- Enron.....und die Banken - Tofir, 01.12.2001, 22:39
- Enron....und seine Aufsichtsräte - Tofir, 01.12.2001, 22:46
Enron....und seine Aufsichtsräte
Mauscheleien und Gefälligkeiten im Aufsichtsrat von Enron
New York, 30. November (Bloomberg) - Bis vor kurzem war Enron Corp. der größte Energiehändler der USA. Heute steht das Unternehmen vor dem Bankrott. Die Unabhängigkeit der Aufsichtsratsmitglieder sei durch finanzielle Verknüpfungen zum Management untergraben worden, sagen Experten für Unternehmensführung. Sie sehen darin einen der Gründe für den Absturz. So erhielten einige"Directors" lukrative Beraterverträge, andere profitierten von großzügigen Spenden für ihre gemeinnützigen Organisationen. Auf dem Prüfstand steht aber auch der Bilanzprüfungsausschuss, dem drei Aufsichtsratsmitglieder angehören."Kontakte sind das A und O im Aufsichtsrat", bestätigt Allan Cleveland, Berater des New Hampshire Retirement System, dem Enron-Aktien gehören."Aber was da gelaufen ist, sieht ganz nach einer Vetternwirtschaft aus."
Enron mit Sitz in Houston/Texas wickelte fast ein Viertel aller Erdgas- und Stromgeschäfte ab. Doch nach Wertberichtigungen in Höhe von 1,2 Mrd. Dollar und einer Überbewertung der seit 1997 ausgewiesenen Gewinne von 586 Mio. Dollar war die Marktkapitalisierung des Energiehändlers in den letzten sieben Wochen um über 26 Mrd. Dollar gefallen. Und seit der Wettbewerber Dynegy Inc. seine Übernahmeofferte zurückgezogen hat, steht Enron praktisch vor dem Aus.
Aufsichtsräte sollen die Interessen der Aktionäre wahren, indem sie die Arbeit des Vorstands unter die Lupe nehmen, formuliert der Council of Institutional Investors. Daher sollten zwei Drittel der Aufsichtsratsmitglieder vom Management"unabhängig" sein. Ein unabhängiges Mitglied des Kontrollorgans sei"eine Person, deren Aufsichtsratsmitgliedschaft die einzige Verbindung zum Unternehmen darstellt." Für Enron trifft das sicher nicht zu."Beraterverträge und Spenden gehen zu Lasten der Unabhängigkeit", warnt Ann Yergen, Researchleiterin der Investorenberatung.
Im letzten Jahr traf der Aufsichtsrat von Enron insgesamt neunmal zusammen. Die Mitglieder wurden jeweils mit 79.000 Dollar in bar und Aktien vergütet. Jedes Mitglied war bei mindestens 75 Prozent der Sitzungen anwesend, außer Ronnie Chan, Vorstandschef der Hang Lung Group mit Sitz in Hongkong. Dokumentiert sind folgende dubiose Machenschaften:
Herbert S. Winokur Jr. ist geschäftsführender Gesellschafter von Capricorn Investors L.P. und sitzt seit 1985 im Aufsichtsrat, im Geschäftsführungsausschuss sowie im Finanzausschuss. Zur Holding des 57-Jährigen gehört auch der Ã-l- und Erdgasausstatter Natco Group Inc., der im letzten Jahr 370.294 Dollar mit Enron- Töchtern umsetzen konnte. Das waren rund 1,6 Prozent vom Gesamtumsatz."Alles über ein Prozent ist kompromittierend", erklärte Yergen.
Robert A. Belfer ist seit 1983 im Aufsichtsrat und im Geschäftsführungsausschuss vertreten. Parallel dazu ist der größte Einzelaktionär des Energiehändlers auch Chairman und Vorstandschef von Belco Oil & Gas Corp., die letztes Jahr Geschäfte in Höhe von 32 Mio. Dollar mit Enron Trade Resources Corp. abwickelte.
John Urquhart gehörte dem Aufsichtsrat bis Mai letzten Jahres an, was dem 72-Jährigen einen Beratervertrag über fast 200.000 Dollar einbrachte.
John Mendelsohn leitete früher das Memorial Sloan-Kettering Cancer Center in New York. Der promovierte Mediziner machte sich vor allem in der Krebsforschung einen Namen. Seit 1996 ist der 64- Jährige Präsident des MD Anderson Cancer Center in Houston/Texas. Dem Enron-Aufsichtsrat gehört Mendelsohn seit 1999 an, wodurch seinem Krebszentrum 221.650 Dollar an Spenden zuflossen. Die Ken Lay Family Foundation, die Enron-Chairman Kenneth Lay gemeinsam mit seiner Frau Linda gegründet hat, spendete in den vergangenen fünf Jahren insgesamt 346.250 Dollar. Aus dem Topf der Enron Foundation kamen 1,5 Mio. Dollar für den Bau einer neuen Klinik.
Charles LeMaistre leitete das Andersen Cancer Center 18 Jahre lang, bevor er 1996 in den Ruhestand verabschiedet wurde. Seit 16 Jahren sitzt er im Aufsichtsrat, im Geschäftsführungsausschuss und hat den Vorsitz im Gehaltsausschuss von Enron. Dieser hatte Lay eine Abfindungspaket von jährlich 20 Mio. Dollar angeboten, was der Chairman vor zwei Wochen indes ablehnte.
Wendy Gramm hatte zahlreiche Regierungsposten inne bevor sie die Leitung des Mercatus Center der George Mason University in Fairfax/Virginia übernahm. In den letzten drei Jahren spendeten Enron und die Ken Lay Familiy Foundation dem Universitätsinstitut über 50.000 Dollar.
Lord John Wakeham, der sich unter Premierministerin Margaret Thatcher den Spitznamen"Mr. Fix-it" einholte, hat einen Beratervertrag über 72.000 Dollar pro Jahr. Neben Mendelsohn, Gramm, Chan, Robert Jaedicke und Paulo Ferraz sitzt auch er im Bilanzprüfungsausschuss des angeschlagenen Energiehändlers."Ein solcher Ausschuss muss absolut unabhängig agieren", betont Charles Drott, Wirtschaftsprüfer und Experte für Konkurs- und Betrugsverfahren."Für mich stellt sich die Frage, warum bestellt ein Großkonzern wie Enron solche Leute für seinen Bilanzprüfungsausschuss?"
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Eine schöne Sammlung von Schweinereien - aber das Problem ist grösser und tiefgreifender...vorerst werden die Schuldigen aber noch IN den Firmen selbst gesucht!
Gruss
tofir
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