- Intelligent Design und die Fanatasien deutscher Vertreter - kosh, 17.07.2007, 18:54
- Hallo kosh, erwarte mal schon die Haue von nereus:)) - prinz_eisenherz, 17.07.2007, 19:58
- Darwin, der Verräter am ID? - oder - Back to the Future? - kosh, 19.07.2007, 18:14
- Darwin, der Verräter am ID? Teil 2 - kosh, 20.07.2007, 15:58
- Re: Intelligent Design und die Fanatasien deutscher Vertreter - kosh - nereus, 17.07.2007, 20:38
- Inwiefern unterscheidet sich"Intelligent Design" von"Intelligent Designer"? (o.Text) - kosh, 18.07.2007, 08:58
- dann muss aber auch FSM eingefĂĽhrt werden - Sozialabbau, 17.07.2007, 22:56
- Hallo kosh, erwarte mal schon die Haue von nereus:)) - prinz_eisenherz, 17.07.2007, 19:58
Darwin, der Verräter am ID? Teil 2
-->Hallo prinz
Nachdem ich gestern auf kulturgeschichtliche und gesellschaftspolitische Aspekte der Folgen von Kreationismus -> ID eingegangen bin, welche mit einer Überleitung in Richtung Verhältnis EVT / ID / Glauben endete, möchte ich mir einen ganz besonderen Link zur Brust nehmen. Davon ausgehend, dass eine Kurzeinführung in die Thematik die Neugier für weitergehendes Schnuppern wecken sollte, möchte ich mich nun damit befassen:
aus http://www.intelligentdesigner.de/Kurzeinfuehrung.html
- Wenn es um die Erforschung der Welt um uns herum geht, muss man folgende Bereiche auseinanderhalten:
* Das, was man auf physikalische Naturgesetze zurĂĽckfĂĽhren kann.
* Das, was man auf den Zufall zurĂĽckfĂĽhren kann.
* Das, was eine intelligente Ursache hat, und weder mit physikalischen Naturgesetzen, noch durch den Zufall erklärbar ist.
2 der Bereiche im Detail:
- Zufall
Im Grunde sind es natürlich ebenfalls physikalische Naturgesetze, deren Komplexität oder deren Zusammenspiel jedoch eine Fassbarmachung in Formeln (derzeit) unmöglich macht.
Wie gestern bereits angeklungen, ist die Sache mit dem Zufall im Zshg. mit EVT, um deren Kritik es hier vornehmlich geht, nicht nur weitaus zu kurz gegriffen, sondern in Missachtung leicht zugänglicher weiterführender Ansätze intellektuell fahrlässig. Ich komme um einen dringenden Verdacht leider nicht herum, dass es sich nämlich um vorsätzliche Fahrlässigkeit handelt. Mit solcherart Bereichsdefinition versetzt sich der Autor geistig auf den Informationsstand der Debatte Mitte des 19. Jahrhunderts.
Er erliegt bereits in den ersten Zeilen einem Sprach- (Semantik-) problem, womit ihm natürlich der mehrdeutige Charakter des Zufalls schlicht entgeht. So wie es da steht ist es am besten, man bezeichnet den Satz als falsch, weil er in dieser allgemeinen Form eben nicht zutrifft. Besonders interessant ist allerdings, dass sich der Autor für den Zufall 2. Art (vgl. Posting gestern) entschieden hat, was jede Berechnung des Zufalls unmöglich machen sollte, aber ihm scheint nicht aufzufallen, dass ID-Vertreter dennoch Berechnungen angestellt haben, um Aussagen über Zufall zu machen. Die Diskrepanz zwischen seiner Definition und der ID-Praxis scheint den Autor nicht zu kümmern. Aber nicht nur das, ihn scheint auch nicht zu kümmern, indem der Zufall 1. Art ignoriert wird, daraus unmittelbar sein Verständnis über physikalische Naturgesetze in Frage gestellt werden muss, womit ich ohne es beabsichtigt zu haben, auch seine Vorstellungskraft zum ersten vorgestellten Bereich (physikalische Naturgesetze) in Frage stellen muss.
Zwischenbilanz: Kaum angefangen, hat sich die Site intelligentdesigner.de subito selbst disqualifiziert. Wie aber will sich der Autor ID verständlich machen, wenn er an der Basis ungelenk strauchelt?
- Intelligenz
Damit erklärt man semantische Information (zum Beispiel ein Buch, ein Computerprogramm, einen Bauplan). Information ist dann semantisch, wenn man zum Verständnis der Bedeutung dieser Information wiederum Intelligenz benötigt (nicht zur Umsetzung: Ein Computer kann ein Programm abarbeiten, aber er kann es nicht verstehen - könnte er es, könnte er sich selbst programmieren, Fehler im Code selbst verbessern und sich mit dem Programmierer über andere Lösungsansätze austauschen. Bei einem Schachspiel kann er das, nur ein Schachspiel enthält ja auch keine semantische Information!).
Dem steht folgende Kritik gegenĂĽber:
aus http://www.martin-neukamm.de/id.html
- DEMBSKIs Informationismus stellt im übrigen eine klassische Reifikation dar. Indem DEMBSKI nämlich behauptet,"Muster" zu erkennen, die dem Objekt"aufgeprägt" seien, behandelt er diese als reale, von materialen Systemen abgekoppelte (an sich existierende) Dinge. Noch niemand hat aber je ein Stück reine Information oder ein Muster an sich gesehen (KANITSCHEIDER, 1999). Der Wissenschaftler sieht in Strukturen stets Eigenschaften materialer Systeme - sie existieren nicht"vor" sondern gleichsam"in den Dingen". Selbst semantische Information setzt hochevolvierte Gehirne voraus, die sie denken können; sie sind Konstrukte und als solche nicht real.
Ich wäre damit einverstanden gewesen, wenn der Autor geschrieben hätte:"Mittels Intelligenz interpretiert man semantische Information". Folgendes Problem, der Autor schreibt (Wdgh.):
- Information ist dann semantisch, wenn man zum Verständnis der Bedeutung dieser Information wiederum Intelligenz benötigt...
Aber gerade das Bsp. Buch steht wunderbar dafür, dass die Interpretation eines Textes äusserst umstritten sein kann. Hätte er als Bsp. moderne Kunst aufgelistet, müsste er eingestehen, dass die Urteile von sehr klaren und klar voneinander abgegrenzten Interpretationen fliessend bis hin zu einem Kitsch oder gar sinnlos ausfallen können. Eine erfassbare Bedeutung - "ein Stück reine Information oder ein Muster an sich" - lässt sich nicht ausmachen, es sei denn, man fixiert die Interpretation des Künstlers.
Da ich schon etwas Vorwissen habe, weiss ich bereits, dass der Autor mit der Definition von Intelligenz zur Erklärung von semantischer Information auf das Zentrum seines Anliegens zusteuert. Aber!!!, wie will er sich mit Semantik auseinandersetzen, wenn er beim Zufall bereits bewiesen hat, dass er durch Auslassungen glänzt, quasi die Semantik des Zufalls in den wesentlichen EVT-ID-Dimensionen nicht erfasst? Das, was er vorgeblich kritisieren will, nämlich EVT, kann er durch"Kritik am Zufallsprinzip" nicht kritisieren, weil er von Zufall nur wenig Ahnung hat, wodurch ausgerechnet sein Verständnis der physikalischen Naturgesetze ebenfalls in Zweifel gezogen werden muss. Über Intelligenz zur Erklärung von semantischer Information kann er nicht dozieren, weil er das Wesen semantischer Informationen nur soweit begriffen hat, als er dazu Intelligenz benötigt, sich aber keine Gedanken über die Variation von semantischen Informationen macht. Kurz und bündig, dadurch, dass er Autor an der semantischen Information scheitert, muss er mit dem Begriff Intelligenz scheitern.
GrĂĽsse
kosh
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