- @Turon: Also Turon, soo wunderbar war's damals auch wieder nicht! - Galiani, 30.11.2001, 22:46
- Re: @Turon: Also Turon, soo wunderbar war's damals auch wieder nicht! - Turon, 01.12.2001, 10:33
- @Turon: «Ich hätte es verstanden, wenn Du es mir nicht erklärt hättest!» (Lec) - Galiani, 01.12.2001, 17:09
- Re: @Turon: «Ich hätte es verstanden, wenn Du es mir nicht erklärt hättest!» (Lec) - Turon, 01.12.2001, 19:15
- Turon hat sich geoutet....allerdings ohne Alternativ-Modell............ - Crowley, 01.12.2001, 21:26
- Doch habe ich.... (einfach aufhören sich was vorzumachen):) - Turon, 02.12.2001, 05:34
- Alternativmodell, wo bist du? - Crowley, 02.12.2001, 17:04
- Doch habe ich.... (einfach aufhören sich was vorzumachen):) - Turon, 02.12.2001, 05:34
- Turon hat sich geoutet....allerdings ohne Alternativ-Modell............ - Crowley, 01.12.2001, 21:26
- Re: @Turon: «Ich hätte es verstanden, wenn Du es mir nicht erklärt hättest!» (Lec) - Turon, 01.12.2001, 19:15
- @Turon: «Ich hätte es verstanden, wenn Du es mir nicht erklärt hättest!» (Lec) - Galiani, 01.12.2001, 17:09
- Re: @Turon: Also Turon, soo wunderbar war's damals auch wieder nicht! - Turon, 01.12.2001, 10:33
@Turon: Also Turon, soo wunderbar war's damals auch wieder nicht!
Hallo Turon
Laß mich doch mal ein paar Deiner Argumente"aufspießen":
Du sagst, wenn ich Deine Ausführungen richtig verstehe:
Dein Vater, ein Selbständiger, habe sich (im früheren kommunistischen Polen) in 6 Fällen in Rechtsstreitigkeiten über betrügerische Forderungen sogar gegen mächtige Organe des Staates durchsetzen können. Umgekehrt, meinst Du, habe ein"Kommunist" vor Gericht in einem demokratischen Staat «nicht den Hauch einer Chance».
Also Turon, so stimmt das nicht.
Zwar habe ich, was das Zivil-Rechtssystem im früheren kommunistischen Polen angeht, nur beschränkte Erfahrungen. Ich kann aber durchaus bestätigen, daß man sich früher in Polen mit guten und harten Argumenten gegenüber ungebührlichen Forderungen von Kunden recht gut durchsetzen konnte. Das kann man im Westen aber auch! Und zivilverfahrensrechtlich sind die Gerichte in Deutschland (zwar wahrscheinlich etwas bürokratischer, aber) mit Sicherheit nicht weniger objektiv und gründlich als die Gerichte im kommunistischen Polen. Ich habe vor allem noch nie davon gehört, daß ein Gericht in irgend einem Verfahren eine der Parteien gefragt hätte, ob er"Kommunist" ist und ich kann wirklich nicht glauben, daß das irgendeinen Unterschied vor Gericht machen würde (zumal viele Richter ja gar nichts gegen"Kommunismus" haben).
Eine andere Frage ist, ob nach einem Verfahren vor einem deutschen Gericht die Gefühle der Streitparteien stärker verhärtet sind, als dies früher in Polen der Fall war, wie Du andeutest («Während man uns hier nach einem gewonnenen Rechtsstreit seitens der gegnerischer Organistaion aus dem Wege geht, hat er [Dein Vater früher in Polen] aber weiterhin von diesen Leuten [den von Deinem Vater Beklagten] Aufträge bekommen.»). Das könnte ich mir tatsächlich vorstellen. Dennoch sehe ich darin keineswegs etwa einen moralischen Vorsprung des Kommunismus'.
Vielmehr würde ich mir das, wenn es denn stimmt, so erklären, daß man im kommunistischen Polen vor staatlichen Einrichtungen viel weniger Respekt hatte als heute in demokratischen Staaten ( - eine gewisse zynische Nichtachtung des sich so allmächtig fühlenden sozialistischen Staates durch seine aufmüpfigen"Unterworfenen"). Einen Rechtsstreit vor einem Gericht im kommunistischen Polen zu verlieren, war deshalb vielleicht nicht wirklich ein moralisches Manko; ein Rechtsstreit vor einem deutschen Gericht läuft hingegen immer auch auf eine Qualifizierung des moralischen Standards der Streitparteien hinaus. Deshalb sitzen da die Emotionen tiefer! Ich persönlich kann mir nicht vorstellen, mit jemandem, der mich verklagt hat, weiter so Geschäfte zu betreiben, als ob nichts geschehen wäre. Und zahlreiche internationale Verträge sehen vor, daß es ein Grund für die fristlose Auflösung eines Vertrages ist, wenn eine der Vertragsparteien gegen die andere gerichtlich klagt.
Weiter behauptest Du:
Die Stasi in der DDR tat nichts Anderes, als ohnehin hier schon gemacht wird. Um das festzustellen, muß man lediglich die Augen aufmachen.
Ich will die laufenden Freiheitsbeschränkungen durch steigende Steuern, Überwachung der Finanztransaktionen der Bürger und jüngstens im Zuge der Terrorismusbekämpfung nicht bagatellisieren. Aber ein Stasi-Staat ist Deutschland deshalb noch lange nicht. In Deutschland wird - anders als früher in der DDR - niemand eingesperrt, weil er etwas gegen die Regierung sagt oder weil er das Land verlassen will.... u.s.w.
Auch mit der Unterstellung, [i] daß in Deutschland Versuche an Kindern durchgeführt würden (ich nehme an, Du meinst Versuche, die den Kindern Schaden an Leib und Leben zufügen) und daß diese Versuche gar noch unverfroren publiziert würden, schießt Du, wenn Du ehrlich bist, weit über das Ziel hinaus.[/i]
Mir ist derartiges nicht bekannt und wenn es so wäre, habe ich keinen Zweifel, daß die Staatsanwaltschaft einschreiten würde. Die Kommunisten dagegen haben, - und das bestreitest Du ja nicht, - Dissidenten in psychiatrische Kliniken gesteckt und dort grob mißhandelt. Ein Beispiel ist etwa der jetzt in Israel lebende Schtscharanskij.
Schließlich ist auch Deine Vorstellung vom Kapitalismus (sagen wir besser: vom"Manchestertum") sehr zugespitzt. Natürlich gab es immer in allen Völkern und unter allen Systemen das Phänomen der Versklavung. (Das von Dir benutzte Wort"Nullphasenentlohnung" verstehe ich nicht!). Aber die von Dir so dramatisch betonte Zeit, in der Menschen für 2 DM pro Stunde... arbeiteten und das 16 Stunden am Tag, um zu überleben, war im Kapitalismus, wenn es eine solche Phase denn überhaupt als generelle Erscheinung gegeben haben sollte, eine ganz kurze Zeit des Überganges von der Agrargesellschaft zur Industriegesellschaft, hauptsächlich in England des nach-napoleonischen beginnenden 19. Jahrhunderts. Diese Auswüchse hat Marx besonders anschaulich geschildert, wodurch sich dessen Bilder bis heute tief in unser Bewußtsein eingegraben haben (vor allem natürlich in das Bewußtsein von Menschen, die Marx gelesen haben oder ihn lesen mußten). Aber das ist nicht der Kapitalismus. Du solltest vielleicht auch einmal nachlesen, wie sehr die englischen Ã-konomen und Sozialpolitiker im 18. und 19. Jahrhundert bemüht waren, das Los der Arbeiter in den Fabriken zu lindern und zu heben. Von Robert Owen beispielsweise, der eine ganze Stadt seinen Arbeitern geschenkt hatte, hat Marx natürlich wohlweislich nichts berichtet.
Die PDS betreffend schreibst Du:
Und mir kommt die Galle hoch, wenn ich bloß höre, daß manche Menschen, nach 10 Jahren immer noch glauben, daß eine Partei... sich nicht ändern kann.
Daran zu glauben, ist natürlich Dein gutes Recht. Aber bevor sich gestandene Demokraten von einer solchen einsichtsvollen Bekehrung ehemaliger Kommunisten überzeugen lassen, sind schon noch ein paar Beweise notwendig. Das mußt Du uns Menschen zugestehen, die in einer Demokratie, mit gelebten demokratischen Spielregeln groß geworden sind. Dein Argument, daß schließlich mittlerweile doch 10 Jahre vergangen seien, ist nicht besonders schlagkräftig!
Die Logik Deines Argumentes schließlich, daß Millionen Flüchtlinge doch gar nicht erst hier wären, wenn sich die PDS nicht geändert hätte, verstehe ich ganz einfach nicht. Ich weiß nicht, was Du sagen willst, wenn Du in diesem Zusammenhang meinst, daß man gewisse"Ruhestätten"... wieder neu aufmacht, auf denen dann Sprüche stehen, wie"Arbeit macht frei", oder Lottosprüche wie"eine Million am Mittwoch und eine Million am Samstag Ich setze mich gerne mit Argumenten auseinander. Aber dazu muß ich sie erst verstehen.
Mit dieser Einschränkung halt bin ich mit besten Grüßen
G.
<center>
<HR>
</center>

gesamter Thread: