- Japanische Schuldenverhältnisse im kommen? - fridolin, 03.08.2005, 10:40
- Interessanter Artikel zu Staatsverschuldung - Laui, 03.08.2005, 11:06
- Was das alles lehrt - Frank, 03.08.2005, 17:10
- Re: Schöner Beitrag - R.Deutsch, 03.08.2005, 11:30
- Re: Japanische Schuldenverhältnisse im kommen? - Popeye, 03.08.2005, 11:52
- Re: Japanische Schuldenverhältnisse im kommen? - libertaryan, 04.08.2005, 02:37
- Trotz hoher Schuldenlast des Staates - eroland, 03.08.2005, 11:56
- Re: Trotz hoher Schuldenlast des Staates / Sparquote - - Elli -, 03.08.2005, 13:49
- Re: Sehr gut - und dazu: - dottore, 03.08.2005, 14:06
- ähem - naja, deren Währung ist ja laufend am zulegen - eroland, 03.08.2005, 15:02
- Re: ähem - naja, deren Währung ist ja laufend am zulegen - - Elli -, 03.08.2005, 16:39
- Sachwerte! - Illegitimus Non Carborundium ;-) - Toni, 03.08.2005, 17:05
- Re: ähem - naja, die Beiträge sind ja laufend am sich zuspitzen! - libertaryan, 04.08.2005, 02:57
- Re: ähem - naja, die Beiträge sind ja laufend am sich zuspitzen! - libertaryan, 04.08.2005, 02:59
- Re: ähem - naja, deren Währung ist ja laufend am zulegen - - Elli -, 03.08.2005, 16:39
- Re: Trotz hoher Schuldenlast des Staates / Sparquote - R.Deutsch, 03.08.2005, 15:37
- Re: Der"Sparquoten"-Quatsch - dottore, 03.08.2005, 18:38
- Re: Der"Debitismus"-Quatsch - eroland, 03.08.2005, 19:06
- Re: Der"Sparbuch-hat-keinen-Fälligkeitstermin"-Quatsch - Digedag, 03.08.2005, 23:37
- Re: Der"Sparbuch-hat-keinen-Fälligkeitstermin"-Quatsch - eroland, 04.08.2005, 08:49
- Re: Sparbuch-Fälligkeitstermin - MausS, 04.08.2005, 10:45
- Re: Sparbuch-Fälligkeitstermin - eroland, 04.08.2005, 15:21
- Re: Sparbuch-Fälligkeitstermin - MausS, 04.08.2005, 10:45
- Re: Der"Sparbuch-hat-keinen-Fälligkeitstermin"-Quatsch - eroland, 04.08.2005, 08:49
- "Debitismus"-Quatsch? - bernor, 04.08.2005, 00:30
- Kleine Korrektur - bernor, 04.08.2005, 00:39
- Re:"Debitismus"-Quatsch! - eroland, 04.08.2005, 09:03
- Re:"Debitismus"-Quatsch-Quatsch! - MausS, 04.08.2005, 10:24
- Re: so sind sie, die Bänker ;-) - - Elli -, 04.08.2005, 13:38
- Re:"Debitismus"-Quatsch-Quatsch! - eroland, 04.08.2005, 15:27
- Re:"Debitismus"-Quatsch-Quatsch! - Dimi, 04.08.2005, 15:51
- Im Ãœbrigen: man kann sich die Theorien von Heinsohn und Steiger - eroland, 04.08.2005, 16:24
- Re: Im Ãœbrigen: man kann sich die Theorien von Heinsohn und Steiger - Popeye, 04.08.2005, 16:47
- Theorien von Heinsohn und Steiger/ alter Hut, eroland - - Elli -, 04.08.2005, 16:57
- Dottores Ausführungen lehnen sich - eroland, 04.08.2005, 17:08
- Re: dottore baut... - moneymind, 05.08.2005, 00:56
- Dottores Ausführungen lehnen sich - eroland, 04.08.2005, 17:08
- Re: Heinsohn/Steiger erklären etwas... - moneymind, 05.08.2005, 00:10
- Im Ãœbrigen: man kann sich die Theorien von Heinsohn und Steiger - eroland, 04.08.2005, 16:24
- Re:"Debitismus"-Quatsch-Quatsch! - Dimi, 04.08.2005, 15:51
- Re:"Debitismus"-Quatsch-Quatsch! - MausS, 04.08.2005, 10:24
- Re: Der"Debitismus"-Quatsch - dottore, 04.08.2005, 14:48
- Re: Der"Debitismus"-Quatsch - T. Mai, 04.08.2005, 17:27
- Re: Gold-Saga? - dottore, 04.08.2005, 18:48
- Re: Der"Debitismus"-Quatsch - T. Mai, 04.08.2005, 17:27
- Re: Der"Sparbuch-hat-keinen-Fälligkeitstermin"-Quatsch - Digedag, 03.08.2005, 23:37
- Re: Nothing for something - R.Deutsch, 03.08.2005, 21:29
- Re: Der"Debitismus"-Quatsch - eroland, 03.08.2005, 19:06
- Re: Der"Sparquoten"-Quatsch - dottore, 03.08.2005, 18:38
- Re: Trotz hoher Schuldenlast des Staates - Todd, 03.08.2005, 14:20
- Die CH hat auch - eroland, 03.08.2005, 14:57
- Re: Trotz hoher Schuldenlast des Staates / Sparquote - - Elli -, 03.08.2005, 13:49
- Re: Renten in Deutschland - Phoenix, 03.08.2005, 12:00
- Re: Renten in Deutschland/Japan - Popeye, 03.08.2005, 12:13
- Re: Japan und der Domar-Schwindel - dottore, 04.08.2005, 13:20
- Besten Dank... - fridolin, 04.08.2005, 18:05
- Interessanter Artikel zu Staatsverschuldung - Laui, 03.08.2005, 11:06
Re: Japan und der Domar-Schwindel
-->Hi fridolin,
zu Deiner schönen Zusammenstellung darf ich grundsätzlich anmerken:
1. Das Modell, dass aus Staatsschulden niemals ein finanzielles Problem für den Staat erwachsen kann, geht auf den berühmten Aufsatz von Evsey Domar (1914-97)
den eher"statischen" Ansatz von Keynes (1936)"dynamisierte" (Essay in Dynamic Theory 1939) zu dem ausgebaut, was bis heute letztlich die Grundlage der"modernen Wachstumstheorie" geblieben ist (beides damals im sog. Harrod-Domar-Modell vereinigt), ganz deutlich bei den Nachfrage-Theoretikern, aber auch bei den Angebots-Theoretikern, die ebenfalls mit der Variierung von Steuereinnahmen und Staatsausgaben"mehr Wachstum" generieren wollen.
2. Die Japaner haben sich zunächst an die Staat-investiert-Theorie gehalten und ausschließlich construction bonds ausgegeben (Absicht: Investitionen bringen die Wirtschaft über den M & A-Effekt wieder auf Vordermann, was implizit auch der 115 GG für Deutschland beinhaltet, der die Schuldenaufnahme an die Investitionen koppelt), die ganze Entwicklung
hier.
In den 70ern (Ã-lkrise) kamen dann die reinen Defizit-Finanzierungsbonds, deren Ausgabe in den good times der 80er wieder endete, um seit den 90ern (Immo- und Aktienblase geplatzt) zu dem gezeigten Höhenflug anzusetzen.
3. Nun zu den Etat-"Belastungs"-Prozenten. Diese MOF-Berechnung geht nun garnicht. Als Bezugsgröße die Ausgaben (in Prozent davon) zu nehmen, führt in die Irre, da die Ausgaben den Einnahmen (revenues) entsprechen müssen. Sonst hätten sie nicht getätigt werden können. In den Einnahmen finden wir nur ca. 50 % Steuereinnahmen (Rest Verschuldungen und Sonstiges).
Setzt man prozentual die Zinsausgaben in Beziehung zu den wirklichen Einnahmen (hier Steuern) verdoppelt sich die Prozentgröße und man kann also sagen: Die Zinszahlungen verschlingen ca. 20 Prozent der Steuereinzahlungen.
Auch anders könnte gerechnet werden: Verdoppeln die Japaner in einem Jahr ihre Ausgaben (Finanzierung: Emission von zusätzlichen JGBs in Höhe des bisherigen Etats) würde die Zinsbelastung (bezogen auf den dann verdoppelten Etat) stark fallen und zwar auf etwa die Hälfte (also ca. 5 %), lässt man die durch die Ausgabe der mit den JBGs gewonnenen Mittel folgenden Steuereffekte weg (also die zusätzliche Summe wird"sozial" verschenkt und die Beschenkten kaufen ein und generieren Umsatzsteuern).
4. Dass die stagnierende bis leicht rückläufige Zinsbelastung mit der von der BoJ betriebenen Zinspolitik zusammenhängt, steht außer Frage. Die BoJ hat dabei nicht nur die eigenen Sätze auf nahe Null bringen können, sondern sie hat durch massive Käufe von JBGs die Renditen der bereits laufenden JBGs und damit die Zinssätze neu zu emittierender auf das erstaunliche Niveau von 1 bis 2 % gesenkt.
Wie massiv diese Käufe waren, zeigt der BoJ-Ausweis: Allein zwischen 2000 und Juni 2005 ist der JGB-Bestand in der BoJ von 272 auf 648 (100 Mio Yen) nach oben geschnellt. (Gleichzeitig erhöhte sich der Anteil der JGBs an der monetary base von 36,5 auf 58 %).
5. Nun stellt sich die Frage, wie es weitergehen soll. Stellt die BoJ ihre JGB-Käufe ein, dürften deren Kurse deutlich fallen (der größte Käufer ist vom Markt), entsprechend die Zinssätze für ununterbrochen neu dem Markt präsentierten JGBs in die Höhe schnellen. Die Folgen wären
- ein allgemein steigendes Zinsniveau, das sich immer an der benchmark, einem klassischen Staatstitel also, orientiert. Was dies für eine eventuelle Konjunkturerholung bedeutet, kann nur vermutet werden. Möglicherweise wird sich der Privatsektor in Erwartung steigender Zinssätze schnell noch verschulden, was die Erwartung umso schneller Wirklichkeit werden ließe (Bethmann-Effekt).
- Verluste im Banken- und Privatsektor, sofern diese Rententitel aller Art in ihren Portefeuilles haben. Den Banken kann man mit"Bewertungsgarantien" unter die Arme greifen (was die Titel dann aber immobil macht, der Markt bewertet sie niedriger und Verkäufe vor Fälligkeit würden Verlustrealisierungen bedeuten). Ähnliches wurde bereits für die BoJ veranlasst, die ihre JGBs ja weder verkaufen, verpfänden oder repo-isieren muss, sondern bis zur Endfälligkeit halten kann, da sie selbst keinerlei Bankgeschäfte betreibt. Die Turbulenzen im Privatsektor, der seine Bestände, zum Marktkurs bewertet, in die Tiefe rauschen sähe, aber wären erheblich (negativer wealth effect). Ein 1,5-Prozenter schaut halt schlecht aus, wenn am Markt (aufgrund des dortigen Kursverfalls der alten Titel) neue Titel mit 3, 4,5 oder gar 6 % erschienen. Immerhin gab's vor 12 Jahren sogar noch 9-Prozenter!
Die BoJ ist also überhaupt nicht zu beneiden. Denn der Knackpunkt ist nicht die Nullzinspolitik, sondern der Abschied von derselben. Also: Was passiert wirklich, wenn die (private) Konjunktur"anspringt" und sich das Zinsniveau hebt (via Verkauf alter Titel oder Begabe neuer - jeweils um den dazu im Privatsektor benötigten Cash zu generieren)?
Die Frage, ob sich das japanische Stretching auch auf Europa übertragen läßt, lässt diese Antwort zu:
Es müssten dazu - genau wie in Japan gelaufen und noch laufend - reine Haushaltsfinanzierungs-Bonds ermöglicht werden, was für Deutschland (und andere EU-Staaten) eine Verfassungsänderung bedeuten würde. Diese zeichnet sich für Deutschland ab, da - wie hier schon ausführlich von @Popeye gepostet - ab 2007 die Einmal-Effekte aus dem Verkauf von Staatsvermögen enden und sich z.B. allein beim Bund ein zusätzliches Haushaltsloch in der Größenordnung von 5 bis 6 % (!) der gesamten staatlichen Steuereinnahmen auftut.
Wie eine GG-Änderung (2/3-Mehrheit, große Debatten in den Parlamenten, scharfe Presse-Berichte und -Kommentare dazu) aber dem Publikum verständlich gemacht werden soll, ist mir schleierhaft.
Außerdem müsste der Maastricht-Vertrag (Völkerrecht) neu verhandelt oder gleich geändert werden, da es keinen Sinn macht, diesen mit seiner 3-Prozent-Klausel jedes Jahr aufs Neue der Lächerlichtkeit preiszugeben. Wie zahnlos Brüssel ist (niemals Verhängung der"doch eigentlich" vorgeschriebenen Sanktionen), ist auch schwer zu beurteilen. Möglicherweise fliegt die ganze Kiste auseinander.
Also: Stretching à la Japan möglich. Risiko I (Beibehaltung): Sich verstärkende Sozialisierung via Etat und ZB. Risiko II (Stopp): Unkontrollierbare Turbulenzen in der Kredit- und Realwirtschaft. Stretching-Start jedoch nur möglich nach Verfassungsänderungen und Versenkung des Maastricht-Vertrages. Risiko: Größtmögliche Verunsicherung der EU-Bevölkerung.
Sorry für die Länge, aber die sehr gute Fragestellung hat dies m.E. verdient.
Gruß!
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