- Arbeitswelt-Trends: MobilitÀt der Lohnarbeit - Wal Buchenberg, 12.11.2001, 14:23
- Re: Arbeitswelt-Trends: MobilitÀt der Lohnarbeit - dottore, 12.11.2001, 16:15
- Re: Arbeitswelt-Trends: MobilitÀt der Lohnarbeit - Wal Buchenberg, 12.11.2001, 16:42
- Re: Arbeitswelt-Trends: MobilitÀt der Lohnarbeit - dottore, 12.11.2001, 16:15
Arbeitswelt-Trends: MobilitÀt der Lohnarbeit
Fluktuation & MobilitÀt der Lohnarbeit
1. Mit den technischen Bedingungen der Produktion und mit der Fluktuation des Kapitals auf der Suche nach profitableren Anlagen wird auch die Lohnarbeit zwischen TÀtigkeiten, Unternehmen und Branchen stÀndig umgewÀlzt.
Die Fluktuation des Kapitals zwischen Unternehmen und Branchen ist u.a. ablesbar in den Löschungen und Neueintragungen des Handelsregisters. Die durchschnittliche âLebenszeitâ der Unternehmen wird immer kĂŒrzer.
âInsgesamt wurden 1999 in den Gewerbe- und Handelsregistern 722.000 Betriebe eingetragen (Vorjahr: 715.000).
Auf der anderen Seite stehen 591.000 Löschungen, so dass sich ein Saldo von 131.000 Eintragungen ergibt. (Vorjahr: 129.200), von denen aber 35.000 nicht wirtschaftsaktive GrĂŒndungen abzuziehen sind." LitDokAB 2000, a-518.
1.1 Interne MobilitĂ€t innerhalb der Unternehmen:,,35 % aller (frĂŒheren) ErwerbstĂ€tigen steigen im Laufe ihres Berufslebens auf, MĂ€nner mit 45 % erheblich öfter als Frauen (25 %). 14 % mĂŒssen einen Abstieg in Kauf nehmen. 29 % bleiben gleich, und 22 % wechseln in einen anderen sozialversicherungsrechtlichen Status." (Daten fĂŒr Ă-sterreich) LitDokAB 2000, b-822.
1.2 Externe MobilitÀt zwischen den Unternehmen und Branchen:
âKein Unternehmen der Welt kann seinen BeschĂ€ftigten heute noch einen lebenslangen Arbeitsplatz garantieren." LitDokAB 2000, a-181.
âDie Personalpolitik der Betriebe wandelt sich. Die externe MobilitĂ€t gewinnt zu Lasten der betriebsinternen FlexibilitĂ€t an Gewicht. Der Personalumschlag ist beachtlich. Die Einstellungen und Entlassungen sind selbst bei miserabler BeschĂ€ftigungslage enorm.
Personalzu- und -abgĂ€nge gehen einher mit Selektionsprozessen, VerjĂŒngung der Belegschaft und teils geringerer Entlohnung in den Einstiegstarifen.
Zugleich sind personalpolitische Strategien zu erkennen, die zu einer Ausweitung der peripheren Belegschaften fĂŒhren.â LitDokAB 1998/99 b-559.
1.3.1 Regionale MobilitÀt der Lohnarbeit in einem Land (Pendeln oder Umzug) nimmt zu:
âFĂŒr Niedersachsen wurden VerĂ€nderungen beim Berufspendeln zwischen 1987 und 1998 untersucht. Hierbei zeigte sich, dass die durchschnittliche Pendeldistanz um 10 % auf 10,7 km angestiegen ist." LitDokAB 2000, b-441.
âEs wird gezeigt, dass im Zeitraum 1980 bis 1995 die regionale MobilitĂ€t auf allen untersuchten Regionalebenen sowohl bei MĂ€nnern als auch bei Frauen gestiegen ist. Die höchste regionale MobilitĂ€t weisen Personen mit Fachhochschul- und Hochschulabschluss auf. In der Kategorie"Alter" sind die 25- bis 34-jĂ€hrigen die mobilsten....
Das MobilitĂ€tsverhalten zeigt insgesamt eine deutliche KonjunkturabhĂ€ngigkeit: Bei einem konjunkturellen Einbruch geht die regionale MobilitĂ€t unmittelbar zurĂŒck, bei einem Aufschwung nimmt sie -leicht verzögert - wieder zu." LitDokAB 2000, a-545.
1.3.2 Zur landesweiten MobilitĂ€t kommt die lĂ€nderĂŒbergreifende MobilitĂ€t in der EU hinzu:
âDie bisherigen historischen Erfahrungen der EU zeigen, dass die EU- PersonenfreizĂŒgigkeit zu keinen starken Wanderungsbewegungen fĂŒhrte.... Weniger als 2 % der EU-Bevölkerung leben als EU-AuslĂ€nder in einem anderen EU- Land als dem eigenen Heimatland." LitDokAB 2000, a-564.
2. Die technischen und personellen UmwĂ€lzungen machen die Lohnarbeit unsicherer und mobiler. Waren Arbeitslosigkeit und Arbeitswechsel fĂŒr Ă€lterer Lohnarbeiter noch ein Ausnahmeschicksal, so sind sie heute zur Alltagserfahrung der Lohnarbeit geworden. Die Verweildauer der Lohnarbeiter in einem Unternehmen wird kĂŒrzer. Die durchschnittliche Betriebszugehörigkeit erreicht nur noch gut 3 Jahre.
âVon den GeburtsjahrgĂ€nge 1916-1920 wurden zwischen 5 % und 20 % im Laufe ihres Berufslebens mindestens einmal arbeitslos.â LitDokAB 3. ErgĂ€nzg 93 1-276.
â1990 wurden im gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt rund 31 % aller sozialversicherungspflichtigen BeschĂ€ftigungsverhĂ€ltnisse erneuert...
Die durchschnittliche Dauer eines BeschÀftigungsverhÀltnisses sank auf... 3,2 Jahre...
Die verbreitete These, dass es vor allem die weniger Qualifizierten sind, die von der... Fluktuation betroffen sind, lÀsst sich nicht bestÀtigen. Zwar sind die BeschÀftigungsverhÀltnisse hochqualifizierter Arbeitnehmer deutlich stabiler, doch hat sich im Beobachtungszeitraum die Fluktuation bei hochqualifizierten Berufen ebenso stark erhöht wie bei weniger qualifizierten." LitDokAB Sonderheft 5 (1994) 1-1250.
1988 hatten knapp 53 % der österreichischen Lohnarbeiter mindestens einmal in ihrem Arbeitsleben den Arbeitgeber gewechselt. LitDokAB-Sonderheft 5 (1994) 1-1220.
âIn Ă-sterreich stieg die externe MobilitĂ€t von 15 % 1982 auf 22 % (1996)." LitDokAB 2000, b-822.
âIm Jahr 1995 suchten in Deutschland mehr als 5,3 Millionen Personen eine neue TĂ€tigkeit.â LitDokAB 99/2000-1, a-482.
,,30 % der befragten Arbeitnehmer geben an, in den letzten fĂŒnf Jahren mindestens einmal vier Wochen oder lĂ€nger arbeitslos gewesen zu sein....Im LĂ€ndervergleich am niedrigsten war das Eintreten der Arbeitslosigkeit wĂ€hrend eines FĂŒnfjahreszeitraums mit Raten von unter 20 % in den Niederlanden, Ă-sterreich und Italien. Am anderen Ende des Spektrums finden sich Griechenland und Spanien: Dort waren in den letzten fĂŒnf Jahren rund 50 % aller Arbeitnehmer mindestens einmal arbeitslos.
Die Langzeitarbeitslosigkeit hat zugenommen....Mehr als die HĂ€lfte der Personen, die in den letzten fĂŒnf Jahren in der EU von Arbeitslosigkeit betroffen waren, blieb insgesamt ĂŒber ein Jahr arbeitslos, rund ein Drittel zwei Jahre oder lĂ€nger. Fast jeder zweite von Arbeitslosigkeit Betroffene war in den letzten fĂŒnf Jahren mehr als einmal arbeitslos." LitDokAB 2000, a-597.
3. Die im Kapitalismus erzwungene MobilitÀt der Lohnarbeit bereitet den stÀndigen Wechsel der Arbeit in einer selbstbestimmten Arbeitswelt ohne Lohnarbeit vor:
âWenn die StabilitĂ€t von BeschĂ€ftigung abnimmt und gleichzeitig hohe Anforderungen an die MobilitĂ€t gestellt werden, wenn sich weiterhin die Arbeitsaufgaben hĂ€ufig verĂ€ndern, dann lassen sich aus der Erwerbsarbeit immer weniger identitĂ€tsstiftende Faktoren ableiten.â LitDokAB 99/2000-1, a-342.
âErstens ist die kapitalistische Produktion an und fĂŒr sich gleichgĂŒltig gegen den bestimmten Gebrauchswert, ĂŒberhaupt gegen die Besonderheiten der Ware, die sie produziert. In jeder ProduktionssphĂ€re kommt es ihr nur darauf an, Mehrwert zu produzieren...
Und es liegt ebenso in der Natur der dem Kapital unterworfenen Lohnarbeit, dass sie gleichgĂŒltig ist gegen den spezifischen Charakter ihrer Arbeit, sich nach den BedĂŒrfnissen des Kapitals umwandeln und sich von einer ProduktionssphĂ€re in die andere werfen lassen muss.â K. Marx, Kapital III. MEW 25, 205.
Soweit nicht anders vermerkt stammen Daten und Zitate aus: Literaturdokumentation zur Arbeitsmarkt und Berufsforschung, Hrsg. von der Bundesanstalt fĂŒr Arbeit, div. Jhrg.
www.marx-forum Arbeitswelttrends
<ul> ~ Marx ĂŒber Arbeitswechsel</ul>
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