- Überlegungen zu Silber - R.Deutsch, 30.12.2001, 11:27
Überlegungen zu Silber
Lieber Xnickel,
Du schreibst:
der Silberpreis ist auf seinen rentablen zivilen Anwendungspreis heruntergekommen.
Angebot und Nachfrage und sonst garnichts, ergeben den derzeitigen Silberpreis um/unter 5$
Wenn alle investiert sind, ist gleichzeitig der Silberpreis am Top.
Dann fehlen die Mittel für Nachkäufe, das Angebot kommt jedoch unabhängig als reine Beiproduktion von Kupfer, Blei, Zink usw. usf. weiter auf den Markt. Über 20.000 Tonnen/Jahr
Reale wirtschaftliche Anwendungen gibt es nicht zum Topkettenpreis.
Das sieht nach gutem Argument aus, als Begründung dafür, dass der Silberpreis in absehbarer Zeit nicht steigen wird. Ich will mal versuchen ein wenig an dem Argument zu rütteln.
Man kann bei Silber nicht von einem Gleichgewichtspreis sprechen, der sich aus Angebot und Nachfrage ergibt, wie bei Weizen oder Schweinebäuchen, einfach weil bei Silber weder Angebot noch Nachfrage über den Preis gesteuert werden. Wie Du selbst schreibst, entsteht das Angebot von über 20.000 Tonnen völlig unabhängig vom Preis als Beiprodukt. Aber auch die Nachfrage ist völlig unabhängig vom Preis. Selbst bei Deinem beliebten Beispiel mit den Oberleitungen würde eine Verdoppelung, oder auch Verzehnfachung des Silberpreises wahrscheinlich keine Verringerung des Silberanteiles in den Oberleitungen bewirken, einfach weil der Silberkostenanteil im Verhältnis zur Gesamtinvestition irrelevant ist und kein anderes Material das Problem der Funkenbildung besser löst. Der Silberpreis spielt für die Fotoindustrie praktisch keine Rolle und das gilt für die meisten Anwendungen, weil der Silberanteil nur einen ganz minimalen Kostenfaktor darstellt.
Mit anderen Worten, das was Du als"rentablen zivilen Anwendungspreis" bezeichnest, kann bei 5, bei 50, oder auch bei 200 liegen. Niemand kann derzeit sagen, wo da ein Gleichgewichtspreis liegt. Das ist eine Besonderheit der Ware Silber, die sonst nirgendwo, nicht einmal bei Gold, in dieser Weise zu finden ist.
Der Silberpreis konnte einfach deshalb solange bei 5 gehalten werden, weil für die industrielle Anwendung immer genügend Vorrat als Puffer vorhanden war und es bisher praktisch keine Investmentnachfrage gab. Jetzt ist aber der Vorrat aufgebraucht und erst jetzt könnte sich zeigen, wie preiselastisch Angebot und Nachfrage bei Silber eigentlich sind.
Wenn in dieser Situation jetzt allmählich wieder ins Bewusstsein kommt, dass Silber auch Geld ist und es sich in der jetzigen Situation auch hervorragend zur Wertaufbewahrung und Alterssicherung eignet, besser als Versicherungen, Staatsanleihen oder Aktienfonds, dann kann niemand sagen, wo sich ein Gleichgewichtspreis bildet. Aber man kann mit gutem Grund sagen, dass dieser Preis höher liegen wird als die 5 Dollar pro Unze, bei denen er ja schon 1975 gelegen hat. Der Brötchenpreis hat sich übrigens seit 1975 mehr als verdreifacht, ohne das die Menschen aufgehört haben Brötchen zu essen.
Das Argument, dass am Top"die Mittel für Nachkäufe fehlen" ist natürlich falsch. Ich hoffe ich habe Dir (wieder einmal) Trost gespendet. Also auch im Neuen Jahr noch durchhalten:-)
Gruß und guten Rutsch
Reinhard
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