- Yen-Verfall beunruhigt Asiens Devisenmärkte / Asiens Währungen auf Talfahrt - Sascha, 28.12.2001, 13:23
Yen-Verfall beunruhigt Asiens Devisenmärkte / Asiens Währungen auf Talfahrt
Japanische Währung auf dem tiefsten Stand seit drei Jahren - China sorgt sich um Abwertungs-Wettlauf
<font size=5>Yen-Verfall beunruhigt Asiens Devisenmärkte</font>
<font color="#FF0000">Der Yen ist am Donnerstag auf den niedrigsten Stand seit drei Jahren gefallen</font>. Analysten schließen einen weiteren Wertverlust der japanischen Währung nicht aus. Während die Regierung in Tokio dies gelassen hinnimmt, befürchten die asiatischen Nachbarländer Wettbewerbsnachteile für ihre Exportwirtschaft.
HANDELSBLATT, 28.12.2001
ga/mg/mos/ret TOKIO/FRANKFURT/PEKING. <font color="#FF0000">Die japanische Währung hat am Donnerstag deutlich an Wert verloren</font>. <font color="#FF0000">Auslöser dafür war der schärfste Rückgang der japanischen Industrieproduktion seit Mai 1975</font>. Vor allem die gesunkenen Exporte und der schwache Konsum seien auschlaggebend für diese Entwicklung gewesen, teilte das Industrieministerium in Tokio mit. Der Dollar reagierte auf diese Ankündigung und kletterte über die Marke von <font color="#FF0000">132 Yen </font>- zum ersten Mal seit dem 6. Oktober 1998. Tokios Aktienbörse legte trotz der schlechten Konjunkturdaten kräftig zu. Der Nikkei-Index stieg um 2,6 Prozent.
Japans Staatsminister für Wirtschafts- und Finanzpolitik, Heizo Takenaka, deutete am Donnerstag an, er toleriere die gegenwärtige Yen-Schwäche. Er denke nicht, dass das momentane Wechselkursniveau weit von Japans wirtschaftlichen Fundamentaldaten entfernt sei, sagte Takenaka. <font color="#FF0000">Von der Bank of Japan erwarte er"adäquate und flexible Maßnahmen" zur Bekämpfung der Deflation.</font>
Regierungsvertreter hatten in diesem Monat wiederholt angedeutet, man werde eine Abschwächung des Yen zulassen. Die japanische Währung erlebte im Dezember denn auch ihren schärfsten Rückgang seit März. Ein schwacher Yen hilft Japans Exportwirtschaft und wirkt zugleich gegen den Deflationsdruck, indem sich Japans Importe verteuern.
<font color="#FF0000">Nicht die eigentliche Yen-Schwäche, sondern vielmehr die unerwartete Dynamik der Kurstalfahrt sei überraschend</font>, sagt Dorothea Huttanus. Die Devisenmarkt-Analystin der DZ-Bank sieht kaum Hindernisse für einen weiteren Kursverfall auf 135 Yen. Dies komme der japanischen Regierung nicht ungelegen. <font color="#FF0000">Die wirtschaftspolitischen Ziele dürften selbst bei 140 Yen nicht gefährdet sein</font>. <font color="#FF0000">"In Japan wird ein schwächerer Yen als letzter Ausweg aus der Konjunkturkrise gesehen"</font>, sagt Huttanus. Impulse für die Realwirtschaft würden jedoch erst mit sechsmonatiger Verzögerung sichtbar. Michael Klawitter von der WestLB spricht in diesem Kontext von der <font color="#FF0000">"Hilflosigkeit der Regierung"</font>.
Der Yen werde schon sehr bald die Marke von 135 Yen zum Dollar überschreiten, glaubt Ulrike Bischoff von der Helaba. Ein Blick auf die Fundamentaldaten zeige, dass der Yen eine Abwertungs-Währung bleibe. <font color="#FF0000">Die bisherige Abwertung reiche längst nicht aus, um die Probleme Japans in den Griff zu bekommen. Bei weiterer Schwäche müsse allerdings mit massiven Einwänden der Nachbarländer im Fernen Osten gerechnet werden. Sowohl Bischof als auch Huttanus sehen daher"die Gefahr eines Abwertungs-Wettlaufs im Fernen Osten"</font>.
<font color="#FF0000">In der Tat legt der Sinkflug des Yen in Asien die Nerven blank und ruft Erinnerungen an die Finanzkrise von 1997 wach</font>. In deren Gefolge hatte China seinen Zusagen entsprechend die Landeswährung Renminbi stabil gehalten und so bis 1999 die Lage an den Devisenmärkten in Fernost stabilisiert. Doch im Reich der Mitte befürchten führende Politiker nun einen Rückgang der Ausfuhren. Sie erwarten, dass chinesische Exportfirmen zusätzlich unter Druck geraten könnten.
Für die meisten Länder in Asien zählt Japan zu den wichtigsten Absatzmärkten. <font color="#FF0000">Japan solle daher verantwortlich handeln und den Wertverfall des Yen aufhalten</font>, mahnen seit Tagen führende Zeitungen in China. <font color="#FF0000">"Südkorea, Südostasien und andere Länder denken, diese unverantwortliche Abwertung des Yen könnte ernsthafte Auswirkungen auf Asiens Wirtschaft haben"</font>, schreibt eindringlich die offizielle China Securities. Chinas Ministerpräsident Zhu Rongji hatte noch im November der japanischen Tageszeitung Nihon Keizai Shimbun versichert, er denke nicht über eine Abwertung nach. Diese Zusicherung haben Notenbänker im Reich der Mitte seitdem wiederholt.
Trotzdem kocht die Gerüchteküche an den fernöstlichen Devisenmärkten jetzt wieder über. <font color="#FF0000">Der Taiwan-Dollar krachte in dieser Woche auf ein 15-Jahres-Tief. Der Singapur-Dollar erreichte den niedrigsten Stand seit Juli 1990</font>. <font color="#FF0000">Der koreanische Won sackte auf ein 8-Monats-Tief</font>. Und die Wirtschafts-Strategen bei Morgan Stanley in Hongkong vermuten, Japan lege es möglicherweise auf ein Abwertungsduell mit China an. Eine anhaltende Schwäche des Yen könne Pekings Wirtschaftspolitik komplizieren, sagen die Experten."China will den Renminbi nicht entwerten, wenn es geht", heißt es in der Analyse,"doch die Behörden könnten keine andere Option haben, falls der Wechselkurs US Dollar-japanischer Yen außer Kontrolle gerät".
Dafür, dass China wie 1998 den Renminbi stabil hält, spricht nicht nur seine Wirtschaftspolitik. Weil die Exportdynamik nachlässt und die Inlandsnachfrage nicht so stark anzieht wie gewünscht, kommt den ausländischen Direktinvestitionen in China eine enorme Bedeutung als Triebfeder der Konjunktur zu. Und die könnte jäh abreißen, sollte sich Peking zu dem drastischen Schritt einer Abwertung entschließen.
Quelle: HANDELSBLATT, Freitag, 28. Dezember 2001, 06:01 Uhr
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