- @ Burning Heart - Citrus, 30.09.2004, 22:00
- Passt doch - crosswind, 30.09.2004, 22:14
- der IWF, der USD und die Schuldenkrise der 3.Welt - Sorrento, 30.09.2004, 22:30
- Re: @ Burning Heart - Burning_Heart, 30.09.2004, 23:40
- Re: @ Burning Heart - Citrus, 01.10.2004, 23:10
der IWF, der USD und die Schuldenkrise der 3.Welt
-->Hallo Citrus,
>Ein lÀcherlicher Betrag im Vergleich zur gesammten Drittweld-$-Schuld beim IMF...
>Der Hintergrundbericht dazu erklÀrte, dass in den 60er und 70er Jahren die Schuld der 3.Welt sich verzwölftfach hat und die Amis dann unilateral die Zinsen massiv nach oben schraubten und so eine quasi untilgbare Schuld (Urschuld? LOL) aufbauten.
>Das ist jetzt ĂŒber eine Generation lang her und mich wĂŒrde wirklich interessieren wie Du/Ihr euch in dieser Hinsicht einen Zyklus vorstellt.
>Mit ehrlichem, freundlichen Gruss
>Citrus
zu dem Thema hat W. Engdahl einige IMHO sehr gute BeitrÀge geschrieben:
Der IWF wurde die treibende Kraft dessen, was spÀter als «Globalisierung» bezeichnet wurde.
Lateinamerikanische Schuldenkrise
Nach dem ersten Anstieg des Ă-lpreises um 400% in den 70er Jahren nahmen viele EntwicklungslĂ€nder wie Brasilien, Argentinien und die meisten LĂ€nder in Afrika grosse Kredite auf, um die notwendigen Ă-limporte oder Handelsdefizite zu finanzieren. Sie tĂ€tigten Dollaranleihen bei grossen internationalen Banken, die im Londoner Eurodollarmarkt operierten. London war das tatsĂ€chliche Zentrum, ĂŒber das das Recycling der grossen Summen von Petrodollars der arabischen OPEC-LĂ€nder in die USA und auf andere bedeutende Banken abgewickelt wurde.
Die Grossbanken nahmen die neuen Ă-ldollars und verliehen sie mit einem hĂŒbschen Profit sofort wieder an LĂ€nder wie Argentinien oder Ăgypten. Vor den 70er Jahren war Argentiniens Wirtschaft schnell gewachsen und hatte eine moderne Industrie und Landwirtschaft entwickelt, die seiner Bevölkerung einen steigenden Lebensstandard brachten. Es hatte beinahe keine Auslandsschulden. Zehn Jahre spĂ€ter befand sich das Land unter der Kontrolle des IWF und auslĂ€ndischer Banken. Die USA verĂ€nderten die Regeln und schufen dadurch die Schuldenkrise.
Der «Volcker-Zins-Schock»
Im Oktober 1979 erlebten die verschuldeten LĂ€nder einen dramatischen Schock. Ăber Nacht kosteten ihre billigen Dollaranleihen 300% mehr Zinsen. Paul Volcker von der US-Notenbank (FED) verĂ€nderte unilateral die Zinspolitik, um den Dollar gegenĂŒber anderen WĂ€hrungen aufzuwerten. Als Folge wurden die US-Zinsraten um 300%, diejenigen der Londoner Banken gar noch massiver erhöht. Die Bankkredite an Argentinien und andere LĂ€nder waren mit «floatenden», das heisst frei schwankenden ZinssĂ€tzen vereinbart worden. War der internationale Referenzzinssatz am Londoner Bankenmarkt, Libor (London Interbank Offered Rate, Londoner Interbanken-Angebotssatz), niedrig, zahlte Argentinien einen niedrigen Zinssatz auf seine Schulden. Als dieser aber zwischen 1979 und 1980 plötzlich um 300% stieg, waren viele LĂ€nder auf einmal mit einer Zahlungskrise konfrontiert.
1982 erreichte sie das Niveau der ZahlungsunfĂ€higkeit. An diesem Punkt verlangte Washington, dass der IWF eingeschaltet werde, um einen Prozess der Schuldeneintreibung bei den sich zu Schuldnern entwickelnden LĂ€ndern zu beaufsichtigen. Daraus entstand das, was dann als Schuldenkrise der dritten Welt bezeichnet wurde. Dabei wurde der Eindruck erweckt, als ob LĂ€nder wie Argentinien diese durch eigenes Missmanagement verschuldet hĂ€tten. In Wirklichkeit war - wie gross das Ausmass an politischer Korruption in den SchuldnerlĂ€ndern auch immer gewesen sein mag - die Korruption des IWF-Systems und des Petrodollar-Recycling bei weitem grösser. Der Volcker-Zinssatz-Schock vervollstĂ€ndigte das BĂŒndel der Zerstörung des Lebensstandards durch die Dollarschulden.
Wie agierte nun der IWF wĂ€hrend der Schuldenkrise der dritten Welt? Es ist dieser Ablauf, der deutlich macht, dass die Rolle des IWF darin bestand, die Dollarhegemonie der USA zu unterstĂŒtzen, und nicht darin, armen LĂ€ndern beim Ăberwinden einer vorĂŒbergehenden Schuldenkrise zu helfen.
IWF als ĂŒberstaatliche Organisation
Der IWF wird ab und zu als Werkzeug des Neo-Kolonialismus bezeichnet. Das ist jedoch zu harmlos ausgedrĂŒckt, denn der britische oder europĂ€ische Kolonialismus des 19. Jahrhunderts - so rĂŒcksichtslos er auch war - brachte niemals ein derartiges Ausmass an Abbau und Zerstörung des Gesundheits- und Lebensstandards zustande wie der IWF seit den 70er Jahren.
Der IWF operiert als eine ĂŒberstaatliche Organisation mit dem Ziel, hilflose Schuldnerstaaten zu kontrollieren und ihnen eine Wirtschaftspolitik aufzudrĂ€ngen, die die LĂ€nder noch mehr in ihre Schuldenkrise hineintreibt, wĂ€hrend er deren MĂ€rkte gleichzeitig fĂŒr die Ausbeutung durch auslĂ€ndisches, oft US-amerikanisches Kapital und globale Konzerne öffnet. Dass die Schuldnerstaaten nie aus ihren Dollarschulden herauskommen, sondern immer tiefer hineingeraten, ist so gewollt. Die Politik des IWF stellt das in der Tat sicher. Die Dollarverschuldung ist einer der HauptstĂŒtzen des Dollarsystems und der internationalen Privatbanken. WĂŒrden die Schulden zurĂŒckgezahlt, verlören die Banken ihren Einfluss und ihre KreditvertrĂ€ge. Solange die Schulden zunehmen, wachsen auch die KreditgeschĂ€fte, das Paradox des modernen Bankwesens.
Quelle: http://www.swg-hamburg.de/Im_Blickpunkt/Wie_der_IWF_das_Dollarsystem_s/body_wie_der_iwf_das_dollarsystem_s.html
Zu den genauen IWF-Praktiken steht dir vielleicht unser BundesprÀservativ Rede und Antwort [img][/img]
Ebenfalls recht interessant in dem Zusammenhang finde ich (vom gleichen Autor):
"Der Irak und die heimlichen Euro-Dollar-Kriege"
http://www.zeit-fragen.ch/ARCHIV/ZF_106a/T05.HTM
"Der Irak und die heimlichen Euro-Dollar-Kriege"
http://www.futures-trader.de/cgi-bin/webbbs50/archiv8.pl/noframes/read/58966
Gruss,
Sorrento

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