- Zitate aus der EZB-Pressekonferenz vom 08.11. - Sascha, 08.11.2001, 18:50
Zitate aus der EZB-Pressekonferenz vom 08.11.
<font size=5>Zitate aus der EZB-Pressekonferenz vom 08.11. </font>
Frankfurt, 08. Nov (Reuters) - (Reuters) - Nachfolgend erhalten Sie Zitate aus der Pressekonferenz der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag. Wenn nicht anders angegeben, handelt es sich um Aussagen von EZB-Präsident Wim Duisenberg.
ZU TERMINEN FÜR KÜNFTIGE ZINSENTSCHEIDUNGEN:
"Mit Wirkung ab dem heutigen Tag wird die geldpolitische Haltung der EZB nur beim ersten Treffen (des Rats) im Monat bewertet. Dementsprechend werden Zinsentscheidungen normalerweise bei diesen Treffen getroffen. Beim zweiten Treffen im Monat wird sich der Rat hauptsächlich mit anderen Fragen und Aufgaben der EZB und des Eurosystems beschäftigen. Nach dem zweiten Treffen jeden Monats wird nicht länger eine Pressemitteilung zu den geldpolitischen Beschlüssen der EZB veröffentlicht."
<font color="#FF0000">"Selbstverständlich, sollten die Umstände dies erfordern, kann der Rat immer noch entscheiden, die Leitzinsen jederzeit außerhalb der zuvor festgesetzten Sitzungen zu ändern." </font>
"Wir haben den Eindruck, dass die zweiwöchentlichen Sitzungen des Rates <font color="#FF0000">alle zwei Wochen Spekulationen auslösen und die Volatilität der Wechselkurse und der Marktzinsen erhöhen</font> - stärker, als es der Fall wäre, wenn wir einen ruhigeren Sitzungsrhythmus hätten. Wir brauchen zwei Wochen pro Monat, um unsere Arbeit anständig zu tun. Wir dachten, es würde die Märkte beruhigen, wenn es öffentlich bekannt ist, dass größere Beratungen über den Stand in der Geldpolitik nur einmal pro Monat stattfinden. Ein weiterer Vorteil, das möchte der Rat betonen, ist der, dass geldpolitische Beratungen oft die Diskussion über andere wichtige Aufgaben verdrängen, beispielsweise über Zahlungssysteme und Überwachung (des Finanzsektors)."
ZUR AKTUELLEN ZINSENTSCHEIDUNG:
Auf die Frage, warum die Zinsen erst jetzt gesenkt wurden:
"Warum wir gewartet haben? <font color="#FF0000">Weil die Lage erst in den vergangenen paar Wochen richtig deutlich geworden ist</font> - neue Prognosen waren erhältlich sowohl von internationalen als auch privaten Instituten und aktuelle Daten. Unsere Einschätzung der wirtschaftlichen Entwicklung insbesondere nach dem 11. September ist, dass wir nun glauben, dass das Vertrauen stärker beeinflusst worden ist als wir das noch vor einigen Wochen gedacht haben. <font color="#FF0000">Das heißt auch, dass eine wirtschaftliche Erholung länger dauern wird, als von uns ursprünglich angenommen</font>.
"Wir haben die Informationen der vergangenen Wochen ausgewertet und daraus geschlossen, dass der Inflationsdruck weiter gesunken ist. Ersichtlich wurde dies vor allem aus den Informationen, die unter der zweiten Säule der geldpolitischen Strategie der EZB gesammelt werden, aber auch die Informationen über die erste Säule sprachen für die heutige Entscheidung. Die heutige Entscheidung steht nach Ansicht des EZB-Rats im Einklang mit den verfügbaren Prognosen und der darin geäußerten Einschätzung der zukünftigen wirtschaftlichen Entwicklungen. Der EZB-Rat erwartet, dass diese Einschätzung durch weitere eingehende Daten zur wirtschaftlichen Situation bestätigt wird."
Auf die Frage, ob der Zinsentscheid umstritten war:"Überhaupt nicht. Der Rat hat eine genaue Überprüfung und Einschätzung aller jüngst verfügbar gewordener Informationen vorgenommen. <font color="#FF0000">Die Bewertung hat zu einer einfachen Entscheidung zu diesem Schritt geführt</font>."
"Das neue Leitzinsniveau ist angemessen, um mittelfristig Preisstabilität zu gewährleisten und wird ein förderliches Umfeld für eine Rückkehr zu höherem Wirtschaftswachstum in der Euro-Zone schaffen. Die Zinsen sind bereits über die gesamte Zinsstrukturkurve niedrig, und die Liquiditätsbedingungen sind für Wirtschaftswachstum förderlich."
Auf die Frage, ob die Zinssenkung eher unter dem Gesichtspunkt des Wachstumsziels als des Ziels der Preisstabilität entschieden wurde:
<font color="#FF0000">"Es gibt keinen Zielkonflikt zwischen den Zielen. Das Ziel der Preisstabilität bleibt unser Ziel erster Priorität, aber Sie können dem Vertrag fast wörtlich entnehmen</font>, dass der heutige Schritt ohne Mißachtung des Ziels der Preisstabilität unternommen werden konnte und daher das Wirtschaftswachtum unterstützt.
Auf die Frage, ob die Zinsentscheidung eine koordinierte Aktion mit der BoE oder der Fed war:
"<font color="#FF0000">Das war keine koordinierte Aktion, obwohl wir uns gegenseitig immer informieren</font>. Die Tatsache, dass diesmal die Schritte so nahe beieinander erfolgten, ist reiner Zufall. Der heutige Schritt spiegelt unsere Einschätzung der Inflationstendenzen wider und kann so gesehen werden, dass wir mit diesem Schritt ein Zinsniveau erreicht haben, dass als geldpolitische Haltung angesichts dieser Einschätzung angemessen ist."
DUISENBERG ZU WIRKUNG VON ZINSSENKUNGEN:
Auf die Frage, welche Wirkung die Zinssenkung auf die Marktzinsen haben wird:
"<font color="#FF0000">Ich erwarte, dass der Schritt sich in den Märkten bei den kurzfristigen Zinsen sicherlich niederschlagen wird. Bei den langfristigen Zinsen bleibt es abzuwarten</font>. Wir haben bereits <font color="#FF0000">niedrige langfristige Zinsen und eine ziemlich flache Zinskurve</font>. In einem globalen Wirtschaftsumfeld stehen natürlich Zinsentwicklungen, Entwicklungen des Geldangebots und Wirtschaftsentwicklungen miteinander in Beziehung. Daher hat das, was anderswo passiert selbstverständlich einen - allerdings begrenzten - Einfluss auf die europäische Wirtschaft und umgekehrt."
ZUM WACHSTUM IN DER EURO-ZONE:
"Es wird erwartet, dass das reale Wachstum des BruttoinlandsproduktS in der Euro-Zone auch im kommenden Jahr teilweise unter dem Potenzialwachstum bleiben wird. Im weiteren Jahresverlauf gibt es allerdings die Voraussetzungen für eine Erholung und eine Rückkehr des Wachstums zu einem befriedigerenden Pfad. Es gibt keine größeren Ungleichgewichte in der Euro-Zone, die langfristige Anpassungen erfordern. Die Wirtschaftspolitik als ganzes in der Euro-Zone bleibt weiterhin auf Preisstabilität, auf die Ziele des Stabilitäts- und Wachstumspakts und auf Strukturreformen ausgerichtet. Die positiven Effekte auf das Wachstum sollten von den Steuersenkungen in mehreren Mitgliedsländern und von den guten Finanzierungsbedingungen stammen."
<font color="#FF0000">"Das reale BIP-Wachstum der Eurozone wird in der zweiten Jahreshälfte 2001 schwach sein</font>. Dies muss vor dem Hintergrund der anhaltenden Schwäche der Weltwirtschaft gesehen werden, wodurch die Nachfrage nach Exporten aus der Euro-Zone geschwächt wird."
"Als Folge der Anschläge vom 11. September und ebenfalls in Anbetracht der dadurch erhöhten Unsicherheit wird es im momentanen Umfeld voraussichtlich zu Wirkungsverzögerungen der aktuellen Investitionstätigkeit kommen. Auch wird vermutlich zumindest teilweise der Privatkonsum in der Eurozone negativ beeinflusst werden."
ZU REZESSION:
"Wie ich erklärt habe, glauben wir fest, dass... das Wachstum in den vergangenen Monaten nur mit Faktoren zu tun hat, die wirklich temporär sind. Wann wird die Erholung kommen? Später als wir vorher vorhergesagt haben. Wir glauben noch immer, im ersten Halbjahr des nächsten Jahres, aber sie (die Erholung) wird langsam und moderat sein. Wie definiere ich Rezession? Ich weiß, dass die Definition, mit der viele Volkswirte arbeiten, lautet, zwei aufeinanderfolgende Quartale mit negativem wirtschaftlichen Wachstum. <font color="#FF0000">Wir haben keine präzise Definition für Rezession.</font>"
Quelle: http://www.sharper.de[/b]
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