- Schmidt Bank + Consors unter Druck - 2 Artikel aus der Welt vom 12.11.01 - Tobias, 11.11.2001, 21:49
Schmidt Bank + Consors unter Druck - 2 Artikel aus der Welt vom 12.11.01
#1:
Die Kunst des Schrumpfens
Die großen deutschen Online-Broker haben lebhaft miteinander verhandelt und finden dennoch nicht zusammen
Von Jörg Eigendorf
Frankfurt/Main - Die Absage des Abendtermins kam auf ungewöhnlichem Wege - nicht über Telefon, sondern über die Nachrichtenticker. Am Mittwochnachmittag, um 14.55 Uhr, meldete die Agentur Reuters:"Gespräche von Consors und Commerzbank abgebrochen." Das Telefonat zwischen Commerzbank-Vorstand Martin Blessing und Consors-Chef Karl Matthäus Schmidt hatte sich damit erübrigt.
Die Verhandlungen über einen Zusammenschluss der großen Online-Broker in Deutschland nehmen inzwischen ähnlich kuriose Züge an, wie einst die Versuche der Frankfurter Großbanken zusammenzukommen. Schon etliche Male haben sich zwei der drei Großen der Szene - Comdirect, Consors und Direkt Anlage Bank - an einen Tisch gesetzt. So konkret wie in den vergangenen Wochen und Monaten war es allerdings nie zuvor. 40 Prozent sollte die Comdirect-Mutter Commerzbank an dem neuen Online-Broker übernehmen, 25 Prozent hätte die Consors-Mutter Schmidt-Bank gehalten. Zudem wollten sich die Frankfurter Großbanker eine Option auf weitere zehn Prozent sichern - zu einem Ausübungspreis, der irgendwo zwischen 16 und 27 Euro gelegen hätte. Doch so weit kam es nicht:"Die Gespräche sind an Schmidts Preisvorstellungen gescheitert", hieß es in Commerzbank-Kreisen. Die Gegendarstellung aus Nürnberg folgte prompt: Die Commerzbank habe sich nicht an die Vereinbarungen gehalten.
Es war nicht das erste Mal, dass der 32-jährige Schmidt gemeinsam mit seinem Vater Karl Gerhard Schmidt den Verkauf von Consors erwogen hatte. Noch Anfang des Jahres, als Vater und Sohn jegliche Verkaufsabsichten heftig dementierten, sprachen die Franken mit der Allianz. Consors sollte der Internet-Broker für den neu gegründeten mobilen Finanzplaner-Vertrieb werden. 45 Prozent hätte der Versicherungskonzern zunächst übernommen. Doch nach der Übernahme der Dresdner Bank und deren Tochter Advance Bank brauchten die Münchner Consors nicht mehr.
Im Sommer investierte Schmidt-Junior dann viel Zeit in die Gespräche mit der Direkt Anlage Bank (DAB)."Cool Bank" hieß das Projekt, das der Jung-Banker gemeinsam mit DAB-Vorstand Matthias Kröner ausarbeitete und von der Investmentbank Goldman Sachs zu Papier bringen ließ. Die Details sind auf 49 Seiten festgehalten, auch die Synergien. Einen Ertragszuwachs von 204 Mio. Euro hatten die Internet-Banker errechnet - was den neuen Broker auch im schlechten Börsenumfeld in die Gewinnzone gebracht hätte. Die Informationstechnologie hätte weitestgehend Consors eingebracht, der Hauptsitz wäre München gewesen.
Doch der Vorstand der DAB-Mutter Hypo-Vereinsbank spielte nicht mit. Am Morgen des 11. Septembers legte das Gremium die Cool Bank auf Eis. Das Risiko war Konzernchef Albrecht Schmidt zu groß. Schließlich wissen die Münchner derzeit selbst nicht so recht, wie sie mit ihrer Internet-Tochter DAB nun vorgehen werden.
Die gescheiterten Verhandlungen haben Consors schwer geschadet. Jetzt weiß alle Welt, dass die Schmidts sich doch von der Aktienmehrheit an Consors trennen will - und das möglichst schnell. Viel zu hoch ist der Anteil von 64,5 Prozent, den das mittelständische Geldhaus aus Franken an seinem Online-Broker hält. Denn aus dem munteren Baby, das im Sommer 1994 mit zwei Mio. Mark Startkapital geboren wurde, ist inzwischen ein gefräßiges Schwergewicht geworden.
Ein Zahlenvergleich zeigt es: Während die Schmidt-Bank zum Jahresende Kernkapital in Höhe von knapp 260 Mio. Euro vorweisen konnte, waren es bei der Tochter Consors zum gleichen Zeitpunkt 475 Mio. Euro. Doch die schmelzen derzeit im rasanten Tempo dahin. So verlor Consors in den ersten sechs Monaten dieses Jahres rund 35 Mio. Euro nach Steuern. Im dritten Quartal, über das die Nürnberger wie die beiden großen Rivalen in dieser Woche berichten wollen, sollen es noch einmal mehr als 40 Mio. Euro gewesen sein.
Es ist Kapital, dass die Schmidt-Bank selbst dringend braucht. Branchenvertretern zufolge schaut sich das Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen die Hofer Privatbank schon seit längerem intensiv an. Die beauftragten Wirtschaftsprüfer sollen bereits den Wertberichtigungsbedarf festgestellt haben. Dabei, so die Gerüchte, handele es sich um einen dreistelligen Millionenbetrag aus faulen Firmenkrediten und Immobilienaktivitäten. Das wäre angesichts der Eigenkapitaldecke für die Schmidt-Bank bedrohlich:"Die Schmidts haben gar keine andere Wahl, als Consors zu verkaufen", sagt ein Banker.
Allerdings scheinen einige Branchenvertreter zu vergessen, dass eine Regionalbank in Bayern nicht so schnell fallen gelassen wird. Zudem ist die Gerüchteküche in der Großbankenszene mit Vorsicht zu genießen. So könnte es Ziel der Spekulationen sein, die fränkische Filialbank samt ihrer Tochter Consors gezielt in den Ruin zu reden. Vater und Sohn Schmidt seien zerstritten, lautet ein immer wiederkehrendes Gerücht. Der eine wolle die Familienbank in der sechsten Generation retten, der andere seinen Online-Broker."Der junge Schmidt kämpft wie ein Löwe um Consors, der will keine Privatbank leiten", sagt einer, der die beiden Schmidts aus Verhandlungen kennt. Doch hinter solchen Aussagen könnte auch Taktik stehen:"Die großen Häuser wollen die Schmidt-Bank samt Consors ins offene Messer laufen lassen, um den Laden geschenkt zu bekommen", so ein Branchenvertreter.
In der Tat kann sich derzeit kaum eine Bank leisten, eine größere Prämie für einen Online-Broker zu zahlen - mit Ausnahme der Deutschen vielleicht. Die Commerzbank schreibt rote Zahlen, während die Hypo-Vereinsbank so sehr mit ihrem Innenausbau beschäftigt ist, dass jede weitere Übernahme vom Markt vermutlich bitter bestraft würde.
Einen entsprechend schweren Stand haben die einst gefeierten Turnschuhbanker im eigenen Mutterhaus. Während Comdirect-Chef Bernt Weber schon seit längerem als angezählt gilt, weiß DAB-Vorstand Matthias Kröner seit der Kündigung seines Aufsichtsratschefs und Hypo-Vereinsbank-Vorstand Eberhard Rauch nicht mehr, an wen er im Konzern berichten soll.
Für die dringend erforderliche Konsolidierung im deutschen Online-Broker-Markt verheißt das wenig Gutes. Solange die Schmidts nicht wegen einer Schieflage im Mutterhaus verkaufen müssen, ist kaum zu erwarten, dass sich die fränkischen Mittelständler mit den Frankfurter oder Münchner Großbankern einig werden. Und ein ausländischer Ritter ist ebenfalls nicht in Sicht. Somit müssen die einstigen Stars der Internet-Szene weiter trainieren, was in Wachstumsunternehmen eigentlich nicht angesagt ist - die Kunst, sich gesund zu schrumpfen.
#2:
Schmidt Bank und Consors unter Druck
Suche nach Partner für den Online-Broker bisher erfolglos
Frankfurt/Main - Die Schmidt Bank und ihre Tochter, der Online-Broker Consors, stehen massiv unter Druck. In den vergangenen Monaten versuchte die Bankerfamilie Schmidt, einen Partner für Consors zu finden, die Baisse an der Börse machte dem Broker zu schaffen. Die Gespräche mit der Allianz scheiterten, als durch die Fusion von Dresdner und Allianz der Allfinanzkonzern mit der Advance Bank einen Online-Broker frei Haus geliefert bekam. In der vergangenen Woche wurden nun die Verhandlungen mit der Commerzbank beendet."Die Gespräche sind an Schmidts Preisvorstellungen gescheitert", hieß es in Commerzbank-Kreisen. Die Gegendarstellung aus Nürnberg folgte prompt: Die Commerzbank habe sich nicht an die Vereinbarungen gehalten. Auf die Schuldzuweisungen folgten gezielt gestreute Gerüchte: Ein Wertberichtigungsbedarf in Millionenhöhe belaste die Schmidt Bank. eig
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