- Wann kommt die Zinswende der Fed? - littlesoros, 11.12.2001, 12:31
Wann kommt die Zinswende der Fed?
Washington (vwd) - Unter Fachleuten gilt als nahezu sicher, dass der Offenmarktausschuss (FOMC) der Federal Reserve am Dienstagabend ein weiteres Mal die Zinsen lockert. Und auch das Ausmaß des erwarteten Zinsschrittes ist kaum Gegenstand langer Diskussionen. So rechnet das Gros der Beobachter am Dienstag mit einer Senkung des Zielsatzes der Fed Funds Rate um 25 Basispunkte auf dann 1,75 Prozent. Der Future-Markt lässt diese Maßnahme mit einer Wahrscheinlichkeit von 90 Prozent erwarten, wobei auch eine aggressivere Stimulierung durch einen stärkeren Schritt nicht ganz ausgeschlossen wird.
Richtet sich der Blick jedoch bis ins kommende Jahr, ist die Einigkeit rasch passe. Nicht wenige Volkswirte gehen davon aus, dass die Fed ihren Leitzins im Frühjahr um weitere 25 Basispunkte auf 1,50 Prozent reduzieren wird, möglicherweise bereits in der Sitzung des FOMC Ende Januar. Allerdings mehren sich die Stimmen, die davor warnen, dass die Notenbank den Bogen auch überspannen und Inflationsgefahren heraufbeschwören könnte. Dies zeigt sich auch in Überlegungen, wann die Zinswende und jener Zeitpunkt erreicht sein könnten, zu dem die Fed einem Überschießen der konjunkturellen Situation mit einem dann wieder steigenden Zielsatz begegnen wird.
Die ökonomischen Daten der abgelaufenen Woche lieferten kein wirklich eindeutiges Bild, wann die konjunkturelle Abschwungphase überwunden ist. Einerseits stieg der NAPM-Index für das Nicht-Verarbeitende Gewerbe überraschend deutlich, und auch das an der Universität Michigan ermittelte Verbrauchervertrauen sorgte für erfreute Reaktionen an den Finanzmärkten. Doch reagierten Analysten verhaltener auf die Daten, denn der Bericht aus Michigan berücksichtigt stärker die Entwicklung an den Aktienmärkten, während das Conference Board dem Arbeitsmarkt ein höheres Gewicht beimisst.
Letzterer aber könnte durchaus negativ auf die Konsumlaune der US-Verbraucher durchschlagen, heißt es. Immerhin befindet sich die Arbeitslosenquote auf einem Sechs-Jahres-Hoch; zugleich waren die in den vergangenen zwei Monaten registrierten Arbeitsplatzverluste so hoch wie schon seit 20 Jahren nicht mehr.
Auch die Oktober-Zahlen des Einzelhandels seien mit Vorsicht zu genießen, urteilen Beobachter. Denn die zuletzt guten Daten waren vor allem auf den Rekordabsatz an Kraftfahrzeugen zurückzuführen, der über günstige Finanzierungskonditionen massiv angekurbelt worden war. Hier werden die Zahlen für November am Donnerstag weiteren Aufschluss geben. Von vwd befragte Analysten rechnen mit einem Umsatzplus ex Kfz von lediglich 0,4 Prozent, nach plus ein Prozent im Vormonat.
Die Diskussion um die weitere Entwicklung der US-Geldpolitik gewinnt aber nicht zuletzt auch dadurch an Fahrt, dass die Unsicherheit über die mittelfristigen politischen Rahmenbedingungen in den vergangenen Tagen eher zu- als abgenommen hat. So häuften sich zuletzt Berichte aus Regierungskreisen, dass die USA ihre Militäraktionen auf weitere Länder ausdehnen könnten, für Beobachter ein Hinweis, dass die Ã-ffentlichkeit mit gezielten Indiskretionen auf weitere Aktionen vorbereitet werden soll. Auch bleibt im Dunkel, inwieweit islamistische Terrorzellen in der Lage sind, erneut zuzuschlagen. Sollte es aber zu neuen Attentaten kommen, dürften sämtliche Szenarien und Prognosen Schnee von gestern sein.
vwd/11.12.2001/cv/zwi/bai
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