- Das Say'sche Theorem oder der Grundirrtum der Ă-konomie - dottore, 06.09.2002, 09:42
- Re:"Umlaufgeschwindigkeit" des Geldes nicht vergessen, Dottore! (owT) - Bob, 06.09.2002, 10:48
- Re: Klar, Geld kommt frĂŒher an, als es abgereist ist - oje, oje! (owT) - dottore, 06.09.2002, 12:29
- Re: Klar, Geld kommt frĂŒher an, als es abgereist ist - oje, oje! (owT) - Bob, 06.09.2002, 13:10
- Re: Klar, Geld kommt frĂŒher an, als es abgereist ist - oje, oje! (owT) - dottore, 06.09.2002, 12:29
- Wird wohl richtig sein, was Sie schreiben. - Galiani, 06.09.2002, 19:57
- Re: Das Say'sche Theorem oder der Grundirrtum der Ă-konomie - XERXES, 06.09.2002, 22:34
- Re:"Umlaufgeschwindigkeit" des Geldes nicht vergessen, Dottore! (owT) - Bob, 06.09.2002, 10:48
Das Say'sche Theorem oder der Grundirrtum der Ă-konomie
-->Hi,
Der Artikel ĂŒber Say aus dem Mises-Institut, den die Forenleitung zunĂ€chst unkommentiert eingestellt hatte und die von Galiani mit Bestnote bedacht wurde, nötigt nochmals zu grundsĂ€tzlichen Ăberlegungen.
Worum geht es ĂŒberhaupt?
Say will uns im Grund sagen, dass erst mal produziert werden muss, bevor nachgefragt werden kann, was eine Binsenweisheit ist.
Er zieht daraus allerdings den völlig falschen Schluss, dass die Faktorkosten, die bei der Produktion anfallen, ausreichen, um die Produktion auf dem Wege ĂŒber die mit Hilfe der Faktorkosten ausgeĂŒbten Nachfrage auch zu Angebotspreisen vom Markt zu nehmen.
Say hat zum einen ein realwirtschaftliches Modell:
Produziertes = Absetz- bzw. Verbrauchbares.
Zum zweiten ein monetÀres Modell:
In monetĂ€ren Einheiten ausgedrĂŒckte Produktionskosten = in monetĂ€ren Einheiten ausdrĂŒckbare Nachfrage.
Beide Modelle werden kurzerhand als identisch erklÀrt, woraus sich in Kurzform sein"Theorem" ableitet: Die Produktion schafft sich ihre eigene Nachfrage.
Die Produktion ist etwas Realwirtschaftliches, die Nachfrage indes etwas MonetÀres.
Dies zu vermengen ist ein schwerer Denkfehler.
Entweder wir produzieren etwas Reales und fragen es mit etwas anderem Realen nach (Tausch).
Oder wir bezahlen fĂŒr die Produktion (= Auszahlung beim Produzenten) und haben damit eine in monetĂ€ren Einheiten ausgedrĂŒckte Summe, mit deren Hilfe wir dann die monetĂ€r ausgepreiste Produktion bezahlen können (= Einzahlung beim Produzenten, alias Kauf).
Was Say und mit ihm Generationen von liberalen Ă-konomen, was sehr bedauerlich ist, ĂŒbersehen haben, ist dies:
Die Produktion muss vorfinanziert werden. Dabei fallen kalkulatorische oder pagatorische Kosten an. Kalkulatorische, wenn der Produzent mit EK arbeitete, pagatorische bei FK.
Diese Kosten sind beim Erscheinen der ausgepreisten Produktion als Nachfrage nicht existent. Ein Produzent muss erst verkauft haben, bevor er daran denken kann, die Kosten der Vorfinanzierung an sich (Gewinn) oder andere (Finanzier) auszuschĂŒtten.
Es ist nicht möglich, Gewinne monetĂ€r auszuschĂŒtten, bevor sie monetĂ€r entstanden sind. Ebenso ist es unmöglich Zinsen zu bezahlen, bevor die Produktion, die mit Hilfe von Krediten, welche die Zinszahlung nach sich ziehen, vermarktet ist.
Ein Produzent, der zwar produziert (= Auszahlungen geleistet), aber noch nicht abgesetzt (= Einzahlungen erhalten) hat, ist auĂer Stande, Gewinne auszukehren oder Zinszahlungen zu leisten.
Auch in der Say'schen Wirtschaft (Produktion vor Absatz bzw. Nachfrage) lĂ€uft Zeit ab. Die Vorstellung, dass gleichzeitig produziert, Gewinn ausgeschĂŒttet, Zins bezahlt und abgesetzt wird, ist ein Konstrukt, das mit der Wirklichkeit absolut nichts zu tun hat.
Es ist der immer gleiche Fehler der Ă-konomie, Wirtschaft zu konstruieren, in der es keine Zeit gibt. Daran kranken sĂ€mtliche"Gleichgewichtsmodelle", da sie Zeitraum und Zeitpunkt gleichsetzen.
Das gilt selbstverstĂ€ndlich auch fĂŒr die in dem Mises-Artikel angegriffene Nachfrage-Theorie (demand theory), nach der sich aus dem AusĂŒben von Nachfrage (monetĂ€r) zeitgleich Produktion ergibt (real) bzw. deren Wechsel vom Produzenten zum Konsumenten.
TatsĂ€chlich muss die GĂŒtersphĂ€re von der monetĂ€ren sauber getrennt werden.
Es kann zweifelsfrei real nie mehr abgesetzt werden als produziert wurde. Die Kosten der Produktion (= Auszahlungen der Produzenten = Einzahlungen an die potenziellen Abnehmer der Produktion) reichen aber monetÀr niemals aus, um die monetÀren Produktionskosten (bereits ausgezahlt) plus Gewinn und Zinsen, also kalkulierte (und ergo noch nicht ausgezahlte!) Summen zu realisieren.
Dieses unvermeidliche Loch kann nur gefĂŒllt werden, indem zwischen Erscheinen der Produktion auf dem Markt und ihrem Absatz eine zusĂ€tzliche Nachfrage (demand) auftritt, der den Absatzwunsch des Produzenten (Menge mal Preis) erfĂŒllt. Diese zusĂ€tzliche Nachfrage kann der Produzent selbst nicht schaffen. Er erwartet sie. Die zusĂ€tzliche Nachfrage muss und kann nur zeitlich nach dem Erscheinen des vom Produzenten kalkulierten Umsatzes (Menge mal Preis) auf dem Markt selbst entstehen.
Da der Markt diese zusĂ€tzliche Nachfrage monetĂ€r nicht zur VerfĂŒgung hat (seine an ihn von Produzenten geleisteten Auszahlungen = von ihm kassierte Einzahlungen) können nur durch Schaffung zusĂ€tzlicher monetĂ€rer Summen (Klartext: Nettoneuverschuldung in monetĂ€ren GröĂen) MĂ€rkte gerĂ€umt werden.
Bleibt die Nettoneuverschuldung aus oder erreicht sie nicht die erforderliche Höhe, können die Produzenten nur mit Verlust arbeiten bzw. ihre Zinszahlungen nicht bedienen und stellen ĂŒber kurz oder lang die Produktion ein. Dies erklĂ€rt sĂ€mtliche PhĂ€nomene wie Deflation, Konkurse, Krisen.
Findet Nettoneuverschuldung in Summe höher Statt als zur zeitgerechten RÀumung des Marktes notwendig, erklÀrt dies die PhÀnomene Inflation, Expansion, Boom.
Die Wirtschaft kann sich nur dann in Richtung auf ein"Gleichgewicht", das ex definitione immer sofort ein neues Ungleichgewicht ist, entwickeln, wenn die Nettoneuverschuldung in der Höhe Statt findet, in der sie erwartet (kalkuliert) wurde.
Dieses unaufhörliche Streben nach immer neuen Gleichgewichten, die sofort wieder neue Ungleichgewichte sind, macht die unerhörte Dynamik der freien, eigentumsbasierten Wirtschaft aus.
Diese Dynamik entfaltet sich am besten, wenn es völlig freie MÀrkte auf allen Stufen gibt (also inklusive freie ArbeitsmÀrkte), keinerlei Staatseingriffe, keinerlei Verschuldung, die nicht zu zusÀtzlicher Produktion bzw. Leistung zwingt, maximale Konkurrenz und unbedingte Vollstreckung sowohl im monetÀren als auch realen Bereich.
GruĂ!
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