- "Das war eine Kriegserklärung" - Seher, 19.08.2002, 11:02
- Erdbeben-TĂĽrkei - Seher, 19.08.2002, 11:22
- Re: Erdbeben-TĂĽrkei ** Nix Lach Aus - Herbi, dem Bremser, 19.08.2002, 12:35
- es gibt auch GefĂĽhllose Menschen! - Seher, 19.08.2002, 13:05
- Jetzt ist Hamburg dran-Es geht weiter - Seher, 19.08.2002, 13:17
- es gibt auch GefĂĽhllose Menschen! - Seher, 19.08.2002, 13:05
- Re: Erdbeben-TĂĽrkei ** Nix Lach Aus - Herbi, dem Bremser, 19.08.2002, 12:35
- Erdbeben-TĂĽrkei - Seher, 19.08.2002, 11:22
es gibt auch GefĂĽhllose Menschen!
-->BratwĂĽrste fĂĽr Schaulustige
I n den sächsischen Katastrophengebieten werden die Helfer von Feuerwehr, THW und Polizei immer öfter von Katastrophentouristen behindert. `Es werden immer mehr“, sagte der Sprecher des sächsischen Staatsministeriums für Umwelt und Landwirtschaft sowie des Krisenstabes am Samstag.
Schon seit Tagen flanieren Hunderte von Bürgern über die nicht überfluteten Brühlschen Terrassen in der Dresdner Altstadt und fotografieren von oben den Aufbau von Sandsackdämmen oder filmen Pumparbeiten. Bis zum letzten Moment verkaufte ein Grill direkt an der Elbe Bratwürste an die Schaulustigen.
Auf der fĂĽr Autos geschlossenen AlbrechtbrĂĽcke forderte die Polizei Passanten per Lautsprecher dazu auf, nicht stehen zu bleiben.
Gaffer auch in Regensburg
Klaus Reuter ist stinksauer auf die Touristen-Karawanen, die sich vor seinem Haus am Donauufer in Regensburg vorbeischieben. Mit Kind und Kegel, Hund und sogar auf dem Fahrrad schauen sie dem 48-Jährigen am Donnerstag beim Abbau der Barrikaden vor seinem Haus zu. Mit Filmkameras und Fotoapparaten werden die Folgen der Jahrhundertflut fürs Familienalbum oder die Lieben zu Hause festgehalten.
Wenige hundert Meter weiter machen Schaulustige und Touristengruppen bei strahlendem Sonnenschein einen Feiertagsspaziergang über die Steinerne Brücke. „Hier geht es zu wie beim Bürgerfest“, sagt Josef Duschl vom Regensburger Krisenstab. Die Mülleimer am Fuße der Brücke quellen bereits über. Auf den Bürgersteigen liegen im Schlamm zerbeulte Cola-Dosen, zerbrochene Bierflaschen und fettige Pizza-Schachteln.
Auf der Suche nach dem Hochwasser-Kick
„Ich fühle mich wie ein Affe im Zoo“, sagt Thomas Ruhfaß. Er hat zwei Nächte lang kaum geschlafen. Mit Holzverschlägen und Sandsäcken hat er gemeinsam mit seinen Mitarbeitern gegen die Flut gekämpft. „Ich hatte unglaubliche Angst, dass meine gesamte Existenz im Hochwasser versinkt und die Leute stellen sich hin und filmen mir ins Büro“, sagt der 38-Jährige fassungslos. Verständnis für die Notsituation hätten die meisten Gaffer nicht. „Die wollen einfach Hochwasser hautnah erleben.“
„Die Leute sind katastrophengeil und wollen etwas sehen“, sagt ein Helfer des Technischen Hilfswerkes. Er hat für diese Menschen kein Verständnis. „Die Einsatzkräfte wurden im Kampf gegen die Fluten behindert und wichtige Zufahrtsstraßen von Schaulustigen zugeparkt“. Am Donnerstagmittag sperrte die Polizei die Stege. „Durchgang nur für Anwohner“, sagt ein Beamter mit Engelsgeduld immer wieder.
Auch in den anderen ostbayerischen Hochwassergebieten wurden kritische Punkte abgeriegelt: „Wir müssen die Menschen samt ihren Autos von den aufgeweichten Dämmen holen“, schimpft ein Straubinger Polizeisprecher. In Passau nehmen die Behörden den Hochwassertourismus noch eher gelassen. „Es ist Wahnsinn, wie viele Leute in der Altstadt unterwegs sind“, sagt ein Stadtsprecher. Solange die Touristen die Aufräumarbeiten nicht behindern, habe man Verständnis für das Interesse. „Die Naturgewalt ist einfach beeindruckend.“
Faszination und Neugier
„Es ist spannend und interessant“, sagt eine italienische Touristin. Seit drei Tagen kommt sie mit ihrem Mann, zwei Kindern und der Videokamera immer wieder ans Donauufer. „Es ist fast wie in Venedig“, schwärmt die 40-Jährige. Sie wirbt um Verständnis für das Interesse der Hochwassertouristen: „Das gehört in solchen Situationen einfach dazu“. Andere Schaulustige haben dagegen ein schlechtes Gewissen. „Es ist die Faszination und die Neugier“, gibt eine Frau kleinlaut zu. Andere wenden sich nur beschämt ab.
Klaus Reuter ist angesichts der Unverfrorenheit vieler Touristen der Geduldsfaden gerissen: „Ich habe die Gaffer mit dem Wasser, das ich aus meinem Haus gepumpt habe, vollgespritzt“. Ein Nachbarsjunge wollte dagegen Kapital aus der Situation schlagen. Er mochte die Hochwassertouristen nur noch gegen Eintritt auf die Stege lassen - ohne Erfolg. Trotzdem keine schlechte Idee, findet Reuter. „Mit dem Geld hätten wir unsere Schäden bezahlen können“, meint der 48-Jährige.
17.08.02, 14:26 Uhr
(Quelle: dpa)
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