- @Silvereagle; @Dimi: Zu Eurer Diskussion ein faszinierendes Hayek-Zitat... - Galiani, 31.07.2002, 13:29
- Wau! - Diogenes, 31.07.2002, 13:46
- Hallo Diogenes - Galiani, 31.07.2002, 14:16
- Re: Hallo Diogenes - Diogenes, 31.07.2002, 14:23
- Re: Frau Kitzbühel nimmt Frau Glas was weg? Was sagt denn der (owT) - dottore, 31.07.2002, 16:25
- Re:...der Staat? Ich meine, die Gemeinde Kitzbühel dazu? (owT) - dottore, 31.07.2002, 16:43
- Re:...stibitz, abzock, abzieh, greif, freu, umverteil.......mfg (owT) - Baldur der Ketzer, 31.07.2002, 17:55
- Re:...der Staat? Ich meine, die Gemeinde Kitzbühel dazu? (owT) - dottore, 31.07.2002, 16:43
- Hallo Diogenes - Galiani, 31.07.2002, 14:16
- Re: Wo, bitte, bleiben meine phönizischen Münzen? - dottore, 31.07.2002, 16:20
- Hallo: Ich diskutiere darüber zwar nicht mehr! Aber wenn Sie unbedingt wollen: - Galiani, 31.07.2002, 18:42
- Re: Ich diskutiere darüber nicht mehr! Aufgegeben, ällabätsch! - dottore, 31.07.2002, 19:40
- Hallo: Ich diskutiere darüber zwar nicht mehr! Aber wenn Sie unbedingt wollen: - Galiani, 31.07.2002, 18:42
- Hayek-Zitat - silvereagle, 31.07.2002, 22:17
- ... Hayek-Zitat - Danke Galiani, mit Interesse gelesen (owT) - Dimi, 01.08.2002, 00:42
- Wau! - Diogenes, 31.07.2002, 13:46
Re: Wo, bitte, bleiben meine phönizischen Münzen?
Meine Verehrung,
gehöre zu jenen, die Hayek noch persönlich kannten. Hat mir sogar sein Ms. über die Katallaxie geschenkt. De mortuis nil nisi bene.
>Sie ist als Aufsatz unter dem Titel"Wissenschaft und Sozialismus" 1979 bei J.C.B.Mohr/Siebeck im Druck erschienen.
>Text (S. 5ff):
>=============================================
>"
>...
>Die Wirtschaftsgeschichte ist in hohem Maß eine Geschichte der Überwindung von Hindernissen, die der Staat im Dienste der ererbten Gefühle, der ererbten Moral und Religion der wirtschaftlichen Entwicklung in den Weg legte.
Die wirtschaftliche Entwicklung ist eine von der Macht erzwungene. Wer produziert denn mehr als er nötig hat (inkl. Vorrat)? Warum kam es dazu (siehe Abgabenwirtschaften through the ages)? Es gibt keinen einzigen Beleg dafür, dass es so etwas wie eine private, arbeitsteilige Wirtschaft (wir reden nicht von Stammesgesellschaften) mit Privateigentum, Geld und Zins vor der Abgabenwirtschaft gegeben hätte. Dies wenigstens ist seit Heinsohn/Steiger völlig klar.
>Und der Kampf mit den Vorstellungen der Mehrheit, den die Kulturentwicklung geführt hat, begann gewiß lange vor der Bildung organisierter Staatswesen mit der Mißachtung von traditionellen Gruppengebräuchen und Stammesgewohnheiten.
Der Machtausüber braucht nur eine Organisation: die seiner Truppen.
>Zweifellos waren Dinge wie der Tausch mit den Nichtangehörigen der Gruppe, die Anerkennung des persönlichen Sondereigentums --besonders an Grund und Boden -,
Reines Märchen. Wie entstand das persönliche Sondereigentum an Grund und Boden, wenn es denn Sondereigentum gewesen war? Wer war Eigentümer des Bodens davor?Ohne Eigentum ja wohl kein Sondereigentum. Der Stamm kennt kein Eigentum an Grund und Boden. Der Stamm ist keine Rechtsperson. Siehe noch das Allmend-Problem. Der Stamm hat ein Gebiet oder freies Gelände (Vor-Eigentum), siehe Prärie.
Also auch bei Hayek wieder die übliche Verwechslung von Besitz mit Eigentum.
>die Verbindlichkeit von Verträgen, der Wettbewerb mit dem des gleichen Handwerks Beflissenen, die Veränderlichkeit von ursprünglich konventionellen Preisen,
Preise in was und auf welchen Märkten? Wo sind die ersten Märkte? Wo die ersten Abgabenplätze waren, ist in den Grundrissen früher Städte sofort zu erkennen. Warum gibt's in den frühesten Städten (siehe gerade wieder Troja-Ausstellung Bonn) nirgends einen Marktplatz? Preisbildung von Haus zu Haus?
>die Verpflichtung des Einhaltens von Versprechen durchaus Verstöße gegen die herrschende Moral der kleinen Gruppe. Die Sozialisten bezeichnen charakteristischerweise auch heute noch gerne das Gemeineigentum als gut, weil es in einem Urzustand der Gesellschaft bestand. In Wirklichkeit war das Sondereigentum natürlich die Grundlage für die Entwicklung einer arbeitsteiligen Gesellschaft."
Das Sondereigentum des Herrschers. In den Abgabenwirtschaften gehörte dem Herrscher alles Land und ihm gehörte die Leistung aller Menschen darauf. Durch Umsturz, siehe Roma Quadrata usw. dann Aufteilung in privates Sondereigentum. Die komplette Geschichte ist dafür Beleg bis hin zu den Städtegründungen des 12./13. Jh.
>[G.: Dies ist - nebenbei bemerkt - im Zusammenhang mit dottore's These von der Entstehung des Geldes aus der Macht eines meiner Hauptargumente! Geld wird im Grunde erst in einer arbeitsteiligen Gesellschaft nötig, wenn der Einzelne mehr produziert, als er selbst verbraucht;
Warum sollte er? Der erste produziert auf Vorrat, der zweite noch nicht.
Was dann?
>davor mag Geld als"heiliges Geld", als"Kriegsschatz" oder als Schmuck bestanden haben. Aber unabdingbar notwendig wird Geld erst in der arbeitsteiligen Gesellschaft. Dies deutet m.E. eben gerade umgekehrt wie dottore meint, auf die private Entstehung des Geldes hin; zumindest als weitere Entstehungs-Ursache. Das aber leugnet dottore!]
Hier wird nichts geleugnet. Habe das alles selbst lange genug für die ultimative Wahrheit gehalten.
Ich darf nochmals an das private Geld der Phönizier erinnern, das Sie mir zugänglich machen wollten. Wie sah es aus? Warum hatten die Phönizier keine Münzen, obwohl sie schon längst"erfunden" waren?
Warum entsteht die älteste Gewichtseinheit, der babylonische Shekel aus einem Getreidemaß (= ca. 176 Körner)? Getreide war in Babylonien nirgends privates Handelsgut. Es wurde vom Herrscher abgefordert (ausführlich die FU-Studien, Nissen et al.) und wieder verteilt.
Ersatzweise bitte ich um Nachweis des ersten privaten Geldes, egal in welcher Form, das kein vorheriges Abgabenmittel gewesen ist.
Hier wird einfach etwas behauptet, was nicht stimmt. Da ich selbst das jahrzehntelang behauptet hatte, bekenne ich wenigstens offen meinen Irrtum ein.
>
>"Ich wünschte ich hätte Zeit, ein wenig auf diese Entwicklungsstufen der Moral einzugehen, die die Entwicklung der Wirtschaft möglich machten. Das würde aber einen eigenen Vortrag erfordern. Ich möchte nur ein oder zwei Beispiele geben:
>Der athenische Töpfer hätte wohl dem sichtbaren Mangel seines Nachbarn unmittelbarer helfen können,
Die attischen Töpfe waren entweder Vorratsbehälter für den eigenen Gebrauch oder für den Totenkult (alle verzierten attischen Gefäße sind Grabbeigaben, siehe die überraschenden Funde von Hamilton, 18. Jh.). Wozu wurde die Großkeramik erstellt? Ich bitte, die entsprechenden Fundstellen z.B. bei den Ausgrabungen der Hethiter zu beachten.
Es geht hier nicht darum, die Vorzüge einer freien Wirtschaft gegenüber einer staatsgelenkten oder gar sozialistischen herauszukehren. Sondern schlicht um die Frage:
Haben sich die ersten, die gewirtschaftet hatten, gegenseitig friedlich"hochgetauscht" oder entstand das Wirtschaften aus Zwang heraus, dem Abgabendruck durch Erfindung produktiverer Produktionsformen bezogen auf das als Abgaben zu leistende zu entkommen? Ich bitte um Nachweis einer frühen Erfindung, die nicht macht- und/oder abgabendruck-induziert gewesen wäre. Der durchaus friedliche Sokrates war an einer Schwertfabrik beteiligt. Diogenes war gekrachter Bankier. Der erste Philosoph überhaupt, Thales von Milet, war Ã-lmühlen-Spekulant. Ã-l war die klassische Naturalabgabe Griechenlands.
Wozu die ersten, hochseetauglichen Schiffe? Um Truppen zu transportieren, Kriege zu führen (Seevölker, Wikinger usw.) oder um Töpferwaren Hunderte von Seemeilen weit zu verschiffen?
Die ersten Straßen? Handelswege oder für den Truppentransport (das römische Straßennetz als Beispiel).
Die ersten Schmiede? Die Nähe des Schmieds zur Macht (Prometheus-, Hephaistos-Mythen, die Ikarus-Nummer - warum floh der wohl, vor wem? - Wieland der Schmied, usw., usw.). Es gibt keinerlei Zusammenhang zwischen frühen Schmied-Geschichten oder -Mythen und friedlicher Hochtausch-Entwicklung.
Die Geschichte der Architektur. Braucht jemand für seine private Hütte einen Architekten? Siehe Favelas bis heute.
Das Gewinnstreben (durchaus zu bejahen) ist der Versuch, dem Abgabendruck zu entkommen. Der Ur-Gläubiger Macht lauert Tag und Nacht.
>einen Übergang von Verpflichtungen gegenüber wenigen bekannten Mitgliedern der eigenen Gruppe zu Leistungen an ihm unbekannte Personen bedeutete und daß dieser Übergang nur langsam im Weg der Ersetzung von verbindenden gemeinsamen Zwecken der kleinen Gruppe durch abstrakte, für alle Mitglieder der Großgemeinschaft geltende verbindliche Regeln erreicht werden konnte.
Ich bitte nochmals, dieses erste Regelwerk ("Gesellschaftsvertrag") einsehen zu dürfen. Sämtliche Kodifizierungen kamen nicht auf Volksbeschluss zu Stande, sondern wurden von oben nach unten durchgedrückt.
Der Rest ist geschenkt. Hayek war ein Großer, keine Frage. Aber ein noch größerer Sozialromantiker. Solidarität und so.
Gruß!
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