- Freiland plus Freigeld = was? - dottore, 19.02.2002, 19:23
- Wohin mit dem Freigeld? - Theo Stuss, 19.02.2002, 19:48
- Lebt Oldy eigentlich zur Erbpacht? (owT) - Theo Stuss, 19.02.2002, 19:57
- Re: Freiland plus Freigeld = was? - Euklid, 19.02.2002, 20:07
- Typsicher dottoresche Verwirrungsartikel... - XSurvivor, 19.02.2002, 20:37
- War dat so schwer zo verstunn? - Theo Stuss, 19.02.2002, 20:51
- Re: Typsicher dottoresche Verwirrungsartikel... - Euklid, 19.02.2002, 20:53
- Re: Keine Verwirrung - heute bereits Realität in Rheinland-Pfalz!!! - André, 19.02.2002, 21:00
- Re: Keine Verwirrung - heute bereits Realität in Rheinland-Pfalz!!! - Euklid, 19.02.2002, 21:14
- Re: Keine Verwirrung - heute bereits Realität in Rheinland-Pfalz!!! - André, 19.02.2002, 21:58
- Re: Keine Verwirrung - heute bereits Realität in Rheinland-Pfalz!!! - Euklid, 19.02.2002, 21:14
- Re: Typsicher dottoresche Verwirrungsartikel... - JüKü, 19.02.2002, 21:35
- Re: Ein Denkmal für ALLE Aktionäre! Freiwirte, sammelt schon! - dottore, 20.02.2002, 00:38
- @dottore: Vergebliche Liebesmüh'! XS ist so damit beschäftigt, von einem Thread - Galiani, 20.02.2002, 01:21
- Dottore, Sie versteh'n dat nich. Für XS ist leistungsloses Einkommen jede Art... - Theo Stuss, 20.02.2002, 08:52
- @XS: Wenn Du die (relativ) kurzen & (relativ) bündigen Entgegnungen auf Deinen - Galiani, 20.02.2002, 01:30
Freiland plus Freigeld = was?
Hi,
Unter"Freigeld setzt sich von selbst durch" ist u.a. zu lesen:
"Vorkaufsrecht gibt es ja heute schon und bedeutet nur, daß wenn ein Grundtück verkauft werden soll, daß dann die
Gemeinde/Stadt die Möglichkeit hat, vor jedem privaten Käufer das Grundstück zum Marktwert zu erwerben - also
keine Spur von Enteignung."
Das Vorkaufsrecht ist nicht das Problem. Sondern:
1. Womit kauft die Gemeinde? Mit Freigeld, das ihr in Form von Steuern zufließt. Da die Gemeinde nur Steuern von ihren Bürgern erheben kann, zahlen die Bürger also mit ihren Steuern die Grundstücke, die sie zum Verkauf anbieten.
2. Die Steuern sind also der Enteignungsvorgang, da Steuerzahlungen niemals freiwillig erfolgen. Zwangsabgaben wie Steuern sind immer eine Enteignung. Ob sie über Zahlung in Gold, Fiat money oder Freigeld erfolgen, spielt keine Rolle.
3. Wenn die Gemeinde ihr Vorkaufsrecht a tout prix ausübt, möglichst per weiteren gesetzlichen Zwang, also nicht einen einzigen Grundstückskauf auslässt, bilden sich sofort Käufer/Verkäufer-Kartelle. Man will an die Gemeinde möglichst teuer verkaufen. Käufer und Verkäufer teilen sich anschließend den Gewinn.
4. Dieser Prozess steigert sich noch, je weniger Grundstücke noch in privater Hand sind. Sie werden dadurch automatisch teurer (von privat an privat).
5. Nimmt die Gemeinde zum Grundstückskauf Kredit auf, dann muss sie Zinsen dafür bezahlen. Zahlt sie keinen Zins, wird ihr kein Mensch Geld leihen, damit sie sich die Grundstücke kaufen kann. Denn die Gemeinde gibt das Freigeld, das immer und überall und in welcher Kasse es sich auch befinden mag, die Umlaufgebühr trägt, niemals zum Erstkurs wieder zurück (bei Kredittilgung), sondern mit entsprechendem Abschlag.
6. Gibt sie es dennoch zum Erstkurs zurück, muss sie selbst die Umlaufgebühr zahlen, was auf eine weitere Steuererhöhung hinausläuft. Denn die Gemeinde kann die ULG nicht an sich selbst bezahlen, sondern muss das Geld dafür von den Bürgern abschöpfen. Die nächste Stufe der Enteignung.
7. Gibt es keinen Zins ("Zinskredite sind ausgeschlossen"), wird der Hausverkäufer sein Haus lieber in einen anderen Sachwert (Grundstück) tauschen ("like kind exchange") statt Freigeld - noch dazu in sehr großer Summe - zu akzeptieren, das er niemals sofort ausgeben kann, um Waren damit zu kaufen. Er sitzt dann auf einem Haufen Freigeld, das ihm unter den Händen zerrinnt.
8. Auch Banken werden kein Freigeld mehr in dieser Größenordnung akzeptieren, weil sich niemand findet, der sich so stark in Freigeld verschulden kann, zumal der Verkäufer des Grundstücks sich kein anderes kaufen kann (was eine Transaktion von einer entsprechenden"Größenordnung" wäre), da alle Grundstücke von der Gemeinde gekauft werden.
9. Ganz abgesehen davon, dass in dieser Größenordnung überhaupt kein Freigeld physisch existieren kann, dessen Sinn ja gerade darin liegen soll, möglichst schnell zu kursieren, weshalb man entsprechend nur ganz wenige Freigeldscheine braucht.
Letztlich geht's also so aus:
A will ein Grundstück verkaufen. B tritt als Schattenkäufer auf, um den Preis in die Höhe zu treiben. Die Gemeinde kauft es. Da sie nicht mit Kredit kauft bzw. in Ermangelung so großer Summen Freigeld, die ihr jemand kreditieren könnte (zinslos), auch gar nicht kaufen kann, sondern mit Steuereinnahmen, müssen die Bewohner der Gemeinde also erst arbeiten, dann von den Früchten ihrer Arbeit (Lohn) davon Steuern abführen und mit ihrer Arbeit also auch noch die Abgabe ihres Eigentums finanzieren.
Und noch etwas: Eine Grundstückstransaktion wird z.B. in Höhe von einer Milliarde vorbereitet. Da bar und Zug und Zug (Grundstück gegen Freigeld) abgewickelt werden muss, müsste die Summe der Freigeldscheine mindestens eine Milliarde sein!
Nehmen wir den Grundstücksmarkt einer Großstadt (in diesem Fall alles unbelastete Grundstücke!) mit 500 Milliarden an, müssen 500 Milliarden Freigeldscheine vorhanden sein, da alle Grundstückseigentümer jederzeit verkaufen könnten, was auch keinerlei Risiko für die Grundstückspreise birgt, da nur die entsprechenden Preise in den Kontrakten vereinbart werden müssen, was unschwer geschehen kann, weil die Gemeinde ohnehin in alle Kontrakte einsteigt.
500 Milliarden in Scheinen ist fast doppelt so viel wie in den EU-Staaten durchschnittlich als Banknoten umläuft.
Oder die Gemeinde steigt eben nicht in alle Grundstückstransaktionen ein, dann kann sie nur bis zu der Größenordnung überhaupt eine Grundstückstransaktion bezahlen, bis zu der es überhaupt Freigeldscheine gibt. Mehr ist nicht vorstellbar, weil es Kredite über Freigeld, das noch nicht gedruckt ist, niemals geben kann, was sich wiederum daraus ergibt, dass nur in physisch vorhandenen Freigeldscheinen gespart werden kann.
Das Ganze mit dem"Freiland" läuft also auf
a) eine geschickt getarnte Enteignung hinaus, die über massive Steuererhebungen Statt findet. Und
b) kann Freigeld in diesen Größenordnungen überhaupt nicht vorhanden sein, da es der"Sinn" von Freigeld sein soll, mit möglichst wenig Freigeld möglichst viele Umsätze zu tätigen.
Es ist also der übliche Widerspruch in sich.
Und das auch noch durften wir noch lesen:
"Das Aufkaufen des Bodens zum Marktwert hat Gesell als längerfristigen prozeß gesehen. Wie ich schon einmal
erläuterte, wird der zurückgekaufte Boden künftig in Erbpacht an die Leute verpachtet. Dann hat endlich JEDER die
Möglichkeit in den Besitz von der Lebensgrundlage Boden zu kommen. Es ist geradezu eine Schande, daß in
Deutschland gerade 40 Prozent der Leute überhaupt eigenen Boden besitzen - aufgrund der überspekulierten Preise!"
Dass"Besitz" mit"Eigentum" verwechselt wird, zeigt erneut, dass hier einfach nicht nachgedacht wurde. Des ungeachtet haben wir dann, wenn alles Bodeneigentum staatlich ist, einen Bodensozialismus. Und jeder, der ein Stück Land bisher als"Kapital" (Eigentum) hatte, wird nun zinspflichtig.
Denn zwischen einem Zins und einer Pacht (Bodenzins) besteht keinerlei Unterschied.
<font color="FF0000">Der Empfänger des"leistungslosen Einkommens", das immer angeprangert wird, ist jetzt der Staat. </font>
Er bezieht sein Einkommen aus dem - im"längerfristigen Prozess" - an ihn"gefallenen" gesamten Grund & Boden.
Die Menschen werden so auf die Stufe von Staatssklaven herabgewürdigt. Bestenfalls sind sie abgabenpflichtige"Hörige" - und dann sind wir in Wirtschaftsformen, die das Mittelalter gekennzeichnet haben (sog."Grundherrschaft") und die durch den schmerzhaften Prozess von"Bodenreformen" (zuletzt sogar im zaristischen Russland) beseitigt werden konnten.
Solche"Gesellschaftsmodelle" sind genau so wenig durchdacht wie die Vorstellung, es könne Wirtschaften ohne Zins geben. Das Gesell'sche"System" ist ein Mix aus plattem Enteignungs-Sozialismus und Systemen, die sich durch ihre Forderung nach"Brechung der Zinsknechtschaft" in der Geschichte bestens präsentiert haben, wie wir den Programmen der einschlägigen Parteien entnehmen können.
Auf beides zusammen musste schließlich auch mal jemand kommen.
Gruß
d.
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