- Die US-Strategie zur Beherrschung des Golfs - dira, 23.12.2001, 12:26
Die US-Strategie zur Beherrschung des Golfs
Die Gründe für das Vorgehen der USA im Nahen Osten und in der Golfregion sind kein Geheimnis. Der britische Rückzug aus der Region, der vor fünfzig Jahren begann, eröffnete den USA den Zugriff auf die riesigen Ã-lreserven und das strategische Gebiet, in dem Südwestasien und Nordostafrika an Europa grenzen. Damals wurde die gesamte Region von antikolonialen, nationalistischen Bewegungen erschüttert: Zur Rechtfertigung ihrer Interventionen argumentierten die führenden Politiker der USA, es drohe eine Besetzung des Gebiets durch die Sowjetunion, der auch Israel an seiner Ostflanke ungeschützt ausgeliefert sei.
1953 hatten die USA den jungen Schah von Persien auf den Pfauenthron des Iran gehievt. Danach war der Iran fünfundzwanzig Jahre nicht nur der Vorposten der USA im Nahen Osten, sondern auch ihre mächtigste Militärbastion, die moderne USWaffen im Wert von Dutzenden von Milliarden Dollar importierte. Der Iran diente ferner als regionaler Umschlagplatz für amerikanische Produkte. Selbst nachdem der Schah bereits gestürzt war, bezeichnete Ex-CIA-Direktor William Colby dies als die stolzeste Leistung der CIA. Ein ganzes Vierteljahrhundert lang sicherte diese Leistung die Vorherrschaft der USA über die Region.
"Wir sollten Geheimoperationen nicht mit der Tätigkeit von Missionaren verwechseln." Henry Kissinger
Kurz nachdem 1958 am Jahrestag des Sturms auf die Pariser Bastille im Irak eine nationalistische Volksrevolution zur Macht gelangt war, bildete die CIA ein"Komitee zur gesundheitlichen Veränderung", um die Ermordung des neuen irakischen Staatschefs Abdel Karim Kassem zu planen. Zur selben Zeit arbeiteten US-Generäle in der Türkei einen Plan aus, der den Codenamen"Cannonbone" trug und die Invasion des Nordirak sowie die Besetzung der dortigen Ã-lfelder vorsah. Diese Ã-lfelder lagen in genau den Gebieten, welche die USA 1991 mit der Begründung, sie seien"kurdisch", vom Rest des Irak abzutrennen versuchten. 1963 wurde Kassem zusammen mit Tausenden seiner Anhänger bei einem blutigen, von der CIA unterstützten Putsch massakriert. Ein Vertreter der CIA machte dazu in seiner den Putsch betreffenden Aussage vor einem US-Senatsausschuss die höhnische Bemerkung:"Das Opfer erlag vor einem Erschießungskommando in Bagdad einer tödlichen Krankheit."
Als 1972 die Ã-lindustrie des Irak verstaatlicht wurde, setzten die Vereinigten Staaten den Irak auf eine Liste von Ländern, die sie der Unterstützung des Terrorismus bezichtigten. 1975 erklärte sich der Irak im Abkommen von Algier bereit, sich die Kontrolle über die umstrittene Wasserstraße des Schatt-al-Arab mit dem Iran zu teilen. Daraufhin stellten die Vereinigten Staaten und. der Schah ihre bisherige Unterstützung für die kurdische Aufstandsbewegung im Irak ein, deren Führer den Kampf aufgaben und ins Ausland flohen. Das Schicksal der zurückbleibenden Kurden kümmerte die US-Regierung damals nicht im geringsten. Oder wie Henry Kissinger einem Mitarbeiter erläuterte:"Wir sollten Geheimoperationen nicht mit der Tätigkeit von Missionaren verwechseln."
Im Lauf der Jahre haben die USA sowohl den Iran als auch den Irak als auch - am unmittelbarsten und mit den todbringendsten Folgen - die Türkei in ihren Angriffen auf die jeweilige kurdische Bevölkerung unterstützt. 1991 machten die USA dann ihre neu gefundene Sorge um den Schutz der Kurden vor dem irakischen Staat geltend, indem sie der Regierung des Irak die Kontrolle über den größten Teil des Nordwestens des Landes entzogen. Unmittelbar darauf unterstützten sie die Türkei, als diese Bodentruppen in Divisionsstärke und permanente Luftangriffe einsetzte, um die kurdische Bevölkerung der Region zu unterwerfen. All dessen ungeachtet stützt sich die Dämonisierung Saddam Husseins großenteils auf eine verzerrte Darstellung der Politik der irakischen Regierung gegenüber den Kurden.
Der einzige konstant-bleibende Faktor der US-Politik im Lauf all dieser Jahre war die Entschlossenheit zur Vorherrschaft über die riesigen Ã-lreserven dieser Region, nicht nur wegen deren Reichhaltigkeit, sondern auch wegen der wirtschaftlichen und militärischen Vorteile, welche diese Vorherrschaft den USA gegenüber reichen wie armen auf Ã-limporte angewiesenen Ländern in die Hand gab. Unter den zahlreichen Äußerungen, in denen sich diese Politik widerspiegelt, findet sich auch folgendes Statement des von Senator Henry Jackson geleiteten US-Senatsausschusses für Energie und Bodenschätze aus dem Jahr 1977:"Ein Engagement unseres Landes zur Verteidigung der Ã-lreserven des Golf und der politischen Stabilität der Region gehört zu den vitalsten und dauerhaftesten Interessen der Vereinigten Staaten."
Im Februar 1979 floh der Schah aus dem Iran, nachdem er so viele Iraner wie nur irgend möglich getötet hatte. Das waren wahrscheinlich allein im letzten Jahr seiner Herrschaft vermutlich an die 45 000. Die iranische Bevölkerung hatte ihren langen Kampf um die Beseitigung der US-Kontrolle über ihr Leben gewonnen. Im November desselben Jahres wurde die US-Botschaft in Teheran nach monatelangen Protestdemonstrationen von iranischen Studenten besetzt. Zehntausende dieser demonstrierenden Studenten hatten in den USA studiert. Die wenigen zurückgebliebenen Botschaftsangestellten wurden als Geiseln genommen.
"Wir gönnten keiner der beiden Parteien den Sieg." Ein Sprecher der Reagan-Administration
An diesem Punkt kam es zu einer weiteren schärfen Wendung der US-Politik. Der Nationale Sicherheitsberater der USA, Zbigniew Brzezinski, nahm eine unterstützende Haltung gegenüber dem Irak ein und ermutigte Bagdad öffentlich zum Angriff auf den Iran und zur Rückeroberung der Wasserstraße des Schatt-al-Arab - als hätten die USA nicht erst vier Jahre zuvor den Irak dazu gedrängt, die Kontrolle über diesen strategisch wichtigen Verkehrsweg dem Iran zu überlassen. Washington zeigte sich über den irakischen Angriff auf den Iran im Jahre 1980 alles andere als empört. Der Angriff nützte den Interessen der USA, da er den Iran - wo die Mitarbeiter der US-Botschaft immer noch als Geiseln festgehalten wurden - sowie den von der islamischen Regierung des Iran ausgehenden antiamerikanischen Einfluss auf die muslimische Welt schwächte. Und gleichzeitig würde ein Krieg gegen ein viel größeres Land wie den Iran auch den Irak selbst schwächen. In Wahrheit wünschte Washington keiner der beiden Seiten den Sieg.
"Wir gönnten keiner der beiden Parteien den Sieg", kommentierte ein Sprecher der Reagan-Administration gegenüber der New York Times. Henry Kissinger wird verschiedentlich mit den Aussage:"Ich hoffe, sie bringen sich gegenseitig um" und"Wie schade, dass sie nicht beide verlieren können" zitiert.
1984 verstärkten die Vereinigten Staaten ihre Unterstützung für den Irak. Sie wurden zu dessen wichtigstem Handelspartner, indem sie ihre Ã-lkäufe beim Irak erhöhten und zugleich Europa und Japan ermunterten, dasselbe zu tun. Die Reagan-Administration fasste einen immer noch höchster Geheimhaltungsstufe unterliegenden Beschluss zur verbesserten Kooperation der Geheimdienste der USA und des Irak. Leslie Gelb berichtete in der New York Times, dieser Beschluss sei dahingehend verstanden worden, dass die USA"alles in ihrer Macht stehende tun" sollten, um dem Irak zu einem Sieg über den Iran zu verhelfen. Im selben Jahr begannen Vizepräsident Bush, das Außenministerium und die CIA, bei der US-amerikanischen Export Import-Bank Druck für eine umfangreiche Finanzierung von US-Exporten in den Irak auszuüben. Und 1986 entsandten die USA ein hochrangiges CIA-Team zur Beratung des irakischen Militärs nach Bagdad. Das Pentagon ermutigte und erleichterte Waffenkäufe im Wert von vielen Milliarden Dollar durch proamerikanische Regierungen in Saudi-Arabien, Kuwait und anderen Ländern.
Während des iranisch-irakischen Kriegs strich die Reagan-Administration den Irak von der Liste der Länder, die von den USA der Unterstützung des Terrorismus bezichtigt wurden. Dadurch konnten US-Firmen"Dual use" Güter wie Jeeps, Hubschrauber und Lockheed-L-100-Transportmaschinen direkt an Bagdad verkaufen. Der Irak erhielt vom US-Landwirtschaftsministerium über ein Programm, das ausschließlich den Kauf landwirtschaftlicher Güter autorisierte, aber zur illegalen Finanzierung vieler dieser Verkäufe verwendet wurde, Kredite im Wert von fünf Milliarden Dollar. Unter den an den Irak verkauften Gütern befanden sich auch 45 Bell-Hubschrauber, die ursprünglich als Truppentransporter für die Armee des Schah bestellt worden waren.
Die Vereinigte Schnelle Einsatztruppe
Der achtjährige Krieg zwischen dem Iran und dem Irak war eindeutig eine der Konsequenzen der US-Politik Anfang der fünfziger Jahre, als die USA die demokratische Mossadegh-Regierung des Iran stürzten und die Herrschaft des Schah installierten. Der Schah veränderte den Iran radikal, indem er unter Anleitung und Unterstützung der USA das Projekt verfolgte, den Iran in ein starkes Industrieland zu verwandeln. Nach dem Sturz des Schah hetzten die USA den Irak dazu auf, den Iran anzugreifen.
Die legendäre Stadt des Haji Baba, Isfahan, war im Jahr 1500 mit ihrer halben Million Einwohner eine der zehn größten Städte der Welt gewesen. Bis in die sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts behielt sie diese Größe annähernd bei und blieb weiter ein kulturelles Zentrum. 1978 war Isfahan auf 1,5 Millionen Einwohner angewachsen, von denen die große Mehrheit Bauern waren, die das Land mit seinen Jahrtausende alten. Bewässerungssystemen verlassen hatten, um in elenden Slums zu leben, wo sie auf Arbeit in den Fabriken von Bell-Helicopter und British Motors hofften.
Beinahe eine Million junge Männer starben im iranisch-irakischen Krieg, der zu einer enormen Militarisierung und tiefen Spaltung der Region führte.
Zugleich mit ihrer Unterstützung des Irak gegen den Iran während des Krieges schmiedeten die USA Pläne für eine militärische Intervention in der Region, da sie darin die einzige Möglichkeit sahen, nach dem Sturz des Schah wieder die Vorherrschaft über das Gebiet zu erobern. Kernstück der neuen Interventionsstrategien der USA war der Kriegsplan 1002. Er wurde zu Beginn der Reagan-Administration entwickelt und sollte die bereits vom vorherigen Präsidenten verkündete Carter-Doktrin umsetzen, die vorsah, jede Bedrohung des Zugangs der USA zum Ã-l des Nahen Ostens mit Gewalt zu beantworten. In diesem Rahmen hatte das Pentagon 1980 die Vereinigte Schnelle Einsatztruppe (Rapid Deployment Joint Task Force) geschaffen. Sie wurde 1983 in das US-Zentralkommando CENTCOM umgewandelt und begann mit dem geheimen Aufbau eines ausgedehnten Netzes von Militär- und Aufklärungsbasen in Saudi-Arabien. Militärstützpunkte der USA in Saudi-Arabien gab es bereits in den siebziger Jahren, aber die neuen Einrichtungen waren technisch moderner und sollten später dann eine wichtige regionale Rolle beim Angriff auf den Irak spielen.
Am Ende des iranisch-irakischen Krieges zog die Sowjetunion sich aus Afghanistan zurück und brach wirtschaftlich allmählich zusammen. Die USA konnten nunmehr ohne großes Risiko, auf den Widerstand der Sowjetunion zu stoßen, militärisch in der Region intervenieren. Dem standen jetzt nur noch schwache Regierungen sowie die muslimische Bevölkerung der Region entgegen.
Seit Ende des iranisch-irakischen Krieges 1988 machten amerikanische Einsatzpläne für den Fall eines Kriegs in der Golfregion statt der UdSSR den Irak als Feind aus. Im Januar 1990 äußerte sich der damalige Direktor der CIA, William Wehster, vor dem US-Senatsausschuss für Streitkräfte über die wachsende Abhängigkeit des Westens vom Ã-l des persischen und arabischen Golfs. Im Februar 1990 vertrat General Norman Schwarzkopf vor demselben Ausschuss die Meinung, die Vereinigten Staaten sollten ihre Militärpräsenz in der Region verstärken. Er beschrieb neue militärische Pläne zum Eingreifen in mögliche Konflikte. In Anbetracht der Abhängigkeit Japans und Westeuropas vom Golföl, die viel stärker ist als diejenige der USA, sahen die Vereinigten Staaten die Kontrolle über die Region als den entscheidenden weltweiten geopolitischen Machtfaktor der kommenden Jahrzehnte an.
1990 wurden mindestens vier Kriegsszenarien durchgespielt
In seiner Aussage vor dem Senat Anfang 1990 trat Schwarzkopf für eine Verstärkung der CENTCOM-Militärpräsenz in der Golfregion ein, was durch permanent stationierte Bodentruppen, gemeinsame Militärübungen mit den regionalen Armeen und"Sicherheitshilfe" - letzteres ein Euphemismus für Waffenverkäufe - bewerkstelligt werden sollte. Schon vor der Aussage Schwarzkopfs vor dem Senat, nämlich 1989, wurde der CENTCOM-Kriegsplan 1002 revidiert und in Kriegsplan 1002-90 umbenannt. Die letzten beiden Ziffern des Kriegsplans standen natürlich für 1990. CENTCOM begann Kriegsspiele zu entwickeln, deren Zielscheibe der Irak war.
1990 wurden mindestens vier Kriegsszenarien durchgespielt, von denen einige von einer irakischen Invasion Kuwait ausgingen, lange bevor diese Invasion tatsächlich stattfand. Eines der ersten Szenarien, eine Computerübung namens Internat Look, wurde im Januar durchgespielt. Im Juni 1990 ließ General Schwarzkopf hochmoderne Kriegssimulationen durchführen, bei denen Tausende von US-Soldaten gegen Panzerdivisionen der Republikanischen Garden kämpften.
Im Mai 1990 hatte die in Washington ansässige Denkfabrik Center for Strategic and International Studies (CSIS) eine bereits zwei Jahre zuvor begonnene Studie abgeschlossen, die Prognosen über den Ausgang eines Krieges zwischen den Vereinigten Staaten und dem Irak machte. Laut Major i. R James Blackwell wurde diese Studie zahlreichen Beamten des Pentagon, Kongressabgeordneten und Vertretern der Rüstungsindustrie zugänglich gemacht. Demnach war die irakische Invasion in Kuwaits wohl kaum eine Überraschung, sondern in Wirklichkeit ein Szenario, mit dem sich die Planer der US-Politik längst intensiv beschäftigt hatten.
Am 20. August 1988 trat der Waffenstillstand zwischen dem Iran und dem Irak in Kraft. Fast unmittelbar danach begannen die USA mit einer systematischen Propagandakampagne zur Dämonisierung Saddam Husseins und zur Vorbereitung ihres Angriffs auf den Irak. Anfang September 1988 gaben die USA bekannt, dass der Irak - lange zuvor im selben Jahr - Giftgas gegen die Kurden eingesetzt hatte.
Am selben Tag, für den das erste Treffen des irakischen Außenministers Sa´dun Hammadi mit US-Außenminister George Shultz nach dem Krieg in Washington angesetzt war, griff der Sprecher des US-Außenministeriums Charles Redman den Irak heftig an. Die USA seien davon"überzeugt", dass chemische Waffen gegen kurdische Guerillas eingesetzt worden seien, und dieses Vorgehen sei"abscheulich". Als Minister Hammadi, der von diesen Anklagen nicht in Kenntnis gesetzt worden war, zwei Stunden später beim Außenministerium eintraf, wurde er der US-Presse präsentiert. Überrumpelt wie er war, wusste er nichts zu sagen. Keine vierundzwanzig Stunden später stimmte der US-Senat einstimmig für Sanktionen, welche die Einstellung des Verkaufs von Technologie und Nahrungsgütern an den Irak vorsahen.
Zu einer Zeit, als der Irak darum kämpfte, sich von acht Kriegsjahren zu erholen, die Auswirkungen einseitiger US-Sanktionen spürte und befürchtete, seine Auslandsschulden nicht bezahlen zu können, begann Kuwait, die von der Organisation Erdölexportierender Staaten OPEC für die Ã-lproduktion festgesetzten Quoten zu verletzen. Dies drückte die Ã-lpreise nach unten, während Kuwait gleichzeitig die Rückzahlung der 30 Milliarden Dollar verlangte, die das Emirat dem Irak während des Krieges geliehen hatte. Kuwait begann ferner mit der Förderung großer Ã-lmengen aus dem an der Grenze zwischen dem Irak und Kuwait gelegenen Ã-lfeld Rumailah. Im Lauf einer sich monatelang hinziehenden Krise intensivierte Kuwait seine provozierenden und feindseligen Akte gegenüber dem Irak bis zu dem Tag, an dem irakische Truppen einmarschierten.
Unterdessen unternahmen die USA eine Reihe von Schritten, die den Irak glauben machen sollten, Washington habe gegen einen Wiederaufbau der angeschlagenen irakischen Armee nichts einzuwenden. Noch Anfang 1990 hatte der stellvertretende US-Außenminister John Kelly Saddam Hussein inoffiziell versichert, nach Ansicht der USA stelle der Irak eine"gemäßigte Kraft" dar, und die USA seien an einer"Verbesserung der Beziehungen" zu ihm interessiert.
Am 25. Juli - einen Tag, nachdem die USA gemeinsame Militärübungen mit den Vereinigten Arabischen Emiraten im Golf angekündigt hatten, während gleichzeitig irakische Truppen an der Grenze nach Kuwait aufmarschierten und General Schwarzkopf CENTCOM auf einen Krieg gegen den Irak vorbereitete - zitierte Saddam Hussein US-Botschafterin April Glaspie zu sich. Dabei handelte es sich offenbar um einen letzten Versuch herauszufinden, welche Position Washington in seinem Streit mit Kuwait einnahm. Glaspie versicherte ihm:"Wir haben keine Meinung zu innerarabischen Konflikten wie Ihren Grenzstreitigkeiten mit Kuwait.... [Außenminister] James Baker hat unsere offiziellen Sprecher angewiesen, diesen Standpunkt zu unterstreichen." Sie sagte, hierbei handele es sich um die offizielle Politik der USA. Am 24. Juli hatte sie vom Außenministerium ein Kabel erhalten, das die explizite Anweisung enthielt, sie möge erneut feststellen, die Vereinigten Staaten würden"keine Position" zu"innerarabischen" Konflikten beziehen. Daraufhin marschierte am 2. August der Irak in Kuwait ein. Der Rubikon war überschritten. Die USA vereitelten jede Bemühung, ein Abkommen über die Beilegung des Streits zwischen dem Irak und Kuwait und den Abzug des Irak aus Kuwait auszuhandeln.
Am 6. August - dem Jahrestag des Abwurfs der Atombombe über Hiroshima - verhängten die USA unter Nutzung ihrer Kontrolle über den UN-Sicherheitsrat Wirtschaftssanktionen umfassendster Art gegen den Irak und zogen die Schlinge um das Land immer enger zusammen, bis es rund sechs Monate später zum Angriff auf den Irak kam. Als dann am 16. Januar 1991 das Bombardement begann, standen den Truppen des Irak 540 000 US-Soldaten gegenüber und bildeten damit die große Mehrheit der von der UN-Koalition gegen den Irak aufgestellten Streitkräfte zur See und zu Land.
Bereits im September 1990 meinte der Stabschef der Luftwaffe, Michael Dugan, gegenüber Journalisten, im Fall eines Angriffs würden die Ziele"in der Innenstadt Bagdads liegen". Die Washington Post berichtete, auf der von Dugan genannten Liste von Zielen befänden sich irakische Kraftwerke, Straßen und Eisenbahnen sowie"vielleicht" auch irakische Benzinfabriken. Wenige Tage nach diesen Äußerungen wurde Dugan entlassen.
Verteidigungsminister Dick Cheney bezeichnete Dugans Äußerungen als"unangebracht", aber der wirkliche Grund für Dugans Entlassung bestand darin, dass er die nationale und internationale Unterstützung für das militärische Vorgehen gegen den Irak in Gefahr gebracht hatte. Präsident Bush hatte die ganze Zeit darauf bestanden, die Massierung von US-Truppen in Saudi-Arabien sei rein defensiv, aber die Aussagen Dugans machten klar, dass Washington nicht nur eine Offensive plante, sondern dabei auch Zivilisten angreifen würde. Ende Januar 1991 kommentierte die London Times nach zwei Wochen Bombardement, die Angriffe der Alliierten folgten sehr getreu der Beschreibung Dugans,"wobei die Befreiung Kuwaits nur ein Bestandteil des insgesamt ins Auge gefußten Plans ist".
Ramsey Clark war Justizminister der Vereinigten Staaten. Den gesamten Beitrag"Feuer und Eis" entnahmen wir dem Buch"Der Irak", Herausgeber Rüdiger Göbel, Joachim Guilliard, Michael Schiffmann, erschienen im PapyRossa Verlag Köln, zu beziehen über Neue Impulse Versand.
Quelle
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