- 'Zornbankiers der Umverteilungssekte BRD' / Interview mit Peter Sloterdijk im HB - Tobias, 01.09.2005, 15:18
- Genial...oT - Andar, 01.09.2005, 16:42
- Herkömmliches Modell der Nationalsolidarität? Wo lebt der Mensch? - Frank, 01.09.2005, 19:17
- Wo lebt der Mensch? / Auch Oskars Hütte hatten wir hir schon... - - Elli -, 01.09.2005, 19:42
- Ne ne, ich kann Rocca nicht ganz zustimmen: Ein Lustschloss ist was anderes. ;-) - Histrio, 02.09.2005, 08:05
- Ich denke, die nächsten Tage (d.h. vor der Wahl) schießt Bild - LenzHannover, 03.09.2005, 23:56
- Wo lebt der Mensch? / Auch Oskars Hütte hatten wir hir schon... - - Elli -, 01.09.2005, 19:42
'Zornbankiers der Umverteilungssekte BRD' / Interview mit Peter Sloterdijk im HB
-->„Zornbankiers der Umverteilungssekte BRD“
Auszüge:
Und immer geht es um Umverteilung...
Sloterdijk: Ja, doch das hat auch immer eine symbolpolitische Dimension. Wenn es in der Verfassung heißt, des Menschen Würde ist unantastbar, sollte man den Zusatz machen: Wird sie dennoch angetastet, wird berechtigter kollektiver Zorn entstehen. Die Linke ist normalerweise eine international operierende Zornbank, in der kleine Leute ihre Spareinlagen an Empörung deponieren könnten. Aber Gysi, Lafontaine und Konsorten sind keine guten Zornbankiers. Das erkennt man daran, dass sie diese Einlagen zwar sammeln können, aber außerstande sind, mit ihnen erfolgreich zu wirtschaften.
...
Dafür steht Oskar Lafontaine in der Kritik, weil er Großzügigkeit im Lebensstil pflegt. Dürfen Linke Luxus zeigen?
Sloterdijk: Links und Luxus würden zusammenpassen, wenn die Linken mit der kollektiven Mangelheuchelei brächen. Sie sollten sich zu der Auffassung bekennen, dass Menschen von Natur aus reich sind und erst im Lauf ihres Lebens, vor allem durch falsche Organisation des Lebens, verarmen. Die Kritik an Lafontaines Lebensstil zeigt Symptome einer dunklen sozialen Synthese durch Neid. Die so genannte Gesellschaft wird ja nicht nur durch philantropische Begeisterung zusammengehalten, sondern auch durch das Band der Feindseligkeit.
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In welchem Lichte sehen Sie dann die Kritik an Hartz IV?
Sloterdijk: Die schwächeren Mitglieder der nationalen Umverteilungssekte namens Bundesrepublik Deutschland beweisen mit ihren Protesten, dass das herkömmliche Modell der Nationalsolidarität in die Krise gerät. In diesem System wurde immer der Mangel des einen direkt als das Versagen des anderen interpretiert. Die Volksgenossen haben sozusagen immer füreinander einzustehen - ein Erbe deutscher Vergangenheit, das ich gelegentlich als Sozialnationalismus bezeichnet habe - die Umkehrformel kennt man besser. Die Hartz-IV-Proteste haben aber auch gezeigt, dass das stärkste Instrument des Umverteilungskollektivismus, die progressive Einkommensteuer, notleidend wird. Es gibt einen weltweiten Steuersenkungswettbewerb, der auf den Sozialstaat durchschlägt.
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Was wäre denn Ihr Vorschlag zum Umbau des Steuersystems?
Sloterdijk: Man sollte die Steuer subjektivieren. Sehen Sie sich an, wie sich die deutschen Stiftungen entwickelt haben. Die Reichen zeigen private Großzügigkeit, wenn man das Recht entsprechend anpasst.
Meinen Sie mit Subjektivierung auch, dass jeder seinen Steuersatz selbst aushandeln soll?
Sloterdijk: Am wichtigsten wäre die Möglichkeit, einen Teil der Steuern für bevorzugte Zwecke an bestimmte Adressen lenken zu können. Das würde die Selbstachtung des Steuerzahlers heben, während das bisherige System uns nur ein regelmäßiges Konfiskationserlebnis beschert.
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Gruß
<ul> ~ Power to the people?!</ul>
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