- Bassam Tibi: Warum sind die Muslime ökonomisch zurückgeblieben? - Dimi, 30.12.2001, 11:22
- Re: Bassam Tibi: Warum zurückgeblieben?... Nur eine Idee - Galiani, 30.12.2001, 15:52
- Re: Bassam Tibi: Warum zurückgeblieben?... Nur eine Idee - Dimi, 30.12.2001, 18:47
- @dimi: Das mit 'Indien und China' ist ein Argument! Gruß G. (owT) - Galiani, 30.12.2001, 22:36
- Re: Bassam Tibi: Warum zurückgeblieben?... Nur eine Idee - Dimi, 30.12.2001, 18:47
- Re: Bassam Tibi: Warum zurückgeblieben?... Nur eine Idee - Galiani, 30.12.2001, 15:52
Re: Bassam Tibi: Warum zurückgeblieben?... Nur eine Idee
Hallo
Beim Lesen dieses Aufsatzes kam mir die Idee, dass das Zurückbleiben der islamischen Zivilisation im Vergleich zum Westen mit dem Zinsverbot bzw. dessen Überwindung zu tun haben könnte.
Bassam Tibi stellt unter Bezugnahme auf Geoffrey Parker richtig fest, dass der Westen im Zeitraum von 1500 bis 1800 davongezogen sei. Das ist natürlich, zum ersten, genau die Zeit, in der Europa anfing, Probleme rational zu lösen (vgl. insbes. Descartes'"Discours" - ich glaube 1639; kann momentan nicht nachschauen.) Das führte zum modernen Aufstieg der Technik.
Andererseits stand der Islam dem Westen darin NICHT nach! Die Osmanen fertigten schon im 16. Jahrhundert ihre Kanonen in Massenproduktion; nur die Venezianer mit der Kriegsschiff-Produktion in ihrem Arsenal konnten in Mitteleuropa damit Schritt halten.
Zum zweiten aber ist anzumerken, dass auch genau in diese Zeit die Emanzipation vom kanonischen Zinsverbot in Europa fällt, das - als Sharia - im islamischen Gebiet bis heute in Kraft ist. Das ist natürlich nur eine Idee, die näherer Untersuchung bedürfte, die ich hier - in meinem Schi-Quartier - nicht durchführen kann. Aber auffallend ist die Sache schon: Soweit ich mich erinnere, kam mit den Reichspolizeiordnungen im 16. Jhd. Ordnung in die Zins- und Wuchergesetze. Dann traten in Deutschland die ersten erklärten Gegner des Zinsverbotes, Grotius und der glücklichere Salmasius, auf. Bemerkenswerterweise war für die Briten das Zinsverbot schon im 17. Jhd. kein Thema mehr, wie man unschwer feststellt, wenn man beispielsweise Locke liest. Wie es in Holland war, weiss ich im Moment nicht; ich stelle mir aber vor: so ähnlich wie in England. Und so gesehen ist es bemerkenswert, dass der Aufstieg des"Abendlandes" von diesen beiden Ländern ausging. In Frankreich begann der systematische Ausbau der Zins- und Wuchergesetze m.W. erst in nach-napoleonischer Zeit, und prompt scheint das relative Zurückbleiben Frankreichs erst im 19. Jahrhundert einzusetzen. Ã-sterreich und mehr noch Preussen erliessen im 19. Jhd. nach und nach recht liberale Regelungen bzgl. Zins und sog."Wucher". Einzig Spanien blieb diesbezüglich extrem konservativ. Vielleicht hängt es wirklich damit zusammen, dass die wirtschaftliche Entwicklung Spaniens im 19. Jhd. recht zögerlich verlief.
Wie gesagt: Nur eine Idee, die mir beim Lesen des von Dimi hereingestellten Aufsatzes durch den Kopf ging. Vielleicht haben die Wirtschaftshistoriker hier im Forum dazu etwas Intelligentes zu sagen.
Grüsse
G.
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