- @Dottore: Wörgel und Defla - jefra, 20.12.2000, 00:06
- Re: @Dottore: Wörgel und Defla - noch Mal erklärt, wie's (immer) läuft - dottore, 20.12.2000, 10:01
- Re: @Dottore: Wörgel und Defla - noch Mal erklärt, wie's (immer) läuft - jefra, 21.12.2000, 00:14
- Re: @Dottore: Wörgel und Defla - noch Mal erklärt, wie's (immer) läuft - dottore, 20.12.2000, 10:01
Re: @Dottore: Wörgel und Defla - noch Mal erklärt, wie's (immer) läuft
>Dottore schrieb:
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>Hi JeFra,
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>1. eine Deflation ist nur vorstellbar, nachdem es davor eine Infla gegegen hat - wie sollte man sonst eine Defla messen?
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>2. Die Infla ist nur vorstellbar, indem nicht vollstreckbare oder vollstreckte Forderungen in die Welt gesetzt werden (kann grundsätzlich nur der Staat).
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>Das habe ich nicht bestreiten wollen. Ich glaube aber, daß man in einem Schwundsystem alle diese Dinge (Zinssätze, Preissteigerungsraten, Geldsummen-Zuwachsraten etc.) relativ zur Schwundrate betrachten muß. Beispiel: Der Zinssatz, zu dem man sich ohne Nachteile verschulden kann, um die Banknoten als Wandschmuck zu verwenden, liegt in einer normalen Ã-konomie bei 0%, in einer Schwundwährungs-Ã-konomie hingegen bei der negativen Schwundrate.
Es gibt keine Verschuldung ohne Nachteile. Dass man sich verschulden muss, ist bereits ein Nachteil, da der Schuldner immer schlechter gestellt ist als der Nichtschuldner.
Eine Verschuldung ohne positiven Zins gibts auch nicht, weil kein Gläubiger Geld so verleiht wie die Nachbarin einen Becher Mehl. Wozu sollte er ein Risiko eingehen, wenn er es doch vermeiden kann, indem er nichts verleiht?
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>Deshalb würde ich diese Thesen auf Wörgel bezogen wie folgt übersetzen: Nur der Staat kann längerfristige Preiskonstanz gewährleisten, und diese Preiskonstanz reicht als Vorspiel zu einer Defla (welche dann > Schwundrate ist) vollauf.
Der Staat kann niemals (NIEMALS!) Preiskonstanz gewährleisten, weil e r ja derjenige ist, der durch zusätzliches Schuldenmachen (Kreditaufnahme, die dann nicht durch anschließende Zusatzleistung = zusätzliches, also preissenkendes BIP) die Preise in die Höhe jagt.
Sobald sich dieser Prozess nicht mehr fortsetzen lässst, weil die Kosten einer weiteren Inflationierung ihre Erträge übersteigen (der Staat erlebt die Infla auf seiner Ausgabenseite ja genauso mit wie alle anderen Wirtschaftsteilnehmer auch), beginnt der Preissteigerungstrend zu kipppen (Anfang der 80er Jahre), die Steigerungsraten lassen nach (= Disinflation, nebenbei da begleitet von Zinssenkungen, die sich durch den Markt und nicht etwa durch irgendwelche Notenbankpolitik ergeben, kommt es zur disinflationären Hausse an den Finanzmärkten, die in Manien endet, wie wir gerade erlebt haben). Danach gibt es noch eine kurze Seitwärtsbegwegung bis die Aktienkurse kippen, was den negativen wealth effect auslöst (jetzt beim hard landing in den USA zu studieren), über den sich dann Rezession und Depression entwickeln, in denen die Schulden bedient, vollstreckt und schließlich ausgebucht werden müssen. Das ist dann die Deflationäre Depression (DeDe), die Japan seit 1990/92 schon bestens vorführt und in die die USA demnächst ebenfalls abgleiten werden. Rest der Welt folgt dann genau so.
Wörgl hatte nur in der Defla funktioniert, weil die künstliche Inflationierung der Banknoten (daher"Schwundgeld") die Menschen zwang, das Geld auszugeben, was sie sonst - in Erwartung weiterer Preisverfälle - gehortet hätten, was ihnen Gewinn (Zins = Preise vorher minus Preise nachher) gebracht hätte.
Gruß
d.
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