- Fortschrittsglaube - Mythen, Illusionen und gefÀhrliche Hoffnungen - Ghandi, 11.01.2002, 22:30
- Dem stimme ich voll und ganz zu. Beeindruckend. (owT) - Zardoz, 12.01.2002, 00:07
- Re: Die beiden vorletzten AbsĂ€tze fassen es schön zusammen (owT) - JĂŒKĂŒ, 12.01.2002, 00:11
- Wer fortschreitet, steht nur mit einem Bein auf der Erde! (owT) - riwe, 12.01.2002, 06:53
- Re: Toller Beitrag, Ghandi - Danke - R.Deutsch, 12.01.2002, 12:15
- Dem stimme ich voll und ganz zu. Beeindruckend. (owT) - Zardoz, 12.01.2002, 00:07
Fortschrittsglaube - Mythen, Illusionen und gefÀhrliche Hoffnungen
Nachdem dottore neulich den Prof. Wuketits erwÀhnte,
hab ich mal ein biĂchen recherchiert.
Im nachfolgenden Aufsatz setzt sich W. (meiner Meinung nach:
ĂŒber-)kritisch mit dem Fortschrittsglauben seit dem Beginn der
AufklÀrung auseinander.
Was sollte aus der Menschheit werden, verlöre sie
den Glauben an eine bessere Zukunft?
Der Artikel stammt aus dem Jahr 1995:
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Wenige Begriffe haben das abendlĂ€ndische Denken der Neuzeit so stark beeinfluĂt und so oft fehlgeleitet wie der Fortschrittsbegriff mit der ihm zugrunde liegenden Idee, daĂ die Evolution, die Entwicklungsgeschichte des Lebens, des Menschen, eine Entwicklung zum âBesserenâ bedeutet. (1) Was darunter zu verstehen wĂ€re, scheint weniger klar. NatĂŒrlich denken heute die meisten Menschen âfortschrittlichâ - verteidigen damit aber nicht selten jenen blanken Unsinn, der ihnen von der Industrie, Politik und Werbung aufgezwungen wird, ohne zu wissen, daĂ sich dahinter bloĂ eine mehr oder weniger geschickte Strategie verbirgt, die all jene diskriminiert, die dem sogenannten Fortschritt gegenĂŒber eine gewisse (und, so wie die Dinge liegen, natĂŒrlich berechtigte) Skepsis hegen. Manchmal jedoch gilt der Hinweis auf die angebliche Notwendigkeit des Fortschritts auch als Entschuldigung fĂŒr die Zerstörung unserer Erde. Der dramatische wirtschaftliche Aufschwung der âTigerstaatenâ Asiens lebt derzeit von einem destruktiven Fortschrittsglauben, der schon in naher Zukunft seine Auswirkungen (auch auf andere Staaten) mit voller HĂ€rte zeitigen dĂŒrfte. Als der taiwanesische Minister fĂŒr Erziehung und Sport vor laufenden Fernsehkameras von einem Reisbauern, der seine TrĂ€nen nicht ersticken konnte, auf die Zerstörung der Lebensgrundlagen seines Landes angesprochen wurde, wuĂte er keine andere Antwort als diese: âMir bleibt doch keine Wahl, die Gesellschaft verlangt nach Fortschritt.â(2) Wer oder was âdie Gesellschaftâ sei, soll hier nicht hinterfragt werden. Welche BlĂŒten aber die Idee des Fortschritts treibt, auf welchem Denkfundament sie steht und warum die Vorstellung einer âprogressiven Evolutionâ (im biologischen wie auch im soziokulturellen Bereich) bloĂ Mythen, Illusionen und Hoffnungen zum Ausdruck bringt, soll in diesem Beitrag kurz untersucht werden.
1. Zur Psychologie des Fortschrittsglaubens
Der Mensch ist ein illusionsbedĂŒrftiges Lebewesen. Sein Drang, die Welt und seine eigene Position in der Welt zu erkennen, ist verknĂŒpft mit illusionĂ€ren Denkweisen. (3) In der tief in seiner Evolution verwurzelten âMetaphysikBedĂŒrftigkeitâ (4) spiegelt sich Ratlosigkeit ebenso wie das fundamentale BedĂŒrfnis nach Sinn. In den Bereich illusionĂ€ren Denkens gehört auch der Fortschrittsgedanke. Zumindest in funktionaler Hinsicht steht dieser Gedanke auf derselben Stufe wie etwa der Glaube an die Vorsehung oder die individuelle Unsterblichkeit. (5) So scheint es, wie der PalĂ€ontologe George G. Simpson einmal bemerkte, schier unmöglich, den Begriff der Geschichte ohne den des Fortschritts zu denken. (6) Was freilich nicht ausschlieĂt, daĂ wir Geschichte, Evolution ga nz anders denken mĂŒĂten. Aber, darauf wird noch zurĂŒckzukommen sein.
Der Glaube an den Fortschritt ist deshalb ein eminent psychologisches Problem, weil er die Suche des Menschen nach Sinn sehr gut zum Ausdruck bringt und deutlich macht, daĂ der Mensch sich mit den Dingen, so wie sie fĂŒr ihn sind, nicht so einfach zufrieden gibt. Systematisch gesehen gehört dieser Glaube daher, um an Karl Jaspers anzuknĂŒpfen, in den Bereich der Psychologie der Weltanschauungen (7), die zu untersuchen hat, aus welchen (irrationalen) Quellen menschliche WeltentwĂŒrfe gespeist werden, an welchen Denkfiguren - gleich, wie instabil sie sich bei nĂ€herer kritischer PrĂŒfung erweisen - der Mensch seine Weltsicht und sein eigenes SelbstverstĂ€ndnis gerne orientiert. Die psychologischen Dimensionen des Fortschrittsgedankens kommen in den revolutionĂ€ren Ideen der französischen AufklĂ€rung gut zum Vorschein. Der Voltaire-Biograph Theodore Besterman schreibt dazu: âDie Menschen richteten ihren Blick nicht lĂ€nger nach oben und nach innen. Sie begannen um sich zu schauen und sahen, daĂ erstens nicht alles gut war und daĂ man zweitens gegen das Schlechte ankĂ€mpfen konnte. Der Meliorismus, der Glaube an die VerbesserungsfĂ€higkeit der Welt, trug einen raschen und beinahe vollstĂ€ndigen Sieg davon.! (8)
Die Psychologie dieses Glaubens wird aber nicht unmaĂgeblich von der Idee beeinfluĂt, daĂ Fortschritt eine elementare Kategorie der Natur sei, daĂ also schon die organische Evolution im Vorfeld der Menschwerdung progressiv verlĂ€uft. Die französischen AufklĂ€rer dachten noch nicht in Begriffen der Evolution, doch die Idee der Stufenleiter oder scala naturae, die auf die Antike zurĂŒckgehende Vorstellung einer âgroĂen Kette des Seinsâ (9), die alle lebenden Wesen miteinander verbindet, kam dem Evolutionsgedanken schon sehr entgegen. (10) Demnach schreitet das Leben von einfachen zu immer komplexeren Gebilden fort, und die Naturhistoriker der AufklĂ€rungszeit artikulierten so ihren Glauben an die kontinuierliche, graduelle Verbesserung der Lebewesen. Damit aber wurde auch schon die Vorentscheidung getroffen, daĂ die Evolution kontinuierlich zum Besseren fortzuschreiten habe. Das heute in evolutionstheoretischen Werken, in populĂ€rwissenschaftlicher Literatur, aber auch in Karikaturen und in der Werbung hundertfach ge brauchte Schema der Evolution des Menschen spiegelt genau jene âIkonographie einer Erwartungâ (11), die schon die VorlĂ€ufer des Evolutionsdenkens im spĂ€ten 18. Jahrhundert in die Natur projizierten: Die Natur beginnt mit einfachen Wesen und schreitet zu immer komplexeren, âhöherenâ Wesen fort.
Dabei scheint dieser ProzeĂ mit Notwendigkeit zu geschehen. Das Bild unserer Ahnenreihe suggeriert die Vorstellung, daĂ das Auftreten des Homo sapiens von Anfang an festgelegt war, daĂ schon jener noch gebĂŒckt daherkommende Affe, der an der Wurzel der Hominidenreihe anzusiedeln ist, eigentlich keine andere Wahl hatte als sich allmĂ€hlich aufzurichten, um schlieĂlich dem stolzen Homo sapiens Platz zu machen. Und alle zwischen ihm und dem heutigen Menschen aufgetretenen Wesen wĂ€ren nur als (notwendige, unumgĂ€n gliche) Zwischenformen zu betrachten, unvollstĂ€ndig aber eben wichtig auf dem Weg zum eigentlichen Ziel der Evolution. NatĂŒrlich spielt dabei der Glaube, daĂ die Evolution einen Sinn haben muĂ, eine hervorragende Rolle, so daĂ sich evolutionĂ€re EntwĂŒrfe wie die des Jesuitenpaters Pierre Teilhard de Chardin (12) einiger Beliebtheit erfreuen dĂŒrfen, wĂ€hrend die (realistischere!) Auffassung, daĂ die Evolution kein Ziel habe, nicht auf viel Gegenliebe stöĂt. Zwar kann, worauf Konrad Lorenz hingewiesen hat, die Vo rstellung einer zweckgerichteten Weltordnung eine demoralisierende Wirkung haben (weil sie den Menschen - scheinbar - von jeder Verantwortung fĂŒr das Weltgeschehen entbindet) (13), aber das BedĂŒrfnis nach Geborgenheit ist nicht zu unterschĂ€tzen. Dieses BedĂŒrfnis ist eine starke psychologische Kraft, und auf sie bauen seit jeher kirchliche und weltliche Priester, die den einzelnen entmĂŒndigen wollen, indem sie ihn von einer diese Welt lenkenden Gesetzlichkeit ĂŒberzeugen möchten - und damit freilich nur ihre eigenen MachtansprĂŒche legitimieren: Der Mensch soll seiner eigenen âLebendigkeitâ verlustig gehen und sich in den SchoĂ der Propheten zurĂŒckziehen, wo ihm jene Geborgenheit verheiĂen wird, die er als ein seit alters illusionsbedĂŒrftiges Wesen genieĂen will, ganz gleich zu welchem Preis. (14)
Nun war es gerade das Ziel der AufklĂ€rung, den Menschen von den entmĂŒndigenden EinflĂŒssen illusionĂ€rer Denkweisen zu befreien und den idealistischen und spiritualistischen Weltanschauungen ein Weltbild âvon untenâ entgegenzustellen (15), welches auch ihn, den Menschen, auf seine eigenen FĂ€higkeiten zurĂŒckfĂŒhren sollte. Bemerkenswerterweise erlebte aber gerade im Sog der AufklĂ€rung die Fortschrittsidee enorm an Bedeutung. Man wollte sich den EinflĂŒssen der kirchlichen und weltlichen FĂŒrsten entziehen, und das ging doch wieder nur ĂŒber den Weg von Hoffnungen auf eine bessere Welt. Diese Hoffnungen wĂŒrden freilich an Substanz gewinnen, wenn sich nachweisen lieĂe, daĂ die Entwicklungsgeschichte des Lebens auf der Erde insgesamt progressiv verlĂ€uft.
2. Die Attraktionskraft der Fortschrittsidee in der biologischen Evolutionslehre
Vom Fortschritt in der (organischen) Evolution waren (und sind) keineswegs nur âGeisterseherâ ĂŒberzeugt, sondern auch manche der Architekten des modernen Evolutionsdenkens. Dazu nur zwei Zitate:
â Wir können... mit Vertrauen auf eine Zukunft von... unberechenbarer LĂ€nge blikken. Und da die natĂŒrliche Zuchtwahl nur durch und fĂŒr das Gute eines jeden Wesens wirkt, so wird jede fernere körperliche und geistige Ausstattung desselben seine Vervollkommnung zu fördern streben. (16)
âIch glaube an die Macht der menschlichen Vernunft, ich glaube an die Macht der Selektion und ich glaube, daĂ die Vernunft vernĂŒnftige Selektion treibt. Ich glaube, daĂ dies unseren Nachkommen in einer nicht allzu fernen Zukunft die FĂ€higkeit verleihen wird, jene gröĂte und schönste Forderung wahren Menschentums zu erfĂŒllen. (17)
Ăhnliche Ăberlegungen und Hoffnungen finden sich in zahlreichen evolutionstheoretischen Werken des 19. und 20. Jahrhunderts (18), und zwar durchaus auch bei Naturhistorikern, denen ansonsten idealistische, spiritualistische Denkweisen fremd sind. Denn die Evolution des Lebenden scheint in der Tat zumindest folgende Eigenschaften zu haben, mit denen ein Fortschritt (im weitesten Sinne des Wortes) assoziiert werden kann:
1. Einen gerichteten Verlauf, der sich in vielen Stammeslinien als deutlich erkennbarer Trend manifestiert.
2. Eine Entwicklung zu immer komplexeren Formen - vom Urtier zum Menschen (19),also eine Zunahme der KomplexitÀt oder Höherentwicklung. (20)
3. Eine sukzessive Ausbreitung des Lebens auf der Erde mit einer immensen BiodiversitĂ€t bzw. ArtenfĂŒlle.
Allerdings ist zu unterscheiden zwischen einem bloĂ beschreibenden Fortschrittsbegriff (wonach in der Evolution nur gerichtete VerĂ€nderungen stattfinden) und einem bewertenden Fortschrittsbegriff (der solche VerĂ€nderungen als Verbesserungen deutet). (21) Die meisten Evolutionstheoretiker heute wĂŒrden wohl, sofern sie von Fortschritt reden wollen, keine Bewertungen der Evolution vornehmen und AusdrĂŒcke wie âprimitivâ, âhochentwickeltâ oder âVerbesserungâ meiden. Denn die Frage, wie der sogenannte Fortschritt zu bemessen sei (22), welche (objektiven) Kriterien wir dieser Bemessung zugrunde legen können, ist keineswegs eindeutig beantwortbar. Je nach Gesichtspunkt sind heute die Insekten die âfortschrittlichstenâ Lebewesen (enorme Artenvielfalt, Resistenz gegenĂŒber UmwelteinflĂŒssen, hohe ReproduktionskapazitĂ€t) - oder auch die SĂ€ugetiere (hochgradiges Lernvermögen, ausgeprĂ€gte IndividualitĂ€t, affektgeleitetes Verhalten).
DaĂ in der Evolution des Lebenden insgesamt eine KomplexitĂ€tszunahme rekonstruierbar ist, scheint indes einzuleuchten: SĂ€ugetiere sind offenkundig komplexer als Reptilien, Reptilien komplexer als Fische, Fische komplexer als Schnecken usw. Jedermann scheint also zu wissen, daĂ die Zunahme der KomplexitĂ€t von BauplĂ€nen ein charakteristisches Merkmal der Evolution ist. (23) Was dabei oft und gern ĂŒbersehen wird: Keineswegs alle ursprĂŒnglich âeinfachenâ Organismen haben sich zu komplexeren Formen entwickelt! (24) Nach wie vor gibt es heute beispielsweise Einzeller, âprimitiveâ WĂŒrmer usw. Wenn es ein durchgehendes Gesetz der KomplexitĂ€tszunahme gĂ€be - mĂŒĂten dann nicht alle diese Lebewesen von komplexeren Arten abgelöst worden sein? Am Ende dĂŒrfte es ja eigentlich nur noch Primaten (oder ĂŒberhaupt nur Homo sapiens) geben... So aber spielt sich Evolution eben nicht ab. Nur die eine oder andere Art eines âprimitivenâ Bauplans entwickelt sich weiter zu komplexeren Formen, alle anderen behalten den ursprĂŒnglichen Bauplan bei. Wenn man also meint, die Evolution sei insgesamt progressiv, dann kann man ebenso auch behaupten, sie sei konservativ. Man ist geneigt, dort, wo eine KomplexitĂ€tszunahme auch empirisch tatsĂ€chlich feststellbar ist, vorschnell auf einen universellen evolutiven Fortschritt zu schlieĂen (25), womit aber doch nur alte Vorurteile und in die Evolution projizierte Erwartungen befriedigt werden.
Die Attraktionskraft des Fortschrittsglaubens hat sicher auch moralische GrĂŒnde. Wenn nĂ€mlich die Evolution insgesamt fortschrittlich verliefe, als eine kontinuierliche Entwicklung zum Besseren, Höheren, dann bestĂŒnde die (berechtigte) Hoffnung, daĂ der Mensch gleichsam zwangslĂ€ufig in Zukunft ein moralisch besseres Wesen werden wird. In der Tat wurde von vielen Naturhistorikern und Evolutionstheoretikern diese Hoffnung klar ausgesprochen. âThe physical, mental, and moral improvement of man is the necessary consequence of the Evolution of Lifeâ, schrieb etwa Henry G.Chapman. (26) Und man vergegenwĂ€rtige sich nochmals Darwins und Lorenzâ Aussagen, die ihre moralischen AnsprĂŒche eben auch nicht verbergen. Es fĂ€llt vielen Menschen einfach schwer, sich vorzustellen, daĂ wir der Natur, der Evolution gleichgĂŒltig, oder jedenfalls nicht wichtiger sind als Amseln, Eichhörnchen, BraunbĂ€ren oder Paviane, und daĂ wir daher auch nicht darauf zĂ€hlen können, daĂ wir von dieser Evolution automatisch zu jenem edlen und hilfreichen Wesen gemacht werden, das unserem Ideal vom humanen Menschen entspricht. (27) Anders gesagt: Die Evolution hat mit dem Menschen nichts Besonderes vor, ebenso wie sie mit Amseln, Eichhörnchen, BraunbĂ€ren und Pavianen nichts Besonders vorhat. Nur eine zur Religion erhobene, auf die metaphysischen BedĂŒrfnisse des Homo sapiens zugeschnittene Evolutionstheorie erlaubt gegenteilige SchluĂfolgerungen. (28) Aber eine solche Evolutionstheorie, die weniger die empirischen Ergebnisse der Evolutionsforschung, sondern vielmehr eine âEvolutionsmetaphysikâ reflektiert, erfreute sich stets groĂer Beliebtheit und hat bis heute nichts an ihrer Attraktion eingebĂŒĂt. Evolution wird gern humanzentriert verstanden, um unsere Hoffnungen und Erwartungen zu erfĂŒllen.
Nur so erklĂ€rt sich, daĂ selbst nĂŒchterne Vertreter des Evolutionsdenkens in diesem wie im vergangenen Jahrhundert immer wieder den Fortschrittsbegriff bemĂŒht und sich damit nicht selten in WidersprĂŒche verstrickt habenâ. Eine Evolution aber, die mit den lĂ€ngst bekannten und analysierten Faktoren wie Selektion, Mutation usw. operiert, hat, wie Ernst Mayr bemerkt, âkeinen eingebauten Mechanismus, der,notwendigâ Fortschritt erzeugtâ. (29)
3.Der Mythos von der ZwangslÀufigkeit des Fortschritts
Dennoch erscheint all jenen, die an die Vervollkommnung und VerbesserungsfĂ€higkeit der Lebewesen glauben, der Fortschritt als zwangslĂ€ufiges Resultat jeder evolutiven VerĂ€nderung. Aus den bereits erwĂ€hnten Trends in der BioEvolution kann man den Eindruck gewinnen, daĂ die Evolution insgesamt einen gesetzesartigen Verlauf zeigt. Im der Tat hat vor allem der Biologe und Naturphilosoph Bernhard Rensch in zahlreichen seiner Veröffentlichungen âEvolutionsgesetzeâ (vor allem âGesetze der Höherentwicklungâ) postuliert (30), die dem Fortschrittsgedanken sehr entgegenkommen.
Aber wie wir schon festgestellt haben, ist kein Mechanismus auszumachen, der in der Evolution grundsĂ€tzlich alle âeinfachenâ durch âhöhereâ Formen ersetzen wĂŒrde.
WĂ€hrend es nun vielen Menschen allerdings nicht so wichtig ist, ob die Insekten âhöherâ stehen als die WĂŒrmer, oder ob die Evolution der Mollusken als ein Vorgang der Höherentwicklung beschrieben werden kann, sind doch viele daran interessiert, die Evolution des Menschen - insbesondere seine Kultur und Sozialgeschichte - als einen progressiven Entwicklungsgang zu begreifen. Der Glaube am die GesetzmĂ€Ăigkeit der Geschichte der Menschheit manifestiert sich nicht nur im historischen Materialismus mit âder Idee eines bestĂ€ndigen Fortschreitens im geschichtlichen ProzeĂ zu Höherem hinâ (31), sondern zeigt sich in vielen Facetten in EntwĂŒrfen von zahlreichen Historikern und Geschichtsphilosophen mit unterschiedlichem ideologischen Hintergrund. VerĂ€nderung wird dabei mit Fortschritt im wesentlichen gleichgesetzt: âHistory in its essence is changeâ, movement, or... progress.â (32) Aber âFortschrittâ wohin?
Nach landlĂ€ufiger (unkritischer) Auffassung hat sich die Geschichte der Menschheit im wesentlichen âvom Wilden zum Kulturmenschenâ vollzogen - ein Denkmuster, dem Ernst Haeckel (aus heutiger Sicht ebenso unkritisch) seinen markanten Stempel aufdrĂŒckte. (33) Demnach sind die EuropĂ€er âkultiviertâ, âzivilisiertâ; die anderen Völker sind âprimitivâ und erst dann auf einer âhöheren Entwicklungsstufeâ, wenn sie eben eine der europĂ€ischen bzw. amerikanischen Lebensform Ă€hnliche Kultur entwickelt haben. Es dĂŒrfte inzwischen - zumindest unter uns âAufklĂ€rernâ - lĂ€ngst bekannt sein, daĂ sich die Sozial und Kulturgeschichte nicht nach diesem ideologisch verbrĂ€mten Muster einer linearen Entwicklung vollzogen hat und daĂ die Attribute âprimitivâ und âhochentwickeltâ Vorurteilen entsprungen sind, die objektiven Kriterien nicht standhalten können. (34) DaĂ aber die von diesen Vorurteilen gespeiste Fortschrittsidee auch manche Greueltaten zu ârechtfertigenâ vermochte, können wir freilich ebensowenig ĂŒbersehen.
Karl Popper hat Hunderte von Seiten gegen die Idee einer gesetzmĂ€Ăig bestimmten Geschichte (Historismus) geschrieben und die Gefahren dieser Idee mit aller Klarheit herausgestellt. (35) All die falschen Propheten, die uns unter Hinweis auf eine âgeschichtsimmanente Gesetzlichkeitâ, ein angebliches Ziel der Geschichte, eine bessere Welt versprochen haben (und nach wie vor versprechen), sollten daher in ihre Schranken gewiesen werden: Der mĂŒndige Mensch bedarf ihrer ebensowenig wie des Glaubens an ein, wie auch immer geartetes, Ziel der Evolution; er wird sich damit abfinden können, daĂ die Evolution, die Geschichte, keine (vorgegebenen) Ziele verfolgt und er daher den Sinn seines Lebens selbst finden darf und kann, daĂ Kaiser und Könige, PĂ€pste, BundesprĂ€sidenten und kanzler, Minister und Amtsvorsteher in erster Linie ihre eigenen Interessen vertreten und er daher auf sie nicht zĂ€hlen kann.
Zu den gefĂ€hrlichsten Ideen des abendlĂ€ndischen Denkens gehört also die Idee von der ZwangslĂ€ufigkeit der Geschichte; sie hat, beginnend mit Platon, die Ideologie einer âgeschlossenen Gesellschaftâ unterstĂŒtzt (36) und mithin geholfen, das Individuum seiner IndividualitĂ€t zu berauben. (Das versuchen natĂŒrlich heute nach wie vor auch die Politiker, selbst in den demokratischen oder angeblich demokratischen LĂ€ndern; und das versucht die Werbung, indem sie mehr oder weniger trickreich an die EigenstĂ€ndigkeit des Individuums appelliert. (37) Doch wie schon im Bereich der organischen Evolution keine lineare Entwicklung mit schrittweisen âVerbesserungenâ festgestellt werden kann, muĂ die Vorstellung einer linearen (progressiven) Entwicklung auch fĂŒr die Sozial und Kulturgeschichte des Menschen aufgegeben werden: âDas einlinige Schema der Menschheitsentwicklung ist endgĂŒltig widerlegt. Die Sicherheit eindeutigen Fortschritts sieht der Ethnohistoriker auf genau bestimmbare Sondergebiete beschrĂ€nkt. Zu ihnen gehören z. B. nicht Religion und Moral. Zahlreich sind die Erscheinungen, die sich dem Einlinienschema widersetzen: nicht alle JĂ€ger sind Totemisten, nicht alle Pflanzer Mutterrechtler, nicht alle Hirten patriarchalgroĂfamiliĂ€r usw.â (38) Das hindert freilich Politik und Wirtschaft nicht daran, uns fortgesetzt das MĂ€rchen vom kontinuierlichen Wachstum zu erzĂ€hlen. Die Gesellschaft will Fortschritt, sagen ihre Vertreter (siehe nochmals das obige Zitat bzw. Anm. 2), koste es,was es wolle; und dieser sog. Fortschritt besteht bloĂ in der AnhĂ€ufung des Kapitals, der Schulden, der KonsumgĂŒter, des MĂŒlls... Völker, die noch nicht in diesen Teufelskreis eingetreten sind, werden âzwangszivilisiertâ bzw. ausgerottet. Der sog. Fortschritt ist uns also einiges wert - und wenn die Welt um uns darob zugrunde geht, dann macht das gar nichts. Mythen können eine verheerende Wirkung haben!
4. Fortschritt als Gefahr
Nun ist natĂŒrlich vielerorts erkannt worden, daĂ diese Art von Fortschritt zwei Gesichter hat, daĂ der Mythos Fortschritt - was auch immer wir uns von ihm versprechen - seine Gefahren und Risiken in sich birgt und wir daher AufnĂŒchterung nötig haben. (39) Gemeint ist dabei im wesentlichen das ganze BĂŒndel von Erwartungen und Hoffnungen, die der sog. wissenschaftlichtechnische Fortschritt in uns erweckt - von der stĂ€ndigen ArbeitszeitverkĂŒrzung ĂŒber das gröĂere Freizeitangebot bis zur LebensverlĂ€ngerung und gentechnischen Verbesserung des Menschen. Es ist sicher richtig, daĂ uns die Wissenschaften mit ihrer Anwendung in der Technik Möglichkeiten der LebensbewĂ€ltigung in die Hand geben, die andere Organismenarten nicht haben. (40) Es ist aber ebenso richtig, daĂ diese Art des Fortschritts, die mit der Technisierung unserer Lebenswelt einhergeht, ihre Schattenseiten hat.
Erhard Oeser spricht ausdrĂŒcklich von Involutionstendenzen der Wissenschaft, die sich nicht nur im der gewaltigen Expansion und Explosion wissenschaftlicher (Detail-) Erkenntnisse spiegeln, sondern auch und vor allem im den wachsendem Gefahren der Anwendung wissenschaftlicher Erkenntnisse, von den Atomkraftwerken bis zur Genmanipulation. (41)
Alles hat schlieĂlich seinen Preis, so wie die moderne Medizin das Leben verlĂ€ngern kann, kann sie auch das Leiden verlĂ€ngern; so wie die moderne Landwirtschaft eine permanente Ertragssteigerung mit sich bringt, leistet sie auch ihren Beitrag zur Naturzerstörung; und so wie die pharmazeutische Industrie heute fĂŒr jeden Schmerz und jedes Leiden ein Gegenmittel anbieten kann, kann sie auch den menschlichem Organismus in einen MĂŒllhaufen fĂŒr chemische AbfĂ€lle verwandeln. Involution kann daher bedeuten, daĂ wir mit unserer Zivilisation, die sich inzwischen ĂŒber den ganzem Globus spannt, in Windeseile in eine Situation geraten werden, die eine Weiterentwicklung der Menschheit nicht mehr möglich macht. Der Untergang dieser Zivilisation könnte praktisch den Untergang der ganzen Menschheit bedeuten, weil sie neben sich keine anderen Zivilisationen duldet. Leben, sagt Lorenz, heiĂt Lernen (42), und wir verdanken unseren âAufstiegâ als Spezies in erster Linie unserer bemerkenswerten GehirnkapazitĂ€t. Unser Gehirn ist ein sehr flexibles Organ und befĂ€higt uns, auch Fehler einzusehen und zu korrigieren. Aber âdie Fehler, die die moderne Zivilisation begehen kann, sind irreparable Katastrophen, aus denen man nichts mehr lernen kann.â (43) Der Glaube an den Fortschritt ist also zu einer beispiellosen Gefahr fĂŒr die Menschheit geworden. Der Mensch ist der geborene Ausbeuter (44) und seine technologischen FĂ€higkeiten haben in den letzten Jahrhunderten und Jahrzehnten seine,Ausbeuternaturâ noch massiv unterstĂŒtzt und verstĂ€rkt. Er will Fortschritt - oder das, was er jeweils darunter versteht und manövriert sich damit unweigerlich in den âkulturellem WĂ€rmetodâ. Mit seinem Steinzeitgehirn hat er sich eine kĂŒnstliche Welt geschaffen, deren AuswĂŒchse er aber nicht mehr zu kontrollieren vermag, weil er sich im moralischer und geistiger Hinsicht eben nicht weit ĂŒber das Niveau seiner Vorfahren zu begeben vermag.
Poppers PlĂ€doyer fĂŒr eine offene Gesellschaft (45) steht durchaus im Einklang mit der modernen Konzeption von Evolution, mit dem Bild einer âoffenem Evolutionâ (46), die keine lineare, schrittweise Verbesserung ihrer Erzeugnisse kennt, sondern langsam, tastend immer neue Arten hervorbringt, die sich eine bestimmte Zeit halten und dann aussterben. So wie die organische Evolution als Zickzackweg auf dem schmalen Grat des Lebens beschrieben werden kann, lĂ€Ăt sich die kulturelle Evolution des Menschen als Zickzackweg auf dem schmalen Grat der Ideen beschreiben. (47) Weder die organische, noch die kulturelle Evolution wird von ewigen Gesetzen regiert, sondern bahnt sich ihre Wege je nach gegebener Situation, je nach gegebenen Randbedingungen. Es ist wie bei einem Spiel: Nichts steht von Anfang an fest nur die Spielregeln sind einzuhalten. (48)
Um mich hier verstĂ€ndlich zu machen: Wenn ich die Idee des evolutiven Fortschritts als Mythos kritisiere, der bloĂ Illusionen und gefĂ€hrliche Hoffnungen nĂ€hrt, dann sehe ich mich keineswegs als einer der vielen Propheten des Weltuntergangs. Denn das Bild einer offenen Evolution liefert fĂŒr Prophezeiungenâ ohnehin keine Grundlage. Es geht aber darum, aufzuzeigen, daĂ der Glaube an den Fortschritt uns nicht nur maĂlos enttĂ€uschen, sondern uns in eine ausweglose Situation (Involution!) bringen kann.
Unsere Erwartungen in den Fortschritt sollten sich verĂ€ndert haben. Als die philosophes der AufklĂ€rung mit der Fortschrittsidee eine Dynamik, eine Bewegung der AktivitĂ€ten des Menschen im Sinne einer Verbesserung herrschender ZustĂ€nde (Ungerechtigkeit, Zensur, Versklavung des Individuums usw.) zum Ausdruck brachten (49), hatten sie dafĂŒr gute GrĂŒnde. Wenn uns aber inzwischen, wie mit HĂ€nden zu greifen ist, der Glaube an den (hier vor allem: technischen) Fortschritt (mit seiner Wachstumseuphorie, Konsumzwang usw.) abermals zu Sklaven einer Idee macht, die in ihren Auswirkungen schon gefĂ€hrlich geworden ist, dann haben wir gute GrĂŒnde, uns von dieser Idee zu verabschieden.
Sicher ist es fĂŒr viele Menschen nicht einfach, einzusehen, daĂ die Evolution kein Ziel hat, sondern - ziemlich langsam nirgendhin geht. (50)
Sich im SchoĂ der Propheten auszuruhen, ist bequemer. Vom âAufstieg der Menschheitâ zu sprechen (51), ist verlockend, und natĂŒrlich will niemand den âAbstiegâ. Das Paradoxe an unserer Situation ist, daĂ gerade dieser feste Glaube an den Aufstieg, an den Fortschritt, den Abstieg beschleunigen kann (und bereits zu beschleunigen begonnen hat). MaĂgeblich beteiligt an der kritischen Situation, in die sich Homo sapiens manövriert hat, ist seine Ăberzeugung, etwas Besonderes, der Favorit der Evolution zu sein. H. G. Wells schrieb unter dem Eindruck des Zweitem Weltkriegs, die Aussicht auf eine neue Welt sei hoffnungsvoll. (52)
An anderer Stelle aber bemerkte er: âThere is no reason... to believe that the order of nature has any greater bias in favour of man than it had in favour of the ichthyosaur or the pterodactyl.â (53) In der Tat gibt es keinen objektiven Grund, zu glauben, daĂ die Evolution uns bevorzugen wird; sub species evolutionis sind wir nicht bedeutender als irgendeine andere Art, auch wenn wir uns die Krone der Schöpfung aufgesetzt haben.
Daher aber können wir uns auch nicht darauf verlassen, daĂ die Evolution uns vom Aussterben verschonen wird. (54) Wir können uns nicht darauf verlassen, daĂ irgendein Weltgeist die Geschichte beflĂŒgelt und uns daher zu immer lichteren Höhen emporhelfen wird. Denkt man an die vielen Greueltaten, die der Mensch begangen hat (nicht selten, ausgesprochen oder nicht, auch im Namen des Fortschritts), dann wird man freilich eher Bertrand Russells Beobachtung bestĂ€tigen können: âIch habe gesehen, wie die Welt kontinuierlich immer tiefer in den Wahnsinn stĂŒrzt.â (55) Es ist, wie gesagt, keineswegs meine Absicht, mit den Propheten des Weltuntergangs ins Horn zu blasen. Die Hoffnung auf einen kontinuierlichen Fortschritt im Sinne einer Verbesserung der Welt, der Welt des Menschen, halte ich jedoch fĂŒr begraben.
Der Fortschrittsglaube schlieĂt Mythen, Illusionen und gefĂ€hrliche Hoffnungen in sich - dies in durchaus âaufklĂ€rerischerâ Absicht zu erkennen ist eine wichtige philosophische Aufgabe unserer Zeit. Diese Aufgabe wurde freilich schon von Monod vorformuliert: âDer Mensch weiĂ endlich, daĂ er in der teilnahmslosen UnermeĂlichkeit des Universums allein ist, aus dem er zufĂ€llig hervortrat. Nicht nur sein Los, auch seine Pflicht steht nirgendwo geschrieben. Es ist an ihm, zwischen dem Reich und der Finsternis zu wĂ€hlenâ(56) und Propheten, Utopisten, Tröster und all die alten und neuen TrĂ€umer von einem âmenschenfreundlichen Kosmosâ hinter sich zu lassen.
Der Autor ist Dozent fĂŒr Philosophie und Wissenschaftstheorie an den UniversitĂ€ten Wien und Graz.
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Anmerkungen:
(1) AusfĂŒhrlich beschrieben, kritisiert und zurĂŒckgewiesen habe ich die Idee vom (evolutionĂ€ren) Fortschritt in meinem jĂŒngsten Buch âEvolution ohne Fortschritt. Vom Ende einer Illusionâ (Hamburg, im Druck).
(2) Zit. in Der Spiegel Nr. 6 (6. 2. 1995), S. 106.
(3) Vgl. Topitsch, E., Erkenntnis und Illusion. Grundstrukturen unserer Weltauffassung (Hamburg 1979).
(4) Vgl. Wuketits, F. M., âEvolutionĂ€re Wurzeln der Metaphysikâ, in R. Riedl und F. M. Wuketits (Hrsg.), Die EvolutionĂ€re Erkenntnistheorie (Berlin/Hamburg 1987), S. 220229.
(5) Vgl. Rapp, F., âDer Fortschrittsgedanke. Struktur und Sinngehalt einer Ideeâ, Wissenschaft u. Fortschritt 42 (1992) 1317.
(6) Vgl. Simpson, G. G., The Meaning of Evolution (New Haven 1949).
(7) Vgl. Jaspers, K., Psychologie der Weltanschauungen (1919, Nachdruck der 6. Aufl. MĂŒnchen/ZĂŒrich 1985).
(8) Besterman, T., Voltaire (MĂŒnchen 1971), S.311.
(9) Vgl. Lovejoy, A. 0., The Great Chain of Being. A Study of a History of an Idea (Cambridge, Mass. 1936).
(10) Vgl. z. B. Wuketits, F. M., GrundriĂ der Evolutionstheorie (Darmstadt, 2.Aufl. 1989); Zimmermann, W., Evolution. Die Geschichte ihrer Probleme und Erkenntnisse (Freiburg/MĂŒnchen 1953).
(11) Vgl. Gould, S.J., Wonderful Life. The Burgess Shale and the Nature of History (New York/London 1989)
(12) Vgl. Teilhard de Chardin, P., Aufstieg zur Einheit. Die Zukunft der menschlichen Evolution (Olten/Freiburg 1974).
(13) Vgl. Lorenz, K., âDie Vorstellung einer zweckgerichteten Weltordnungâ, Anz. d. phil.hist. Kl. d. Ă-sterr. Akad. d. Wiss. 113 (1976) 3951
(14) Siehe hierzu auch Wuketits, F.M., Zustand und BewuĂtsein. Leben als biophilosophische Synthese (Hamburg 1985).
(15) Vgl. Ewald, 0., Die französische AufklĂ€rungsphilosophie (MĂŒnchen 1924).
(16) Darwin, Ch., Ăber die Entstehung der Arten durch natĂŒrliche Zuchtwahl (1859, Nachdruck der deutschen Ăbersetzung 1920, Darmstadt 1988), S. 564 f.
(17) Lorenz, K., Das sogenannte Böse. Zur Naturgeschichte der Aggression (1963, Nachdruck MĂŒnchen/ZĂŒrich 1984), S. 314. Lorenz spricht hier ausdrĂŒcklich von den âgroĂen Konstrukteurenâ der Evolution (Selektion, Mutation), die uns helfen wĂŒrden, zu wahrem Menschentum (HumanitĂ€t!) zu gelangen.
(18) Beispielsweise auch bei Huxley, J., Evolution in Action (New York 1953)
(19) Dies ist auch ein typischer Buchtitel: Guenther, K., Vom Urtier zum Menschen:Ein Bilderatlas zur Abstanmungs und Entwicklungsgeschichte des Menschen, 2 BĂ€nde (Stuttgart 1909)
(20) Vgl. Rensch, B., Biophilosophie auf erkenntnistheoretischer Grundlage (Stuttgart 1968).
(21) Vgl. Ayala, F. J., âThe Concept of Biological Progressâ, in F. J. Ayala und T. Dobzhansky (Hrsg.), Studies in the Philosophy of Biology (London 1974), S. 339355; Dobzhansky, T., Ayala, F. J., Stebbins, G. L. und Valentine, J.W., Evolution (San Francisco 1977).
(22) Vgl. Wuketits, F. M., Jenseits von Zufall und Notwendigkeit. Biologische und kulturelle Evolution des Menschen (Basel 1988).
(23) Vgl. McShea, D., âComplexity and Evolution: What Everybody Knowsâ, Biol. & Philos. 6 (1991) 303324.
(24) Vgl. Wuketits, F. M., wie Anm. 1, sowie âSelfOrganization, Complexity and the Emergence of Human Consciousnessâ, La Nuova Gritica 19/20 (1992) 89107.
(25) Vgl. McShea, D., wie Anm. 23.
(26) Chapman, H. G., Evolution of Life (Philadelphia 1873), S. 181 (meine Hervorhebung).
(27) Vgl. Wuketits, F. M., Verdammt zur Unmoral? Zur Naturgeschichte von Gut und Böse (MĂŒnchen/ ZĂŒrich 1993).
(28) Vgl. Midgley, M., Evolution as a Religion: Strange Hopes and Stranger Fears (London/New York 1985)
(29) Mayr, E., Evolution und die Vielfalt des Lebens (Berlin/Heidelberg/ New York 1979), 5. 156. - Daher kann ein Evolutionstheoretiker heute die Evolutionsvisionen eines Teilhard de Chardin nicht ernst nehmen. Er wird eher Monods weniger schmeichelhafter These vom Menschen als âZigeuner am Rande des Universumsâ zustimmen mĂŒssen; vgl. Monod, J., Zufall und Notwendigkeit. Philosophische Fragen der modernen Biologie (MĂŒnchen 1971).
(30) Siehe beispielsweise Rensch, B., âDie Evolutionsgesetze der Organismen in naturphilosophischer Sichtâ, Philos. Nat. 6 (1961) 288326, sowie das in Anm. 20 zitierte Buch. Allerdings wollte Rensch eigentlich bloĂ âEvolutionsregelnâ aufstellen, die jeweils fĂŒr bestimmte Stammeslinien gelten und nicht universalen Charakter haben mĂŒssen. Im Grunde aber glaubte auch er an eine Entwicklung zum âHöherenâ in der Evolution.
(31) Dietzsch, S., âGeschichteâ, in H. J. SandkĂŒhler (Hrsg.), EuropĂ€ische EnzyklopĂ€die zu Philosophie und Wissenschaften, Band 2 (Hamburg 1990), S.290294, Zitat S. 293.
(32) Carr, E. H., What is History? (Harmondsworth 1964), S. 132.
(33) Vgl. Haeckel, E., Die Lebenswunder. GemeinverstĂ€ndliche Studien ĂŒber Biologische Philosophie (Stuttgart 1905). Bei Haeckel schwebt der âHomo germanicusâ schon in klaren Konturen in der Luft! Die weitere Entwicklung dieser Ideologie ist hinreichend bekannt.
(34) Siehe hierzu z. B. auch Fox R., The Search for Society: Quest for a Biosocial Science and Morality (New Brunswick/London 1989).
(35) Vgl. Popper, K. R., The Poverty of Historicism (London/Henley 1961); The Open Society and Ist Enemies, 2 BĂ€nde (4. Aufl., London 1962). Weitere Details finden sich auch in Wuketits, F.M., wie Anm. 1.
(36) Vgl. Popper, K. R., wie Anm. 35, vor allem The Open Society
(37) Nach dem Motto: Wenn Sie Ihre Persönlichkeit betonen wollen, dann mĂŒssen Sie z. B. das Auto der Firma X kaufen. (Man stelle sich vor, alle Menschen kaufen das Auto der Firma X, um ihre Persönlichkeit zu betonen Man kann ja wirklich von GlĂŒck reden, daĂ es den Wettbewerb des freien Marktes gibt und die Leute ihre Persönlichkeiten mit dem Kauf verschiedener Autos betonen wollen.)
(38) Kern, F., Der Beginn der Weltgeschichte (Bern 1953), S. 56.
(39) Dazu liegen inzwischen zahlreiche Arbeiten vor. Ich nenne hier nur die folgenden SammelbĂ€nde: Löw, R., Koslowski, P. und Kreuzer, Ph. (Hrsg.), Fortschritt ohne MaĂ? Eine Ortsbestimmung der wissenschaftlichtechnischen Zivilisation (MĂŒnchen/ ZĂŒrich 1981); Schatz, O. (Hrsg.), Was wird aus dem Menschen? Der Fortschritt. Analysen und Warnungen bedeutender Denker (Graz, Wien, Köln 1974); Winnacker, E.L. (Hrsg.), Fortschritt und Gesellschaft (Stuttgart 1993); Burck, E. (Hrsg.), Die Idee des Fortschritts (MĂŒnchen 1963).
(40) Vgl. Levinson, P., âCosmos Help Those Who Help Themselves: Historical Patterns of Technological Fulfillment, and Their Applicability to the Human Developmentâ, Research in Philosophy and Technology 9 (1989) 91100
(41) Vgl. Oeser, E., Das Abenteuer der kollektiven Vernunft. Evolution und Involution der Wissenschaft (Berlin/Hamburg 1988).
(42) Vgl. Lorenz K. und Kreuzer F., Leben ist Lernen. Von Immanuel Kant zu Konrad Lorenz. Ein GesprĂ€ch ĂŒber das Lebenswerk des NobelpreistrĂ€ger (MĂŒnchen/ZĂŒrich 1981).
(43) Oeser, E., wie Anm. 41, S. 198.
(44) Vgl. Verbeek, B., Die Anthropologie der Umweltzerstörung. Die Evolution und der Schatten der Zukunft (Darmstadt, 2. Aufl. 1994).
(45) Popper, K. R., wie Anm. 36 (The Open Society).
(46) Vgl. Wuketits, F. M., âEvolution, Causality, and Human Freedom. The Open Society from a Biological Point of Viewâ, in Schmid, M. und Wuketits F. M. (Hrsg.), Evolutionary Theory in Social Science (Dordrecht/Boston/ Lancaster/Tokyo), S. 4977.
(47) Vgl. Wuketits, F. M., wie Anm. 1.
(48) Vgl. Eigen, M. und Winkler, R., Das Spiel. Naturgesetze steuern den Zufall (MĂŒnchen/ZĂŒrich 1975).
(49) Vgl. Sledziewski, E. G., âFortschrittâ, in H. J. SandkĂŒhler (Hrsg.), wie Anm. 31, 5. 95105.
(50) Vgl. Ruse, M., Taking Darwin Seriously. A Naturalistic Approach to Philosophy (Oxford 1986).
(51) Siehe z. B. KĂŒhn, H., Der Aufstieg der Menschheit (Frankfurt 1955).
(52) Vgl. Wells, H. C., Die Geschichte unserer Welt (Hamburg 1953).
(53) Wells, H. G., The Outlook for Homo Sapiens. An unemotional Statement of the Things that are happening to him now, and of the immediate Possibilities confronting him (London 1946), S. 176.
(54) Das Aussterben ist mit der Evolution untrennbar verbunden, durchaus vergleichbar dem das Leben des Individuums begleitenden Tod. Siehe hierzu Erben,H. K., Leben heiĂt Sterben. Der Tod des einzelnen und das Aussterben der Arten (Hamburg 1981).
(55) Russell, B., Unpopular Essays (London 1976), S. 82.56 Monod, J., wie Anm 29, S. 219.
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