- Spaß im SF Board... - Burning_Heart, 19.09.2003, 02:35
- Oldy ist aber auch eine Flitzpiepe:-) - Das_Orakel_aus_Oberlahnstein, 19.09.2003, 09:09
- Re: Oldy ist aber auch eine Flitzpiepe:-) Bist Du sicher? - wasil, 19.09.2003, 09:55
- Ganz sicher. Wirres Zeug! (owT) - Das_Orakel_aus_Oberlahnstein, 19.09.2003, 10:41
- Re: Oldy ist aber auch eine Flitzpiepe:-) Bist Du sicher? - wasil, 19.09.2003, 09:55
- Re: Spaß im SF Board... - chiron, 19.09.2003, 09:12
- Re: Denkfehler-Klonen - dottore, 19.09.2003, 11:40
- Oldy ist aber auch eine Flitzpiepe:-) - Das_Orakel_aus_Oberlahnstein, 19.09.2003, 09:09
Re: Denkfehler-Klonen
-->>>Hi
>>Das ist leider viel zu ungenau.
>>Wer muss was machen, damit die Inflationsrate um 1% steigt?
>>>Inflationär wirkt vor allem die Staatsneuverschuldung.
>>Da die Staatsneuverschuldung der angebliche Hauptgrund für Infla ist, wäre hier ein Beispiel am Besten.
>>Wie genau geht das?
>>Danke
>Oldy $$$
>Der EINZIGE Grund für Inflation ist die Vermehrung, der auf dem Markt wirksamen Geldmenge.
Was wirkt auf dem Markt? Der Kauf. Dieser besteht aus einem Kaufvertrag. Der Kaufvertrag legt fest, wer wann bezahlen muss. Gekauft wird immer auf Kredit. Der Kreditvertrag legt fest, wann Geld erscheinen muss. Gezahlt wird mit Geld. Zwischen Kauf und Zahlung zum vereinbarten Termin (steht auf jeder Rechnung:"Kaufbetrag fällig dann und dann" usw.) vergeht Zeit. In dieser Zeit braucht der Käufer genausowenig Geld wie zum Kauf selbst. Würde"Geld" auf dem Markt wirken, müssten alle Geld haben, bevor sie kaufen, da sonst das Geld nicht auf dem Markt"wirken" könnte.
>Bei Deflation ist es die Verringerung dieser auf dem Markt wirksamen Geldmenge. So einfach ist die Sache.
Deflation ergibt sich, sobald das Angebot nicht zu dem Preis untergebracht werden kann, der gewünscht (oder kalkuliert) war und ergo der Angebotspreis gesenkt werden muss. Mehr als den verlangten Preis wird niemand bezahlen. Muss der Anbieter verkaufen, weil er Liquidität ("Geld") braucht, wird er den Angebotspreis senken. Das ist Deflation.
Deflation entsteht also nicht wenn Geld fehlt, sondern wenn Käufer fehlen. Und da immer auf Kredit gekauft wird, auch wenn der Zeitraum der Kreditierung sehr kurz sein kann (Barverkäufe), entscheidet der Kredit, den der Verkäufer dem Käufer einräumt über den Kauf und damit den Preis und sonst gar nichts.
>Da wirksame Geldmenge auf dem Markt immer als Geldmenge mal Umlaufgeschwindigkeit gesehen werden muß, also GxU, kann Inflation durch Veränderung einer dieser beiden Faktoren nach oben entstehen und bei Deflation ist es umgekehrt. Deflation entsteht, wenn einer dieser Faktoren kleiner wird. Dabei ist es in beiden Fällen möglich, daß einer der beiden Faktoren sich anders entwickelt als der zweite. Ohne"velocity control" kann es also auch bei Verringerung der Geldmenge zu Inflation kommen. Umgekehrt kann es trotz Geldmengenvermehrung zur Deflation kommen, wenn die Umlaufgeschwindigkeit mehr sinkt als die Geldmenge vermehrt wird.
GxU ist x-mal widerlegt worden, man lese nach. Oldy fabuliert von rasanten Umlaufgeschwindigkeit aufgrund einer einzigen Unterlage, nämlich dieser hier:
Aus Fritz Schwarz zu Wörgl [Kommentar in Klammern]:
"Die erste Lohn- und Gehaltszahlung im Betrag von 1000 Schilling kehrte schon fast gleichen Tags wieder zur Gemeindekasse zurück: es wurden Steuern bezahlt!"
[Steuern waren seit langem rückständig und hatten Fälligkeit, das hat mit"Tauschen", siehe unten nichts zu tun; die Umlaufgeschwindigkeit der 1000 Schilling rechnet er also hoch, auf 365 p.a. denn"jeden Tag" (am"gleichen Tag") erscheinen die 1000 Schilling wieder dort, wo sie hergekommen waren, hatten also einen"Umlauf" gemacht].
"Am dritten Tag kommt einer gelaufen und ruft: «Herr Bürgermeister! Unsere Arbeitswertscheine sind gefälscht worden! Wir haben erst 1000 Schilling ausgegeben und schon sind 5100 Schilling an rückständigen Steuern einbezahlt worden!"
[Hier das selbe Phänomen. Die Schuld (Steuern) wurden beglichen, womit in 3 Tagen die 1000 Schilling Schulden in Höhe von 5100 Schilling tilgten. Mehr als 1000 Schilling waren niemals in der Gemeindekasse; die Gemeinde zahlte sie nur ihrerseits sofort wieder aus, um ihre Schulden aus Zahlungsverpflichtungen gegenüber Gemeindelieferanten und Arbeitern zu bezahlen, Klartext: Je höher die Schulden die A (Gemeinde) gegenüber B (Nichtgemeinde) hat sind, umso schneller schieben sich beide die selbe Geldsumme hin- und her.
Angenommen Meier hat gegenüber Müller 1 Mio Schulden und einen Schilling extra und Müller gegen Meier ebenfalls ein Million, dann kann Meier Müller den 1 Schilling geben (Restschuld 999.999) und Müller gibt den einen Schilling sofort an Meier zurück (Restschuld 999.999) und sie machen das, da sie flinke Hände haben, innert eines Tages, dann ist die Umlaufgeschwindigkeit des 1 Schillings an einem Tag eine Million; Hier wird die Saldierung von gleichzeitigen Fälligkeiten aus bereits vorhandenen Vebrindlichkeiten mit"Käufen" oder"Tausch" verwechselt.
Haben A und B untereinander 1 Milliarde Euro Schulden und 1 Milliarde Euro Verbindlichkeiten, dann können sie beides mit einem zusäzlichen Cent saldieren. Und wenn sie das innert eines Tages schaffen, liegt die Umlaufgeschwindigekeit des Cents bei 100 Milliarden pro Tag (!), denn 100milliardenmal geht der Cent von A nach B und von B nach A.
Das ganze ist also nichts als eine Finte. Je kleiner das Nominal, das hin und hergeschoben wird, desto höher die Umlaufgeschwindigkeit.]
Schwarz weiter:
"Jeder eingehende Schilling in Arbeitswertscheinen wurde sofort wieder zur Zahlung einer Rechnung gebraucht - und ist sofort wieder da - und geht sofort wieder weg: für dieses Geld steht eben auf seinem Streik eine Strafe!
[Hier wird die Finte nochmals deutlich: Die Scheine wurden "zur Zahlung einer Rechnung gebraucht" - also war bereits vorher gekauft worden bzw. eine Verbindlichkeit eingegangen, denn sonst hätte es niemals eine Rechnung geben können!]
Schwarz schließlich:
"Weil es [das Geld der Gemeinde Wörgl] das Geld war, das die Leute veranlaßte, es zu dem zu brauchen, zu dem es geschaffen worden war: zum Zahlen, zum Erledigen der Geldgeschäfte, zum Tauschen."
[Hier wird erstens erklärt, das"gezahlt" werden muss, also bereits eine Verbindlichkeit bestanden hatte, denn ohne diese hätte niemand etwas zahlen müssen. Das"Erledigen der Geldgeschäfte" ist ebenfalls"zahlen", denn niemand bewegt etwas von seinem Konto, wenn er es nicht muss. Wörgl war ja kein Jeder-schenkt-jetzt-jedem-Geld-per-Banküberweisung-Paradies. Und zum"Tauschen" braucht man auch kein Geld, sondern zur Erfüllung des eingegangenen Tauschvertrages.]
>Die Staatsverschuldung als Ursache der Inflation anzusehen ist die falsche Behauptung von Leuten, die Geld mit Schuld gleichsetzen und einen Geldumlauf ableugnen.
Die Staatsverschuldung ist nur dann nicht inflationär, wenn der Staat Schulden macht und diese anschließend in einen Tresor legt, was indes niemals der Fall ist. Der Staat kauft jedoch (= preiswirksam auf den betreffenden Märkten) und lässt sich den Kaufpreis auf dem Umweg über den Kapitalmarkt stunden (macht also"Schulden").
>Staatsverschuldung ist nur dann inflationär, wenn sie zur Geldmengenvermehrung führt,
Auch ganz falsch. Inflationär sind die Käufe, welche der Staat zusätzlich tätigt. Falls er dies kreditär macht, erhöht sich die Kreditsumme, sonst nichts. Ob und wie viel von der Kreditsumme danach monetarisiert wird (per ZB-Mechanismus) steht auf einem anderen Blatt. Staatsverschuldung und"Geldmenge" sind zwei völlig verschiedene Paar Schuhe.
>sonst wirkt sie eher deflationär, weil die Zinszahlungen ja durch Steuern finanziert werden müssen und diese Steuern dem Markt Geld entziehen.
Ebenfalls falsch. Steuern werden vom Nichtstaatssektor in täglicher Fällikeit entrichtet. Diese steht dem Steuerzahler (Nichtstaatssektor) nicht mehr zur Verfügung, aber in gleicher Sekunde, da die Gutschrift auf dem Staatskonto erfolgt (sog. Valutierung), dem Staat. Der reicht die tägliche Fälligkeit (von denen er übergenug hat) sofort auf andere Konten, wieder im Nichtstaatssektor weiter.
Das einzige, was geklont wird, ist der immer gleiche Denkfehler.
Gruß!
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