- Moskau könnte bald auf Opec-Kurs einschwenken - monopoly, 27.11.2001, 12:17
Moskau könnte bald auf Opec-Kurs einschwenken
Moskau könnte bald auf Opec-Kurs einschwenken
Noch aber drückt Russlands Widerstand gegen deutliche Förderkürzung auf die Ã-lpreise
Von Ulrich Glauber
Das Kartell ist eben kein wirkliches Kartell: Beim Versuch der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec), den fallenden Preis für das"schwarze Gold" zu stabilisieren, macht ihr das Nichtmitglied Russland Sorgen. Noch bieten die Herren der privatisierten Energiekonzerne in Moskau dem Zusammenschluss die Stirn.
Dabei schien die Strategie der Opec in der vorigen Woche aufzugehen. Nichtmitglied Norwegen gab den Widerstand gegen eine von der Opec verlangte spürbare Förderkürzung auf. Nach Gesprächen mit Mexiko, einem weiteren Nichtmitglied, sagten die Skandinavier zu, ihre Produktion zwischen 100 000 und 200 000 Barrel pro Tag zu kürzen, wenn andere Länder außerhalb des Kartells ähnliche Einschnitte beschließen. Doch nach einer kurzen Erholung des Preises kam die kalte Dusche für die Opec. Russlands Regierung verkündete, sie sei lediglich zu einer Drosselung um 50 000 Barrel täglich bereit, während die Opec 300 000 Barrel gefordert hatte. Prompt fiel der Preis. Nach Mitteilung der Organisation von gestern kostete ihr Ã-l in der vergangenen Woche durchschnittlich 16,87 Dollar pro Barrel (159 Liter). Im vorigen Jahr hatte der Preis im Schnitt um mehr als ein Viertel höher gelegen. Der Zusammenschluss strebt deutlich über 20 Dollar an und will die Förderung daher um 1,5 Millionen auf 22 Millionen Barrel am Tag reduzieren - allerdings"nur, wenn die wichtigsten Nichtmitglieder mit 500 000 Barrel weniger mitziehen".
Nicht der Preisverfall, aber dessen Ursache ist neu für die Opec. Früher hatte in ökonomisch schwierigen Zeiten meist die Nichteinhaltung von Förderquoten durch die Mitglieder die Erlöse gedrückt. So war während der Asienkrise 1998/99 der Ã-lpreis auf zehn Dollar gefallen, weil einige der Opec-Länder fleißig weiter pumpten. Da Experten diese Marke für den Preis halten, der auch ohne Anbieterabsprache am freien Markt zu erzielen wäre, hätte sich das Kartell beinahe überflüssig gemacht. Doch seither herrscht eiserne Disziplin. Inzwischen sind es Staaten außerhalb der Organisation, die der Opec Sorgen machen.
Über die Beweggründe Moskaus herrschen unterschiedliche Ansichten. Manche Analysten meinen, dass die Regierung die Herren der privatisierten Energiekonzerne nicht im Griff hat. Starke Sprüche aus deren Lager stützen diese Auffassung. Vieles spricht dafür, dass Russland das Opec-Mitglied Saudiarabien von der Spitze der Liste aller Ã-l exportierenden Staaten verdrängen will.
Aber auch Russland und seine Energiekonzerne haben eine Schmerzgrenze. Bei 15 Dollar je Barrel müssten die Firmen dringende Investitionen kürzen, räumen ihre Manager ein. Der Staatshaushalt wird zu einem Fünftel aus der Ã-lproduktion finanziert. Bei einem zusätzlichen Verfall des vom Ã-l abhängigen Gaspreises würde Moskau staatliche Auslandskredite umschulden müssen, warnen Experten. Der hinhaltende Widerstand Moskaus gegen eine deutliche Förderkürzung dürfte demnach nur einem Test der Opec-Solidarität und der Marktreaktion dienen. Laut inoffizieller Opec-Meinung wird Moskau bald mit auf dem Tanker sein. Schon gibt es umgekehrt warnende Stimmen, die Ã-l-Staaten könnten nach einem Durchbruch bei den Verhandlungen zwischen der Opec und den Nichtmitgliedern mit einem Preisdiktat der flauen Weltwirtschaft einen weiteren Schlag versetzen.
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