- Was bedeutet"Analyse"? - QuertreiBär, 08.11.2001, 12:21
- Re: Was bedeutet - El Sheik, 08.11.2001, 12:38
- Re: Was bedeutet - Optimus, 08.11.2001, 13:17
- @ die Anwortenden: Merci - QuertreiBär, 08.11.2001, 21:23
- Re: Was bedeutet - Optimus, 08.11.2001, 13:17
- Re: Was bedeutet - futzi, 08.11.2001, 12:39
- Re: Was bedeutet Analyse? Hier eine Auflösung ;-) - Uwe, 08.11.2001, 14:18
- Kluge Ethymologisches Wörterbuch, 22.Auflage - Firmian, 08.11.2001, 15:27
- Also vielleicht darf ich da auch noch meinen Senf dazugeben: - Galiani, 08.11.2001, 17:33
- Re: Kompliment zu diesem Text! Erste Sahne - Euklid, 08.11.2001, 19:51
- Re: Großartiger Text, verehrter Galiani! Bloß wozu dieser Hieb? - dottore, 08.11.2001, 20:27
- Tut mir leid, dottore, war nicht als 'Hieb' gemeint! - Galiani, 08.11.2001, 20:51
- Re: Schon okay, es geht ums THEOREM! Und DAS ist das mainstream-Zentrum! - dottore, 08.11.2001, 22:43
- @dottore:Ich hätte ein anderes Beispiel wählen sollen,aber m.E. stimmt Say! Gruß (owT) - Galiani, 08.11.2001, 23:09
- Re: Schon okay, es geht ums THEOREM! Und DAS ist das mainstream-Zentrum! - dottore, 08.11.2001, 22:43
- Tut mir leid, dottore, war nicht als 'Hieb' gemeint! - Galiani, 08.11.2001, 20:51
- Nachtrag - Galiani, 08.11.2001, 20:46
- Reingestellt für Euklid - Sascha, 09.11.2001, 02:33
- @Euklid: Bei SOLCHEN Problemen geht es obendrein noch um KREATIVITÄT! - Galiani, 09.11.2001, 14:48
- Reingestellt für Euklid - Sascha, 09.11.2001, 02:33
- Re: Was bedeutet - El Sheik, 08.11.2001, 12:38
Re: Kompliment zu diesem Text! Erste Sahne
>Hallo
>Die enzyklopädische Aufbereitung des Begriffes der"Analyse" haben Uwe, futzi, El Sheik und Optimus bereits besorgt. Vielleicht darf ich ergänzend noch nachtragen, daß das Wort von griechisch analysis ="Auflösung","Zergliederung" kommt und die Zerlegung eines zusammengesetzten Ganzen in seine Elemente bezeichnet; - im Gegensatz zur"Synthese", der strukturrichtigen Zusammensetzung der Elemente. (Jedes Ganze setzt sich aus seinen Elementen und der Struktur zusammen, in der diese Elemente angeordnet sind.)
>Abgesehen von unzähligen analytischen Fachgebieten, die uns heute überall begegnen, - etwa die numerische Analyse, die Funktionen-Analyse, die Spektral-Analyse u.s.w. ad libidum, - zergliedert die logische Analyse, die Dich, wie ich annehme, hier ja vornehmlich interessiert, Begriffe, Sachverhalte oder beliebig verwickelte gedankliche Konstruktionen mit dem Ziel der Erkenntnis, also dem Ziel, sämtliche häufig nur unvollständig oder unklar mitgedachten Elemente, Merkmale, Prämissen oder Konsequenzen sich oder anderen zu Bewußtsein zu bringen, dadurch Bestimmtheit des Begriffes zu erzielen und sich die Eigenart, Stellung und Bedeutung der Elemente in der Gesamt-Struktur einzuprägen (so daß danach die Synthese keine besonderen Schwierigkeiten mehr macht).
>(Die Analyse der von dottore geäußerten Thesen über die ökonomische Kapitalbildung hat beispielsweise zu einer Reihe von Erkenntnissen geführt, die ohne diese Analyse nicht ohne weiteres möglich waren: Etwa, daß die Auffassung dottores dem Say'schen Theorem widersprechen und daß"Ersparnisbildung" ="Kapitalbildung" ="Erzeugung von Produktionsgütern" durch Skalenerträge und Produktionsumwege bei wachsender Gesamterzeugung durchaus ohne Verschuldungsvorgänge nicht nur möglich sind, sondern sich zusammen mit der Gesamtproduktion sogar praktisch grenzenlos vermehren können.)
>Im allgemeinen Sprachgebrauch besteht also zwischen"Analyse" und dem Vorgang des Lösens von (vor allem Erkenntnis-)Problemen ein sehr enger Zusammenhang. Die Techniken, die man dabei benutzt, um am schnellsten an das gewünschte Ziel zu kommen, hat man mittlerweile unter dem Namen"Heuristik" zu einem eigenen Forschungsgebiet entwickelt. Tatsächlich hat diese Frage, wie man beim"Analysieren" am klügsten vorgehen soll, die Menschen aber schon immer beschäftigt. Gerade als ich, um Dir diese Zeilen zu schreiben, meinen Descartes hervorhole, finde ich darin ein von mir vor langer Zeit dort abgelegtes Zitat des römischen Kaisers Marc Aurel Antonius (121-180) mit folgendem Wortlaut:
><ul>"Mache dir selbst eine Erklärung oder Vorstellung von der Sache, die sich Dir darstellt, so daß du genau siehst, wie ihre Art und ihr Wesen ist, wie sie unverhüllt und in ihrer Ganzheit sich darbietet und bilde dir selbst den richtigen Begriff und dessen Bezeichnung sowie die Begriffsbezeichnungen der Elemente, aus denen sie zusammengesetzt ist und in die sie zerlegt werden kann. Denn nichts vermag so sehr den Geist zu erheben, als wenn man fähig ist, jedes Objekt, das sich im Leben darstellt, methodisch und richtig zu prüfen und die Dinge so zu sehen, daß man gleichzeitig bemerkt, welcher Art von Ganzheit es ist, welchen Nutzen jeder Teil dabei schafft, welchen Wert jeder Teil in Beziehung auf das Ganze hat, welchen in Beziehung auf den Menschen, der ein Bürger der bedeutendsten Stadt ist (G.: nämlich das alte Rom), zu der alle anderen Städte gleichsam wie Familienmitglieder zählen, was jedes Ding ist, woraus es besteht und wie lange es seiner Natur nach währen kann."</ul>
>Ein sehr schönes und wichtiges Zitat. Ich tat gut daran, mir das aufzuheben...
>Die moderne"Heuristik" aber begann in der Neuzeit mit René Descartes (1596 - 1650), den diese Fragen sein ganzes Leben lang beschäftigt haben. Erst lange nach seinem Tod erschienen (als unvollendetes Fragment) seine wohl um 1625 entstandenen 21"Regeln zur Leitung des Geistes". Weil dem Autor die Beobachtung so vieler Regeln beim Problemelösen aber offenbar selbst zu kompliziert erschien, komprimierte er das Ganze in seinen berühmten"Discours de la méthode" ("Abhandlungen über die Methode seine Vernunft richtig zu leiten und die Wahrheit in den Wissenschaften zu suchen"), die 1637 im Druck erschienen. Dieses Büchlein, das kaum 70 Seiten umfaßt, sollte jeder Schüler, jeder Student, jeder, der jemals in seinem Leben ein Sachproblem zu lösen hat, als Pflichtlektüre studieren. (Ich hatte die 4 Regeln des Discours' tatsächlich lange Jahre als Grundprinzipien für die Fehlersuche im technischen Bereich eines High-Tech Unternehmens in Form einer Arbeitsanweisung an meine Mitarbeiter mit großem praktischen Erfolg festgeschrieben.) Zusammengefaßt und leicht adaptiert lauten diese 4 Regeln:
>1.) Zweifle an gar allem; insbesondere an dem, was du gewohnt bist, als selbstverständlich anzunehmen. (Diese erste Regel ist in der seltsamen Form"Ich denke, daher bin ich" als einziges Bruchstück des Descartes den meisten Gebildeten bekannt.)
>2.) Zerlege das Problem in soviele Teile wie möglich und erforderlich.
>3.) Durchlaufe gedanklich die gesamte Problemstruktur von den einfachsten Elementen über die zusammengesetzten Gebilde bis zu den komplexesten Strukturen so oft und so lange bis dir ihre Ordnung völlig geläufig ist und du alles überblickst. Und
>4.) Mach dir von allen Details bei dieser Vorgangsweise so vollständige Aufzeichnungen und so allgemeine Übersichten wie möglich und stelle dabei absolut sicher, daß du nichts ausläßt und nichts vergißt.
>An modernerer Literatur zu diesem Thema möchte ich etwa das bemerkenswerte Buch von G. Polya erwähnen (Schule des Denkens - Vom Lösen mathematischer Probleme; Bern 1949/3.Aufl. 1980)."Heuristik" wird aber, wie ich gelesen habe, neuerdings auch verschiedentlich an Universitäten gelehrt.
>Gruß
>G
5.) Versuche die Aufgabe einzugrenzen indem Du Sonderfälle zu diesem Problem gedanklich bearbeitest.Dadurch kann evtl eine obere und untere Schranke erkannt werden.
Diese heuristische Schulung wird besonders beim Schachspielen geweckt.Als markantes Beispiel gilt die Umwandlung eines durchgebrochenen Bauers den ein Spieler nicht (wie fast immer) in eine Dame verwandelt hat.Durch die Verwandlung in einen Springer konnte er den gegnerischen König und die gegenerische Dame in die Gabel nehmen worauf anschließend die Dame gegessen war.
Übrig blieb bei dieser Konstellation der Springer als Vorteil.Wenn er wie üblich die Dame genommen hätte wäre die Partie remis ausgegangen da die gegnerische Dame ja geblieben wäre.
Gruß EUKLID
<center>
<HR>
</center>

gesamter Thread: