- Ich bin für die nächsten Monate bullish - leibovitz, 10.12.2001, 14:14
- Re: Ich bin für die nächsten Monate bullish / Ich auch - JüKü, 10.12.2001, 14:25
- Re: Wenn ich von einem DJ mit 300 Punkten träume - Sharps, 10.12.2001, 14:50
- Na, ich drück' dir mal die Daumen, obwohl ich speziell beim Nasdaq von etwas - Doosie, 10.12.2001, 16:33
- bin ja nicht der autor aber good luck ;) (owT) - leibovitz, 10.12.2001, 18:08
Ich bin für die nächsten Monate bullish
Autor solution von suntrade.de
Ich bin ja so bearish. Die Firmen sind alle zu teuer, die Bewertungen sind astronomisch und wir haben im Moment die größte Chance unseres Lebens mit Put und Short Verkäufen ein sorgenfreies Leben zu verschaffen. Man ich werde immer bearisher. Die Welle 5 ist noch nicht gekommen. Der ultimative Selloff fehlt noch. Faires Kursziel im Nasdaq maximal 1000 Punkte. Man bin bearish.
Dies spiegelt nicht meine Meinung wieder, weiß Gott nicht. Es gibt in Kurzform wieder, was von viele Anlegern, Börsenbriefen und Perma Bären so in den letzten Wochen oder Tagen zu hören oder lesen gewesen ist. Natürlich nicht in so plumper Form, man drückte sich gepflegter aus. Man lass von Stagnation und Deflation, dem totalen Zusammenbrechen unseres Finanzsystems und je höher die Indizes und Aktien stiegen, desto lauter wurde das Gebrumm. Vielleicht war es auch ein Wutgeheul, weil man dumerweise short war oder dem Treiben neidvoll von der Seitenlinie zugesehen hat. Immer schön draußen bleiben, es ist ja alles so teuer.
Natürlich ist es so, das am Ende nur eines zählt, nämlich die Gewinne einer Firma. Nur, wann ist das Ende. Der Markt reagiert in den letzten Jahren zwar immer spontaner und schneller auf News, Adhocs oder Ergebnisse, doch der Markt ist zukunftsorientiert. Wir zahlen den Preis für ein Unternehmen nicht nur aufgrund der heutigen Zahlen, sondern vor allen Dingen für das, was uns das Unternehmen in der Zukunft geben wird. In der Regel nimmt die Börse die Entwicklung 6 bis 9 Monate voraus.
Also ist die letzte Kursentwicklung die Hoffnung auf eine (sehr starke) Erholung der Wirtschaft, ein zunehmendes Gewinn Wachstum der Unternehmen. Solange es also keine signifikanten Hinweise auf ein nicht Eintreffen dieses Scenarios gibt, kann man zwar bearish sein, aber man kann damit kein Geld verdienen. Und von dem Grand Super Cycle (z.B. Dow Jones bei 300) träumen wohl alle Elliot Anhänger vergebens.
Auf der Suche nach Erklärungen für die Ralley gibt es neben der Hoffnung auf eine wirtschaftliche Erholung natürlich auch noch eine andere Erklärung. Die grausame Performance vieler Fonds. In den letzten Wochen ist im Zuge der Enron (Fast?)Pleite besonders ein Fonds ins Rampenlicht gerückt, der Janus Fonds. Dieser hatte als eine der größten Einzelposition leider Enron gehabt, der Fonds lief entspechend. Neben der Enron Position taucht auch eine gewaltige Menge an Ebay Aktien auf, deren Entwicklung in den letzten Wochen extrem positiv gewesen ist. Die aktuelle Bewertung mit dem 90(!!!) fachen Umsatz des nächsten Jahres kann man glaube ich ohne weiteres als luxuriös betrachten. Ich möchte jetzt nicht ins Blaue spekulieren, aber, was liegt (für Janus) näher, als den Kurs dieser Aktie im Jahresendgeschäft noch ein wenig zu pushen. Es geht um viel Geld und was man als Fond nicht gebrauchen kann, ist eine schlechte Performance. Denn dann gibt es kein Geld
Und Janus dürfte kein Einzelfall sein, denn im Moment buhlen hunderte von Fonds um die Kohle von Anlegern. Und in Deutschland ist in diesem Fall die Riester Rente auch nicht ganz zu vernachlässigen. Es ist also neben der Hoffnung auf eine wirtschaftliche Erholung bestimmt ein großer Teil Preistreiberei von institutioneller Seite im Spiel.
Wie verhält man sich jetzt als Anleger?
Die Börse reagiert nicht immer rational, weil Menschen im Spiel sind. Aber solange der Markt von Menschen und nicht von Maschinen oder Tradingsystemen beherrscht wird, solange kann man auch Gewinne machen. Man sollte nur nicht versuchen, zu klug zu sein. Das Börsenspiel der Sparkassen hat eine Gruppe 16 jähriger Schüler und Schülerinnen gewonnen (verdreifachung des Kapitals in ein paar Wochen) und bestimmt nicht deshalb, weil sie sich mit der Kreditblase in den USA oder dem Zusammenbruch des weltweiten Finanzsystem beschäftigt haben. Und wenn unser Finanzsystem tatsächlich zusammenkracht, dann nützem einem Puts auch nichts. An der Börse geht es um Geld, um sehr viel Geld. Nicht alle Anleger sind so bescheuert, das sie sich über eine Performance von -30% freuen, weil der MSCI Irgendein Index aber -32% gemacht hat. Die Fonds müssen sich schon was besseres einfallen lassen, und das Zauberwort heißt Performance. Und solange dieser Druck auf den Fonds (und vor allen Dingen den Fondmanagern) im Jahresendgeschäft lauert, sollte man sein Bärenfell in der Höhle lassen.
Ich habe in den Chartanalysen nicht gerade positiv zu der fundamentalen Bewertung von Aktien geäussert, vielleicht auch hierzu ein paar erklärende Worte. Ich halte die Fundamentalanalyse für durchaus wichtig, aber nur bis zu einem gewissen Punkt. Man sollte grundsätzlich wissen, was eine Firma macht, die Marktpositionierung, in welchem Bereich sie tätig ist und ganz wichtig, in welchem Segment sie eingeordnet ist (Ein grosser Teil der Performance ist nachweislich die Folge von Sektorgewinnen). Desweiteren ist es wichtig zu wissen, ob die Firma profitabel arbeitet und wie es finanziell um sie gestellt ist (z.B. Schulden, Cashflow). Diese Informationen kann man ohne größere Mühe im Internet finden. Alles weitere ist stochern im Nebel und kostet ungemein viel Zeit. Es ist illusorisch zu glauben, das man als"Normalsterblicher" eine Bilanz lesen, geschweige denn verstehen kann. News sind in der Regel im Kurs eingepreist (da sie die Instis eher kennen). Alle Kennzahlen beruhen entweder auf eine Vergangenheitsbetrachtung oder sind das Ergebnis von mehr oder weniger guten Analysten. Ein niedriges PE garantiert keine Kursgewinne an der Börse und ein hohes PE ist nicht automatisch ein short Kandidat. Es gibt immer zwei Wege, um Kennzahlen zu verbessern oder zu verschlechtern. Entweder steigen die Earnings oder es fallen die Kurse. Wenn man z.B. Newport betrachtet, so hatte die Aktie vor ein paar Monaten bei 30$ ein PE von 30 und aktuell bei 18$ ein PE von 100.
Es ist einfach so, das die Börse den Kurs einer Aktie bestimmt, eine einfache Nachfrage und Angebotsfunktion. Und wenn die Nachfrage nachlässt, steigt man halt aus. Also jetzt nicht planlos den Kursen hinterherlaufen, sondern gute Unternehmen in Schwäche kaufen, sinnvolle Stops wählen und sich nicht zuviele Gedanken über die neue Blase machen.
Ich bin für die nächsten Monate bullish, die Börse wird nicht steil gen Norden marschieren, sondern sie wird immer mal wieder Korrekturen haben. Diese bieten wiederum gute Einstiegskurse und ich hoffe, hiervon als Trader zu profitieren. Ich bevorzuge profitable Unternehmen, um die Bewertung mache ich mir keine Gedanken, da ich einen Chart eher verstehen kann als die Bilanzkonferenzen. Ich bin mit keiner Firma verheiratet und mir gefällt dieser Markt einfach.
Und solange Fonds um die Kohle der Kleinaleger buhlen, mache ich mir auch keine großen Sorgen.
Es ist nicht die Kunst, eine Ralley zu erkennen, sondern sich im Vorfeld richtig zu plazieren
(So) Long
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