- Kapitel 3 und 4 - Rumpelstilzchen, 14.11.2001, 16:55
Kapitel 3 und 4
Kapitel 3:
Das Problem verschärft sich nur, wenn noch mehr Mitbewerber, also Minen, konkurrieren.
Ein Professor an der Texas A&M University ließ in einem Kurs 27 Studenten mit folgendem Spiel in die Falle des Gefangenendilemmas laufen.
Jeder Student besaß eine hypothetische Firma und musste sich entscheiden, ob er eine Einheit produzieren solle, was den Preis hochgehalten hätte, oder ob er 2 Einheiten produzieren solle, um auf diese Weise auf Kosten der anderen einen Vorteil zu erlangen.
Je nach Gesamtzahl der Studenten, die eine Einheit produzierten, wurden Geldbeträge wie folgt ausbezahlt:
Spalte 1:Zahl der Studenten mit „1“, Spalte 2: Payoff für jeden Studenten mit „1“, Spalte 3:Payoff für jeden Studenten mit „2“
0 ....................... 0,5
1......... 0,04......... 0,54
2 ......... 0,08 ......... 0,58
3 ......... 0,12 ........ 0,62
...
25 ......... 1,00........ 1,5
26 ........ 1,04 ........ 1,54
27 ........ 1,08
Diese Regel führt dazu, dass Studenten, die 2 Einheiten produzieren, immer 50 Cent mehr erhalten, als die, die 1 Einheit produzieren.
Aber je mehr 2 Einheiten aufschreiben, desto geringer ist ihr kollektiver Gewinn.
Wenn alle 27 1 aufschreiben, bekommen alle 1,08 $, weicht einer ab, erhält der Abweichler 1,54$ die anderen 1,04$. Also ein Verlust für die Gruppe von 58 Cent und ein Gewinn für den Abweichler von 46 Cent.
Wenn sich alle egoistisch verhalten, bekommen alle 0,5 $.
Es wurden mehrere Runden durchgeführt, bei denen auch anschließend eine Diskussion ermöglicht wurde. Dadurch sollte eine „Verschwörung“ der Teilnehmer ermöglicht werden.
Die Zahl der kooperativen Studenten reichte von 3 bis maximal 14.
Im abschließenden entscheidenden Spiel lag die Zahl bei 4.
Die gesamte Auszahlung betrug also 15,82 Dollar, 13,34 $ weniger, als bei einer perfekten Absprache erreichbar gewesen wäre.
Der Organisator der Absprache stöhnte nach der letzten Runde: „So lange ich lebe, trau ich niemanden mehr“
Wie er selbst entschieden hat? Natürlich auf für die 2
Was folgt daraus:
- Für jede einzelne Mine ist der Vorwärtsverkauf zumindest in den letzten 20 Jahren eine dominante Strategie gewesen.
Obwohl diese Ausführungen erklären, warum eine kooperative Strategie schwierige zu erzielen ist, gibt es genügend Beispiele erfolgreicher Kartellbildung.
Kapitel 4
Dazu kann man sich am weltweit erfolgreichsten Kartell, der OPEC orientieren.
In der OPEC gibt es einen sehr mächtigen und großen Produzenten, Saudi-Arabien und eine Menge kleinerer Produzenten.
Ich vereinfache die Dinge, indem ich nur einen kleinen Produzenten, Kuwait, betrachte.
Nehmen wir an, dass unter kooperativen Bedingungen Kuwait 1 Mio Barrel pro Tag produziert und Saudi-Arabien 4 Mio Barrel. Bei den Zahlen geht es natürlich wieder nur um das Prinzip.
Schummelei würde bedeuten, einen Extrabarrel zu produzieren. Nehmen wir an, die Gewinnmargen wären 16,12 und 8 Dollar/Barrel je nach produzierter Menge.
Gewinn in Mio $ für Kuweit..., Produktion K. 1 Mio Barrel... Produktion K..2Mio Barrel
Produktion S.A. 4 Mio Barrel............ 16................................... 24
Produktion S.A. 5 Mio Barrel........... 12.................................. 16
Gewinn in Mio $ für S.A...Produktion K. 1 Mio Barrel.. Produktion K.2Mio Barrel
Produktion S.A. 4 Mio Barrel......... 64.................................... 48
Produktion S.A. 5 Mio Barrel.......... 60.................................... 40
Kuwait hat eine dominante Strategie: zu schummeln, indem es 2 produziert.
S.A. hat ebenfalls eine dominante Strategie: kooperativ zu sein.
Die Saudis kooperieren also, Kuwait schummelt. Das Gefangendilemma ist verschwunden.
S.A. hat einen Anreiz, aus rein egoistischen Motiven, kooperativ zu sein.
Wenn es eine geringe Menge produziert, steigt der Marktpreis, alle Mitglieder profitieren. Wenn die Saudis nur einen kleinen Marktanteil hätten, wäre es für sie nicht profitabel, der Allgemeinheit diesen Dienst zu leisten.
Aber wenn ihr Anteil groß ist, das steigt der Marktpreis und ein großer Teil des Profits fällt auf sie selbst.
Dasselbe passiert in vielen Allianzen. Beispielsweise bildet in Deutschland eine große Partei gemeinsam mit einer kleinen die Regierung.
Die große Partei vertritt dabei die verantwortungsvollere Postion und macht Kompromisse, die die Allianz zusammenhalten.
Die kleinen Parteien bestehen hingegen oft auf ihren Sonderinteressen und können oft extreme Positionen durchsetzen.
In der Nato wird der Hauptteil der Verteidigungsausgaben den USA überlassen, etc
Dieses Phänomen wird als „Ausbeutung der Großen durch die Kleinen“ bezeichnet.
Daraus folgt, dass erfolgreiche Drosselung der Produktion oder eine Kartellbildung der Minen nur dann möglich sein wird, wenn sich eine Gesellschaft (oder max 2) gebildet hat, die einen Großteil an der Gesamtproduktion hält.
Wenn sich aber eine ausreichend große Gesellschaft gebildet hat, für die sich das Kartell lohnt, auch wenn sie immer wieder betrogen wird, steht einem Ausbruch aus dem Gefangenendilemma nichts mehr im Weg.
Und wenn sie nicht alles Gold schon (vor)verkauft haben, fördern sie noch heute.
<center>
<HR>
</center>

gesamter Thread: