- Die - marsch, 08.11.2001, 21:00
- Sapperlott, schon wieder wech. Sollte heißen:Die"neue" Bubble am Beispiel Cisco (owT) - marsch, 08.11.2001, 21:02
- Super Beitrag! - HiddenBit, 08.11.2001, 21:22
Die
Aus der FTD vom 7.11.2001
Das Kapital: Cisco im Zauber Alan Greenspans
Bundesbankpräsident Ernst Welteke hat Recht. Er meint, die Notenbanken riskierten, mit der jetzt von ihnen geschaffenen Liquidität eine neuerliche Börsenblase aufzublähen. Cisco ist ein guter Beleg für diese Sorge, wenn auch nicht der einzige.
Seit dem Tief ist die Aktie um zwei Drittel gestiegen. Cisco hat einen Wert von rund 135 Mrd. $, bei einem Umsatz von nicht mal 20 Mrd. $. Gut, neben Nokia und Qualcomm ist Cisco die einzige große Technologiefirma mit gesundem Cashflow und Gewinnen, zumindest nach eigener Lesart. Aber trotz der liquiden Mittel von 19 Mrd. $ wäre Cisco nicht mal 135 Mrd. $ wert, wenn der Umsatz um 32 Prozent steigen statt fallen würde.
Die Analysten rechnen natürlich anders: Sie meinen, dass Cisco so ab 2003 wieder die Spitzenergebnisse von gut einem halben Dollar pro Aktie verdienen kann - und dass diese dann mit einen KGV von 50 bezahlt werden. Der Kurs soll also weiter steigen. Aber schon um 18 $ pro Aktie wert zu sein, müsste Cisco fundamental gesehen bis 2010 auf einen Umsatz von 100 Mrd. $ kommen und 20 Prozent davon netto verdienen. Wer soll das bezahlen? Cisco schafft das selbst im besten Fall einer tiefgreifenden Konsolidierung in der Netzwerkindustrie nicht.
Ob der Bewertung ist es lächerlich, Umsätze oder Aufträge zu diskutieren, die ein paar Millionen über den Erwartungen liegen. Der Kursrally zeigt nur, wie groß der Notstand - und Irrglaube - der Anleger sein muss. Im Unterschied zu Welteke nimmt Alan Greenspan gerne eine neue Blase in Kauf, um die gröbste Not zu überbrücken.
Alan Greenspan
Von den Haaren abgesehen, hat Alan Greenspan an den Finanzmärkten die Aura von Harry Potter. Ihm gelingt einfach alles. Selbst die jetzige Rezession, die er nicht mehr verhindern konnte, hat diesem Bild nichts angetan. Der Glaube ist fest, dass er die US-Wirtschaft am Ende wieder auf Kurs bringt. Schon wenn es nach der Reaktion des Aktienmarktes auf die vorletzte Zinssenkung geht, ist er längst auf der Siegerstraße zurück.
Am Markt wird übersehen, dass er den Karren selbst in den Dreck gefahren hat. Hätte er die Zinsen rechtzeitig erhöht, wären Spekulationsblase, Überinvestition und Überschuldung ausgeblieben. Dagegen anzukommen ist schwer, auch weil die Beschäftigung sinkt. Greenspan weiß, dass weiter fallende Aktienkurse Gift für die Konjunktur wären. Es muss daher in seinem Interesse sein, die an der Börse bezahlten Mondpreise zu stützen, besser noch zu beflügeln.
Aber die Luft ist dünn, und seine Munition schwindet dahin. Nach Merrill Lynch kosten US-Aktien jetzt das 26fache der für 2002 geschätzten Gewinne, selbst wenn man berücksichtigt, dass der Goodwill nicht mehr abgeschrieben werden muss. Eingedenk der niedrigen Zinsen mögen die Anleger darüber hinwegsehen. Aber je länger die US-Wirtschaft so leistungsschwach bleibt, dass sie negative Realzinsen braucht, desto ungeduldiger werden die Ausländer, die das Leistungsbilanzdefizit finanzieren müssen. Selbst wenn Greenspan die Wirtschaft auf den gewohnten Wachstumspfad zurückführte, wären die Probleme nur aufgeschoben. Es gibt mehr als ein Haar in der Suppe.
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