- Nokia müssten schon in fünf Jahren eine Milliarde Telefone verscherbel... - marsch, 28.11.2001, 18:24
Nokia müssten schon in fünf Jahren eine Milliarde Telefone verscherbel...
<font size=-3>Aus der FTD vom 27.11.2001[/b]</font>
<font size=4>Das Kapital: Technologiewerte sind reif für Gewinnmitnahmen</font>
Die Beta-Wette wird langsam riskant. Seit dem 21. September ist der DJ Stoxx Technologie um gut 70 Prozent gestiegen, gegenüber 26 Prozent, um die der breite Markt zugelegt hat.
Bisher war die Strategie der Anleger richtig, in der Liquiditätshausse auf Aktien zu setzen, die im Verhältnis zum Gesamtmarkt besonders stark schwanken - technisch gesprochen also ein hohes Beta haben. Aber selbst wenn weiter frisches Geld an die Börse fließt: Als Fondsmanager muss man es sich nach den Erfahrungen der vergangenen anderthalb Jahre mehr als zweimal überlegen, auf Aktien zu setzen, die im Schnitt mit dem rund 50fachen der für 2002 geschätzten Gewinne notieren und damit hoffnungslos überbewertet sind. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die ersten anfangen, Gewinne mitzunehmen. Smarte Investoren könnten dies sogar tun, sobald die Firmen tatsächlich die unterstellten guten Nachrichten liefern, was längst nicht gesagt ist.
Nehmen wir das europäische Paradeunternehmen Nokia. Die Finnen haben jetzt wieder einen Marktwert von 133,5 Mrd. Euro. Die Analysten rätseln, ob in dem stagnierenden Markt dieses Jahr eher 370, 390 oder 400 Millionen Mobiltelefone verkauft werden - und der Kurs von Nokia reagiert wie ein Seismograf auf jede kleinste Anpassung der Schätzungen. Wie kleinlich! Um den gegenwärtigen Wert der Firma zu rechtfertigen, müssten schon in fünf Jahren eine Milliarde Telefone verscherbelt werden. Erzielte Nokia dann einen globalen Marktanteil von 30 Prozent, einen mittleren Verkaufspreis von 250 Euro je Telefon und eine Nettomarge von 15 Prozent, ergäbe das einen Gewinn von 11,5 Mrd. Euro. Das entspricht einem KGV von zwölf auf Basis 2006 - oder zehn, wenn man die Netzwerksparte herausrechnet und mit dem dreifachen Umsatz bewertet.
Hört sich nach Kinkerlitzchen an? Mitnichten. Die Bewertung wäre nur fair, falls man sich bis dahin Kursgewinne von zehn Prozent jährlich verspricht. Indes sind die getroffenen Annahmen so saftig, dass Nokia eigentlich nur enttäuschen kann, obwohl die Firma prima geführt ist. Darauf zu bauen, dass die Finnen sie übertreffen, ist mehr als kühn.
Auf der anderen Seite des Atlantiks freuen sich die Anleger, dass Intel einen energiesparenden Superprozessor für 2005 ankündigt und gleichzeitig die Preise für den P4-Prozessor nunmehr gemächlicher fallen sollen - nach bisher läppischen 84 Prozent. Die Firma hat inzwischen wieder einen Marktwert von 211 Mrd. $, bei einem geschätzten Umsatz von 26 Mrd. $. Nicht mal nach den optimistischsten Schätzungen kann Intel bis 2003 an den im vergangenen Jahr erzielten 10,5 Mrd. $ Gewinn herankommen, der Konsens erwartet drei Fünftel davon. Danach kostet die Aktie selbst auf der Basis 2003 das 31fache des Gewinns. Wir reden über ein Unternehmen, dass den Schätzungen zufolge zwischen 2000 und 2003 schrumpfen wird.
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