- Eine Frage an"dottore" - Bodo, 25.05.2000, 19:29
- Re: Eine Frage an"dottore" - dottore, 25.05.2000, 21:22
Re: Eine Frage an"dottore"
>Eine Frage an"dottore"
>Man hört und liest in letzter Zeit immer wieder von einer Neuauflage des"Bretton Woods" Systems. Was ist eigentlich Bretton Wood? Welche Vorteile hat dieses System gehabt und aus welchen Grund ging es unter?
>Dank für deine Antworten im voraus!!!!!!
Eine habe ich gerade kurz mal anzubieten, was aus den"hausarbeitern.de" stammt. Das ist natürlich extrem unkritisch und hausbacken, aber es gibt schon mal einen Überblick, bitte Copyright beachten.
Ich gehe darauf noch ausführlicher ein. Und beantworte natürlich gern alle Fragen. Die angegebenen"Bilder" kenne ich nicht. Es mag trotzdem fürs allererste helfen.
Grüße
d.
DER BEITRAG:
Autor: Cevat Kara
Das Bretton- Woods- System
1. Einleitung
Aufgrund der Weltwirschafts- und Weltwährungskrise zwischen 1929- 32 brach der nach dem 1. Weltkrieg entwickelte Gold-
Devisen Standard, wonach die umlaufende Geldmenge einer Volkswirtschaft in einem bestimmten Verhältnis zu den Gold- und
Devisenreserven dieses Landes gestellt war, zusammen. Der Grund dafür war der folgende Aspekt: Die einzelnen Staaten
versuchten durch eine Abwertung ihrer Währung die internationale Konkurrenzfähigkeit ihrer Exportwirtschaft zu steigern und
somit ihr Auslandsdefizit zu verringern. Dies gelang verständlicher weise nur so lange, wie ein Land schneller und stärker
abwertete als die übrigen. Die Folge war ein internationaler Abwertungswettlauf1, der wie bekannt zu Massenarbeitslosigkeit,
Zusammenbruch von Banken und Unternehmen2 und Hyperinflationen in den einzelnen Staaten führte.
2. Die Entwicklung des Bretton- Woods- Systems
2.1 Der Wunsch nach einem internationalen Wirtschaftssystem
Um die Fehler der zwanziger und dreißiger Jahre, welche zu dem oben erwähnten Abwertungswettlauf und damit zur
Weltwirtschaftskrise aufgrund des Nichtvorhandenseins von internationalen Organisationen im Bereich der Währungs- und
Handelspolitik geführt haben, nicht zu wiederholen, hat man bereits im Verlauf des 2. Weltkrieges erste Versuche unternommen,
internationale Institutionen zu bilden, die die wirtschaftlichen Strukturen in diesen Ländern aufbauen und absichern sollten. Ziel
war es, ein Weltwirtschaftssystem aufzubauen. Verfechter dieser Idee waren vor allem die USA und Großbritannien. Diese Länder
waren davon überzeugt, daß es zwischen politischer Sicherheit und wirtschaftlicher Ordnung, also zwischen Frieden und dem
Handel einen engen Zusammenhang gibt. Der Frieden wurde als Folge einer internationalen Zusammenarbeit und einem freien
Welthandel gesehen. Dabei waren führende US-Politiker und Ã-konomen davon überzeugt, daß so ein Vorhaben nur nach dem
System der USA funktionieren kann3.
Im Gegensatz dazu wurde der berühmte britische Ã-konom Keynes von der britischen Regierung aufgefordert, Forschungen und
Untersuchungen in dieser Richtung zu betreiben und ein mögliches Weltwirtschaftssystem zu entwickeln.
Als Ergebnis dieser Arbeit wurde durch Keynes ein Plan vorbereitet, welcher vorsah, drei Institutionen mit drei unterschiedlichen
Aufgabenbereichen zu bilden. Diese Aufgabenbereiche waren4:
- der Wiederaufbau des vom Krieg zerstörten Europas
- Währungsfragen
- Handel
Erste Schritte in dieser Richtung wurden 1941 durch die britische- und die US-Regierung in der Atlantik- Charta5 unternommen.
2.2 Die Konferenz von Bretton- Woods
Als Folge dieses Dokuments wurde 1944 in Bretton Woods in New Hampshire bei einer Währungs- und Finanzkonferenz, in der 44
Länder vertreten waren, beschlossen, eine internationale Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (International Bank for
Reconstruction and Development- IBRD ), also die Weltbank, und einen internationalen Währungsfonds- IWF (International
Monetary Found- IMF ) zu gründen. Darüberhinaus wurde eine Welthandelsorganisation (International Trade Organisation- ITO )
geplant, welche aber durch den Widerstand der USA scheiterte. Dieses System wurde nach dem Ort der Vertragsschließung
benannt und heißt deshalb Bretton- Woods- System6.
2.3 Die Dominanz der USA in den Bretton- Woods- Institutionen
In diesem Bretton- Woods- System war und ist die USA die dominierende Kraft. Dies ist auch nicht verwunderlich, wenn man
bedenkt, das die USA in der Nachkriegsordnung das größte wirtschaftliche Potential besaß. Der US- Dollar war die kaufkräftigste
Währung der Welt, denn sie war als einzige Geldsorte durch Goldreserven gedeckt. Die Goldreserven der Vereinigten Staaten
machten 1938 55% des Weltbestandes und 1948 71% des Weltbestandes aus (ohne die UdSSR mitgerechnet). Vergleichsweise
machten im gleichen Zeitraum die Reserven Großbritanniens nur 4,6% aus7. Jedoch sollte man bei dieser Betrachtung nicht
vergessen, daß die Vormachtstellung der USA nicht zuletzt auf die hohen Verschuldungen der europäischen Staaten aufgrund
des 2. Weltkrieges und dem damit verbundenem hohen Goldtransfer in die USA, zurückzuführen sind.
Aus diesen erwähnten Gründen war der US- Dollar im Ausland sehr geschätzt. Infolge dessen wurde sie zur Leitwährung der
Bretton- Woods- Institutionen. Ebenso befinden sich die Hauptsitze des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank in
Washington D.C.. Diese Dominanz der USA in diesen Institutionen wird auch durch die Durchsetzung der US- amerikanischen
Vorstellungen gegenüber die der britischen deutlich. In diesem Zusammenhang konnte die US- Regierung die Pläne seines
Ã-konomen White gegen das Modell des britischen Ã-konomen Keynes durchsetzen. So wurde nach dem White- Plan der IWF die
Aufgabe zuteil, bei Ländern mit Zahlungsdefiziten darauf zu achten, daß sie Zahlungsbilanzdisziplin einhalten8. Im Gegensatz
dazu sah Keynes vor, beide Seiten, nämlich Schuldner und Gläubiger zum Ausgleich der Zahlungsbilanzen aufzufordern. So
sollten die Überschußländer ihre Importe aus Defizitländern erhöhen, damit es zum Außenhandelsgleichgewicht kommt9.
3. Der Internationale Währungsfonds- IWF
3.1 Die Wechselkursregelungen des IWF
Kernstück des Internationalen Währungssystems waren wie im Goldstandard feste Wechselkurse, die sich an dem US- Dollar als
Leitwährung orientierten. Dieser wiederum hatte eine feste Parität zum Gold, und zwar entsprach ursprünglich eine Unze
Feingold 35 Dollar. So verpflichtete sich die USA als Leitwährungsland, die Dollarbestände ausländischer Zentralbanken auf
Verlangen gegen Gold einzutauschen. Dies wurde als Goldkonvertibilität des Dollars bezeichnet. Für die festen Wechselkurse
wurde dabei eine Bandbreite von 1% von den offiziellen Wechselkursen vereinbart. Jedoch kann die Bandbreite im Fall von
fundamentalen Zahlungsbilanzungleichgewichten in Abstimmung mit der IWF geändert werden. Bis zu einer Bandbreite von 10
% ist eine Absprache nicht notwendig. Daneben soll durch Interventionen von Zentralbanken, also durch An- und Verkauf von
Devisenbeständen, stärkere Schwankungen vermieden werden. In diesem Zusammenhang besteht die Hauptfunktion der IWF
darin, diese Entwicklung zu überwachen und zu koordinieren10.
3.2 Die finanzielle Hilfe des IWF bei Zahlungsbilanzstörungen
Der IWF verfolgt gemäß Artikel 1 seines Gründungsvertrages folgende Ziele11:
Förderung der internationalen Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Währungspolitik,
Erleichterung der Ausweitung des Handels und eines ausgeglichenen Wachstums des Welthandels,
Förderung der Kursstabilität der Währungen und Verhinderung von deren forcierter Abwertung,
Einrichtung eines freien, multilateralen Zahlungssystems,
Bereitstellung von Fondsmitteln zur Behebung von Zahlungsbilanzschwierigkeiten.
In diesem Zusammenhang sieht der White- Plan vor, daß den Defizitländern durch den Internationale Währungsfonds spezielle
Kreditquoten, sogenannte Ziehungsrechte, gewährt werden müssen. Die Quote eines Landes läßt sich neben ökonomischen
Größen wie Bruttoinlandsprodukt, Währungsreserven, sowie dem Außenbeitrag, hauptsächlich durch die Einzahlungen in den
Währungsfonds, die zur Kreditvergabe dienen, bestimmen12. Durch diese Quote läßt sich der Anteil am Fonds, das Stimmrecht,
die Höhe der ständigen Bareinlage, die Verpflichtung zur Kreditgewährung an andere Mitglieder und die Begrenzung für die
eigene Beanspruchung jedes Landes bemessen. Dabei darf die Beanspruchung der Fondsmitteln nicht über 200% der Quote
steigen.13 Das bedeutet das jedes Mitgliedsland einen bestimmten Anteil seiner Kreditquote zuvor in Form von Gold oder
konvertiblen Devisen beim Fond einzuzahlen hat, über den er jedoch jederzeit verfügen kann14. Eine härtere Beanspruchung
über die Einzahlung hinaus ist mit einer Auflage verbunden, die den Ländern vorschreibt, eine zahlungsbilanzorientierte
Wirtschaftspolitik zu betreiben. Als Folge eines andauernden und hohen Defizits wird eine Abwertung der Währung
vorgenommen.
Die Kredite, die vom IWF gewährt werden, darf man nicht mit üblichen Krediten vergleichen. Es sind Kredite die den
Mitgliedern auf Antrag gestatten, Währungen eines Landes gegen Gold oder Landeswährung zu kaufen. Die"Verschuldung"
beim Fonds wird in der Regel innerhalb von drei bis fünf Jahren durch Rückkauf der eigenen Währung oder durch Kauf der
Währung des Schuldnerlandes durch ein anderes Mitgliedsland, abgebaut15.
Die Möglichkeit der Kreditaufnahme der Mitgliedsländer wird durch vier sogenannte Fazilitäten, die sich durch die Zielgruppe,
die mit ihr verknüpften Bedingungen und die verursachten Kosten für den Kreditnehmer unterscheiden, ermöglicht16:
- Die Reservetranche: Die Reservetranche steht jedem Mitglied in Höhe seiner Einzahlungen zur Verfügung und ist nicht
gebührenpflichtig, da es nicht als ein Fondskredit eingestuft wird.
- Die Kredittranche: Jedes Mitglied, das nachweisen kann, Bemühungen unternommen zu haben, um die
Zahlungsbilanzschwierigkeiten zu überwinden, hat einen Anspruch auf einen ersten Kredittranche. Das bedeutet, das er für bis
zu 25% seiner Quote Währungen kaufen darf. Eine höhere Beanspruchung des Kredittranches ist nur durch den Nachweis, das es
sich um eine zeitlich begrenzte Zahlungsbilanzschwierigkeit handelt, möglich.
-Bereitschaftskreditvereinbarungen: Bereitschaftskreditvereinbarungen sind von begrenzter Laufzeit, d.h. bis zu drei Jahren, und
Höhe. Außerdem wird der Schuldner verpflichtet, bestimmte Kriterien zu erfüllen, um den Kredit, der nur in Teilbeträgen
ausgezahlt wird, zu bekommen.
- Die Erweiterte Fondsfazilität: Die Erweiterte Fondsfazilität ist zeitlich nicht begrenzt. Sie ist jedoch mit erheblichen
Bedingungen verbunden. So muß das Mitgliedsland ein genaues Programm vorlegen, in dem Ziele und Wirtschaftspolitik für die
gesamte Laufzeit festgelegt sind, und über dessen Verlauf es jedes Jahr einen gesonderten Bericht abgeben muß.
3.3 Die Bedeutung der Finanzierung aus IWF- Mitteln
Wenn man die Möglichkeiten der Kreditvergabe durch die IWF untersucht, kann man also feststellen, daß die Anspruchnahne
dieser Kredite bestimmten Zugangsbegrenzungen, die von den jeweiligen Zugangsbedingungen und der Quote des
Mitgliedslandes bestimmt werden, unterliegen. Diese Festellung bringt uns die eigentliche Funktion des Internationalen
Währungsfonds näher. Denn als Institution, die durch Kreditvergabe einzelnen Ländern bei ihren Zahlungsbilanzschwierigkeiten
helfen soll, scheitert sie an der Höhe der Finanzierungsmittel, die ihr zur Verfügung stehen. Dies wird z. B. auch durch die
Tabelle unten gezeigt, in der die Auslandsschulden der Entwicklungsländer zwischen 1985- 1992 aufgeführt sind. In der Tabelle
nehmen IWF Kredite im Vergleich zu anderen Krediten nur einen sehr geringen Platz ein17.
bild 1
Obwohl die IWF- Kredite eine sehr geringe Rolle einnehmen und obwohl sie von sehr vielen Bedingungen abhängen, werden
sie doch sehr oft in Anspruch genommen. Der Grund dafür ist, daß die Gewährung von IWF- Mitteln ein Zeichen für die
Kreditwürdigkeit18 des jeweiligen Landes darstellt. Denn wie festgestellt wurde, hängt die Finanzierung eines Landes durch die
IWF von der wirtschaftlichen Lage und der Erfüllung mancher Zielsetzungen ab. Wenn ein Land diese erwünschten Ziele erfüllt,
wird es von der IWF als kreditwürdig eingestuft und bei Berichten und Untersuchungen auch in der Weise aufgeführt. Ein Land,
welches ein"gutes Zeugnis" von der IWF bekommen hat, hat auch gute Chancen, von öffentlichen und privaten Gläubigern
finanziert zu werden und Investoren zu finden.
bild 2
3.4 Die Organisation des IWF
Das oberste Organ der IWF ist der jährlich einmal tagende Gouverneurstag, in das jedes Land seine Vertreter entsendet. Jedes
Land enthält 250 Stimmen, sowie für jeden Teil seiner Quote (= 100 000 Sonderziehungsrechte- SZR19 ) eine weitere Stimme.
Ausführendes Organ ist das, aus 22 Direktoren bestehende, Exekutivdirektorium. Die Staaten mit den größten Quotenanteilen,
sowie der größte Gläubiger, entsenden je einen weisungsgebundenen Direktor in das Exekutivdirektorium. Die übrigen Direktoren
werden von den übrigen Mitgliedsländern gewählt und sind unabhängige Amtsträger. Diese Direktoren unterscheiden sich in
ihren Stimmrecht. Während ein gewählter Direktor nur soviel Stimmen zu seiner Verfügung hat, wie die Anzahl der bei der Wahl
auf ihn gefallene Stimmen, besitzt ein ernannter Direktor nur so viele Stimmen wie seinem Land nach der Quotenregelung
zusteht20.
An diesem Punkt wird die Dominanz der USA bei den Bretton- Woods- Institutionen noch einmal deutlich. Die USA sind das
Land mit den höchsten Quoten und somit der Staat mit den meisten Stimmen21.
4. Die Bank für Wiederaufbau und Entwicklung- IBRD
4.1 Die Ziele der Weltbank
Nach dem ersten Artikel des Gründungsvertrages hat die Weltbank folgende Aufgaben zu erfüllen22:
Unterstützung des Wiederaufbaus und der wirtschaftlichen Entwicklung der Mitgliedsstaaten durch Kapitalinvestition für
produktive Zwecke,
Förderung privater ausländischer Investitionstätigkeiten durch Übernahme von Garantien oder Beteiligungen,
Ausdehnung des internationalen Handels,
Aufrechterhaltung des Gleichgewichts der Zahlungsbilanzen durch Anregung internationaler Investitionen,
Erleichterung des Übergangs von der Kriegs- zur Friedenswirtschaft.
4.2 Die Organisation der Weltbank
Die Weltbank ist eine rechtlich selbständige Organisation der UN. Voraussetzung für die Mitgliedschaft in dieser Institution ist die
Mitgliedschaft in der IWF. Nach letzten Angaben besteht die IBRD aus 177 Mitgliedern23. Das höchste Organ der Weltbank ist
der Gouverneursrat, in das jedes Land einen Gouverneur entsendet. Das ausführende Organ ist das aus fünf Direktoren
bestehende Exekutivdirektorium, an das fast alle Kompetenzen vom Gouverneursrat übertragen wurden. Diese fünf Direktoren
wählen auch den Präsidenten, der jedoch zuvor schon de facto von der US- Regierung bestimmt wird. Der Präsident führt die
laufenden Geschäfte der Weltbank.
5. Die Reaktionen der Bretton- Woods- Institutionen auf wirtschaftliche- und politische Entwicklungen in der Welt
5.1 Der Einfluß der Dekolonialisierung auf die Bretton- Woods- Institutionen
Kurze Zeit nach der Gründung dieser Organisation kam es zu wirtschaftlich- politischen Umgestaltungen in der Welt, welche
eine Umorientierung des Bretton- Woods- Systems notwendig machten. So trat in den 50er Jahren die Dekolonialisierung vieler
Staaten auf. Um sich den wirtschaftlichen und sozialen Problemen der Entwicklungsländer zu stellen und um diese Länder in
der westlichen Welt zu integrieren, wurden innerhalb der IWF und der Weltbank neue Pläne ausgearbeitet und neue
Organisationen gegründet. Jedoch wurde in dieser Phase den Entwicklungsländern nur die Rolle des Rohstofflieferanten
zugeteilt. Dies führte wiederum zu heftigen Protesten unter den Entwicklungsländern und den Staaten des Ostblocks, weil diese
Aufgabe als nicht fördernd und ungerecht empfunden wurde. Aus diesem Grund wurden durch die UN der Weltbank zwei
eigenständige Tochterorganisationen zur Seite gestellt; 1956 die IFC (Internationale Finanz Kooperation ) und 1961 die IDA
(Internationale Entwicklungsorganisation ).
5.2 Die Internationale Finanzkooperation- IFC
Die Aufgabe der IFC ist es im Gegensatz zur Weltbank, die den verschiedenen Staaten Kredite gewährt, an private
Unternehmungen, die für ihre Entwicklungsprojekte nicht genügend Privatkapital zur Verfügung haben, ohne Regierungsgarantie
Kredite zu vergeben. Diese Kreditmittel der IFC stammen dabei aus Kapitaleinlagen der Mitgliedsstaaten, aus Darlehen der
Weltbank, aus dem Verkauf von Beteiligungen und Krediten und sonstigen Einnahmen, ab24.
5.3 Die Internationale Entwicklungsorganisation- IDA
Daneben machte sich die IDA zur Aufgabe, sehr bedürftigen Entwicklungsländern Kredite zu sehr guten Konditionen im
Gegensatz zur IBRD, die zu kapitalmarktüblichen Zinsen Finanzmittel zur Verfügung stellt, zu vergeben. So verlangt die IDA für
ihre Finanzierung nur eine Verwaltungsgebühr von 0, 75 % des ausstehenden Anleihebetrages und gewährt Laufzeiten bis zu 50
Jahren, wobei die Rückzahlung auch in Landeswährung erfolgen kann. Auf diese Weise unterstützt die IDA die Entwicklung von
Verkehr, Industrie und Landwirtschaft in der Dritten Welt25.
Diese Entwicklungen haben dazu geführt, das die Weltbank zum Zentrum der Entwicklungshilfe der Vereinten Nationen wurde.
So hat die Weltbank begonnen, in der Dritten Welt Projekte, wie z. B. in Bereichen der Landwirtschaft, Industrie, Energie- und
Wasserversorgung, Transport- und Nachrichtenwesen, zu verwirklichen. An dieser Stelle sollte noch erwähnt werden, daß die
Weltbank bei Projekten, die zu regionalen Streitigkeiten führen könnten, eher zurückhaltend reagiert. So hat z. B. die Weltbank
es verweigert, den umstrittenen Bau des Assuan- Staudammes zur Zeit der Suezkrise, zu finanzieren26.
5.4 Die Einführung von Sonderziehungsrechten- SZR
Neben diesen Entwicklungen kam es in den 50er Jahren zu unerwartet guten wirtschaftlichen Entwicklungen der Kriegsparteien
aus dem Zweiten Weltkrieg, welche zu einer Schwächung der amerikanischen Position und somit des Dollars in der
Weltwirtschaft geführt haben. Diese Entwicklungen und weitere Ereignisse in der Welt haben in den 60er Jahren zu weiteren
Veränderungen in diesen Institutionen geführt. So kam es aufgrund der mangelnden Liquidität der Entwicklungsländer dazu, daß
sie nicht mehr in der Lage waren, eine Zahlungsbilanzpolitik nach den Vorschriften des IWF durchzuführen. Deshalb wurde 1967
in Rio de Janeiro beschlossen, den Entwicklungsländern in Höhe ihrer Kreditquote Sonderziehungsrechte zu vergeben. Die
Sonderziehungsrechte entsprachen dem Gegenwert eines Währungskorbs aus den wichtigsten Handelswährungen und waren nur
reines Buchgeld. Sie konnten bei Zahlungsvorgängen zwischen den einzelnen Notenbanken oder mit dem IWF als
Zahlungsmittel verwendet werden. Infolgedessen konnte jedes Mitglied durch die Abgabe seiner Rechte konvertible Währung
bekommen27.
bild5
5.5 Die Krise des Bretton- Woods- Systems
Jedoch kam es in den 60er und zu Beginn der 70er Jahre zu anhaltenden Zahlungsbilanzungleichgewichten zwischen den
westlichen Industrieländern, vor allem verursacht durch die Ã-lpreisexplosion auf dem Weltmarkt und den daraus resultierenden
Inflationswellen28 und Zinsdifferenzen. Eine weiterere Ursache war die fehlende Abstimmung der Wirtschaftspolitik wegen der
Überbewertung nationaler Interessen, welche auch der folgende Aspekt zeigt, daß die Entwicklungsländer ihre
Sonderziehungsrechte gegen den US- Dollar an die Industriestaaten verkauften. Dadurch wollten die Industrieländer ihre Quoten
und somit ihre Stimmenzahl vergrößern. Um die Stimmrechte im Währugsfonds auszugleichen, wurden immer wieder parallel
neue Sonderziehungsrechte eingeführt. Dies hatte ebenfalls zur Folge, daß die Inflationsraten in der USA stiegen und es 1971
zur ersten Krise des Bretton- Woods- Systems kam29. Deshalb wurde 1971 die Konvertibilität des Dollars in Gold durch den
amerikanischen Präsidenten Nixon aufgehoben. Dies hatte zur Folge, daß im Mai 1972 und Februar 1973 der Dollar gegenüber
dem Goldstandard zweimal abgewertet wurde.
bild6
Die erwähnten Entwicklungen führten schließlich im März 1973 dazu, daß es zum endgültigen Zusammenbruch des Systems der
festen Wechselkurse kam und der Übergang zu flexiblen Wechselkursen eingeleitet wurde30.
Nach diesen Ereignissen spezialisierte sich die IWF nur noch auf Aufgaben im Entwicklungsbereich. So fing man z.B. an,
Entwicklungsländern Kredite zu vergeben, die von sog. Strukturanpassungsmaßnahmen, wie z.B. die Einführung der
Marktwirtschaft, abhängig gemacht wurden. Diese Strukturanpassungsmaßnahmen unterscheiden sich von den früheren
Fazilitäten hauptsächlich durch ihre längeren flexibleren Laufzeiten, und durch den Rücksicht auf die Bevölkerungsstrukturen
bei der Bestimmung der Kreditkonditionen. Die erwähnten Strukturanpassungsmaßnahmen lauten31:
- Die Erweiterte Fondsfazilität- EFF,
- die Strukturanpassungsfazilität- SAF,
- die Erhöhte Strukturanpassungsfazilität- ESAF,
- die System- Transformationsfazilität- STF.
6. Die aktuelle Situation der Bretton- Woods- Institutionen
6.1 Die aktuelle Situation des IWF
Dieses Betätigungsfeld der Bretton- Woods- Institutionen wurde durch den Umbruch des Ostblocks und dem Zerfall der
Sowjetunion erweitert. Die ehemaligen kommunistischen Staaten, die früher vor allem wegen dem Gegensatz zwischen ihrer
Staatsideologie und dem System des Weltwirtschaftssystems und der Befürchtung vor der wirtschaftlichen Obermacht der USA
nicht in die IWF und in die Weltbank eintraten, sahen nach dem Umbruch eine Möglichkeit, zur Bewältigung ihrer
wirtschaftlichen Probleme durch den Beitritt in diese Organisationen. Neben der Bewältigung der Schuldenkrise in der Dritten
Welt stellt deshalb die Unterstützung der wirtschaftlichen Reformen in Osteuropa, die Hauptaufgabe des IWF dar. So zahlte die
IWF 1993 Kredite in Wert von 11,6 Mrd. DM aus. Davon wurden 3,0 Mrd. DM im Rahmen der 1993 geschaffenen sog. System-
Übergangsfazilität, die insbesondere osteuropäische Volkswirtschaften auf dem Weg von der Plan- zur Marktwirtschaft
unterstützen soll, verwendet. Von den 3.0 Mrd. DM flossen 2,4 Mrd. DM nach Rußland und die restlichen 0,6 Mrd. DM wurden
Estland, Kambotscha, Kasachstan, Kirgistan, Lettland, Litauen, Moldawien, der Slowakei, Vietnam und Weißrußland zugeteilt.
Darüderhinaus wurde Rußland im April 1994 ein Kredit durch die IWF in Höhe von 2,4 Mrd. DM zugesagt32.
6.2 Die aktuelle Situation der Weltbank
Ähnlich wie die IWF hat die Weltbank es sich zur Aufgabe gemacht, neben den Entwicklungsländern in Afrika, Asien und
Lateinamerika, ab Anfang der 90er Jahre auch den ehemaligen Ostblockstaaten bei der wirtschaftlichen Entwicklung zu helfen.
Dabei spezialisierte sie sich hauptsächlich auf Ebenen der Armutsbekämpfung, Förderung von Industrie und Privatwirtschaft
sowie Umweltschutz. Nach Angaben der Weltbank wurden im Finanzjahr 1993/94 Kreditzusagen in Höhe von 38 Mrd. bis 43 Mrd.
DM vorgesehen. Im Geschäftsjahr 1992/93 mit einem Gesamtkreditvolumen von 37,8 Mrd. DM, wurden überwiegend
Entwicklungsländer in Osteuropa und Zentralasien berücksichtigt. So stiegen z. B. die Zusagen um 80% auf 5,9 Mrd. DM.
Darüber hinaus wurden jedoch in letzter Zeit Kritiken über die Weltbank durch Umweltschutz- und
Menschenrechtsorganisationen breit. Man beschuldigt die Ausrichtung der Weltbank auf Großprojekte, ohne auf die sozialen
Folgen zu achten. So ergab eine interne Studie der Weltbank Ende 1993, daß aufgrund der von der Weltbank finanzierten
Projekte, bis 1996 circa 4 Millionen Menschen ihre Heimat verlieren werden. Außerdem haben bereits Staudämme, Kanäle,
Straßen, Übertagebergbau, Industriegebiete, Wildreservate und Stadtsanierungen bei 146 Projekten bis Anfang 1994 zur
Umsiedlung von ca. 2 Millionen Menschen geführt33.
Literaturverzeichnis:
Bücher:
1. Peter Czada u.a., Internationale Währungsprobleme, Leske Budrich Verlag, Opladen, 1988
2. Manfred Ferber u. Günter Winkelmann, Internationaler Währungsfonds Weltbank IFC- IDA, Fritz Knapp Verlag, Frankfurt a. M.,
1985
3. Dietmar Herz, Das System von Bretton Woods, in: Die Vereinten Nationen, Bayr. Landeszentrale f. pol, Bildungsarbeit,
München, 1995
4. Michael Olsson u. Dirk Piekenbrock, Kompakt- Lexikon; Umwelt- und Wirtschaftspolitik, Bundeszentr. f. pol. Bildung,
Wiesbaden, 1993
5. Harrenberg Lexikon Verlag (Hrsg. ), Harrenberg Lexikon der Gegenwart; Aktuell '95, Dortmund, 1994
6. Bayerische Vereinsbank (Hrsg. ), Oft verwendet- kurz erklärt; Aktuelle Begriffe aus dem Wirtschaftsleben, München, 1989
7. Helmut H. Müller u.a., Schlaglichter der Weltgeschichte, Bundeszentr. f. pol. Bildung, Bonn, 1992
Zeitschriften:
1. Roger Chaufournier, 40 Jahre Bretton Woods, in: Finanzierung und Entwicklung, Bd. 21 Heft 2, 1984, S. 23- 27
2. Davidson Sommer, 40 Jahre Bretton Woods; Eine Institution entsteht, Bd. 21 Heft 2. 1984, S. 30- 35
3. Zanny Minton- Beddoes, Why the IMF needs reform, in: Foreign affairs, Bd. 74 Heft 3, 1994, S. 123- 133
4. Rainer Tetzlaff, Weltbank und Währungsfonds als umstrittene Krisenmanager. Verschuldete Staaten zwischen
Autonomieeinbußen und Reformzwängen, in: Gegenwartskunde, Bd. 39 Heft 4, 1990, S. 409- 422
5. Jörg Goldberg, Mit der Weltbank auf neuen Wegen?, in: Blätter für deutsche und internationale Politik, Bd. 35 Heft 7, 1990, S.
827- 837
6. Falk Rainer, IWF und Weltbank unter Reformdruck. Ein halbes Jahrhundert nach Bretton Woods, in: Blätter f. deutsche und
internationale Politik, Bd. 39 Heft 3, 1994, S. 328- 338
7. Manfred Metz, Die Entwicklungsländer- tiefer in die Schuldenkrise? Zur Rolle des Internationalen Währungsfonds (IWF ) und
der Weltbank, in: Aktualitätendienst: Gesellschaft, Politik, Wirtschaft, 1994, S. 54- 57
8. Peter Körner u.a., Der Internationaler Währungsfonds- Krisenmanager f. die Dritte Welt, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, Heft
B23, 1983, S. 21- 32
9. Rainer Tetzlaff, Weltbank und Währungsfonds als umstrittene" Krisenmanager" in den Nord- Süd- Beziehungen. Zur
Funktionsweise und politischen Bedeutung der beiden Institutionen, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, Heft B33, 1988, S. 36- 46
1 Bayr. Vereinsbank (Hrsg. ), Oft verwendet- kurz erklärt, München, 1989, S. 215
2 Michael Olsson u. Dirk Piekenbrock, Kompakt- Lexikon: Umwelt- u. Wirtschaftspolitik, Bonn, 1993, S. 378
3 Peter Czada u. a., Internationale Währungsprobleme, Opladen, 1988, S. 55f
4 Dietmar Herz, Das System von Bretton- Woods, in: Die Vereinten Nationen, München, 1995, S. 75f
5 Vgl. Dietmar Herz, S. 78-79
6 Vgl. Dietmar Herz, S. 80
7 Vgl. Peter Czada u. a., S. 57
8 Vgl. Dietmar Herz, S. 81f
9 Vgl. Peter Czada u. a., S. 61
10 Vgl. Bayr. Vereinsbank ( Hrsg.), S 216
11 Vgl. Dietmar Herz, S. 82
12 Vgl. Bayr. Vereinsbank ( Hrsg.), S. 216
13 Vgl.Michael Olsson u. Dirk Piekenbrock, S. 156
14 Vgl. Michael Olsson u.a., S. 156
15 Vgl. Michael Olsson u. Dirk Piekenbrock, S. 156
16 Vgl. Dietmar Herz, S. 90
17 Manfred Metz, Die Entwicklungsländer- tiefer in der Schuldenkrise?, in: Akzualitätendienst: Gesellschaft, Politik, Wirtschaft,
1994, S. 50
18 Rainer Tetzlaff, Weltbank und Internationaler Währungsfonds als umstrittene
" Kriesenmanager"..., in: Aus Politik und Zeitgeschicnte, Heft B 33, 1988, S. 46
19 Vgl. 5.2"Die Einführung von Sonderziehungsrechten", S. 11
20 Vgl Dietmar Herz, S. 83
21 Vgl. Manfred Metz, S. 55
22 Vgl. Dietmar Herz, S. 82
23 Harrenberg Lexikon Verlag ( Hrsg.), Aktuell '95, Dortmund, 1994, S. 490
24 Vgl. Dietmar Herz, S. 88
25 Vgl. Dietmar Herz, S. 89
26 Helmut M. Müller u. a., Schlaglichter der Weltgeschichte, Bonn, 1992, S. 484f
27 Vgl. u. a. Dietmar Herz, S. 89
28 Vgl. Manfred, Ferber, S.12
29 Vgl. Dietmar Herz, S. 93
30 Vgl. Bayr. Vereinsbank ( Hrsg,), S. 217
31 Vgl. Dietmar Herz, S. 91f
32 Vgl. Aktuell 95, S. 253
33 Vgl. Aktuell' 95, S. 490
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