- Auch in China scheint's ein wenig zu klemmen! - marsch, 24.11.2001, 14:41
Auch in China scheint's ein wenig zu klemmen!
Aus der FTD vom 10.5.2001
China setzt bei Bankreform auf Ausländer
Von James Kynge, Shanghai, und Kathrin Hille, Berlin
China hat den Verkauf fauler Kredite von Staatsfirmen an ausländische Investoren angekündigt und damit eingestanden, dass die rein staatliche Bankenreform gescheitert ist.
"Im September können die ersten Gebote angenommen werden", sagt Yang Kaisheng, Präsident der staatlichen Auffanggesellschaft Huarong Asset Management Company. Im Juli soll auf einer Roadshow in Europa und den USA um Investoren geworben werden.
Der Erfolg des für China revolutionären Modells wird über die Restrukturierung der Staatsfirmen und die Sanierung des Finanzsektors entscheiden. 1999 war für die großen staatlichen Geldinstitute Agricultural Bank of China, Industrial & Commercial Bank of China (ICBC), Bank of China und China Construction Bank je eine Auffanggesellschaft (AMC) gegründet worden. Die AMCs nahmen den Banken faule Kredite von insgesamt 1400 Mrd. Yuan (169 Mrd. $) ab.
Notenbankchef Dai Xianglong gab gestern an, nur"eine der vier großen Staatsbanken" erreiche die von der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) festgelegte Eigenkapitalquote von acht Prozent. Der Staat werde bei der Rekapitalisierung helfen."Das ist bizarr", sagt David Marshall, Bankenanalyst für Asien bei der Rating-Agentur Fitch IBCA in Hongkong."Bisher hat die Notenbank behauptet, drei der,Big Four’ hätten den BIZ-Standard erreicht."
Faule Kredite laufen auf
FĂĽr Arthur Lau, China-Experte bei Fitch, ist der Widerspruch ein klares Zeichen dafĂĽr, dass bei den Staatsbanken immer neue faule Kredite auflaufen. Schrieben die vier Institute die Darlehen direkt ab, mĂĽssten sie wohl sogar eine negative Kapitalbasis verzeichnen, so Lau.
Er interpretiert Dais Ansage als Hinweis, dass Tabus bei der Reform fallen sollen."Bisher war die Agenda des Finanzministeriums: Die AMCs zehn Jahre operieren lassen, und sie dann in eine Art Investmentbank ĂĽberfĂĽhren. Das scheint jetzt wesentlich beschleunigt zu werden."
Dahinter steht auch das Bemühen, dem Staat Belastungen zu ersparen. Premier Zhu Rongji hatte vor dem Nationalen Volkskongress im März angekündigt, ab 2003 die Ausgabe von Staatsanleihen reduzieren zu wollen. Noch aber stehen faule Kredite von 30 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) aus - eine Last, die Zhus Vorhaben zunichte macht, wenn die AMCs nicht einen Teil ihrer Ausgaben durch Verkäufe von Schuldtiteln wieder hereinholen.
Dass die ICBC-Auffanggesellschaft hier vorangeht, scheint logisch."Huarong ist die marktorientierteste der AMCs. Das Management sieht seinen Job als Sprungbrett ins moderne Investmentbanking", sagt Marshall. Xinda, die AMC der Agricultural Bank of China, sei auch"sehr aktiv geworden". Huarong will Ausländern zunächst Schuldtitel im Wert von zwei Mrd. $ anbieten. Die anderen Auffanggesellschaften werden nach Erwartungen von Experten nachziehen.
"Investoren können hier Schätze heben"
Goldman Sachs, Morgan Stanley und eine Reihe anderer Investmentbanken hätten Interesse, sagt Jack Rodman, Geschäftsführer von Asia Pacific Financial Solutions. Er berät die Banken beim Verkauf der Schuldtitel."Investoren können hier Schätze heben", wirbt Rodman.
Tim Clissold, der in den letzten zehn Jahren Erfahrungen beim Management von Gemeinschaftsunternehmen mit 18 chinesischen Staatsfirmen gesammelt hat, ist weniger euphorisch. Es sei schwer erkennbar, wie Ausländer mit dem Kauf chinesischer fauler Kredite Geld machen können."Eine Firmensanierung ist schon in den USA hart. In China, wo die Eigentumsverhältnisse oft unklar und Entlassungen schwierig sind, kann sie sehr, sehr hart sein."
Yang verspricht, die Investoren könnten in den meisten Fällen Schuldtitel in Mehrheitsanteile am Schuldnerunternehmen umwandeln. Yang spricht sich aber gegen die Zerschlagung von Betrieben aus.
Natürlich würden die Schuldtitel mit einem Rabatt auf den Buchwert verkauft, sagt der Huarong-Chef. Diesen müsse der Markt bestimmen. Nach Einschätzung von Analysten wird China die Initiative als Erfolg betrachten, wenn 30 Prozent des Buchwertes wieder hereinkommen.
Bisher ein Fass ohne Boden
1998 gab Peking Staatsanleihen im Wert von 270 Mrd. Yuan (32,6 Mrd. $) aus. Dieses Geld - rund 3,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts - floss in die groĂźen Staatsbanken.
2000 kauften 1999 gegründete staatliche Auffanggesellschaften den vier Banken notleidende Kredite in Höhe von 1400 Mrd. Yuan (169 Mrd. $) ab. Das sind 17 Prozent des BIP.
Künftig müssen nach einer Schätzung der chinesischen Notenbank noch faule Kredite von 2500 Mrd. Yuan (300 Mrd. $) abgetragen werden. Das sind 30 Prozent des BIP. Unabhängige Schätzungen gehen sogar von 40 Prozent des BIP aus.
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