- Buchvorstellung: Bernd Niquet - Der Zauberberg des Geldes - Standing Bear, 10.12.2001, 12:04
Buchvorstellung: Bernd Niquet - Der Zauberberg des Geldes
Hallo Leute,
nach längerer Zeit mal wieder eine kleine Buchbesprechung von mir. Heute geht es um"Der Zauberberg des Geldes" von Bernd Niquet.
Daß Geld die Welt regiert, wissen wir schon lange. Was viel von uns aber bisher noch nicht verinnerlichen konnten, ist, daß es ein Perpetuum Mobile doch gibt! Und bald wißt Ihr auch, warum die Aktien bis letztes Jahr ohne Grund so gestiegen sind. Seid gespannt!
Alles beginnt damit, daß die beiden Freunde Alexander von Schul(d)enburg und Bernhard Graf von Mandelwindel ihres parasitären Lebens überdrüssig sind und eine neue, ultimative Herausforderung suchen. Der Ort dafür soll Schwarzenstein am Zauberberg werden.
Beide überlegen wie sie einen Teil der weltweit vagabundierenden Billionen für sich nutzen können und erspinnen eine wirklich außergewöhnliche Idee - ihre eigene Zentralbank. Mit zugehörigem Staat natürlich!
Wohl wahr - die Idee, Geld selber nach Bedarf zu schaffen, hat ihren Reiz. Wenn andere Länder und Investoren dieses auch noch reißend haben wollen, umso mehr.
Zunächst aber sehen beide Freunde den täglichen Wahnsinn zu Hochzeiten des Börsenbooms und ärgern sich, nicht auch eine AG mit hochtrabendem Namen gegründet und unter die Anleger gebracht zu haben. Doch wissen beide, daß dieses Schauspiel nur von kurzer Dauer sein wird und nichts als einen Scherbenhaufen zurückbleibt. Ihre Idee war besser.
Nach geringen administrativen Hindernissen gelingt es ihnen, ihren Staat zu gründen nebst eigener Notenbank.
Die Notenbank ist das Perpetuum Mobile. Sie kauft gegen selbst gedruckte Zettel Gold, Staatspapiere und andere wertvollen Aktiva an, die sie wiederum zinstragend weiterverleihen kann. Bingo! Und keiner hat mehr Geldsorgen! Aber warum sollte jemand das neue Geld kaufen? Warum nicht, fragen wir lieber. Schließlich haben die gleichen Leute Aktien von EM-TV und Intershop gekauft. Alles nur eine Frage des Marketings und von"Vertrauen". Von den Zinsen auf die angelegten Notenbank-Aktiva würde jeder Bürgen ihres Kleinstaates fürstlich leben können. Um besagtes Vertrauen zu erhalten, wirbt man sich einen altgedienten Notenbänker an und wie der Zufall so will, war Herr Abraham Grünspan, dieser Magier, gerade frei.
Neben dieser Respektsperson gelingt es ihnen auch noch, Herrn Cocp-Bleue, einen mit allen Wassern gewaschenen Großunternehmer, als Staatsoberhaupt zu gewinnen. Und welch Wunder - die Behörden des alten Staates waren erstaunlich kooperativ. Schließlich gab es ein Staatsgebiet, Staatsvolk und Autorität. Ein sich bestechend gut anhörendes Gutachten stellt auch selten ein Problem dar.
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Die Notenpressen rattern und der Bedarf an neuem Geld kann kaum befriedigt werden. Es scheint als wolle alle Welt den neuen Alpina haben! Wie wunderbar - es funktioniert. Diese Fluchtwährung ist kurz vor dem Euro besonders willkommen. Und um der ständigen Aufwertung des Geldes zu begegnen und die kleine einheimische Wirtschaft nicht vollkommen konkurrenzunfähig zu machen, führt man einfach eine negative Einkommensteuer (Subvention) ein, die man aus den reichlich sprudelnden Zinseinnahmen finanziert!
Und wie überall nährt die Hausse die Hausse. Alle kaufen Alpina, Alpina steigt, es werden mehr Alpina gekauft. Notenbank kauft Aktien und treibt die Weltbörsen in die Höhe. Ah, daher dieser von keinem vorherzusehende Wahnsinn! Und jeder wird immer reicher, normale Arbeit ist etwas für Versager. Aber wer will das schon sein? Also macht jeder mit! Zwangsläufig muß auch der größte Tölpel es zu etwas gebracht haben. Aber nein - die Tölpel sind es, bei denen das am schnellsten geht. Wunderbare neue Welt?
Neben der Unterhaltung lernt der Leser auf angenehme Weise einiges über unser Wirtschaftssystem. Wie funktionieren Notenbanken, wer macht die Wechselkurse, warum steigen Aktien immer höher, wie schlau sind Devisenhändler? etc. Auch manch volkswirtschaftliche Theorie und den Wahnsinn der Verschulung weiß Bernd Niquet uns auf locker bissige Art herüberzubringen. Die Ähnlichkeit mit so manch lebender Person nötigt dem Leser auch immer wieder ein Schmunzeln ab.
So, und jetzt lest selber weiter!
Gruß
J.
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