- Studie: Aktien erzielen als langfristige Geldanlage weniger als erwartet - Dimi, 30.12.2001, 11:06
- Re: Studie: Aktien erzielen als langfristige Geldanlage weniger als erwartet - Herbi, dem Bremser, 30.12.2001, 14:02
Studie: Aktien erzielen als langfristige Geldanlage weniger als erwartet
Hallo Allerseits,
man pflegt zu sagen, Aktien würden sich auf 'lange Sicht' gut rentieren. Begründet wurde dies mit Studien, die sich auf einzelne Länder konzentrierten (z.B. für Deutschland von Richard Stehle).
Die Schwächen dieser Studien waren offenkundig: Präselektion einzelner Aktien, Märkte und Phasen. Nun scheint eine neue Studie kurz vor der Publizierung zu stehen, die diesen Schwächen besser Rechnung trägt. Erwartungsgemäß fällt das Ergebnis schlechter aus.
Gruss, Dimi
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Aus der FTD vom 28.12.2001
www.ftd.de/kapital
Das Kapital: Schwellenländer bieten pikante
Versuchungen
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101 Jahre Aktienerträge
Inzwischen glauben viele Anleger wieder an die alte Regel: Aktien sind langfristig gute
Investments, aber mehr als 8,5 Prozent Realertrag pro Jahr sind im Schnitt nicht zu haben.
Diese Hoffnung könnte noch immer zu optimistisch sein. Ertragsstudien beginnen oft genau
zu dem Zeitpunkt, ab dem die Daten leicht zu haben sind, in Deutschland etwa nach dem
Zweiten Weltkrieg. Außerdem werden Firmen, die Pleite gegangen sind, oft vergessen.
Andererseits werden manchmal bestehende Indizes in die Vergangenheit zurückgerechnet.
Das bevorzugt Unternehmen, die später erfolgreich wurden.
Wenn man das alles berücksichtigt, bleibt wenig übrig, wie ABN Amro sowie Elroy Dimson,
Paul Marsh und Mike Stanton von der London Business School zeigen. In einer
bemerkenswerten finanz-archäologischen Anstrengung haben sie die Gesamterträge mit
Aktien und Anleihen aus insgesamt 16 Ländern über die vergangenen 101 Jahre untersucht.
Das Ergebnis zirkuliert unter Bankern seit geraumer Zeit und erscheint demnächst bei
Princeton University Press.
Es wird viele ernüchtern. Dimson, Marsh und Stanton rechnen vor, dass englische Aktien im
20. Jahrhundert real gerade einmal 5,8 Prozent abwarfen, Aktien im ehemaligen
Schwellenland USA 6,7 Prozent (mit Papieren in dem um 1900 gar nicht so schlecht
aufgestellten Argentinien hat man vermutlich sehr mager verdient, von Russland oder
Albanien ganz zu schweigen). Deutsche Aktien, die man nicht 1952, sondern 1900 kaufte,
brachten gerade mal 3,6 Prozent.
Und wenn man zu einem besonders ungünstigen Zeitpunkt eingestiegen ist, etwa 1973,
konnte es ziemlich lange dauern, bis die Anfangsverluste wettgemacht waren. Auf lange
Sicht waren Aktien trotzdem ein gutes Investment. Nach 20 Jahren schlugen sie fast immer
den Geldmarkt. Relativ zu Anleihen dauerte es indes manchmal auch 40 Jahre.
Abgesehen von Kriegen und Wirtschaftskrisen droht für das 21. Jahrhundert eine neue
Gefahr. Die hohen Erträge der vergangenen Jahrzehnte haben immer mehr Länder
veranlasst, die Pensionssysteme durch Veranlagung am Aktienmarkt zu decken. Dieser
Rettungsversuch ist eine sich selbst widerlegende Prophezeiung: Das Überangebot an
Kapital wird im 21. Jahrhundert die Kapitalerträge drücken, selbst wenn die Neue Ã-konomie
gar keine Seifenblase war.
© 2001 Financial Times Deutschland
<ul> ~ www.ftd.de/bm/bo/FTDC8E47QVC.html?nv=se</ul>
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