- Machttheorie des Geldes beschleunigt Vormarsch! - dottore, 19.07.2002, 12:49
- Man soll den Wal nicht vor dem Textende loben! Antwort folgt morgen & übermorgen (owT) - Wal Buchenberg, 19.07.2002, 13:09
- Re: Es gibt auch historische Beispiele, wo die Macht tauschte oder nur - André, 19.07.2002, 16:10
- Re: Die Kingdom-Baisse - dottore, 19.07.2002, 17:51
- Re: Die Kingdom-Baisse - Warum ist die einfache Sprache so schwierig? - André, 19.07.2002, 19:55
- Re: Ja, ja, ja! 10 Capuccios plus 10 Stocchi! - dottore, 19.07.2002, 20:25
- Re: Sag bescheid, wenn Du wieder mal in der Stadt bist, Danke:-) (owT) - André, 19.07.2002, 22:42
- Re: Ja, ja, ja! 10 Capuccios plus 10 Stocchi! - dottore, 19.07.2002, 20:25
- Re: Die Kingdom-Baisse - Warum ist die einfache Sprache so schwierig? - André, 19.07.2002, 19:55
- Re: Die Kingdom-Baisse - dottore, 19.07.2002, 17:51
Machttheorie des Geldes beschleunigt Vormarsch!
Hi allerseits,
es geht wieder mal um Geld und Macht (wen es nicht interessiert, kann gleich hier abbrechen).
Zu diesem"Gewalt-Thema" (sorry!) etwas von mir zu der immensen Arbeit, die sich Wal Buchenberg gemacht hat und die genau das bestätigen, was bei mir immer mehr zur Gewissheit wurde (Wals Textstellen aus"Warengesellschaft 05" beginnen mit >, die Ausführungen danach sind von mir):
> Aus der
frühmittelalterlichen Geschichte wissen wir, dass damals sogar die Könige zwischen ihren Pfalzen umhergewandert sind,
Was haben sie in den Pfalzen (von"palatium" = Palatin, Palast,"palam" = offen, bekannt, rückhaltlos) wohl gemacht?
Schon Brussel (Nouvel examen de l'usage général des fiefs en France, 1750) wusste die Antwort: Inkasso. Ausführlich auch Peyer," Könige, Stadt und Kapital", NZZ-Verlag 1982, 98 ff.
Das bestätigend auch die" Verlegung" der sächsischen Pfalz von Werla nach Goslar (Sachsenspiegel III, 62,1). In Goslar gab's das schöne Silber (Rammelsberg), das der Herrscher zum Machterhalt brauchte und unter Kontrolle haben musste.
>Das griechische Wort"Polis" bedeutete in ältester Zeit"Burg" unter Einschluss der Siedlungen ringsum. Als ersten Ausgangspunkt der griechischen wie jeder
Stadtentwicklung dürfen wir den militärischen Gesichtspunkt der Verteidigung annehmen.
Den militärischen also als Ausgangspunkt. Danke. Aber warum die"Burg" nur als Verteidigungsanlage? Wo lagerten denn Waffen und Schatz, wenn nicht dort?
Wenn sich jeder nur gegen jeden verteidigte - was war dann mit dem Angreifer. Den hat man sich doch nicht eingebildet (könnte ja mal passieren, dass da jemand...).
Zum Wortstamm"pol" siehe auch"polemos" (= der Krieg)!
>Anscheinend ist es eine liebgewordene Vorstellung, die Marxisten wie
Nichtmarxisten eint, dass in der Frühzeit der Menschheit eitel Friede und Sonnenschein geherrscht habe. Marx war dagegen der Ansicht, dass der Krieg älter war als der
Friede:"In der wirklichen Geschichte spielen bekanntlich Eroberung, Unterjochung, Raubmord, kurz Gewalt die große Rolle. In der sanften politischen
Ã-konomie herrschte von jeher die Idylle." (K. Marx, Kapital I, MEW 23, S. 742.) Und:"Krieg (war) früher ausgebildet wie der Frieden." (K. Marx, Grundrisse,
S. 29).
Marx, Du Großer! Krieg älter als Friede, Raub > Idylle. Der Tempel des Janus in Rom war nur in Kriegszeiten geöffnet. Wie oft also war er bis zum Ende der Republik geschlossen? Genau zwei Mal.
Quod erat demonstrandum.
>Das ältere Epos des Homer, die Ilias kreist um die Belagerung und Eroberung der befestigten Stadt Troja und er unterscheidet dort schon zwischen"Burg" (Akropolis)
und"Stadt" (Polis). Insofern eine Burg zur Keimzelle einer griechischen Stadt wurde, scheiden Handelsgesichtspunkte weitgehend aus.
Also? Burg (Macht) vor Handel (Tausch, usw.).
Abgesehen davon: Nicht die"polis" schafft sich die"akro-polis", sondern die"akra" (Spitze, Höhe, Burg) schafft sich die"polis".
>Die frühgriechischen Burgen
waren keine mittelalterlichen Zwingburgen zur Niederhaltung der umwohnenden Bauern, sondern freiwillig und gemeinsam erbaute und erhaltene sowie gemeinsam im
Interesse aller verwendete Nutzbauten wie vielleicht heutzutage eine öffentliche Straße.
Nein. In den frühgriechischen Burgen hausten die Tyrannen. Man herrscht bekanntlich"von oben", schon in Mykene, Knossos usw. Perfekte Parallele zu Freiburg übrigens: Oben die Zwingburg der Zähringer (datiert 1092), unten die Stadt (Gründungsurkunde 1120), die dort auf dem Reißbrett entstand (siehe Humpert/Schenk, Entdeckung der mittelalterlichen Stadtplanung, 2001).
>Von einem Marktplatz als notwendiger Teil einer Stadt sprach Pausanias
nicht.
Genau! Das Tauschplatz-Paradigma und damit das Geld- = Tauscherleichterungs-Paradigma können wir ad acta legen.
>Aber kein griechischer Aristokrat oder
König, kein Tyrann konnte die Burg für seinen privaten Nutzen gebrauchen.
Wo"wohnte" denn Peisistratos in Athen? Siehe a. de Libero, Archaische Tyrannis, 1996.
>Die Zeit der alten nomadischen und bäuerlichen Gleichheit der griechischen Wanderzeit lag nicht allzu lange zurück, und jede Neugründung einer Kolonistenstadt basierte
wieder auf einem gemeinschaftlichen Beschluss aller Beteiligten und hielt so den Gedanken der Gleichheit und Gemeinsamkeit aller griechischen Bauernkrieger wach.
Führerschaften, wie immer sie im Einzelnen verfasst waren, als Königtum, Tyrannis oder Adelsherrschaft, blieben der Akzeptanz des Stammes, der Allgemeinheit,
unterworfen.
Der"frühe" griechische"Gesellschaftsvertrag" (gemeinschaftlicher Beschluss, Akzeptanz)? Wo liegt eigentlich die numerische Grenze: Ab welcher Zahl wird so ein"gemeinschaftlicher Beschluss" der"Allgemeinheit" wohl geschlossen? Ab 10, ab 50, ab 100, ab 500, ab 1000 Mitgliedern?
Nirgends auch nur der Hauch einer Quelle oder Evidenz.
Ich bitte auch zu bedenken, dass ein solcher"Gesellschaftsvertrag" nicht nur das Übliche (wir Bürger sehen ein, dass wir einen Vertrag schließen müssen, so sähe unser Entwurf dazu aus) enthält, sondern immer eine bisher nicht existente
<font size="4">völlig neue und bis dahin unbekannte Rechtsperson schafft (Polis, Staat, Fiskus, usw.). </font>
Diese neue und zusätzliche Rechtsperson ("öffentlich-rechtlich", logisch, da es keine privatrechtliche"Company" gewesen sein kann, die immer einzelpersonenbezogen sein muss) hat jetzt Rechte, sonst wäre sie keine Rechtsperson.
Sie ist eigentums-, besitz- und forderungsfähig. Sie ist Macht. In sie kann geklagt werden, aber sie kann nicht angeklagt werden, da keine Person, sondern eine Fiktion.
Dies haben die Gesellschaftsvertrags-Fetischisten bisher leider übersehen.
Das Modell mit dem Gesellschaftsvertrag konnte in Zeiten der Begründungsnot von personeller Herrschaft aufgetischt werden (siehe den König-Charles-Lakaien Hobbes, den RDeutsch so schätzt).
Bei den"allgemeingleichen" Griechen ist eine freiwillige Machterschaffung aber schon historisch ausgeschlossen, da am Beginn aller griechischen Demokratien der Tyrannensturz steht, also ein Machtwechsel.
Woher hatten die"reichen" und zugleich"frühen" Griechen, die Wal Buchenberg anführt, ihr Geld, wo es doch keinen Marktplatz gab? Wie wird eine Bauernkrieger also"reich"?
Durch das Hochtauschen mit Hilfe von Ã-l und Getreide (Bauer) oder mit der Waffe (Krieger)?
>Der Krieg und Lohnarbeit schaffen dagegen Verhältnisse, wo eine Seite gewinnt, was die andere verliert.
Der Krieg ja, die Lohnarbeit nein. Selbst der noch so ausgebeutete Lohnarbeiter erhält irgend einen Lohn, sonst wär's ja kein Lohnarbeiter. Der im Krieg Unterjochte erhält gar nichts, sondern wird versklavt. Deshalb erscheint der Lohnarbeiter historisch immer erst nach dem Sklaven.
Siehe wieder Marx: Krieg zuerst.
Der Sklave muss sich erst revolutionär"befreien" oder befreit werden, um überhaupt Lohnarbeiter werden zu können, siehe Wat Tyler, siehe Ende der Grundherrschaft und sämtliche anderen Lohnarbeiter-Entstehungsgeschichten auch.
So etwas wie einen Lohnarbeiter als solchen, also einen der irgendwie vom Himmel fällt, gibt es nicht.
> Frühestens im achten oder siebten Jahrhundert wird dieser Versammlungsplatz auch als Verkaufsplatz, als Marktplatz, genutzt (Heichelheim I., S.
239). Die griechische Stadt ist nicht des Marktes wegen entstanden, vielmehr die Märkte wegen der Stadt.
Von Milet, der reichsten und einflussreichsten ionischen Stadt in Kleinasien, berichtete Plutarch, dass der Markt der Milesier zur Zeit des Todes von Thales um 550 v.
Chr. noch ein schlechter, gering geachteter Ort außerhalb der Mauern war (Plutarch, Solon 12).
Na perfekt! Damit können wir die Tausch-, Tauschplatz-, Markt-, Preis-, Tauscherleichterungs-, Geld-aus-Tausch-Entstehungs-Theorien usw. als endgültig erledigt betrachten.
Selbst wenn ein Tür-zu-Tür-Tauschen (Hausierer-Theorie) angenommen würde: Was sollte wohl da"Geld"? Wer soll denn an einer Ecke der Stadt wissen, was es an der anderen Ecke"wert" ist, von weiteren Distanzen ganz zu schweigen?
Geld als allgemein (!) anerkanntes (!)"Tauschmittel" o.ä. ist ohne eine Geld-mit-Geld-Vergleichsmöglichkeit, also den großen (!) Marktplatz denk unmöglich.
Das"Geld" muss für alle gelten.
Die Vorstellung"erst zwei, die gegen Geld tauschen, dann 10, dann 100 usw." ist nicht nachvollziehbar, zumal wir noch heute darauf warten müssten, bis sich endlich alle weltweit unter Abwägung von ihren höchst persönlichen Wertvorstellungen (Präferenzstruktur mit individuellen Indifferenzkurven) zu einem dann allgemeinen"Ja, wir nehmen das und nichts anderes!" durchgerungen hätten.
Die entsprechende Matrix würde einen"antiken" mainframe voraussetzen, der mehrere Cray-Kapazitäten gehabt hätte.
Allein schon die Mühe, es auch wirklich allen zu erklären, dass"dieses" als Geld bezogen auf jede Ware vorteilhafter wäre als"jenes". Die Geldentstehung als"Privatgeld"-Entstehung zu deuten, heißt doch, das die ersten es mit den Zweiten, Dritten usw. in allen Details durchsprechen müssten.
Und das bezogen auf sämtliche Waren und Warenaggregate und Aggregatszustände (1 frisches Ei, zwei Eier, das zweite schon 2 Tage alt, Schaf in allen Wollfarben und -längen, allen Größen, jeden Alters, usw.).
In jedem einzelnen Fall müsste das"private Geld", das sich erst noch bei allen Privaten, die es ja noch gar nicht kennen können, durchkämpfen müsste, dann passen, wenn es die Aktionen auf dem"Markt" nicht erschweren, sondern erleichtern sollte. Schon allein das mindestens doppelte Wiegen, das Prüfen (von Ware und Geld), das ganze Klimbim drum herum (Platz, Halle, Aufsicht, Kontrollinstanzen, Klagmöglichkeit, Wandelung und Minderung usw.).
Ach, das ist"Silber"? Noch nie gesehen - und danach: wie es an Mann/Frau bringen?
Diese ganzen Privatgeld-Theorien setzen etwas voraus, was es einfach nicht gegeben haben konnte:
Alle kennen das Geldmaterial bzw. so etwas wie Schuldscheine bereits, bevor das Material selbst oder das Beschriebene überhaupt zu"Geld" wurde (Tauschmitteltheorie). Wie kann etwas zum Tauschmittel werden, das in Form, Material, Inhalt und/oder Aufschrift keiner kennt?
Man stelle sich doch bitte Oldys Gogos vor, bedruckt mit tibetanischen Buchstaben und Ziffern!
Und wenn den Geld-"Stoff" alle kennen und letztlich ge-hand-habt haben müssen, wie kann er dann selten und knapp sein (Wertaufbewahrungsmittel-Theorie)?
Das haut also nicht hin.
"Privatgeld" hätte mit Hilfe eines gigantischen privaten Strukturvertriebs die Welt erobern müssen, erst einen Platz, dann den nächsten, dann einen Landstrich, dann den nächsten, usw.
Das sind nichts als Hirngespinste!
Es gab diesen Strukturvertrieb durchaus, aber es war einer per Zwang: Die Macht bestimmt, was Geld ist, da sie es selbst zum Machterhalt braucht und nicht etwa das Publikum zum"Tauschen". Wer unter die Macht fällt, muss das Geld anerkennen - Alternative äußerst unangenehm.
Falls eine konkrete Parallele aus der Jetztzeit dazu gewünscht:
Der Unterschied zwischen Altersvorsorge heute per Zwang (Beitragspflicht plus Kontrolle in jedem Betrieb) und per Freiwilligkeit (sich von der Allianz Leben"beraten" lassen oder die Riester-Rente).
Die Rentenbeiträge setzt der Staat fest. Wer wie viel in seine private Altersvorsorge packen will, entscheidet jeder selbst. Übergänge gibt's natürlich auch, siehe Schweiz: I. Säule, II. Säule, III. Säule...
Schönen Dank also für Wal Buchenbergs (wenn auch ungewollte) Bestätigung.
Gruß!
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