- Milton Friedman über Deutschland: «Ihr seid halbe Sklaven» - monopoly, 06.01.2002, 23:28
- Re: Milton Friedman über Deutschland:/ Frage - Diogenes, 07.01.2002, 17:04
- Re: Milton Friedman über Deutschland:/ Frage - SchlauFuchs, 07.01.2002, 17:28
- Re: Milton Friedman über Deutschland:/ Frage - Diogenes, 07.01.2002, 18:56
- Frage zweimal bestens beantwortet. Milt schnallt's nicht mehr. Schade, schade (owT) - dottore, 07.01.2002, 19:33
- Re: Milton Friedman über Deutschland:/ Frage - Diogenes, 07.01.2002, 18:56
- Re: Milton Friedman über Deutschland:/ Frage - SchlauFuchs, 07.01.2002, 17:28
- Re: Milton Friedman über Deutschland: «Ihr seid halbe Sklaven» - mguder, 07.01.2002, 17:46
- Re: Milton Friedman über Deutschland:/ Frage - Diogenes, 07.01.2002, 17:04
Milton Friedman über Deutschland: «Ihr seid halbe Sklaven»
http://morgenpost.berlin1.de/inhalt/wirtschaft/story488161.html
«Ihr seid halbe Sklaven»
Nobelpreisträger Milton Friedman über zu viele Steuern und zu wenig Flexibilität in Deutschland, den Euro und Rezessionsgefahren
BM München - Weil es unter den Euro-Ländern zu viele politische Unstimmigkeiten gibt, beurteilt der Wirtschaftswissenschaftler Milton Friedman die Zukunft der europäischen Gemeinschaftswährung skeptisch. Er hält nichts von staatlichen Eingriffen in die Wirtschaft und lehnt Konjunkturprogramme zur Überwindung einer Rezession ab. Für Deutschland empfiehlt Friedman Steuersenkungen, um die Unternehmer zu entlasten und die Staatsausgaben zu senken. Mit Friedman sprach Judith Kotra.
Der Euro wird greifbar und die Bürger mögen ihn. Sie auch, Professor Friedman?
Milton Friedman: Nachdem der Wechselkurs als Anpassungsmechanismus weg ist, lautet die Frage: Wodurch wird er ersetzt? Was ersetzt werden muss, ist Flexibilität, nämlich dass verschiedene Staaten sich verschiedenen Währungen anpassen können. Was sie brauchen sind flexible Löhne, flexible Preise und ein Höchstmaß an Wettbewerb und Mobilität. Unter diesen Umständen könnte der Euro ein Erfolg werden.
Wenn man jedoch den gegenwärtigen Grad von Unflexibilität unter den zwölf Teilnehmerstaaten betrachtet, ist es durchaus denkbar, dass sie durch die unterschiedlichen Umstände eher eine Zunahme sehr ernster politische Unstimmigkeiten als eine Abnahme bekommen. Meine ökonomische Analyse zeigt, dass es sehr fraglich ist, ob der Euro ein großer Erfolg wird. Die EZB ist verantwortlich für zwölf Staaten und es ist fast unmöglich, es allen recht zu machen.
Wie wird sich das Preisniveau entwickeln?
Momentan ist die Inflationsrate sehr niedrig. Aber früher oder später wird sie wieder steigen. Die Versuchung, die Notenpresse zur Finanzierung von Staatsausgaben zu nutzen, ist einfach zu stark. Ihr wird nicht unendlich widerstanden werden. Unter dem Druck der Maastricht-Kriterien haben sich die europäischen Teilnehmerstaaten bisher zurückgehalten. Aber jetzt, nachdem der Euro existiert, wird man sehen, was passiert.
Eine entscheidende Rolle spielt dabei die weitere konjunkturelle Entwicklung. Ihre Prognose?
Ich denke, die gegenwärtige Lage hat viel von einer «Feld-, Wald und Wiesen-Rezession». Gewiss, sie kommt nach dem Zusammenbruch der technologiegetriebenen Börse. Sie ist auch wegen des 11.September etwas Besonderes. Der 11. September hat unzweifelhaft die Rezession vertieft und verlängert. Typischerweise startet die US-Notenbank mit Ankurbelungsmaßnahmen mitten in einer Rezession. In diesem Fall reagierte die Fed vorher, bevor sich die Wirtschaft tatsächlich in der Rezession befand. Deshalb wird es interessant sein zu sehen, ob diese Rezession viel milder wird, als das sonst der Fall wäre.
Alles in allem habe ich aber den Eindruck, dass sich dies als eine gewöhnliche «Feld-, Wald und Wiesen-Rezession» entpuppen wird - mit einer Wende nach oben frühzeitig in 2002. Das wirkliche Fragezeichen hat etwas zu tun mit dem Feldzug gegen Terrorismus - was viel mehr Sorge bereitet, als jede Frage zur Wirtschaftslage.
Was halten Sie von Konjunkturprogrammen in der gegenwärtigen Situation?
Um Geld zu machen, hat ein Unternehmer nur eine Chance: Er muss den Leuten etwas bieten. Politiker machen Geld, indem sie es von einigen Leuten nehmen und es an andere verteilen. Politiker geben gerne aus. Jeder Politiker wird immer froh sein, eine Entschuldigung dafür zu finden, Geld auszugeben. Es ist Rezession - aaahhh, das ist eine Entschuldigung, um Geld auszugeben. Auch deshalb ist nichts Ungewöhnliches an dieser Rezession. In der Rückschau auf frühere Rezessionen werden Sie das gleiche Phänomen finden. Was diesmal besonders erscheint, ist die weltweit lange Vorlaufphase mit besonders schnellem Wachstum.
Ein Wort zu Deutschland, Herr Professor?
Die deutsche Wirtschaft gilt nach wie vor als produktiv und effizient. Gleichzeitig hat Deutschland sich mehr und mehr zu einem verkrusteten Apparat entwickelt. Es ist sehr schwer, Arbeitnehmer zu entlassen, und deshalb sind Unternehmen sehr zögerlich, welche einzustellen. Wenn Sie ein produktives und effizientes System haben wollen, brauchen Sie einen flexiblen Arbeitsmarkt. Sie brauchen eine Ausgangslage, in der junge Firmen beginnen können, in der sie Leute einstellen ohne das Gefühl, sie nie wieder entlassen zu können.
Was Sie also in Deutschland wie im Großteil Europas brauchen, ist ein größerer Grad an Flexibilität und weniger Bürokratie. Die Staatsquote ist in Deutschland sehr hoch. Man sollte meinen, eine Reduzierung der Staatsquote wäre die richtige Politik. Der Weg dahin führt über Steuersenkungen. Der einzige Weg, um Staatsausgaben zu senken führt über niedrigere Steuern, damit Regierungen weniger zum Ausgeben bleibt. Jeder Deutsche arbeitet die Hälfte des Jahres für den Staat. Um es unverblümt zu sagen: Ihr seid halbe Sklaven.
Klare Worte eines überzeugten Wirtschafts-Liberalen. Haben Ihre Ideen in der Rückschau den Realitätstest bestanden?
Ich glaube, dass die historischen Fakten meine Perspektive ziemlich stützen. Wenn wir uns in der Welt umschauen - wo geht's den Leuten gut? In Ländern, die einen Großteil ihrer Aktivitäten durch den freien Markt regeln. Wessen Lage hat sich in den vergangenen 30 Jahren am meisten verbessert? Menschen in Ländern, die freie Unternehmen und Märkte angenommen haben - wie Singapur, Hongkong, Taiwan, Korea, Polen, Ungarn. Ein alter Freund hat mir mal gesagt: Es gibt eine Sache, von der Du sicher sein kannst, dass sie jeder verfolgt - nämlich, dass er seine Interessen den Deinen voranstellt. Politikern dürfen Sie unterstellen, dass sie ih-re Interessen voranstellen - ebenso wie Unternehmer. Die Frage lautet, wie man institutionell mit maximaler Wahrscheinlichkeit garantiert, dass Menschen bei der Verfolgung ihres Eigeninteresse auch dem Interesse der Allgemeinheit dienen.
Das Interview sendet das Bayeri-sche Fernsehen in seinem Wirtschaftsmagazin Profile am heutigen Montag um 21.20 Uhr.
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