- Dottores Machttheorie mal mit einfachen Worten - R.Deutsch, 02.11.2003, 09:36
- freut mich... - beni, 02.11.2003, 12:00
- Re: Über welchem Areal weht denn die schöne Flagge? Wer schützt es/sie? Womit? (owT) - dottore, 02.11.2003, 13:04
- Die schwarze Fahne der Anarchie.. - beni, 02.11.2003, 18:50
- Re: Danke, aber über welchem Areal soll sie flattern? Wer schützt das Gelände... - dottore, 02.11.2003, 19:28
- Wo soll sie flattern? - beni, 03.11.2003, 09:47
- Re: Danke, aber über welchem Areal soll sie flattern? Wer schützt das Gelände... - dottore, 02.11.2003, 19:28
- Die schwarze Fahne der Anarchie.. - beni, 02.11.2003, 18:50
- Re: Über welchem Areal weht denn die schöne Flagge? Wer schützt es/sie? Womit? (owT) - dottore, 02.11.2003, 13:04
- Re:"Selbstorganisation" neues Wort für"Gesellschaftsvertrag"? - dottore, 02.11.2003, 14:05
- Re:"Selbstorganisation" neues Wort für"Gesellschaftsvertrag"? - beni, 02.11.2003, 18:48
- freut mich... - beni, 02.11.2003, 12:00
Re:"Selbstorganisation" neues Wort für"Gesellschaftsvertrag"?
-->Hallo Dottore,
Freut mich dass Sie mir in einer ganzen Reihe Punkten zustimmen. Ich versuche mich an einigen Punkten besser auszudrücken.
>Hi,
>Fragen zum Text:
>>Mafia - Grundprinzip unserer Gesellschaft
>>Die Zerstörung der Autonomie,
>Wann gab's die und wo?
Autonomie ist der Bereich der Freiwilligkeit, der Bereich wo ich ohne Zwang lebe, alleine oder mit anderen, anderen helfe und was produziere ohne zu"Wirtschaften" in Ihrer Nomenklatur.
Also einerseits manche Stammesgesellschaften (Bei weitem nicht alle, es gibt auch ganz schlimme), andererseits auch ein grosser Bereich unserer Gesellschaft, z.B. Familie, Freundeskreis, Vereine usw..
Autonomie sehe ich auch da wo jemand innerhalb eines Arbeits-Zwangsverhältnisses mehr tut als er müsste, z.B. in Pflegeberufen sich persönlich verantwortlich fühlt, und nicht nur das tut was er wegen der Kohle tun muss. Ohne dieses Verhalten könnte die Gesellschaft keine Tag durchhalten. Wenn Leute zum Beispiel bei der Flutkatastrofe helfen, wenn die Bundeswehr noch weit weg ist usw..
>>der Möglichkeit zur Selbstorganisation
>Wat'n datt? Wer organisert da wen? Womit? Als ich noch klein war, hieß organisieren"sich etwas beschaffen" - ging bei Kohle los und endete bei den Äpfeln in Pfarrers Gart.
Selbstorganisation ist auch ein Begriff aus der Wissenschaft, es geht auch darum wie Leben aus der Ursuppe entsteht, wie sich verschiedene Lebensgemeinschaften zu Biotopen zusammen finden, ohne dass ein übergeordnete Instanz das steuert. Man könnte natürlich sagen dass Gott alles steuert, aber ich habe eher ein Bild von einem Gott der nicht von"oben herab" lenkt, sondern von"innen heraus".
Es gab auch hier noch lange Bereiche wo gemeinsam"gewirtschaftet" wurde, (nicht in Ihrem Sinne) zum Beipiel die Allmende, eine Weide auf die alle im Dorf ihr Vieh treiben konnten. Ich hab selber ein paar Jahre auf dem Dorf gelebt und fands toll wie man sich dort noch gegenseitig hilft. Selbst Leuten, die man nicht mag und nicht grüsst, hilft man bei Bedarf ganz selbstverständlich. Z.B könnte auch eine Freiwillige Feuerwehr als ein Ergebnis von Selbstorganisation gesehen werden, oder die Entwicklung von freier Software wie LINUX.
>>scheint mir die Grundlage jedes Systems des Ausbeutung und Unterdrückung zu sein.
>Eine Zerstörung von etwas, das es als Macht- und Staatsform nie gab ist eine Grundlage von was?
Zerstörung von Subsistenz. Z.B. Vertreibung von Kleinbauern schafft lohnabhängiges Proletariat, britische Kolonialmacht zerschlägt in Indien Webstühle usw.. Zerstörung von Subsistenz schafft Abhängigkeit. Patentierung von vorher"freiem" Saatgut schafft Abhängigkeit. Patentierung von gegen schafft Abhängigkeit. Verbot der Privatkopie von Musik schafft Abhängigkeit.
>>Jeder Angreifer, jeder Räuber, jeder Mörder stört natürlich den Lebenszusammenhang seines Opfers.
>"Lebenszusammenhang"?"The origin of war" startete bekanntlich aus Gebieten, die nun gerade"allfluent" waren - wie kömmt's?
Äh versteh ich nicht ganz...
>...
>Wie hatten sich Beherrschte vor dem Status des Beherrschtseins organisiert, wenn wir Familie und Stamm mal weglassen?
Ich meine eben gerade Familie und Stamm, auch lockere Bünde von Stämmen wie die"Irokesische Nation", Germanen hatten angeblich auch Bünde von Stämmen, die manche Sachen gemeinsam beratschlagt haben, z.B. Verteidigung. Zeitweise"Kriegshäuptlinge" waren meiner Meinung nach auch keine Vorform von Staat.
>>Sind ein derartiger Staat und seine"Legalität" erst einmal etabliert, so besteht natürlich keinerlei Interesse, daß jemand wieder die Sprache auf die einst und immer noch zugrundeliegenden Gewaltverhältnisse bringt. Hier wird Selbstorganisation verhindert, denn es besteht kein Zugang mehr zur Lebensgrundlage der Sprache.
>Tja, deshalb auch das Schul- und Bildungsmonopol des Staates. Gell?
Ganz genau!
>...
(Lebensgrundlage"Austausch")
>Der"Austausch" kam erst, als sich die Beherrschten das Abgabengut, sofern sie es nicht hatten,"ertauschen" mussten (= Entstehung des gerühmten"Handels", der sich - Danke, Staatsmacht! - dann sogar als von den Machthaltern"privilegierten" Märkten abspielen durfte. Von den "Marktrechten" sicher schon was gehört - oder?
Mit Austausch meine ich ganz allegemein gegenseitige Hilfe. Hierbei muss nicht unbedingt auf Heller und Pfennig abgerechnet werden. Gibts natürlich auch jetzt noch. Z.B. jemand hilft mir, z.B. er lässt mich in seiner Werkstatt mein Motorrad richten, das kostet ihn wenig ich bin aber sehr dankbar und helfe deshalb ein anderes Mal bei Computerproblemen, wenn er mich braucht.
>>Jedes Beispiel gelebter Autonomie stellt natürlich eine potentielle Verlockung und Utopie für alle Beherrschten dar und ist somit eine echte Bedrohung für das System und seinen"Konsens" sowie für sein"Tabu".
>Wo darf sie denn"gelebt" werden?
Im Prinzip nirgends, es gibt aber immer wieder Ansätze, irgendwelche Wandervögel, Jugendbewegungen, Kommunen, Aussteiger, Verweigerer, Schwarzarbeiter usw.
>>Hier fällt einem natürlich sofort das unglaubliche Wüten der Supermacht USA gegen ein kleines Land wie Nicaragua ein.
>Ach geh, wer wird denn einen offenkundig Stärkeren angreifen?
versteh ich nicht hier hat doch der starke den Schwachen angegriffen?
>...
>Warum besetzen sie denn nicht die Fabriken und Bergwerke, obwohl sie in der Ãœberzahl sind?
Das haben sie ja immer wider getan, z.B. in der spanischen Revolution. Viele machen es nicht weil der Prozess der"Verhausschweinung" nach vorangegangener Gewaltsamer Unterwerfung zu weit fortgeschritten ist und sie sich ein unabhängiges Leben nicht vorstellen können. Sie hätten es leiber eine Partei macht das für sie mit den bekannten folgen...
>....
>Äußere gibt's (Souveränität), innere niemals. Die sog."Volkssouveränität" ist brainwash.
Mit"Innerer Souveränität" meine ich zuerst mal ein gesundes Selbstvertrauen, keine Angst haben, nicht von der Anerkennung und Bestätigung der Mächtigen innerlich abhängig sein.
>>Ein gesundes, in sich selbst ruhendes Selbstbewußtsein der Beherrschten kann nicht im Sinne der Herrscher liegen. Die Mafia, die sich in einem Stadtviertel ihren Einfluß zu sichern sucht, wird zunächst einmal einige ihrer zukünftigen Opfer umnieten oder zusammenschlagen lassen. Der Bevölkerung wird so der"Schneid abgekauft".
>Den kaufen heute Steuerfahnder, IRS und 7000 Mann Zoll usw. ab.
Genau.. Kauft abre auch z.B. das Fernsehn ab das in der Werbung immer Idealfrauen und Männer präsentiert, gegen die sich jeder Normalmensch miderwertig vorkommen muss.
>>Der klassische Staat bedient sich für diese Zwecke der Kirche und der Schule, um von der täglichen Demütigung der Arbeitswelt abzusehen. (Lebensgrundlage"Selbstbewusstsein","Identität").
>Schalmei.
Schalmei??
>>Das"Leistungsprinzip" leistet es in unserer Gesellschaft, dem einzelnen das Rückgrat zu brechen, ihn zum Versager zu stempeln. Das Einbleuen dieses Prinzips und nicht das"Lernen" ist auch auch der Zweck unserer Schule, wie wir sie kennen und das wird auch kein CSU'ler abstreiten. Selbstbewusstsein wird in unserer Gesellschaft nur dem gewährt, der irgendwie an Kohle rankommt und dies auch zeigen kann. (Markenbewußtsein bei Kindern)
>Ja, ja die Kohle. Die braucht die Macht zum Machterhalt, wer sonst?
>>Dem Individuum, dessen Selbstbewusstsein zerstört oder in seiner Entwicklung blockiert wurde, wird von der Gesellschaft eine Ersatzidentität als Mitglied der Gruppe angeboten. Typisch ist die"Erziehung zum Mann" beim Militär oder andere Initialisationsrituale. Die Initialisation in die Gesellschaft durch körperliche Verstümmelung wie die Beschneidung der Geschlechtsteile von Mann und Frau in vielen"Kulturen" scheint mir auch hierher zu gehören.
>Noch idealer: Beamter werden. Da biste gleich mittendrin.
Naja... der Beamte ist kein Idealbild unserer Gesellschaft, ausser Schimanski vielleicht...
>Da müssen die Anarchisten wohl nochmal über die Bücher gehen.
Sowieso und immer, zum Beispiel Ihre Schmöker sind sehr erhellend.. aber was meinen Sie jetzt speziell??
>Hat Spaß gemacht + Gruß!
Danke und @G!
gesamter Thread: