht mehr zum Lachen - Emerald, 07.11.2001, 16:01
- Re: Wo bleiben die riesigen Exportgewinne? - Ecardo, 07.11.2001, 16:35
- Re: Wo bleiben die riesigen Exportgewinne? - SchlauFuchs, 07.11.2001, 16:46
- Re: Wo bleiben die riesigen Exportgewinne? - Ecardo, 07.11.2001, 16:35
- Re: Japan - nein, es ist der pure Wahnsinn - Tobias, 07.11.2001, 20:08
- Re: Japan - nein, es ist der pure Wahnsinn - XERXES, 07.11.2001, 22:06
- Re: Japan - nein, es ist der pure Wahnsinn - dottore, 07.11.2001, 22:25
- Re: Danke, Tobias - und: Dös iss a Woaaahhnsinn! Nach Reinheitsgebot gebraut (owT) - dottore, 08.11.2001, 09:45
- Re: Japan - nein, es ist der pure Wahnsinn - XERXES, 07.11.2001, 22:06
- Re: Japan - wirklich nicht mehr zum Lachen - Emerald, 07.11.2001, 16:01
Re: Japan - nein, es ist der pure Wahnsinn
Hi,
>Hi,
>über das neue japanische"Konjunkturpaket" (es soll auch bei der"Terrorbekämpfung" helfen) in Höhe von 3 Bio Yen hatte JüKü schon in den MoMs berichtet.
>Es ist - so richtig gezählt - das wohl insgesamt Siebzehnte der aktuellen Reihe.
>Der Betrag entspricht (sofern richtig umgerechnet) knapp 25 Mrd Dollar (= ca. 66 Mrd DM), liegt damit also erheblich über dem von Eichel für 2001 projektierten Berliner Gesamtdefizit von ca. 46 Mrd. DM.
>Der für das Fiskaljahr Japans insgesamt gesteckte"Verschuldungsrahmen" ist damit noch bei weitem nicht ausgeschöpft. Denn der liegt bei 30 Billionen Yen, was also mit ca. 660 Milliarden DM die gesamten deutschen Bundesausgaben erheblich übersteigt (488 Mrd. DM (Einnahmen: 433 Mrd.).
***JAAAA!! Und das ist nur die neue, zusätzliche Verschuldung. In den Agenturmeldungen heißt es dann"Japan to sell more debt" (Bloomberg). Pervers - da steht ganz glasklar drin, dass Schulden VERKAUFT werden. Ich versteh's auch nicht - wie soll denn jemals irgendeine Staatsschuld dort zurück-geleistet werden. Die Summen sind ein Irrsinn.
>Dies ist für eine Volkswirtschaft, die ca. um die Hälfte mehr Einwohner hat als die bundesdeutsche nun wirklich nicht mehr zum Lachen.
***Nein, es ist einfach nur ein Wahnsinn. So wie wenn ich mir ein Schloß und drei Ferraris 100% auf Pump kaufe und gleichzeitig neue Schulden mache, mit denen ich die Raten bezahle.
>Noch weniger erheitert die Tatsache, dass es niemandem in Europa einfällt, zu kommentieren, wie stracks und wie schnell Japan sich selbst an die Wand fährt.
***Ich glaube mittlerweile, dass das daran liegt, dass niemand um die realen Sachverhalte weiß. Aus zahlreichen"Fach"-Gesprächen kann ich sagen, dass Staatsschulden - ja, überhaupt die Schuldenthematik - komplett ausgeblendet ist. Es versteht schlicht keiner. Zudem will es keiner sehen. Vielleicht ist der Mensch"as such" in seiner Natur eben doch zu einem großen Teil in konstruktiv-schaffenden Mustern verhaftet als in destruktiven, den Staats-Bankrott wahrhaben wollenden. Diese zerstörerischen Muster entstehen ja auch erst in überdimensionierten Staatsgebilden/-kraken, die als Individuum ja keiner wirklich will.
>Aber man darf sich bekanntlich nicht in die"inneren Angelegenheiten" anderer Länder einmischen...
>Zur"Finanzierung" des neuen Pakets hatte Xerxes schon gepostet. Der"Spread" Banken/BoJ liegt bei knapp 1 Prozent p.a. Das"neue Programm" könnte die japanischen Banken, sofern keine weiteren notleidenden Kredite dazu kommen und alles korrekt verbucht und bewertet wurde, in etwa 200 Jahren"saniert" haben.
***Das ist wohl ein Scherz - es gibt in Japan wohl keine große Bank (mittlerweile sind's nur noch vier große Holdings), die ihre Problemkredite 1. vollständig ausweist und 2. wertberichtigt. Am 31.10. wurde eine Sonderprüfung der 4 Großen durch die Finanzaufsicht angekündigt: Bislang werden dort 54 Billionen Yen (über 1 Bio. Euro) als problematisch eingeschätzt (die Aufsicht schätzt das Dreifache), und lediglich 11 Bio. Yen als notleidend einstuft. Da die Aufsicht aber im Ergebnis vermutlich darauf drängen wird, einen weiteren erheblichen Teil innerhalb des Problemkreditvolumens als notleidend einzustufen und damit zu 100% abzuschreiben, ist damit m.E. nach der angekündigten Sonderprüfung zu rechnen, dass entweder:
1. Bei Einhaltung der Rechtsvorschriften Groß-Konkurse ablaufen (mglw. auch gezielt).
2. Bei Nicht-Einhaltung der Vorschriften die Chose zunächst im bekannten Muster weiter abläuft.
Info dazu:
Ausgewiesene Problemkredite: 54 Bio. Yen, davon notleidend: 11 Bio. Yen (20%)
Problemkredite im Bankensektor tatsächlich, geschätzt: 75 Bio. Yen, davon notleidend >> 20%: >>15 Bio. Yen
Dies entspricht über 300 Mrd. EURO Abschreibungsbedarf bei den vier großen Instituten (nur der kleine Teil der notleidenden Kredite), pro Institut also MINDESTENS 75 Mrd. Euro (UNTERGRENZE). Tendenz: Täglich steigend. Müssten die Problemkredite IN SUMME abgeschrieben werden, so wären das 1,5 Bio. Euro oder pro Institut einige hundert Milliarden an Abschreibungsbedarf.
Irre, aber wahr.
Vorausgesetzt natürlich, die neuen"Anleihen" werden nicht mit Hilfe weiterer"Anleihen" bezahlt, was aber ganz leicht geht: Japan muss nur die Steuern entsprechend erhöhen. Grob gerechnet: Etwa verachtfachen.
***Ja genau das sind die Dimensionen! IRRE! Dös iss a Woaaahhnsinn!
>Oder endlich die seit langem geforderten"Reformen" mit ruhiger Hand und Augenmaß durchziehen.
***Ich denke, dass da nix mehr geht via Reform, auch wenn es permanent angekündigt wird. Du kannst bei einem Schloss und einem Ferrari an 'debt' noch soviel reformieren... es ist schlicht nicht mehr abarbeitbar. Ich wundere mich wirklich wie lange die Chose bereits gut geht. Schließlich hat der jap. Staat ein Vielfaches an"Problemkrediten" als die Banken - nämlich etwa fünf Mal so viel: ~7,5 Bio. Euro (offizielle (!) Schätzung der Staatsschulden Dez. 2000, entspricht 'unserem' konservativen Board-Szenario von 130% Staatsverschudung auf das BIP gerechnet).
>Erstaunlich einfach, nicht wahr?
***Also, ich versteh's nicht: Der Staat VERKAUFT seine Schulden - so steht's bei Bloomberg und so muss man's wohl auch tatsächlich verstehen. Wer allerdings als Gläubiger glaubt, dass er beim Kauf von 20jährigen Staatstiteln jemals seinen hergegebenen cash wiedersieht, dem sei gesagt:"Wer nichts weiß, muss alles glauben." Und eben auch die Mär von der exzellenten Bonität des Staats.
Aber vielleicht verschätzen wir uns ja hier im Board auch und im Jahr 2021 sind's dann eben 10 Billiarden Euro Staatsschuld. Alles in Butter. Ich jedenfalls kann die Größenordnungen, um die es geht, kaum fassen. Wenn das Pendel in dem Ausmaß, indem es hier gedehnt wurde, zurückschwingt, dann müssten wir in J eigentlich irgendwo in der Zeit des frei verfügbaren Goldstaubs landen.
>Gruß
***Gruß + Dank für die herausragenden Beiträge von Dir, dottore. Lese mit großer Wissbegier alles, auch wenn ich jobbedingt kaum zum Posten komme.
Thanx so much!
Tobias
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