- Produktionsrückgang in Deutschland unerwartet stark - Sascha, 08.11.2001, 18:58
Produktionsrückgang in Deutschland unerwartet stark
Heute 15:53 Uhr
<font size=5>FOKUS 2 - Produktionsrückgang in Deutschland unerwartet stark </font>
(Neu: EZB-Zinssenkung, Duisenberg-Aussagen zu EZB)
Frankfurt, 08. Nov (Reuters) - <font color="#FF0000">Nach dem deutlicher als erwarteten Rückgang der deutschen Produktion im September ist eine Rezession in Deutschland Analysten zufolge nicht mehr auszuschließen</font>. Wie das Bundesfinanzministerium (BMF) am Donnerstag mitteilte, <font color="#FF0000">nahm die Erzeugung im Produzierenden Gewerbe im September zum Vormonat saisonbereinigt 2,0 (August revidiert plus 2,2) Prozent ab</font>. Analysten hatten im Schnitt mit minus 1,7 Prozent gerechnet. Das BMF führte den Rückgang auf negative Entwicklungen im Industriesektor und im Bauhauptgewerbe zurück. Angesichts der schwachen Konjunktur senkte die Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag die Leitzinsen in der Euro-Zone deutlich um einen halben Prozentpunkt.
Im alten Bundesgebiet habe sich sich die Erzeugung um 1,8 (August plus 2,0) Prozent zum Vormonat verringert, in den neuen Ländern um minus 4,2 (plus 4,9) Prozent, hieß es in der BMF-Mitteilung. <font color="#FF0000">Im Vergleich zum Vorjahresmonat fiel das Produktionsniveau in Gesamtdeutschland nach Reuters-Berechnungen um 2,6 (revidiert minus 1,0) Prozent</font>.Den BMF-Angaben zufolge verzeichnete die Industrie mit 2,1 Prozent den stärksten Rückgang zum Vormonat. Die Leistung des Bauhauptgewerbes habe um 2,0 Prozent abgenommen, die Erzeugung des Bereiches Energie sei zum August um 0,7 Prozent gestiegen.
Im weniger schwankungsanfälligen Zweimonatsvergleich August/September gegenüber Juni/Juli habe sich für das Produzierende Gewerbe ein Anstieg von 0,5 Prozent ergeben."Dieses Ergebnis dürfte allerdings - konjunkturell gesehen - überzeichnet sein, da Ferieneffekte die Monatszahlen für Juli und August spürbar verzerrt haben können", hieß es in der Mitteilung.
Das BMF gab in der Mitteilung einen indirekten Hinweis darauf, dass es die konjunkturelle Lage in Deutschland selbst pessimistisch einschätzt:"Für September ist - wie häufig in diesem Monat - zwar mit einer Aufwärtskorrektur der vorläufigen Ergebnisse zu rechnen, aber diesmal wohl nur in einem geringen Ausmaß", teilte das BMF mit. Analysten sprechen teilweise schon von einer Rezession. Nach Einschätzung von Gerd Haßel von der BHF Bank könnte das Bruttoinlandsprodukt im dritten Quartal stagnieren."Aber es ist auf Grund der schwachen Auftragseingänge nicht auszuschließen, dass wir im vierten Quartal 2001 und im ersten Quartal 2002 ein Schrumpfen des Bruttoinlandsprodukts bekommen werden", sagte Haßel. Nach der geläufigsten volkswirtschaftlichen Definition herrscht dann Rezession, wenn das BIP in zwei Quartalen in Folge zurückgeht.
Auch andere Analysten zeigten sich eher pessimistisch. Stefan Mütze von der Helaba erwartet auch, dass das BIP im dritten Quartal stagniert hat. <font color="#FF0000">"Im vierten Quartal dürften wir ein Negativwachstum sehen. Wir sind am Rande einer Rezession"</font>, stellte der Volkswirt fest. 2002 werde sich die Situation aber wieder verbessern. Etwas optimistischer äußerte sich Dirk Chlench von der Hypothekenbank in Essen: <font color="#FF0000">"Eine Rezession ist nicht ausgeschlossen</font>. Wir werden wohl aber ganz knapp daran vorbeikommen, da es im ersten Quartal 2002 wieder positive Wachstumswerte geben wird." Volker Nitsch von der Bankgesellschaft Berlin erwartet im dritten Quartal sogar ein positives BIP-Wachstum.
<font color="#FF0000">Bereits am Mittwoch hatten BMF-Daten ein düsteres Bild gezeichnet. Der Auftragseingang in der deutschen Industrie war im September deutlich um 4,1 Prozent gesunken</font>. Von Reuters befragte Volkswirte hatten nur minus 2,2 Prozent erwartet. <font color="#FF0000">Auch vor dem deutschen Arbeitsmarkt macht die Abwärtsbewegung offenbar keinen Halt. Im Oktober war die Zahl der Arbeitslosen saisonbereinigt um 27.000 zum Vormonat gestiegen</font>.
<font color="#FF0000">Die EZB reduzierte am Donnerstag die Leitzinsen in der Euro-Zone überraschend deutlich um 50 Basispunkte und begründete den Schritt mit einem gesunkenen Inflationsdruck und eingetrübten wirtschaftlichen Aussichten</font>. Der Schlüsselzins beträgt nun 3,25 statt 3,75 Prozent. Viele Volkswirte hatten mit einem Schritt von zumindest 25 Basispunkten gerechnet. Einige hatten 50 Basispunkte nicht mehr ausgeschlossen, nachdem die US-Notenbank Fed die Leitzinsen am Dienstag zum zehnten Mal in diesem Jahr auf das niedrigste Niveau seit 40 Jahren reduziert hatte. Die EZB hat die Zinsen in diesem Jahr die Zinsen nun vier Mal um insgesamt 150 Basispunkte gesenkt. In den USA liegt der Schlüsselzins bei 2,00 Prozent.
EZB-Präsident Wim Duisenberg sagte vor Journalisten, der jetzige Zinssatz sei angemessen, um die Preisstabilität in der Euro-Zone mittelfristig zu gewährleisten. Der Inflationsdruck sei zuletzt weiter gesunken. Die Zinsentscheidung stehe im Einklang mit den aktuellen Konjunkturprognosen, sagte Duisenberg.
bin/mwo
Quelle: http://www.sharper.de[/b]
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