- Jetzt haben wir den Grund für die financial rally: FASB 157 partially delayed mT - DT, 14.11.2007, 23:41
- Hier weitere Details (mTuL) - DT, 14.11.2007, 23:54
- Denn mal morgen lustig Calls kaufen...Alles wird gut... - XERXES, 15.11.2007, 00:10
- Re: Jetzt haben wir den Grund für die financial rally: FASB 157 partially delayed mT - SUCRAM, 15.11.2007, 10:50
- Re: Jetzt haben wir den Grund für die financial rally: FASB 157 partially delayed mT - dottore, 15.11.2007, 11:51
- Re: Jetzt haben wir den Grund für die financial rally: FASB 157 partially delayed mT - SUCRAM, 15.11.2007, 13:48
- Re: Jetzt aber....Korrektur [[wut]] - SUCRAM, 15.11.2007, 15:20
- Re: Jetzt haben wir den Grund für die financial rally: FASB 157 partially delaye - weissgarnix, 15.11.2007, 22:26
- Re: @weissgarnix - SUCRAM, 16.11.2007, 09:22
- Re: @Sucram - weissgarnix, 16.11.2007, 10:09
- Re: @weissgarnix - SUCRAM, 16.11.2007, 09:22
- Re: Jetzt haben wir den Grund für die financial rally: FASB 157 partially delayed mT - SUCRAM, 15.11.2007, 13:48
- Re: Jetzt haben wir den Grund für die financial rally: FASB 157 partially delayed mT - dottore, 15.11.2007, 11:51
Re: Jetzt haben wir den Grund für die financial rally: FASB 157 partially delaye
-->>Hi SUCRAM,
>alles gut und schön. Nur hat es die Verschiebung durchaus in sich. Denken wir an Enron usw.
Enron ist eine gänzlich andere Baustelle... der Betrug erfolgte dort ja unter Missachtung eines längst existierenden Standards (nämlich der sogenannten"Related Party Disclosure" in den Notes). Weniger bekannt vielleicht, dass Enrons eigentliche Bilanz nach den damals geltenden GAAP grosso modo völlig in Ordnung war, sie haben also keineswegs irgendwelche SPVs fälschlich nicht konsolidiert oder sonstige"Bilanzfälschungen" begangen, wie man immer wieder zu lesen bekommt.
>Bei der FASB wirken 7 Mitglieder, die Entscheidung fiel 4:3. Zwei der Mitglieder haben bei Arthur Andersen gearbeitet (Bravo! Siehe nochmals Enron!), zwei waren bei JPM und Lehman, einer sogar Chefbuchhalter von Texaco. Ein anderer hat bei Burroughs (Unisys) gewerkelt.
Nun ja, aber wenn das eine grundsätzliche böse Bande wäre, da beim FASB, dann hätte es ja keine split decision gegeben, sondern eine einstimmige, 6:1 oder so wie sonst meist auch.
>Die Herrschaften wissen doch ganz genau, warum sie die Verschiebung beschlossen haben. Enron wurde eine Woche vor der Pleite mit AAA geratet.
Ich glaube nicht, dass es damit sehr viel zu tun hat, sondern eher, dass es stark in die von Sucram skizzierte Richtung geht. FAS157 ist vor allem ein"disclosure"-Thema, bedeutet also eine Menge mehr an Dokumentations- und Berichtsaufwand, ohne dass sich an der grundsätzlichen Bilanzierungsthematik auch nur irgendwas groß geändert hätte. Insoferne bedeutet das für eine Menge Nichtbanken tatsächlich nichts anderes, als eine Menge Mehraufwand für keinen erkennbaren Mehrwert. Die leicht hysterische Diskussionen zu FAS157 an diversen Orten im Web, u.a. auch in diesem Forum, zeigt mir denn auch, dass der FASB mit seiner Einschätzung so falsch vielleicht nicht liegt.
Persönlich glaube ich zudem, dass diese Verschiebung u.a. auch bedeutet, dass sich die längst überfällige Neufassung von SFAS141 (Business Combinations), ein Gemeinschaftsprojekt von FASB und IASB, das eigentlich schon im Dezember 2006 hätte abgeschlossen sein sollen, weiterhin verzögern wird. Details dazu erspare ich mir hier, aber in nuce: die Bilanzierung von Unternehmensübernahmen, Fusionen und ähnlichem wird nach diesem revidierten Standard einige revolutionäre neue Elemente enthalten, die alle stark auf die fair values ALLER übernommenen assets und liabilities abstellen, an die disclosure dieser fair values daher besondere Anforderungen gestellt werden. Für Connaisseurs: nach SFAS141 wurde in Dezember 2003 die ordentliche Abschreibung von Goodwill abgeschafft und nur noch durch allfälliges Impairment ersetzt. In der revidierten Fassung wird es ein paar ähnliche"Schmankerln" geben, u.a. dass ein Überschuss der fair values der übernommenen assets/liabilities über den Unternehmenskaufpreis, herkömmlich als"bad will" beim Eigenkapital in der Bilanz ausgewiesen, zukünftig als"bargain purchase" als"außerordentlicher Ertrag" in der G&V verbucht werden soll. Es lohnt sich also zukünftig, alles an fair values zusammenzukratzen, was eine Unternehmensübernahme hergibt, um mittels eines solchen"bargain purchases" die EPS ein wenig aufzupäppeln... logo, dass dann zu den so bilanzierten fair values ein paar Takte mehr in den Notes stehen sollten, und vor allem, nach welchem Verfahren (level 1,2,3) sie ermittelt wurden.
>Ohne weissgarnix vorwegzugreifen, meine ich doch, dass die Grenzen zwischen financials und nonfinancials nicht mehr korrekt zu ziehen sind.
Doch, in 9 von 10 Fällen natürlich schon, und"Grauzonen" gab es gelegentlich auch schon früher. Ein"financial asset" ist simpel und einfach nichts anderes, als eine Forderung auf Geld oder ein Instrument, dass eine Geldforderung beinhaltet. Financial Liabilities genau umgekehrt. Nach IFRS (analog vermutlich GAAP, aber das habe ich jetzt so im Detail nicht intus) kann ein"financial asset" eventuell auch nur"netto" bestehen, d.h. als positiver Saldo wechselseitiger financial liabilities unterschiedlicher Höhe bei der Partei mit der entsprechend niedrigeren liability... das spielt vor allem im Bankensektor eine Rolle.
Ein abschliessender Hinweis: eine liebe alte Bekannte, ihrerseits eine ehemalige Abteilungsdirektoren der SEC, die sich seit Jahre einen Spass daraus macht, in privaten Newslettern die Quartals- und Jahresberichte von NYSE-Firmen auseinanderzunehmen, hat mir vor ein paar Tagen einen Hinweis geliefert, nach welchem GAAP die Citibank als auch zB Morgen Stanley in den nächsten Monaten vermutlich tatsächlich eine Menge Stress kriegen werden: nach FIN45"Guarantees"... sowohl die Citi als auch MS haben nämlich in ihrem jüngsten 10Q offensichtlich berichtet, dass sie bereits in 2006 und davor"Garantien" hinsichtlich des"changes in an underlying related to an asset or a liability" gemacht hätten (nämlich im Zuge der Weiterveräußerung von ABS-Produkten), aus welchen ihnen nunmehr die bekannten Milliardenverluste erwachsen wären... So, und nach FIN 45 hätten sie jetzt diese Garantien prinzipiell bilanzieren müssen, eventuell aber mit"Null", weil die Underlyings ja alle"AAA" waren, aber in KEINEM Fall blieb ihnen die Notes Disclosure erspart. Sprich ein kurzer Hinweis im Anhang der da lautet"wir haben seit soundsovieltem Garantien in Höhe von X hinsichtlich Y abgegeben, die wir aber mit Null (oder welchem Wert auch immer) in den Büchern haben, weil der Himmel blau ist und die Sonne scheint, blablabla...". Haben sie aber nicht, sagt meine Freundin (und die ist normalerweise zuverlässig). Ergo fahren eine ganze Bataillon von Class Act-Lawyers in USA vermutlich bereits ihre Geschütze hoch und bei Citi, MS und einer Reihe mehr läuten wahrscheinlich sämtliche Alarmglocken... Ich betone nochmals an dieser Stelle: der Jeff Skilling von Enron hockt die nächsten 24 Jahre im Bau nicht wegen"Bilanzfälschung" im engeren Sinne, sondern wegen betrügerischer"Notes Disclosure" bzw. deren Unterlassung hinsichtlich sogenannter"Related Party Transactions". Insoferne müssen sich einige Jungs bei Citi & Co. vielleicht mit der Idee anfreunden, aus ähnlichem Grund (nämlich unterlassener Notes Disclosure, ob jetzt in betrügerischer oder fahrlässiger Weise sei mal dahingestellt) dem guten Jeff zumindest für ein paar Jährchen Gesellschaft zu leisten...
>Gruß!
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