- Ã-lpreisschocks als Vorboten extremer Goldpreishaussen? (Dank an Herrn J. Saiger) - black elk, 14.02.2001, 10:15
- Inflation ahead. - le chat, 14.02.2001, 11:21
- Re: Inflation ahead. - black elk, 14.02.2001, 11:42
- Inflation ahead? 1973 war vieles anders als heute! - Ecki1, 14.02.2001, 12:10
- Re: Inflation ahead. - le chat, 14.02.2001, 12:25
- Verstehe ich nicht! - Taktiker, 14.02.2001, 12:32
- Re: Inflation ahead. Sehr gute Debatte, die hier läuft - dottore, 14.02.2001, 14:01
- Re: Inflation ahead. Sehr gute Debatte, die hier läuft - Tobias, 14.02.2001, 14:34
- Re: Inflation ahead. Sehr gute Debatte, die hier läuft - le chat, 14.02.2001, 14:41
- Re: Inflation ahead. - buckfish, 14.02.2001, 16:37
- Re: Inflation ahead. Sehr gute Debatte, die hier läuft - Tobias, 14.02.2001, 14:34
- Re: Inflation ahead. - black elk, 14.02.2001, 11:42
- Inflation ahead. - le chat, 14.02.2001, 11:21
Re: Inflation ahead. Sehr gute Debatte, die hier läuft
Grüß Gott!
Obwohl ich (siehe auch mein Greenspan-Posting vorhin) auch langsam darüber nachdenke, ins Infla-Lager zu wechseln, möchte ich noch ein Mal die Gründe für eine Deflation kurz darstellen (gilt unabhängig vom JETZT):
1. Deflation setzt immer eine Inflation voraus. Eine Deflation"als solche", also von einem über lange Zeit stabilen Preisniveau aus, kann es nicht geben. Was wir im 19. Jh. erlebt haben, war zweierlei: Scharfe deflationäre Knicks (mit Crashs - was ja nix anderes als das plötzliche Einsetzen einer Defla am Aktienmarkt ist) und langfristig sachte sinkende Preise. Die kamen vor allem daher, dass es noch keine Monopolisierung der Arbeitsmärkte gab (kaum Gewerkschaften) und daher der ruhig dahin fließende Produktivitätszuwachs sich in den leicht sinkenden Preisen niederschlug. Ich kann ja den Produktivitätszuwachs entweder durch sinkende Preise (= Reallohnanstieg) oder durch steigende Löhne weiter geben.
2. Inflation entsteht immer durch Verschuldung, die nicht durch (dann"deflationär" wirkende) zusätzliche Leistung ausgeglichen wird. Daher der nicht zur Leistung zu zwingende Staat der Urquell aller größeren Inflationen ist. Am Ende der Inflation bleiben die alten Kredite stehen und die beginnen, langsam und dann immer stärker auf Erfüllung zu drängen, was zu Preiskämpfen führt und schließlich am Ende zu Notverkäufen bis hin zum"The more you pay (als Resultat eines Verkaufs), the more you owe (weil die verbliebenden Assets durch den Verkauf des ersten Teils der Assets weiter gefallen sind). Die Realverschuldung steigt entsprechend, d.h., es muss immer mehr geleistet werden, um die alten Schulden zu bedienen bzw. abzutragen. Dieser Prozess ist die berühmte"Einwärtsspirale", d.h. alles zieht alles nach unten (innen).
3. Ist die Deflation mit einer Rezession verbunden, kommen zusätzliche Zwangsverkäfe hinzu, außerdem drängen immer mehr Gläubiger auf Erfüllung bzw. kündigen die Kredite. Das Ganze treibt dann auf die deflationäre Depression (DeDe) zu.
4. Dieser Zustand ist erst zu Ende, wenn die alten Schulden gestrichen oder ausgebucht sind. Dann fehlt der"Druck", mit noch weiteren Preissenkungen bzw. Notverkäufen gegen zu halten.
Aufgrund der heute weltweit zu beobachtenden unstreitigen"Überschuldung" in allen Segmenten (Konsumenten, Unternehmer, Staat) ist beim Heraufziehen einer weltweiten Rezession mit der klassischen deflationären Folge zu rechnen. Wer dies nicht mit ins Kalkül nimmt, vollzieht den wirtschaftlichen Prozess über Zeit laufend nicht richtig nach.
Nun kann eine Defla mit vielerlei Mitteln"überlistet" werden. Roosevelts Goldaufwertung schaffte Zusatzkaufkraft out of the blue, es gab Schwundgeld (quasi Zwangsinflation, siehe Wörgl usw), man kann"Nettogeld" drucken (also ohne Gegenbuchung, die wiederum weitere Verschuldung wäre - was die Japaner versucht haben und kläglich damit gescheitert sind, da sie mit den Schulden für ihre Ankurbelngsprogramm gleichzeitig neue Guthaben schafften, die zur Zusatzverrentung führten), man kann auch versuchen, die Preise für die fallenden Assets zu stabilisieren, was z.B. schon Cäsar bzw. Tiberius versuchten, indem sie die"alten" Preise wieder herbeizaubern wollten bzw. Zwangskäufe zur Preisstützung verordneten (siehe Vortrag), was heute z.B. irgendwie in den Hirnen der Herren der Fed rumspukt (siehe voriges Posting dazu) oder was die EU macht, indem sie Rinder aufkauft (allerdings dafür zusätzliche Schulden macht und das ist dann wieder die japanische Variante).
Dass die Staatsverschuldung (wo sie noch vorangetrieben wird) nicht mehr inflationär wirkt, erklärt sich leicht aus dem"Tsatsiki-Effekt" (siehe"Krisenschaukel"): Zum Schluss steigen die Schulden zwar noch immer gleich hoch wie"früher", aber da sie zu einem immer größeren Teil aus Zinsbuchungen für alte Schulden bestehen, die ihrerseits nur gezeigt, aber nicht gezahlt werden, gilt (grosso modo): Steigen die Staatsschulden nur noch um den Betrag der Zinsen auf die bereits existierende Staatsverschuldung und werden diese Zinszahlungen nicht in konkreter Kaufkraft abgefordert (was entsprechende weitere Verschuldung erfordern würde), sondern"stehen gelassen", verpufft die steigende Staatsverschuldung absolut ohne jegliche Wirkung - weder auf Nachfrage noch gar aufs Preisniveau.
Deshalb ist das Arbeiten mit monetären Aggregaten, in denen jede Menge Staatsschulden stecken, ziemlich witzlos, weil ihr Anstieg zwar gewaltig sein kann, aber ihre Wirkung gering oder null.
So, was nun?
Auslöser bzw. Verstärker der Inflation (nächster Ã-lpreisschock, siehe Nah-Ost-Problem) würde die allseits latente Rezession verstärken, und damit die alten Kredite, die ja noch alle auf Bedienung und Rückzahlung warten, an die Oberfläche treiben. Und schon geht die Inflation in die Deflation über - und zwar weil z.B. ein Preisschock just der Trigger sein kann, der das Kippen in die Rezession erst richtig auslöst.
Ob und was eintritt, weiß ich nicht. Das System ist noch offen nach beiden Seiten. Und wir werden ganz genau schauen, was passiert.
Gruß
d.
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