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- Defla, und wie soll Gold da fallen? - Diogenes, 09.11.2001, 12:19
Argentinische Banken geraten in den Zahlungsausfall-Strudel
Argentinische Banken geraten in den Zahlungsausfall-Strudel
Buenos Aires, 7. November (Bloomberg) - Die argentinischen Banken sind von dem Zahlungsausfall des Landes hart getroffen. Der Staat ist bei ihnen über Kredite und Anleihen stark verschuldet. So stellen bei Banco de Galicia y Buenos Aires SA die staatlichen Verbindlichkeiten ein Drittel der Bilanzsumme dar. Die Bank hat bereits ihre Kreditvergabe an Unternehmen stark gedrosselt, um sich auf die neue Situation einzustellen. Viele Banken wären zahlungsunfähig, wenn sie ihre Kreditportfolios auf den Marktwert abschreiben müssen. Analysten befürchten eine Welle von Konkursen und einen Ansturm auf die Bankkonten. Und es könnte noch schlimmer kommen, sollte die Anbindung des Pesos zum Dollar aufgegeben werden.
Der Staat verlangt von den heimischen Banken und Pensionsfonds, ihre Anleihen in neue Papiere zu tauschen, die nur ein Drittel der ursprünglichen Zinsen zahlen und später fällig sind. Das Volumen der Staatsanleihen, die argentinische Banken in ihren Büchern stehen haben, ist fast doppelt so hoch wie ihr Eigenkapital, berichtet J.P. Morgan Chase & Co."Das sind wandelnde Leichen," konstatiert Ernesto Ramos, Portfolio-Manager bei Nicholas-Applegate Capital Management in San Diego."Es wird eine Bankenkrise in Argentinien geben."
Der Aktienkurs von Galicias Muttergesellschaft, der Grupo Financiero Galicia SA, ist seit Ende Juni um 65 Prozent eingebrochen, während das argentinische Börsenbarometer, der Merval Aktienindex, nur 43 Prozent eingebüßt hat. Die Anleger befürchten weitere Verlusten aus Zahlungsausfällen beim Staat und den Unternehmen. Einige von Galicias größten Kunden, darunter der Postdienst Correo Argentino, befinden sich bereits im Konkurs. Außerdem leidet die Bank unter den Kapitalabflüssen. Die Argentinier haben seit Ende Juni 10,1 Mrd. Dollar beziehungsweise 12 Prozent ihrer Einlagen abgezogen, davon 1,2 Mrd. Dollar in den letzten zwei Wochen.
Andere Banken haben zu verstehen gegeben, dass die Umschuldungspläne der Regierung die Kosten in die Höhe treiben werden. Banco Rio de la Plata SA, die viertgrößte Bank des Landes, schätzt, dass eine"ernsthafte Verschlechterung" in Argentinien wie ein Zahlungsausfall oder eine Abwertung des Peso, die Bank 750 Mio. Dollar kosten würde. Denn die notleidenden Kredite würden zunehmen und der Wert der Staatsanleihen sinken, erklärte die spanische Muttergesellschaft Banco Santander Central Hispano SA. Sie müsste dann das Eigenkapital bei Banco Rio um bis zu 500 Mio. Dollar aufstocken.
Der spanische Banco Bilbao Vizcaya Argentaria SA hat letzte Woche 66 Mio. Euro an Rückstellungen gebildet, um damit die Verluste aus einem Zahlungsausfall und einer Abwertung abzudecken. Die Bank befürchtet, dass die Verluste bei der argentinischen Tochtergesellschaft eine Größenordnung von zwei Jahresgewinnen erreichen. Hingegen kann Banco Galicia nicht auf eine Finanzspritze durch eine ausländische Muttergesellschaft hoffen. Sie befindet sich im Mehrheitsbesitz der argentinische Familie Escasany.
Die Tagesgeldzinsen hatten sich auf 190 Prozent verdreifacht, weil sich die Banken auf einen Ansturm der Kunden auf ihre Konten einstellen. Die Kunden fürchteten, dass nach dem Zahlungsausfall eine Aufgabe der Dollaranbindung des Pesos oder ein Einfrieren der Bankkonten folgen könnte. Mittlerweile sind die Zinsen wieder auf 90 Prozent zurückgegangen.
Galicia und andere argentinische Banken würden Zugeständnisse der Aufsichtsbehörden bei der Auslegung der Bilanzierungsregeln und Reservevorschriften benötigen, um bei einer Aufhebung der Dollaranbindung des Peso überleben zu können, sagen Analysten. Die Banken besitzen rund ein Fünftel der kommunalen und bundesstaatlichen Anleihen. Bei der vorgesehenen Umschuldung würden sie nur noch eine Verzinsung von 7 Prozent statt vorher 25 Prozent erhalten. Aber ihnen ist dies immer noch lieber als ganz leer auszugehen.
Allerdings dürfte es einigen erhebliche Probleme bereiten. Bei Galicia beispielsweise betragen die Kredite und Anleihen der Kommunen und des Bundesstaates mehr als das Dreifache des Eigenkapitals, schätzt J. P. Morgan. Wie ihre Konkurrenten hofft die Bank darauf, dass die Aufsichtsbehörden die Großen der Branche nicht sterben lassen wird."Banco Galicia wird es auch noch nach der Krise geben," prognostiziert Robert Lacoursiere, Analyst bei Lehman Brothers Inc. in New York."Die Frage ist nur, ob auch noch die Aktionäre da sein werden."
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