- Telepolis: Zu USA und Milzbrand - rodex, 04.12.2001, 10:43
- Re: Telepolis: Zu USA und Milzbrand - Henning, 04.12.2001, 11:29
- Re: Telepolis: Zu USA und Milzbrand - littlesoros, 04.12.2001, 11:45
- Re: Telepolis: Zu USA und Milzbrand - Henning, 04.12.2001, 13:25
- Die Zahl der WTC Opfer ist auch wieder nach unten korrigiert - 3500 Menschen - Turon, 04.12.2001, 13:25
- Beweise - SonSon, 04.12.2001, 14:43
- Beweise für BinLadens-Beteiligung sind doch GEHEIM! - Bär, 04.12.2001, 14:57
- Re: Beweise - Henning, 04.12.2001, 15:05
- Re: Telepolis: Zu USA und Milzbrand - littlesoros, 04.12.2001, 11:45
- Re: Telepolis: Zu USA und Milzbrand - Henning, 04.12.2001, 11:29
Telepolis: Zu USA und Milzbrand
Ruhe vor dem Wüstensturm
Obwohl sich die Indizien dafür mehren, dass die Anthrax-Attacken von einer Quelle in den USA ausgehen, schweigt das Pentagon aus strategischen Gründen
Der Biowaffenexperte Jan van Aken traute seinen Ohren nicht, als er während der laufenden Verhandlungen zur Biowaffenkonvention in Genf auf dem Flur eine Unterhaltung mithörte. Eine Teilnehmerin der US-amerikanischen Delegation bekräftigte im Gespräch mit einem Kollegen, sie sei davon überzeugt, dass die Quelle der aufsehenerregenden Milzbrandbriefe im eigenen Land liege. Der Verantwortliche der deutschen Sektion des Sunshine-Project sprach die beim US-Militär Beschäftigte an und bekam dieselbe Auskunft. Allein die Tatsache, dass den versandten Milzbrandsporen der Stoff Silica beigemengt war, spreche für eine Quelle in den USA, sagte die US-Regierungsangestellte, deren Namen aus Quellenschutz nicht genannt wird.
Das Silica-Kristall wird in biologischen Laboren als Trockenmittel benutzt. In der Biowaffenforschung vermengt man Silica mit getrockneten Anthraxsporen, um eine statische Aufladung des Giftpulvers zu verhindern. Geschieht dies, verklumpen die Sporen nämlich und können nicht mehr eingeatmet werden
Schon wenige Tage nach dem Auftauchen der ersten Briefe in den Vereinigten Staaten brachte das Pentagon den Irak als Ursprung der postalischen Attacken ins Gespräch. Nach jetziger Erkenntnis eine unwahrscheinliche Variante: Nach Auskunft der Vereinten Nationen, die zuletzt Anfang der Neunziger Jahre Kontrolleure nach Bagdad entsandten, wird von der dortigen Industrie der Stoff Bentonit verwendet. Dabei handelt es sich anders als bei Silica um einen Ton, der durch die Verwitterung vulkanischer Asche entsteht. Bentonit besteht aus den Mineralen Montmorillonit und Beidelleit aus der Mineralgruppe der Smecite.
Dass der Irak seine Biowaffenforschung auf Silica umgerüstet haben könnte, wird offenbar selbst von US-Militärs ausgeschlossen. Zumal die Existenz eines solchen Offensivprogramms nur in der Propaganda rechter politischer Kreise in den USA besteht. Vermutungen über solche Programme gibt es viele, Beweise wenige, und die Beschaffung von Silica in großen Mengen würde den US-Geheimdiensten kaum verborgen bleiben.
Konsequenterweise hält sich Washington auch nach der Veröffentlichung der neuen Meldungen zurück, die van Aken Mitte Vergangener Woche im deutschen Magazin der Umweltschutzorganisation Greenpeace veröffentlichte und die auch von CNN aufgegriffen wurden. Der Chefredakteur des Greenpeace-Magazins, Jochen Schild, hat an der neuen Variante wenig Zweifel. Neben den Erkenntnissen des Sunshine Project lägen nun die Aussagen aus der US-Delegation und gleiche Ergebnisse einer Recherche der renommierten US-amerikanischen Wissenschaftlerin Barbara Rosenberg vor. Rosenberg, die für Biowaffen bei der"Federation of American Scientists" ( FAS) zuständig ist, hatte die einstige Clinton-Administration in Sachen Biowaffenforschung beraten.
Die US-Wissenschaftlerin hatte schon vor Wochen auf einen Umstand hingewiesen, der in der in den USA in diesen Tagen besonders regierungskonformen Berichterstattung geflissentlich übersehen wurde: Die Milzbrandbriefe waren nicht nur sorgfältig verklebt, um ein Ausweichen der Sporen zu verhindern, in den beigefügten Schreiben wurden die Empfänger zudem aufgefordert, ein Antibiotikum einzunehmen ( Bush gegen Hussein, II. Akt?). Beachtet man das, wird das Konstrukt eines islamisch-fundamentalistischen Ursprungs der Anthrax-Attacken ebenso unwahrscheinlich, wie die Warnung eines Talibankämpfers an ein Mitglied der Nordallianz, sich vor dem Schuss zu ducken.
In Verdacht geraten ist Don C. Wiley, ein bekannter Mikrobiologe an der Harvard-Universität, der beispielsweise über Ebola geforscht hat und seit 16.11. spurlos verschwunden ist. Man hatte lediglich seinen Wagen an einer Brücke gefunden. Er hatte an einer Sitzung teilgenommen und wollte dann Nachts bei seinem Vater übernachten, der in der Nähe des Tagungsorts lebt. Bislang geht man davon aus, dass es sich nicht um einen Selbstmord handelt. Das FBI scheint zu glauben (oder nach außen vermitteln zu wollen), dass Wiley wegen seiner Kenntnisse in der Biowaffenforschung entführt worden sein könnte.
Bleibt die Frage des Motivs. Nach Ansicht von Barbara Rosenberg, Greenpeace und dem Sunshine-Project hatten die Attacken einzig das Ziel, eine Panik auszulösen, um in der Folge eine Erhöhung des Etats für die US-Biowaffenforschung zu erzwingen. Die Attacken wären schon länger geplant gewesen, die Anschläge vom 11.September seien nur recht gekommen, um den Eindruck eines islamisch-fundamentalistischen Ursprungs zu verstärken.
Soweit ist die Rechnung aufgegangen. In wenigen Wochen ist das Thema Biowaffen in aller Munde, die Frage eines effektiven Schutzes wird inzwischen nicht nur in den Vereinigten Staaten heiß diskutiert. Dabei wird schnell klar, dass einzig die Schutzforschung einen wirksamen Schutz bieten kann. Die fünf Toten, die seit Eingehen des ersten Briefs in den USA zu beklagen sind, scheinen in diesem Licht eher ein Kollateralschaden wissenschaftlichen Eifers zu sein.
Alles in allem ist der Argumentationsfaden derjenigen, die die Schuldigen gerne im Nahen Osten sehen würden, so dünn, dass er schon durch ein falsches Wort reißen könnte. Hier liegt wohl auch der Grund für das beharrliche Schweigen der USA in Sachen Milzbrandbriefe."Zum einen ist Washington die ganze Angelegenheit natürlich höchst peinlich", sagt Jan van Aken. Schließlich passt ein US-amerikanischer Übeltäter, womöglich sogar aus der staatlichen Biowaffenforschung, nicht in das bei George W. Bush recht beliebte Gut-Böse-Schema. Auf der anderen Seite schränkt das vom FBI veröffentlichte Täterprofil die Ermittlungen auf einen höchst übersichtlichen Kreis von Personen ein."Im Grunde genommen ist die Sache klar, trotzdem stoßen wir in der Sache auf offizieller Ebene auf eine Mauer des Schweigens", beklagt Jan van Aken, der sich allerdings davon überzeugt zeigt,"dass in zwei Wochen plötzlich der Verantwortliche präsentiert werden wird."
Dem Schweigen der US-Regierung zu der sich verhärtenden Beweislage liegt offenbar ein strategisches Interesse zugrunde. Vor gut einem Monat, Ende Oktober, gingen mehrere westlichen Geheimdienste in die mediale Offensive und ließen verlauten, Bagdad sei"wahrscheinlich" in die Terroranschläge auf das World Trade Center und das Pentagon"verwickelt". In einem Abwasch schob man Bagdad auch die Verantwortung für die Milzbrandattacken zu, hinter denen der Irak stecken"könnte". Diese"sehr ernst zu nehmende Vermutung" eines"hohen CIA-Beamten" ließ sowohl die deutsche Nachrichtenagentur ddp, als auch die US-amerikanische Associated Press verlautbaren.
Die US-Agentur zitierte Ex-CIA-Chef James Woolsey, der glaubt,"dass die USA in ihrem Kampf gegen den Terrorismus auch den irakischen Staatschef Saddam Hussein konfrontieren werden". Denn"es gibt zu viele Dinge, zu viele Beispiele von gestohlenen Identitäten, von clever hergestellten Dokumentationen, von Koordination über Kontinente und Staatsgrenzen hinweg, um bei dem Schluss weit daneben zu liegen, dass ein Staat und ein sehr gut organisierter Geheimdienst darin verwickelt ist". Genug Beweise für die Terrorconnection nach Bagdad gebe es allerdings nicht, räumte Woolsey ein.
Den Zusammenhang zwischen den Anschlägen in New York und Washington sowie den Anthrax-Attacken sahen die Geheimdienste zudem in der Tatsache, dass ein Brief mit Milzbrandbakterien, der am 9. Oktober in der kenianischen Hauptstadt Nairobi eingetroffen war, bereits drei Tage vor den Terroranschlägen aufgegeben wurde. Alsbald war in den Agenturen zu lesen, dass nach Geheimdienstinformationen offenbar Absprachen zwischen dem Irak und terroristischen Kreisen bestanden habe. Das leitet man auch aus der Tatsache ab, dass der Irak nach einer älteren Studie des Bundesnachrichtendienstes zugegeben hat, über 355 Tonnen chemischer Kampfstoffe zu verfügen. Dabei scheint sich in Pullach nicht herumgesprochen zu haben, dass es sich bei Anthrax um einen biologischen Stoff handelt.
Harald Neuber 03.12.2001
http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/co/11265/1.html
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