- Der Schatz von Kabul - Theo Stuss, 10.12.2001, 14:09
Der Schatz von Kabul
1978 stieß der russische Archäologe Viktor Sarianidi in Afghanistan auf einen spektakulären Fund: den Goldschatz von Tillya-tepe. Bis heute gilt er als geplündert und verloren, doch das ZDF entdeckte eine Spur.
Baktrisches Gold
Bitterkeit überkommt den Archäologen Sarianidi wenn er an seine größte Entdeckung denkt. 1978 machte er bei Grabungen in der baktrischen Ebene, westlich der afghanischen Stadt Masar-i-scharif, einen sensationellen Fund. In dem Hügel Tillya-tepe stieß er auf sechs Fürstengräber, in denen über 20.000 Fundstücke lagerten: Schmuck, Figuren, Kleidungsreste mit Pailletten - alles aus Gold. Die etwa 2000 Jahre alten Funde zeugten von vollendeter Kunstfertigkeit und ließen Einflüsse aus vielen antiken Kulturen erkennen."Wir haben zum Beispiel indische, griechische, römische und Stücke aus nomadischen Kulturen gefunden", erzählt Sarianidi über seinen ebenso wertvollen wie wissenschaftlich bedeutsamen Fund.
Beute der Taliban?
Als im Winter 1979 die Sowjets in Afghanistan einmarschierten, wurde der Schatz zusammengepackt und nach Kabul ins Museum transportiert. Nie wurde er öffentlich ausgestellt, lediglich Bildbände dokumentieren die ganze Pracht. Zu den berühmtesten Stücken zählen eine kleine geflügelte Frauenfigur, die 'baktrische Aphrodite', eine Kette mit Goldperlen, ein reich verzierter Dolch und ein goldener Steinbock. Doch in Kabul verlor sich die Spur des Goldes, das bis heute als verschollen gilt. Verkauften es die Mudschaheddin, oder schmolzen die Taliban es später ein? Sarianidi selbst glaubt, die antiken Kostbarkeiten seien in den Kriegswirren Afghanistans abhanden gekommen."Zu 99 Prozent bin ich sicher, dass der Schatz verloren ist. Ein paar Kleinigkeiten sind vielleicht noch da. Aber die wirklich wichtigen Stücke sind alle verschwunden."
Schweizer Dipomaten in Kabul
Doch jetzt, nach dem Sturz der Taliban, gibt es neue Hoffnung. Schweizer Augenzeugen berichten, bei einem Afghanistan-Besuch 1991 sei ihnen der Schatz gezeigt worden. Ihr Aufenthalt hatte eigentlich politische Gründe: Einige Mudschaheddin hatten die Schweizer Regierung gebeten, in ihrem Kampf mit dem Regime des Kommunisten Nadschibullah zu vermitteln. Nach den diplomatischen Gesprächen besichtigten die Schweizer auf dem weitläufigen Gelände des afghanischen Präsidentenpalastes ein prunkvolles Gartenhäuschen. Dort wartete eine Überraschung auf sie."In etwas altväterlichen Holzvitrinen mit Glasscheiben waren die wichtigsten Objekte des Schatzes ausgestellt: der berühmte Gürtel, der Dolchgriff, der Steinbock und die kleine Aphrodite", erinnert sich Paul Bucherer, damals Mitglied der Schweizer Delegation.
Die Offenheit des kommunistischen Gewaltherrschers Nadschibullah hatte persönliche Gründe. Bucherer kannte ihn schon seit zwei Jahren und hatte sein Vertrauen gewonnen.
Gold in Plastiktüten
Doch vor allem wollte Nadschibullah die Kunstschätze seines Landes vor dem Ansturm der Mudschaheddin retten. Bucherer sollte klären, ob eine Ausstellung noch 1991 in der neutralen Schweiz möglich sei. Unter einem Gebäude in der afghanischen Hauptstadt führte man die Delegation zu einem Tresor mit sieben Schlössern, in dem der Hauptteil des Schatzes lagerte. Klaus Jacobi, damals Staatssekretär im Schweizer Außenministerium:"Es ging eine Treppe hinunter wie in ein Verlies. Wir wurden von verschiedenen Wächtern begleitet, die Schlüssel hatten. Schließlich öffnete man ein großes Tor, eine Art Stahlpanzertür." Eingewickelt in Plastiktüten lag da der Schatz von Tillya-tepe. Bucherer hat ihn fotografiert. Es sind die letzten Aufnahmen des Goldes. Der Besuch im Tresorraum - ein einzigartiges Geschenk an die Schweizer.
Tresor mit sieben Schlössern
Ein Jahr später, 1992, wurde Nadschibullah gestürzt. Die sieben Schlüsselbesitzer verloren sich aus den Augen, nun konnte der Tresor nicht mehr geöffnet werden. Bucherer:"Uns wurde erzählt, dass die Wände und die Decke des Raumes mit über einem Meter Stahlbeton gesichert seien und dass auch zur Zeit der sowjetischen Besetzung Afghanistans sowjetische Soldaten und Offiziere versucht hätten, ein Loch in die Decke des Tresors zu sprengen." Ohne Erfolg. Zuletzt sollen die Taliban versucht haben, Diamantbohrer zu kaufen, um den Tresor zu knacken.
Das ZDF nah dran
Unmittelbar nach der Befreiung Kabuls ging jetzt ein ZDF-Team auf Spurensuche. Mit viel Überzeugungskraft gelangten wir auf das bewachte Gelände des Präsidentenpalastes, wo jetzt die Nordallianz das Sagen hat. Das kleine Gartenhaus, das auf Bucherers Foto zu sehen ist, ist heute verwahrlost. Ständig begleitet von Wachen, führte unsere Suche zum Festungsturm an der Palastmauer. Dann entdeckten wir die Treppe in die Tiefe, Hoffnung keimte auf. Doch nach wenigen Metern versperrten Staub und Trümmer den Gang, Folgen der Bombeneinschläge in der Umgebung des Palastes. Der Weg zum Gold im Tresor - verschüttet. Da erwähnte ein Begleiter, es gäbe noch einen anderen Zugang - durch ein Gebäude gegenüber. Gespannt machten wir uns mit der Kamera auf den Weg, als plötzlich die Aufforderung erging: Verlassen Sie sofort das Gelände. Waren wir nah dran am Gold der Baktrier? Vieles spricht dafür - auch die plötzliche Verschlossenheit der Wärter. Es wird der neuen Regierung vorbehalten sein, Klarheit zu schaffen über den alten Goldschatz von Tillya-tepe.
http://www.zdf.de/wissen/zdfexpedition/44372/index.html
Kann jemand die Bilder ins Forum stellen? Pasten ist besser als einen Link setzen, weil Links Zeiger auf Pfade und Speicheradressen sind, die sich ändern können. Jeder gute Link kann im Archiv verloren gehen.
Gruß,
Theo
<ul> ~ Hier der Link mit Fotos</ul>
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