- Der Wertzuwachs von Immobilien schwächt sich weltweit ab - Dionysos, 19.12.2002, 12:15
Der Wertzuwachs von Immobilien schwächt sich weltweit ab
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San Francisco, 16. Dezember (Bloomberg) - Der weltweite Boom am privaten Immobilienmarkt läuft aus. In vielen Ländern in den USA, Europa und Asien steigt der Druck auf die Immobilienpreise. In Zürich fielen die Häuserpreise im dritten Quartal zum ersten Mal seit drei Jahren. Die Hausbesitzer können nicht mehr darauf zählen, den Gewinn aus dem Eigenheimverkauf in den Konsum stecken zu können.
Derek Meyer träumte davon, sich ein Segelboot und ein Luxus- Hausboot zu kaufen, als er sein Vier-Zimmer Haus in Los Gatos in Kalifornien im Juli für 1,83 Mio. Dollar anbot. Fünfmal musste er den Preis senken, bis er bei weniger als 1,4 Mio. Dollar einen Käufer fand. Das war nur noch ein Plus von neun Prozent gegenüber dem Kaufpreis vor drei Jahren. Aus der Traum vom Segelboot, und das Budget für das Hausboot wurde auch um die Hälfte gekürzt."Wenn wir das Haus zu dem Spitzenpreis losgeworden wären, hätten wir einen Großteil des Gewinns ausgegeben," erzählt Meyer.
In Großbritannien fallen die Preise im obersten Segment des Immobilienmarktes, nachdem sie seit 1993 jedes Jahr angezogen haben. In den USA ist der Durchschnittspreis für ein Haus im letzten Quartal zwar um 6,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen, aber weniger als in den Vorquartalen. In Asien fallen die Häuserpreise in Korea und Singapur, beziehungsweise klettern weniger stark.
Dieser Trend könnte sich auch auf das Wirtschaftswachstum auswirken. Wenn die Häuserpreise sich nach oben bewegen, geben die Eigentümer angesichts der Wertsteigerungen gerne mehr aus."Wenn das abebbt, werden die Verbraucher weniger konsumieren," schätzt Lyle Gramley, Chef-Wirtschaftsberater bei Schwab Capital Markets. Die Immobilienpreise"sind insbesondere für mittlere Einkommensbezieher sehr wichtig," bestätigt Ian Morris, Chefvolkswirt bei HSBC Securiites Inc."Der Durchschnittsamerikaner hat mehr Geld in Immobilien stecken als in Aktien. Wenn das aus der Balance gerät, kommt eine Flaute auf uns zu."
Die äußerst niedrigen Zinsen in den USA und Großbritannien, steigende Einkommen und das größere Interesse der Investoren an Immobilienanlagen angesichts des Kurseinbruchs an den Börsen haben weltweit die Nachfrage nach Wohnobjekten angeheizt.
Zwischen 1995 und 2001 sind die Häuserpreise in den Niederlanden inflationsbereinigt um 70 Prozent, in Irland um 60 Prozent und in Großbritannien um 42 Prozent gestiegen, geht aus einer Studie der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich hervor. In Südkorea haben sich die Eigenheime in diesem Jahr um knapp ein Drittel verteuert, berichtet die Zentralbank. Aber mittlerweile gibt es die ersten Anzeichen für eine Abschwächung. In Großbritannien sind die Preise für Häuser in der Kategorie über eine Million Pfund (1,55 Mio. Euro) dieses Jahr um fünf Prozent gefallen und in der Preisklasse über 5 Mio. Pfund sind sie zehn Prozent gesunken."Die Bonuszahlungen waren schwach, und bei vielen Banken in der City gab es Entlassungen," erklärt Rupert Sweeting von dem Makler Knight Frank in London die Preisentwicklung.
In anderen Märkten sieht es ähnlich aus. In Paris kletterten die Preise für Wohnimmobilien im ersten Halbjahr nur noch um sieben Prozent, nach neun Prozent im Vorjahr und zehn Prozent im Jahr 2000."Im Luxussegment wird in Paris die Nachfrage schwächer," beobachtet Caroline Carely, Abteilungsleiterin in der Notarskammer."Die Talfahrt an den Börsen hat die Art von Gewinnen zunichte gemacht, mit denen die potenziellen Käufer ihre Luxuseigenheime finanzieren wollten."
Aber auch im mittleren Preissegment ist der Druck zu spüren. Mark Allen, ein Unternehmensfinanzierer aus Reading in Grossbritannien hat den Preis für sein Drei-Zimmer-Appartement zweimal gesenkt, bis es nach fünf Monaten endlich verkauft war. Den Kauf eines neuen Wagens hat er verschoben und auch ein Skiurlaub im nächsten Jahr steht auf der Kippe."Wenn ich die Wohnung zum ursprünglichen Preis losgeworden wäre, hätte ich jetzt mit Sicherheit schon ein neues Auto," sagt er.
Auch in Asien dürfte sich der Markt für Wohnimmobilien abschwächen."In Korea ist am Immobilienmarkt der Gipfel erreicht. Die Immobilienpreise werden nach unten gehen und das Wirtschaftswachstum belasten," prognostiziert Andy Xie. Der Chefökonom bei Morgan Stanley Asia rechnet mit einem Preisrückgang von etwa zehn Prozent in Seoul im nächsten Jahr.
In Singapur fallen ebenfalls die Preise. Das Land versucht, aus der schlimmsten Rezession seit vier Jahrzehnten herauszukommen. Im Juli verkaufte die Marketing-Managerin Cindy Koh ihr 2,5 Stockwerke hohes Terrassenhaus für 1,36 Mio. S$ (0,76 Mio. Euro). Das sind etwa 200.000 S$ weniger als sie vor zwei Jahren dafür zahlte.
http://quote.bloomberg.com/fgcgi.cgi?T=de_newsstory.ht&img=wirt&ad=business&text=Weiter...&s=APf31FxVRRGVyIFdl

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