- Der Mythos Gold - McMike, 03.12.2001, 10:35
- Der Mythos Gold/ zum x-ten mal ;-) - Diogenes, 03.12.2001, 12:27
- Re: Ich hoffe, Du kennst den Link hier (mL) (owT) - Theo Stuss, 03.12.2001, 13:59
Der Mythos Gold
Der Mythos Gold
Seit alten Zeiten gelten Gold und Silber als die Grundlage eines soliden und stabilen Geldsystems. Ein uneingeschränkter Goldstandard, bei dem die Banknoten zu 100% von Gold gedeckt sind, hatte und hat viele Anhänger, darunter Thomas Jefferson, David Ricardo, die Anarchokapitalisten und sogar einige Liberale, wie z. B. Ayn Rand.
Gold scheint viele Vorteile zu haben. Aufgrund der geologischen Gegebenheiten steigt der Vorrat an verfügbarem Gold nur langsam, etwa in der Größenordnung von 1% - 3% pro Jahr. Daraus ergibt sich ein sinnvolles Geldmengenziel, denn um diesen Prozentsatz müßte unter normalen Bedingungen die Geldmenge wachsen. Eine Goldbindung des Geldes, so die Hoffnung ihrer Anhänger, würde den Einfluß des Staates auf die Geldpolitik minimieren und den inflationären Mißbrauch der Notenpresse unmöglich machen. Milton Friedman stellte fest:"A full-fledged gold standard in which all money consisted of gold or warehouse receipts of gold...would have the merits of complete automaticity and freedom from governmental control."
Die Nachteile eines Goldstandards
Wenn man Gold zu Geld macht, muß man erhebliche Ressourcen der Geldproduktion widmen. Man schätzt, daß ungefähr 4% des jährlichen BIPs für die Gewinnung des monetären Goldes notwendig wären. Schon Adam Smith hatte davor gewarnt, Land, Kapital und Arbeitskraft zu verschwenden, um etwas herzustellen, daß in der Form von Papiergeld nahezu kostenlos zur Verfügung steht. John Maynard Keynes nannte den Goldstandard ein"barbarous relic". Paul Samuelson hat völlig recht, wenn er bemerkt:"How absurd to waste resources digging gold out of the bowels of the earth, only to inter it back again in the vaults of Fort Knox." Milton Friedman bemerkte:"The fundamental defect of a commodity standard, from the point of view of the society as a whole, is that it requires the use of real resources to add to the stock of money."
Ein Goldstandard würde auch nicht für eine stabile Geldversorgung bürgen, wie es seine Anhänger behaupten. Jeder größere Goldfund hätte eine inflationäre Wirkung. Wahrscheinlicher wäre es jedoch, daß die reale Goldproduktion nicht mit dem steigenden Geldmengenbedarf einer wachsenden Volkswirtschaft Schritt halten kann. Eine Deflation wäre dann die Folge.
Auch die Hoffnung, daß ein Goldstandard den staatlich Einluß zurückdrängt, ist nicht begründet. Wie die Geschichte zeigt, ist ein reiner Goldstandard nicht zu finanzieren, weshalb in der Praxis immer Mischformen vorkommen, die eine umfangreiche Einmischung des Staates zulassen. Ein Goldstandard würde überdies jene wenigen Staaten privilegieren, die über bedeutende Goldvorkommen verfügen. Es ist zu vermuten, daß die Regierungen jener Staaten der Versuchung nicht widerstehen könnten, ihr natürliches Oligopol zu mißbrauchen.
"My conclusion is that an automatic commodity standard is neither a feasible nor a desirable solution to the problem of establishing monetary arrangements for a free society. It is not desirable because it would involve a large cost in the form of resources used to produce the monetary commodity. It is not feasible because the mythology and beliefs required to make it effective do not exist." Milton Friedman
Eine regelgesteuerte Zentralbank
Statt eines Goldstandards, dessen einziger Vorteil in seinem Appell an archaische Instinkte liegt, bevorzugen die Liberalen eine von politischen Weisungen unabhängige Zentralbank, die nach festen Regeln die Geldmenge bestimmt. Es gilt, aus den Erfahrungen der Weltwirtschaftskrise der 30er Jahre zu lernen, als durch extreme Fehlentscheidungen der Notenbanken die Depression vertieft und verlängert wurde. Milton Friedman:"In 1930 and 1931, it [the Federal Reserve System] exercised this responsibility so ineptly as to convert what otherwise would have been a moderate contraction into a major catastrophe."
Die politisch geführten Zentralbanken stören das wirtschaftliche Gleichgewicht und sind für viele Wirtschaftskrisen der Vergangenheit verantwortlich, wie Milton Friedman für die USA nachwies:"...at least a third of the price rise during and just after World War I is attributable to the establishment of the Federal Reserve System and would not have occurred if the earlier banking system had been retained; that the severity of each of the major contractions - 1920-21, 1929-33, and 1937-38 - is directly attributable to acts of commission and omission by the Reserve authorities and would not have occurred under earlier monetary and banking arrangements."
Eine Lehre der Geschichte ist, so Milton Friedman:"The Great Depression in the United States, far from being a sign of the inherent instability of the private enterprise system, is a testament to how much harm can be done by mistakes on the part of a few men when they wield vast power over the monetary system of a country." Die Schlußfolgerung daraus ist, daß nicht Einzelfallentscheidungen der politischen Machthaber die Geldpolitik bestimmen sollen, sondern daß diese nach einer allgemeinen, vorab formulierten Regel, automatisch abzulaufen hat. Welche Regel soll das sein? Milton Friedman schlägt vor:"...a legislated rule instructing the monetary authority to achieve a specified rate of growth in the stock of money."
Literatur
Friedman, Milton: Capitalism and Freedom. The University of Chicago Press, 1962, 1982.
gruss mcmike
<ul> ~ http://www.mehr-freiheit.de/politik/geld.html</ul>
<center>
<HR>
</center>

gesamter Thread: