- Arbeitswelttrends: SOZIALHILFE - Wal Buchenberg, 04.12.2001, 07:25
Arbeitswelttrends: SOZIALHILFE
Sozialhilfe
âDie Gesamtausgaben der Sozialhilfe in der BRD haben im Jahr 1995 mit ĂŒber 52 Milliarden DM einen neuen Höchststand erreicht. Die Hilfe zum Lebensunterhalt, diese âSozialhilfe im engeren Sinnâ macht mit knapp 19 Milliarden lediglich gut ein Drittel des Sozialhilfeaufwandes aus.â LitDok. 1998/99 a-1513.
âVon 1980 bis 1996 sind die Ausgaben fĂŒr Sozialhilfe in den alten LĂ€ndern im ca. 240 % gestiegen... Wie auch die Analysen auf Basis von Individualdaten zeigen unsere Untersuchungen, dass der Anstieg der Arbeitslosigkeit die Hauptursache fĂŒr die gestiegene Inanspruchnahme von Sozialhilfe im engeren Sinne ist; an zweiter Stelle rangiert der zwischenzeitlich erheblich zurĂŒckgegangene Zustrom von Asylbewerbern." LitDokAB 2000, b-225.
1. Wer braucht Sozialhilfe?
âEnde 1998 erhielten nahezu 2,9 Mio. Personen auĂerhalb von Einrichtungen laufende Hilfe zum Lebensunterhalt. Seit Inkrafttreten des BSHG im Jahr 1962 zeigt sich ein deutlicher Anstieg, der sich vor allem seit Beginn der 80er-Jahre ausgeprĂ€gt hat. 1991 wurde unter Einschluss der gut 210.000 HilfeempfĂ€nger aus den neuen LĂ€ndern zum ersten Mal die 2 Mio. Marke erreicht. Insgesamt hat sich seit 1980 - bezogen auf die alten BundeslĂ€nder - die Zahl der HilfeempfĂ€nger nahezu verdreifacht....
Bezogen auf die Gesamtbevölkerung errechnet sich fĂŒr 1998 eine Sozialhilfequote (Hilfe zum Lebensunterhalt) von 3,5 %. 1970 lag die Quote noch bei 0,9 %, 1980 bei 1,4 %.
Untergliedert man die EmpfÀnger nach soziodemographischen Merkmalen, lassen sich folgende Strukturen erkennen...:
- Frauen sind etwas stĂ€rker als MĂ€nner von der Sozialhilfe abhĂ€ngig; sie stellen 56 % der EmpfĂ€nger. Allerdings ist der Frauenanteil im lĂ€ngerfristigen Verlauf kontinuierlich gesunken. Ihre Sozialhilfequote betrĂ€gt 3,8 % gegenĂŒber 3,2 % bei den MĂ€nnern.
- Die HĂ€ufigkeit des Sozialhilfebezugs hĂ€ngt entscheidend vom Lebensalter ab. Je jĂŒnger die Menschen sind, umso höher liegt die Sozialhilfequote. Bei Kindern unter 7 Jahren erreicht die Quote einen Wert von 8,6 %. Bei Kindern unter 3 Jahren steigt sie sogar auf 9,3 % an, d. h. dass fast jedes zehnte Kind in diesem Alter Hilfe zum Lebensunterhalt bezieht. Dagegen betrĂ€gt die Quote bei den ĂŒber 65-jĂ€hrigen nur 1,3 %.
- Betrachtet man die Entwicklung der Altersstruktur der SozialhilfeempfĂ€nger im Zeitverlauf, lĂ€sst sich eine âVerjĂŒngungâ des Sozialhilferisikos erkennen. 1980 lag die Sozialhilfequote der unter 7-JĂ€hrigen noch bei 2 %. Zu dieser Zeit war das Problem der SozialhilfebedĂŒrftigkeit in erster Linie ein Problem der Ă€lteren Menschen.
- Eine besonders hohe Bedeutung hat die Sozialhilfe bei auslĂ€ndischen BĂŒrgern. Der AuslĂ€nderanteil bei den HilfeempfĂ€ngern liegt bei 23 %.Dies entspricht einer Sozialhilfequote von 9,1 % der auslĂ€ndischen Bevölkerung. Bei den Deutschen betrĂ€gt die Quote 3 %.
- In den neuen BundeslĂ€ndern beziehen relativ weniger Menschen Sozialhilfe (Quote von 2,7 % ) als in den alten BundeslĂ€ndern (Quote von 3,7 % ); infolge des steilen Anstiegs der SozialhilfebedĂŒrftigkeit in den neuen LĂ€ndern ebnet sich das West-Ost GefĂ€lle jedoch zunehmend ein.â W. Hanesch/ P. Krause/ G. BĂ€cker: Armut und Ungleichheit in Deutschland. Der neue Armutsbericht der Hans-Böckler-Stiftung, des DGB und des ParitĂ€tischen Wohlfahrtsverbands. rororo November 2000. (DM 26,90).
2. Warum brauchen Lohnarbeiter Sozialhilfe?
â... Die Ursachen dafĂŒr sind vielfĂ€ltig: Es kann sein, dass kein Arbeitseinkommen vorhanden oder dieses - gemessen am Bedarf - nur sehr niedrig ist.
Das Gleiche gilt fĂŒr die sozialversicherungsrechtlichen Lohnersatzleistungen. HĂ€ufig leisten Unterhaltsverpflichtete keinen Unterhalt. Je nach familiĂ€rer Konstellation und Lebensereignissen können mehrere dieser Faktoren zusammenfallen und sich ĂŒberlagern.
In der Sozialhilfestatistik wird ausgewiesen, ob die HilfeempfĂ€nger in einer sogenannten besonderen sozialen Situation leben. Dies traf (Ende 1998) auf rund 20 % der EmpfĂ€ngerhaushalte zu. Darunter fallen: Trennung/ Scheidung (9,5 %), Geburt von Kindern (4,3 %), Wohnungslosigkeit (2,5 %), Tod eines Familienangehörigen (1,4 %), Ăberschuldung, Haftentlassung, SuchtabhĂ€ngigkeit (3,5 %).
Der Bezug von Sozialhilfe hĂ€ngt entscheidend von der Lage auf dem Arbeitsmarkt ab. Vor allem der Anstieg der Langzeitarbeitslosigkeit ist fĂŒr den steilen Zuwachs der EmpfĂ€ngerzahlen verantwortlich. Von den 1,77 Mio. SozialempfĂ€ngern zwischen 15 und 65 Jahren waren 1998 8,4 % erwerbstĂ€tig, 40,2 % arbeitslos und 51,4 % aus anderen GrĂŒnden nicht erwerbstĂ€tig, z. B. wegen hĂ€uslicher Bindung, Ausbildung, Krankheit, Behinderung und Alter.
Sozialhilfe soll von ihrem Anspruch her keine rentenĂ€hnliche Dauerleistung sein. TatsĂ€chlich weist die Sozialhilfestatistik fĂŒr 1998 aus, dass 41,4 % der Hilfe empfangenden Haushalte die Leistungen fĂŒr einen Zeitraum von weniger als einem Jahr erhalten. FĂŒr 11,3 % der Haushalte liegt die bisherige Bezugsdauer bei 5 Jahren und lĂ€nger.â Aus: W. Hanesch/ P. Krause/ G. BĂ€cker: Armut und Ungleichheit in Deutschland. Der neue Armutsbericht der Hans-Böckler-Stiftung, des DGB und des ParitĂ€tischen Wohlfahrtsverbands. rororo November 2000. (DM 26,90).
3. Sozialhilfe & Zwangsarbeit
âBei der Vergabe von Sozialhilfetransfers wird das staatliche Hilfeangebot in letzter Zeit zunehmend an eine Arbeitsleistung der HilfeempfĂ€nger gekoppelt. Einzelne Gemeinden als zustĂ€ndige TrĂ€ger der Sozialhilfe stellen arbeitsfĂ€hige HilfeempfĂ€nger vor die Wahl, entweder ein befristetes, sozialversicherungspflichtiges ArbeitsverhĂ€ltnis in einer BeschĂ€ftigungsgesellschaft einzugehen oder aus dem Hilfebezug auszuscheiden. Dieses Vorgehen ermöglicht den Gemeinden mehrere Einsparmöglichkeiten....â LitDokAB 99/2000-2, b-353.
Wal Buchenberg, 29.11.2001
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