- NZZ-Artikel vom 22.10.00: Keine Verschnaufpause für Investoren - Frank1, 23.10.2000, 09:05
- Re: NZZ-Artikel vom 22.10.00: also kein Crash und Dow doch 13.000? - Baldur der Ketzer, 23.10.2000, 09:54
- Re: NZZ-Artikel vom 22.10.00: Keine Verschnaufpause für Investoren - Diogenes, 24.10.2000, 01:03
- Re: NZZ-Artikel vom 22.10.00: Man glaubt es kaum! - dottore, 24.10.2000, 01:27
Re: NZZ-Artikel vom 22.10.00: Man glaubt es kaum!
>eine Verschlechterung der allgemeinen Stimmung.
Das ist schon Mal ein entscheidender Punkt, Stichwort: Massenpsychologie. Der schon mal von Prechter vor langem als"downbeat"-Stimmung bezeichnete Faktor.
>Für die überschäumende US- Konjunktur macht er die zeitweise rapide Geld- und Kreditexpansion
Das stimmt doch so nicht! Der Überschaum trat immer mehr zu Tage, als sich die Aktienmanie (im Dow schon viel länger als dann bei den Nasdaq-Faxen) etablierte. Die hatte auch nichts mit"rapider Geld- und Kreditexpansion" in dem Sinne zu tun, dass da jemand einen Hahn aufdreht und das Land mit Dollars flutet.
Wenn ich nach (!) einer Inflation eine Disinflation bekomme, ergibt sich das automatisch. T-Bonds hatten sich - wie hier schon oft gepostet - im Kurs seit den 80ern in etwa verdoppelt. Da kommt die Expansion zunächst Mal her. Der Rest, Aktienhausse und Manie sind simple logische Konsequenzen. Und die danach einsetzende Schuldenmanie kommt doch geradezu von selbst.
Und wenn Greenspan von der"irrational exuberance" gesprochen hat, dann hätte er auch hinzufügen müssen, dass ihr Automatismus eine gigantische Festverzinslichen-Hausse gewesen ist. Zinsen runter = Kurse rauf - was denn sonst!
Es geht auch nicht darum, nach der Ursache für"Zinsen runter" zu fragen, sondern darum: Warum sind denn die Zinsen Anfang der 80er auf ATH gewesen? DAS war die URSACHE für das, was sich als kommendes Desaster anbahnt. Und diesen Zinsen-Rauf-Hype hätte man DAMALS verhindern müssen!
>und das im Vergleich zu Europa deutlich bessere Wachstumspotenzial verantwortlich. Die umfangreichen internationalen Kapitalzuflüsse in den USA, die relativ hohen Zinssätze und Kapitalmarktrenditen, die hohen Erdölpreise und die «bewegungsgetriebene» Nachfrage nach Dollars haben den Euro in eine Abwärtsspirale gebracht.
Den Euro können wir sowieos in der Pfeife rauchen. Der hat ja noch nicht Mal eine Zentralbank, die diesen Namen verdient (siehe dazu das Heinsohn/Steiger-Paper).
>Antriebsmotor dieser Spirale ist laut Dumas der Maastricht-Vertrag, der eine unabhängige Notenbank mit dem einzigen Ziel einer Bekämpfung der Inflation - ohne Berücksichtigung derFolgen für Wachstum und Beschäftigung - geschaffen hat.
Wo sollte denn diese"unabhängige Notenbank" stehen? Die Mini-Bude in Frankfurt ist es sicher nicht, die hat gerade Mal 7 % aller Aktiva des Euro-Systems, kann nur Gold und Dollar ankaufen - und das war's.
Was Herr Dumas da labert, ist kompletter UNFUG!
>Aber die hohen Erdölpreise und der Anstieg des Dollars verstärken die Inflation in der Euro-Region über das Mass hinaus, das sich durch binnenwirtschaftliche Faktoren wie Lohnkosten und Gewinnentwicklung ergeben würde.
J e d e Inflation ist hausgemacht. Es doch nachgerade absurd, etwas anderes zu behaupten. Hohe Erdölpreise? Na gut, dann geht mehr Geld in den Energiesektor, und woanders wird es abgezogen. Also fallen dort die Preise. Das tun sie nur dann nicht, wenn durch luschige Geldpolitik den Verbrauchern beides ermöglicht wird: a) teuer zu tanken und b) auch noch teuer im nächsten Supermarkt einzukaufen. Wie schon in den 70ern erlebt.
Und der"Anstieg des Dollar". Sind wir denn im Deutschen Alpenverein?
>Eine wichtige Rolle spiele in diesem Prozess europäisches Kapital, dem die Vorteile des kompetitiven Wirtschaftsmodells der USA gegenüber dem bürokratisch orientierten System bekannt seien und das folglich dahin tendiere, Europa zu verlassen.
Den Unfug hat bekanntlich schon das noch viel bürokratischere Japan widerlegt, siehe dazu den zauberhaften Kurs des Yen.
>Die Gefahr bestehe, dass ein verspätetes Bekämpfen der US-Ausschweifungen zu parallel verlaufenden Rezessionen in Europa und den USA führe.
"Verspätet". So nach dem Motto:"Herr Doktor, soll ich nicht lieber aufhören zu rauchen?""Nein, mein Lieber, das lohnt nicht mehr."
>Wie ungünstig die Situation für Unternehmensanleihen gegenwärtig ist, zeigt sich an den hohenRenditeaufschlägen. Die Investmentbank Goldman Sachs hat berechnet, dass die Rendite von«Triple B»-Unternehmensanleihen durchschnittlich 250 Basispunkte höher ist als der laufende Ertrag von Staatsanleihen.
Ja, und der Spread liegt bei Junk-Bonds inzwischen schon bei 600 bis 700 Basis-Punkten.
>Diese Marge stellt nicht nur einen Rekord für dieses Jahr dar, sondern sie ist auch mehr als 50 Basispunkte höher als während der LTCM-Krise vor zwei Jahren.
LTCM war nur ein Säuseln verglichen zum dem, was demnächst kommt.
>Der Gesamtindex der Industrieanleihen von Goldman Sachs zeigt ebenfalls höhere Aufschläge als im Oktober 1998. Anleihen von Finanzinstituten sind dagegen nicht gleichermassen stark betroffen, aber Goldman Sachs rät, die Margen der Finanzinstitutionen genau zu beobachten, da eine Ausweitung den Schluss zulassen würde, dass auch sie von der allgemeinen Verschlechterung der Marktlage angesteckt worden sind.
"Genau beobachten"? Aha, das haben wir hier schon längst getan. So schlau wie die sind wir schon alle Mal.
>Die Investmentbank Schroders Salomon Smith Barney nimmt an,dass die neuen Regeln zu spürbaren Verschiebungen von Anlageströmen führen werden: weg von nationalen Kapitalmarktpapieren und hin zu internationalen Anleihen - diese Bewegung habe bereits eingesetzt - und vor allem hin zu Aktien.
Die Schroders dann dem geneigten Publikum unterjubeln möchte.
>Die zur Diskussion stehenden Summen sind riesig: Nach Ansicht der EU-Kommission werden die Gesamtanlagen von Pensionsfonds von gegenwärtig 2000 Mrd. EUR auf 3000 Mrd. EUR bis 2005 steigen. Die Bank meint, dass die Berücksichtigung von risikoreicheren Kapitalanlagen in der Altersvorsorge vor allem für Aktien positive Folgen haben werde, während die Kapitalmärkte und Anleihen negativ beeinflusst würden.
Wer seine Altersvorsorge in dieser Lage Aktien anvertraut, dem ist wirklich nicht zu helfen. Allein schon die Vorstellung, dass Anleihen abschmieren (weil ja alle in Aktien gehen) und Aktien d e s h a l b steigen - da fehlt's nun wirklich an allem.
>Während der gesamten Woche richtete sich die Aufmerksamkeit auf das Anleihenpaket des Konsumgüterkonzerns Unilever.
Na, dann wollen wir Mal schauen, wie GE den Honeywell-Takeover finanziert. Sind ja auch bloß 44 Mrd. $.
>Am Sekundärmarkt hält die Diskussion an, ob «Emerging Market Debt» weiterhin attraktiv ist. In den letzten Monaten hatten vor allem von Russland und Ecuador ausgegebene Anleihen hohe Kursgewinne verzeichnet. Auch Papiere von Brasilien und Malaysia, die in dieser Woche von Moody's höher bewertet wurden, sehen Marktanalytiker als interessante Alternative an.
Da hilft nur noch der Mantel des Schweigens. Aber es stimmt schon: Ein Kurs von 10% ist eine"interessante Alternative" zu einem Kurs von 5 %.
Mann, sind die von der Rolle!
Vielen Dank für den NZZ-Beitrag!
d.
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